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Erzähler vom Schwarzwald.

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Leleion Nr. 41.

Amtsblatt für die Stadt Mldbad.

verkttndigungsblatt

der Rgl. ^orstämter Vildbad, Meistern, Lnzklösterle rc.

Zeitung siir Politik, Unterhaltung und Anzeigen.

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Ernst Hackel

hal m Berlin zwei Vorträge gehalten. Ter erste betitelt M Entwicklnn gslehre oder K i r ch e n g L a u bc. Mel begann mit einem historischen Ueberblick über die vfhre von der Entwicklung der pflanzlichen und tierischen Manismen, dabei immer scharf zwischen den natürlichen «ch den supernatnralistischen Tendenzen unterscheidend. Ter erste, der die Gesetzmäßigkeit des Ganges der ganzen Weltmtwicklung auf mathematischer Basis dartat, war Laplace. Er war es, der auf die Frage Friedrichs des Großen:Wo bleibt denn in Ihrem Weltsystem Ptz für Gott'?" erwiderte:Tire, ich habe diese un- iegründete Hypothese nicht nötig!" Im Jahre 1772 »de das sogenanntebiogenetische Grund ge- IM festgestellt, wonach die Entwicklung der Pfanzen «ch Tiere aus Samen und Ei eine wunderbare Wieder­holung derjenigen Entwicklung ist, welche die Vorfahren des betreffenden Organismus im Laufe vieler Jahrtau­sende erfahren haben. Tas Problem der Ent st e h u n g der Arten löste der große französische Naturphilosoph samrack 1809 durch denTransformismus", der später den NamenTescendenz-Theorie" erhielt. Aehnliche Ge danken hatte auch Goethe gehabt. Erst T a r wi n war es, der der modernen Tescendenz-Theorie zur Aner­kennung verhalf. Daß der Mensch vom A ffen abstammt, ährte zunächst ein Freund Tarwins, der geniale englische Möge Th. Huxley, in einer kleinen Schrift näher aus, ns Tarwin selbst dieseFrage aller Fragen" mit der MM Wucht seiner wissenschaftlichen Bedeutung ent-

Tiese Darwinsche Theorie fand von Anfang au den mschiedensten Widerspruch der Theologen und der M ihnm verbündeten metaphisischen Philo­sophen. Aber auch die Fachleute selbst verhielten sich >i Anfang fast durchweg ablehnend. Als Häckel selbst ich 1863 auf einer Naturforscherversammlung in Stettin »diesen Anschauungen bekannte, erfuhr er die heftigsten Müsse, und ein Professor aus Göttingen bezeichnete sn ganzen Darwinismus als denlächerlichen Traum ines Nachmittagsschläfchens." Für die exakte Wissen- chast existierte das Problem der Entstehung des Mensche» Mach nicht. Sogar Virchow hielt 1877 in München M Rede, in der er den Darwinismus direkt staatsge- chlich nannte und seinen Abscheu gegen dieÄffen­de" aussprach. Virchows Autorität hat es wesentlich ^schuldet, daß sich der Darwinismus in Berlin viel cher Bahn brach, als in anderen Geisteszentren.

Aerztliche Klagen aus der Mandschurei.

Im Heft 3 der Russischen Medizinischen Rundschau

M. Pussepp, ein russischer Arzt, der bei der Mittgarde tätig ist:

Es ist bereits ein Jahr vergangen, seitdem wir unsere .auf dem Kriegsschauplatz unter den un- jNstlglten Verhältnissen ausgenommen haben. Keine M von Aseptik oder Antiseptik. Nichts von den üb Mm Vorsichtsmaßregeln. Denken Sie sich eine schmutzige MOische Hütte oder ein mit Staub bedecktes Zelt " der Nähe eines Weges, wo der Staub fast bis zum Minel hinaufsteigt: bald wird Kriegsmaterial gefahren, M galoppiert eine Ordonnanz, bald jagt mit Windeseile e Kavallerie vorbei. Das Wasser ist oft trübe und ,"hig. Irgendwo in der Ferne läßt sich ein ununter- »Mnes Knallen vernehmen, und in der Nähe des Ver- noplatzes explodieren Schrapnells. Eine ungeheure Muge von Verwundeten: 400 bis 600 auf jedem ^dandplatz, und alle sind in kürzester Zeit eingeliefert Manchmal müssen sie alle innerhalb 5 bis 6 .unoen gelabt und verbunden, dann muß für ihre weitere . usportierung nach den Tivisionslazaretten gesorgt A Tic Aerzte, drei oder fünf, verlieren dabei rasch Erschöpfung bemächtigt sich ihrer und dazu grübelnde Frage:Wem kommt der Sieg zu? ^^^vwlleicht unsere Truppen den Rückzug schon

den Arzt, der seiner ganzen Bildung und seiner . ,T^g nicht das geringste mit Kriegsdingen Mr während seiner früheren Berufstätigkeit Ml Salutschießen nie etwas Sehnliches gehört hat,

Wildbad, Mittwoch den I« April

Zunr Schlüsse des Vortrags beschäftigte sich Häckel mit den: Jesuiten-Pater Was mann. Wasmann hat erkannt, daß die katholische Kirche sich mit der Descendenzlehre abfinden muß, und er hat diese Abfindung übernommen. Aber wie bringt er, der Jesuit, das fertig? Unumwunden erkennt er die Descendenzlehre als zutreffend an. Tas kann er nicht anders, da er selbst gewichtige neue Beiträge zur Lehre von der An­passung in seinen Ameisenstudien geliefert hat. In dem 9. Kapitel sagt er nichts, was ein Tarwinianer hätte besser sagen können. In dem 10. Kapitel aber kommt die Reservatio und zwar so: Bei dem Menschen hat die Descendenzlehre Halt zu machen. Er bildet eine Art für sich. Durch ein Hin und Her von Sophismen, wie sie nur ein Jesuit Vorbringen könne, verdecke Wasmann die Schwächen seiner Beweisführung. In seinen Darlegungen über die Entstehung der ersten Lebewesen gehe der katho­lische Jesuit Wasmann mit dem evangelischen Jesuiten Reinke Hand in Hand.

Was lehrt Wasmanns Vorgehen? Die katholische Kirche macht mit der Descendenzlehre einen Kompromiß. Sie erkennt sie an. Was muß die Folge sein? Sie wird sich für seine Einführung in die Schule einsetzen und dies wird auf die Ministerien des Geistes in Preußen und Bayern nicht ohne Einfluß sein. Mit Hilfe der Ultramon tanen wird der Darwinismus in die Schulen cindringen. Es ist eine Ironie des Schicksals, daß die Darwinsche Lehre so gerade von dem Papismus ge­fördert wird.

Häckel, der schon beim Betreten des Saales mit leb­haftem Beifall begrüßt >vurde, erntete noch lebhafteren am Schlüsse.

Politische Rundschau.

England. Ter Kolonialminister Eham- berlain, welcher vor genau zwei Jahren mit seinem großangelegten schutzzöllnerischen Programm für ein bri­tisches Gesamtreich hervortrat, har nun endlich offen die Partie aufgegeben und beginnt abzu- rüsten. Seine Hoffnung, die Wählerschaften mitzu reißen, hat sich, wie wiederholt ausgeführt wurde, als trügerische erwiesen. Chamberlain hat infolgedessen letzter Tage eine Deputation von engeren Parteifreunden zum Ministerpräsidenten Balfour geführt und diesem bekannt gegeben, daß er auf jenen Teil seines Programms g ä u z- lich verzichte, der die Preise der heimischen Industrie- Produkte in England selbst verteuert hätte, und im >

wird die Forderung gestellt, die größte Kaltblütig- keit zu bewahren, da sie für die Beurteilung der Art e.er Wunden unentbehrlich ist. Ist das aber erreichbar? Ich halte es für ausgeschlossert. Mag er von Natur aus noch so kaltblütig und gelassen sein, er wird es doch kaum fertigbringen können, innerhalb 5 Stunden 100 Verwun­dete irr richtiger Weise zu verbinden: in 3 Minuten je einen Verwundeten. Tie ärztliche Hilfeleistung verwände t sich irr eine einfache, rasche Verbandanlegung. An ei e Unterbindung der Gefäße oder ähnliches wird kaum noch gedacht. Man ist schon froh, wenn es gelingt, bei einer Knochenfraktur einen unbeweglichen Verband anzulegen. Und dann die Frage, was ist besser: die Aseptik oder Antiseptik? Seitdem ich mich etwas näher mit den Zuständen im Kriege und mit den Bedingungen der ärzt­lichen Hilfe auf dem Schlachtfelde vertraut gemacht habe, gelangte ich- zur Ueberzeugung, daß. hier nur von der Antiseptik die Rede sein kann, besonders seitens der Heilgehülsen in den Bersch an zun gen. Tas anti- septische Material widersteht der Feuchtigkeit und dem Regen, in den Verbänden entwickeln sich keine Bakterien, während das aseptische Material rasch verdirbt und un­tauglich wird, sobald es dem Einfluß der Nässe ausge­setzt ist. Infolge dessen neige ich der Meinung zu, daß auf den Verbandplätzen die Antiseptik vorznziehen sei. Im Rücken der kämpfenden Armee wird man wohl von der Aseptik Gebrauch machen können.

Tie Verbandsplätze befinden sich in diesem Kriege in einem sehr beklagenswerten Zustande, weil sie fortwährend von der Artillerie beschossen tverden. Für die heutige Artillerie ist der Abstand von 5 bis 6 Kilometern eine wahre Kleinigkeit. Auf eine Entfernung

1905

übrigen die Retorsionspolitik Balfours, sowie dessen Vor­schlag einer neuen Kolonialkonferenz acceptiere, die sich mit der Frage eines engeren kommerziellen Anschlusses der Kolonien ans Mutterland befassen soll. Ter Austritt Chamberlains aus dem Kabinett Balfour vor achtzehn Monaten war somit völlig unnötig gewesen.

Portugal. Ter Minister des Aeußeren er­klärte im Senat auf eine Anfrage, daß die Nachricht des PariserTemps" vom Verkauf von portugiesisch Timor an Deutschland jeder Grundlage en tbe h r e.

O Paris, 17. April. Deputiertenkammer. Be­ratung des Gesetzentwurfs betr. die Trennung von Sraat und Kirche. Artikel 3 des Entwurfs betr. die Güter der öffentlichen Kultusinstitute wird mit 34l gegen 222 Stimmen angenommen.

Der Eisenbahueransstaud tu Italien

Rom, 17. April. In der aufs höchste gereizten öffentlichen Meinung Italiens besteht kein Zweifel da­rüber, daß der Ausstano der Eisenbahner tvcder materiellen noch moralischen Nutzen herbeiführen kann, sondern auf eine einfache Demonstration mit unge­heurem Schaden für das Land hinausläuft. Tie Nachricht von der Einstellung der Verkehrsverbindungen hat unter dem reisenden Publikum, zu dem Deutschland eiir ganz besonders gewaltiges Kontingent stellt, lebhafteste Beunruhigung hervorgerufen. Tic von Rom und Florenz abgehenden Züge werden von Fremden, die Ostern in Italien zubringen wollen, förmlich gestürm t. Ein Blatt berechnet den durch den Ausstand täglich allein für Rom und Florenz entstehenden Schaden auf 400000 Franken.

Rom, 17. April. Sämtliche Gewerkschaften lehn­ten es ab, gemeinsame Sache mit den Ausständigen zu machen. Der Generalstreik ist damit geschei­tert.

tz Rom, 17. April. Am Bahnhof in Rom feiert nur das Zugsporsonal; fast alle anderen Arbeiter sind tätig. Tie Züge fuhren heute mit nur wenig Minu­ten Verspätung; diese wurde hauptsächlich durch die Notwendigkeit verursacht, wegen der großen Zahl von Reisenden Wagen anzuhängen. Ter Bahnhof ist mit Militär besetzt; auch die abfahrenden Züge werden von Militär begleitet.

8 Neapel, 17. April. Hier ist das Zugspersonal

von 4 Kilometern läßt sich die Flagge des Roten Kreuzes sehr schwer erkennen. Und es ist auch kaum möglich, beim Artrllerieschießen eine derartige Genauig­keit zu beobachten, daß keine Kugel den Verbandplatz treffe. Wer in seiner ärztlichen Tätigkeit nur einmal unter Feuer gestanden hat, der wird es im Interesse der Verwundeten und ihrer sachgemäßen Behandlung vor ziehen, lieber in einer Verschanzung, mag sie auch an der Front gelegen sein, zu wirken, als im Rücken der kämpfenden Mannschaften auf der Ebene dem fortwäh- reirden Schießen der Artillerie ausgesetzt. Niemand dachte daran, an sd>en Verbandplätzen einen Erd wall oder eine Verschanzung zu errichten. Das wird noch heute für überflüssig erachtet.

Ter jetzige Krieg muß, wie mir dünkt, eine radi­kale Umwandlung in der Frage der ärztlichen Hilfeleistung auf dem Schlachtfelde herbeiführen. Be- sonders schlecht aber scheint es heute um die Verteilung der Verwundeten von den vorderen Positionen nach den Verbandplätzen und von da aus nach den Tivisions­lazaretten zu stehen. Wie es heißt, soll in Rußland eine barmherzige Brüdergesellschaft gegründet werden, die es sich zur Aufgabe gestellt habe, nach dem Kampfe das Schlachtfeld zu besichtigen und die Schwerverwnndeten aufzulesen. Ter Gedanke, eine solche Gesellschaft zu gründen, zeigt, daß man von den heutigen Schlachten und vom Zustande des Schlachtfeldes nach dem Kampfe keine Vorstellung hat. Besser wäre es, man sorgte lieber für eine genügende Anzahl von Transport-Kolon­nen, damit die Verwundeten recktrellm bandpsä^en gcMciM w ritt - 0 ^ .. S ?vrd'N tt r- n: . 1 N:. n : Ei >-