Deutschland. Ter Aus stand im Ruhrge­biet. Tie Harpener Bergbaugesellschaft hat au die Aus­ständigen die Aufforderung erlassen, sofort wieder die Arbeit aufzunehmen, widrigenfalls die Arbeiter sofort entlassen werden, wenn sie drei Schichten wirklich feiern. Ferner hätten die Arbeiter für 6 Arbeitstage nach der Höhe des Arbeitsverdienstes zu zahlen. Laut Tortmunder Morgenpost sind die Arbeiter in sämtlichen ^im Hörder Kreis gelegenen Zechen ausständig.

HandelSvertragSverhandlnngea.

Berlin, 10. Jan. Im Seniorenkonvent ließ Graf Bülow erklären, daß der Handelsvertrag mit Oester­reichs-Ungarn in etwa 14 Tagen vor den Reichstag komme. Zu gleicher Zeit würden auch die Verträge-mit den anderen Tarifvertragsstaaten vorgelegt werden.

AuS dem Ruhr-Revier.

K Bochum, 11. Jan. Für die nächsten Tage sind große Versammlungen von Bergarbeiterfrauen in Langendreher vorgesehen. Ter Ausstand hat das ganze Gebiet ergriffen. 30,000 Bergleute streiken, 25 Schächte stehen still.

Berlin, 10. Jan. Die Sozialdemokraten beabsichtigen, möglichst noch in dieser Woche im Reichstag über die Lage im Ruhrgebiet zn interpellieren. Im Landtag wird vermutlich das Zentrum ein Gleiches tun.

Rußland. TieErnennungWitte's zumMi- nrster des Innern wird jetzt amtlich bestätigt. Wie es heißt, soll Witte beabsichtigen, die durch kaiserliches Mas festgelegten Reformen unverzüglich durchzusühren.

Türkei. Die s yrische Bahnfr^rge. Der Sul­tan gab dem französischen Botschafter Cvnstckns die ernste­sten Zusicherungen in Betreff einer baldigen befriedigen­den Regelung der syrischen Bahn frage. Er er­suchte den Botschafter, sich mit dem Großwesir ins Ein­vernehmen zu setzen. Herr Constans hatte gleich nach der Audienz eine längere Besprechung mit dem Großtvesir.

Zur Lage in Marokko.

Paris, lO Januar. In dem Schreiben bittet der marvkkan. Minister deS Aeußrrn namens des Sultans die französsiche Regierung, die französischen Instruktoren in ihrem Amt zu belassen und gleichzeitig ersucht er den französischen Gesandten dringend seine Abreise nach Fez zu beschleunigen, um bezüglich der Reform seine Vor­schläge zu erteilen, denen nachzukommen, die marokkanische Regierung entschlossen sei.

Die amerikanische Flottenvorlage.

London, 10. Jan. In der Konferenz des Präsidenten Roosevelt mit den Parteiführern beider Häu­ser am Sonnabend griff der Sprecher des Repräsen­tantenhauses Channon die Flottenvorlage an, die weit über die Bedürfnisse des Landes hinausgehe; die Kosten müßten um 34 Millionen Pfund Ster­ling verringert werden. Diese Summe sei in erster Linie an den Werften zu sparen. Präsident Roose- velt trat dieser Ansicht entschieden entgegen. Tie Re­duktion des gegenwärtigen Zolltarifs, meinte er, tverde durch verschärfte Einfuhr und dadurch erwachsende Ein­nahmen an den Zöllen die Staatseinnahmen erhöhen.

Paris, lO. Jan. Die Deputiertenkammer wählte mit 265 Stimmen Doumer zu. ihrem Präsidenten gegen 241, die auf Brisson entfielen.

Kairo, 9. Jan. Lord Cromer teilte mit. er be abfichtige die ägyptische Regierung zu einem Rundschreiben an die Mächte zu veranlassen, in welchem die Anerkennung des Englischen als Gerichtssprache in demselben Maße wie der Französischen und Jialienischen verlangt wird Der französische diplomatische Agent erklärte, daß diese Frage von Frankreich in sehr freundlichem Sinne behandelt werden würde.

Der Kolonialkrieg in Siidwestasrika.

Berlin, 10. Jan. v. Trotha meldet, daß Hauptmann v. Fiedler eine Reihe von Patrouillengefechten hatte, wobei 21 Hereros fielen und mehrere Gewehre erbeutet wurden. Schweinitz halte ebenfalls Gefechte mit Herero­banden. Am 4. Januar überfiel er dl ei Werften bei Otitua, wobei 61 Hereros fielen und 5 gefangen ge­nommen wurden. Zahlreiche Gewehre wurden erbeutet. Infolge dieser Streiszüge stellten sich in Omaruru zahlreiche Hereros und gaben freiwillig ihre Gewehre ab. Am 6 Januar trieben HereroS Licht bei Okahandja 184 Ochsen ab. Strahler nahm ihnen davon 163 Ochsen wieder ab.

Vom ostasiatische» Krieg.

Gefangen.

In ausgedehnten Zügen gelangten die Trümmer der Besatzung von Port Arthur, 5000 Mann, aus dem Lager an der Taubenbucht arsi dem Bahnhof von Tschan- lingtsu an und wurden mit der Bahn nach Talny wciter- befördert, von wo aus sie in Transportdampfern unmittel­bar nach Japan weitergehen. Tie Gefangenenzüge boten einen ergreifenden Anblick dar. Tie Soldaten er­schienen in guter Gesundheit, zeigten aber die Spuren der erduldeten Strapazen. Tie japanischen Soldaten boten ihnen Bier, Nahrungsmittel und Zigarren an. Tie E sen- bahnlinie ist jetzt bis nahe an Port Arthur ausgebessert, so daß bald wieder die Züge verkehren können. Tie Tele­phon- und die Telegraphenverbindung sind wieder her­gestellt.

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Eine romantische Geschick) te wird von der Front erzählt. In der Nacht zum 15. November beobachtete ein Vorposten eine europäische T am e, die sich langsam den japanischen Reihen näherte. Ter Vorposten nahm die Dame gefangen und brachte sie zum Hauptquartier. Hier erklärte das 22jäh ige junge Mädchen, sie sei russische Krankenpflegerin und habe gehört, daß die Japaner ihren Bräutigam, einen russischen Offizier, dessen Photographie sie bei sich

trug, gefangen genommen hätten. Nun wünsche- sie ihn aufzusuckM und mit ihm vereinigt zn sein. Zuerst glaubten die Japaner eine verkappte Spioniu vor sich zu haben. Schließlich aber überzeugte man sich von der Wahrheit ihrer Worte. Ob man sie nach Matsuyama oder zu Kuropatkin zurückgeschickt hat, wird nicht weiter berichtet.

Stössel erhält Nachricht über Kuropatkin und die baltische Flotte.

In der Unterhaltung, die der japanische Stabsosficher Hauptmann I st um o da mit General Stössel hatte, fragte Stössel, wo General Kuropatkin stehe. In der- Nähe von Mukden, war die Antwort. Stössel er­klärte, daß er seit dem 6. Oktober, dem Tag, an welchem Kuropatkin ihm das baldige Eintresieii von Einsatz an­zeigte, ohne Nachrichten geblieben sei. Ein aus Port Ar­thur ansgesandter Chinese habe berichtet, Kuropatkin stehe bei Kintschou, 20 Meilen nördlich von Port Arthur. Tie Mitteilungen Jstnmodas betreffend die Niederlage und dm Rückzug KuropatkinS müßten unrichtig s in. Jstnmoda berichtete dann Genera! Stössel genaue Ein­zelheiten und zeigte ihm auf der Kane die Stellung der beiderstitigen Armeen am Schahv. Etwa 60 0> 0 Nimm seien gefallen. Stössel fragte sodann nach dein Stand­punkt der baltischen Flotte. Bei der Mitteilung Jstnmodas, sie habe das Kap der guten Hoffnung noch nicht umfahren, erbleichte der General und schrie ver­zweifelt aus: Ohne Port Arthur ist es unnütz, daß die Flotte ihren Weg sortsetzt. Jni weiteren Verlauf der Unterhaltung äußerte Stössel, die Ursache des Krie­ges sei die, daß Rußland die militärischen Eigen­schaften und die Macht Japans unterschätzte. Trr erste Angriff auf Port Arthur sei überraschend gekom­men. Tie Garnison sei mir 20003000 Mann stark und die Befestigungen seien unvollständig gewesen.

)-( Berlin, 10. Jan. Ter Kaiser hat den Gene­ralen Stössel und Nogi in Anerkennung der von ihnen und ihren Truppen bei der Belagerung von Port Arthur bewiesenen großen Tapferkeit den Orden Pourle merite" verliehen und den Zaren und den Mikado um die Zustimmung zu der Auszeichnung gebeten.

Tokio, 10. Jan. General Nogi meldet, daß die Generalmajore Ni kitin und Baile und der Admiral Wiren in die Gefangenschaft gehen und außer Ge­neral Stössel die Generalmajore Ries, Radien, Kostin- kosf, -die Admirale Fürst Uchtomski, Gregorotvitsch und Roschtilisky und der Chef des Jngenieurkorps, Rindebock, auf Ehrenwort entlassen würden.

Tschifu, 10. Jan. Temnächsst werden Kämpfe am Liaofluß erwartet.

Port Said, 10. Jan. Das russische Ge­schwader unter dem Kommandeur Petrowsky ist hier angekommen.

Die Hüller Kntersuchungskornrnission.

Tie Kommission hielt Dienstag eine recht lebhafte Sitz­ung über die Regelung der weiteren Einzethesien ihrer Geschäftsordnung. Der Vertreter Englands war der Meinung, daß ihm als Vertreter der klagenden Partei sowohl bei der Debatte, wie bei den Zeugenverhören zu­erst das Wort erteilt werden müsse. Ter Vertreter Rußlands verwahrte sich energisch dagegen, daß seiner Regierung die Rolle eines Angeklagten zugesprocheu werde. Er protestierte dagegen, daß die öfe nt siche Mein­ung Europas und besonders diejenige Englands selbst zu Ungunsten Rußlands beeinflußt werden könnte, und be­tonte, daß Rußland in erster Linie den Anspruch habe, die nötigen Aufklärungen zu liefern. Schließlich entschied sich jedoch die Kommijsion, daß dieEngländer zuerst das Wort erhalten sollten.

Tages-Nachrichten.

ID Wildbad. 10. Januar. Im Landesbadspital Katharinen st ist werden auch in diesem Jahre von Mai bis September an bedürftige Kranke von n mttcmb. Staatsangehörigkeit auf vorschriftsmäßiges Ansuchen sehr weitgehende Vergünstigungen gewährt. Dieselben be­ziehen sich auf fre^e Bäder mit unentgeltlicher Aufnahme und Verpflegung in dem Katharinknsttst, dann freie Bäder mit einem Gratial von 25 Mk. und ohne Gratial und endlich auf Ausnahme in das Katharinenstift gegen Entschäd gnng.

s -Stuttgart, 9. Jan. .Herzog Albrechr Eugen, der 2. Sohn des Herzogs Albrecht von Württemberg, feierte gestern seinen 10. Geburtstag. Ans diesem Anlaß stattete ihm der König einen Glückwunschbesuch ab und ernannte ihn zum Leutnant im Grenadier Regiment .König Karl."" So berichtet dasS. Korr.-B."

!! Stuttgart, 10. Jan. Sturm. In der letzten Nacht tobte h er, NI Reichenbach, Kirchheim u. T. u. a. O. zwischen l und 2 Uhr ein heftiger Gewitter sturm mit Schnee und starkem, wenn auch nur kurze Zeit anhaltendem Regen.

M LudwigSburg» 10. Jan. Ueberfahren ließ sich der auS Bünnighsim gebürtige Rekrut von dem 7.10 Uhr von Stuttgart kommenden Personenzug.

tr Klei«, 10. Jan. Abgebrannt ist das Wohnhaus des Auginl Haag.

-- Bellberg. 10. Jan. Ertrunken ist am Erschein- ungsfest in Eschenau der 13 Jahre alte Sohn des Maurers Jahnle daselbst im Bühlerfluß.

/ Hall. 10. Jan. Abgebrannt ist daS zwischen Großaltdorf und Lvrenzenzimmern allein im Felde stehende Anwesen des Söldners Georg Hofmann.

r, Ellwangen, lO Jan. In Stetten fiel ein 17 jähriges Mädchen in der Scheuer herunter. Es erlag den Verl tzunarn

Reutlingen» 10. Jan. Eine freie Küferinnung für die Odcrämter Remlingen, Urach, Nürtingen, Tübingen, Rottenburg und Balingen wurde gestern hier gegründet. Es Hanen sich 36 Küfrrmeister eingesunden, d. i. ungefähr der dritte Teil der selbständigen Küfer in den bezeichneten Obcrämlern; Vertreter von Tübingen und Nürtingen fehlten. 33 Herren traten der Innung bei. Als Vorstandsmitglieder wurden gewählt die Herren E. Huß s Obermeister), Ad. Epp (Kassierer» und Johs. Bohrer Reutlingen, Tröster Metzingen und Wollensack-Rottenburg.

P Urach. 10. Jan. DaS LiebeSpfand. In Witt­lingen ließ auf etwas eigentümliche Art ei« verlassener Bräutigam ein ehemaliges LiebeSpfand zurücksordern. Tr schickte 4 handfeste Burschen in daS HauS seiner ehemaligen Schwiegereltern io spe und forderte durch diese ein volle- Mostfaß zurück. Die Rückgabe wurde verweigert, darauf gab eS eine Rauferei, bis schließlich die Polizei Frieden stiftete.

O Tübingen» 10. Jan. Selbstmord? Leit einigen Tagen ist der Kassendiener der Feuerwehr und der Gewerbe­bank, Lolkhammer, abgänaig- Die Nachforschungen über ihn waren ohne Erfolg. Man . ermutet, daß er selbst den Tod gesucht hat.

D Hechingen» lO. Jan. Rangiererelend. Gestern geriet der ledige Hilfswärter Heckmann von Bodelshausen beim Rangieren unter die Maschine, wobei ihm beide Beine, das eine oberhalb das andere unterhalb des Knies, sowie »in Arm abgefahren wurde. Außerdem erlitt er noch eine schwere Kopfverletzung. Aus dem Transport ins Kranken­haus starb Heckrnann.

Sigmartnge». 10. Jan. Der Kommunallandtag hat den bisherigen Vorsitzenden tzofkammerrat und Justitiar Hülsemann einstimmig atS Vorsitzenden wiedergewählt.

Neuron» 9. Jan. Der Gasthof zurSonne" ist um 80000 Mk. in den Besitz der Klosterverwaltung über gegangen.» Dir bisherige Besitzerin derSonne", Frau Beck Witwe, übernimmt als Pächterin den neuerbauten, impo­santenKlvsterhos". MS Hotel und PensionshauS dürfte derKlosterhof", der mit allem Komfort der neuzeitlichen Hvteleinrichtunge» auSgestattet ist, seinesgleichen suchen. Der Pachtschilling beträgt 5000 Mk. Sodann soll daS Pilger- hauS zumStern" als Logierhaus eingerichtet und von dem Besitzer des Letzteren der Betrieb des Gasthofs zurSonne" übernommen werden.

Saulgau, 10 Jan. Gestorben ist an den Folgen eines SchlagansallS Oberamtsrichter Weber.

tz Konstanz» 10. Jan. Der Gymnasiumneuba« ist nun definiuv beschlossene Sache.

Pom Schwarzwald» 9. Jan. Ein Verkehrsidyll, das zum Kapitel der mehr und mehr zu Ende gehenden Postkutschen Romantik gehört, ist am Neujahrsmorgen auf der Strecke X U passiert. In X pflegt der für die dortige Posthalterei arbeitende Schmied zum fröhlichen Sylvester den Postillonen ein kleines Gelage zu geben, das sich Heuer bis in die dämmernden Stunden des jungen Jahres hinzog. Nichtsdestoweniger war der Postenführer von A 5.20 Uhr auf seinem Posten und fuhr, samt zwei Passagieren, mit einem feuchtfröhlichenTrara!" zum Tore hinaus, um bald darauf, ebenso feuchtfröhlich in Morpheus' Arme zu sinken. Nun das hätte kaum viel zu bedeuten gehabt, wenn nicht die Gäule, die sonst ihren Weg immer gut allein wissen, anscheinend auch durch den Jahreswechsel etwas ir­ritiert gewesen wären. Dort wo die Straße von T links nach N, recyts nach einem dritten Orte abzweigt, kam das Verhängnis: Die Reichspostrosse dampften diesem dritten Orte zu statt nach A! . . . Ein schreckliches Erwachen! Rückwärts, rückwärts, Don Nodrigoü . . . Zwei Stunden Verspätung an sämtlichen Stationen! Am 1. Januar, diesem am schwersten belasteten Bestelltage innerhalb zwölf Monaten! Hier in D soll ein Assistent den verkehrt ge­fahrenen Verkehrssördrrer nicht gerade sanft empfangen haben,So was ist mir aber denn doch noch nicht vorge­kommen!" hauchte der Gewaltige. Und mit ehrlichen Augen gibt, so schreibt man derFrbg Ztg.", daraus der Postler zur Antwort:Mir auch noch nicht."

§ Heidelberg» 10. Jan. Redakteur Wellmann si. Nachdem gestern die irdischen Ueberreste des so plötzlich auS seiner segensreichen Berufsarbeit gerissenen Redakteurs Well­mann aus Stuttgart hierher überführt morden waren, fand heute Vormittag die Einäscherung statt Eine kleine Trauerfeier ging ihr voraus und wurde mit dem Gebet des Geistlichen eröffnet. Alsdann hielt Redakteur Oeser im Namen der Kollegenschaft der Frankfurter Zeitung die Ge­denkrede. Für die Frankfurter Societätsdruckerei sprach Direktor Curti, indem er mehrere Kränze niederlegte. Bankier Hohenemser widmete im Namen des engeren Aus­schusses der dcuischen Volkspartei, Präsidem Payer-Stutt- aarl im Namen der deutschen Volkrpcutei Württembergs, Redakteur Lippe Karlsruhe namens der badischen Demo­kratie, Redakteur Hörth-Frankiurt für den Frankfurter Journalisten und Schriftsteller Verein, Chefredakteur Dr. Katz Karlsruhe> den Karlsruher Schriftsteller und Jour­nalistenverein und Redakteur Junge-Stuttgart für den württembergischen Journalisten und Schriftsteller-Verein herzliche Worte, indem sie Kranzspenden niederlegten.

X München» 10. Jan. Ein starkes Gewitter mit Schneesturm ging hier nieder. Ter Blitz schlug in das städtische Elektrizitätswerk ein und verursachte dort eine teil­weise Störung.

Köln» 10 Jan. Polizeimißgriff. Gestern Abend wurde am Schalter des Hauptpostamts ein Beamter einer angesehenen Kölner Firma durch einen Schutzmann ver­haftet und durch die sich ansammelnde Menge gefesselt abgcführr. Der Verhaftete protestierte und bat, man möge ihn doch nur auf daS einige Schritte entfernte Bureau seiner Firma zwecks Feststellung seiner Personalien führen. Der Schutzmann zeigte sich indessen gegen Liese vernünftige Vorstellung taub und der Herr konnte nur so viel erreichen, daß er auf seine Kosten mittelst Droschke nach dem Polizei­präsidium gebracht wurde Von Bekannten wurde die Firma von der V rhaftung benachrichtigt und der Prokurist srtzte sich mit dem Polizeipräsidium in Verbindung, worauf man den schweren Mißgriff einsah und den Verhafteten freiließ. Er war mit einem steckbrieflich verfolgten Post­beamten aus dem Kohlenrevier verwechselt worden.

ß Berlin, 11. Jan. Ern Handelsmann er­mordete seine drei Kinder im Alter von 3/4 bis 5 Jah­ren, indem er sie an den Bettpfosten aufhängte.

)!t Berlin. 10. Jan. Der Hofzahnarzt Sylvester, der auch den Kaiser und seine Familie behandelte, hat sich heute früh erschossen.

O Berlin, 11. Jan. Ter Streik in der Holz­industrie ist beigelegt.

> Berlin, 10. Jan. Die Retchsbank setzte den Wechseldiskont auf 4 Proz. und den LombardzinSsuß auf 5 Prozent herab.

Aachen. 10. Januar. Der Mörder des Pfarrers Thöber in Gelsenkirchen, Metzgergeselle Hudde aus Schalke, ist hier in einer Herberge verhaftet worden.

Thörl bei Aflenz, 9. Jan. Infolge eines Wirbel­windes ist der gestern um 7 Uhr früh in Kapfenberg