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mit Erzähler vom Schwarzwild.
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in ärrSiaclt vierirljiidrl. M.I.20 m»nail. 40 ?t.
bei »Ilrn «am psrtanrlrltrn »»<> Koten im OM- u. N«ch- doroMvekkehf viertelj. M.I.20 »urrerhrld ckerrelben M. I.ZO, dieru Lrrietzgeiä ZV?kg.
keleton Nr. 41.
Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der Ugl. ^orstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc.
Zeitung für Politik, Unterhaltung und Anzeigen.
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koklomen IS ?tg. Oie petitreile.
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reiegrsmm-k<lrerrk: Zchwarrwäläer lllilädrä.
>r. 9
Wilbbob, Donnerstag be« IL. Ja»sar
1905
Deutschland und England.
Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hat Montag die Welt durch eine hochgradig inspirierte Kundgebung Wer die „angeblich politisch^ Spannung zwischen Deutschland und England" überrascht. Es wird da dementiert, was kein seriöses Blatt behauptet hatte, daß ein „gereizter Notenwechsel" zwischen London und Berlin stattgefunden habe. Es wird zugegeben, daß sich allerdings ein paar englische Zeitschriften in aggressiven Artikeln gegen Deutschland gefielen, daß aber zu einer Verwicklung mit Großbritannien jeder Anlaß „fehlt und fehlte". Das ist sehr beruhigend, aber warum denn dieser ganze Apparat, wenn eigentlich, nichts vorliegt? Offenbar ist wenigstens der unmittelbare Anlaß des nord-< deutschen Beschwichtigungsversuchs ein Leitartikel, der in der Londoner „Morning Post" gestanden hat und die düsteren Wolken am deutsch - englischen Horizonte sehr gründlich behandelt. Ten Stoff zu diesem Artikel lieferte dem englischen Blatte sein Berliner Korrespondent und der wiederum bezog sich, — hier stößt man endlich auf etwas Greifbares — auf alarmierende Aeußerungen, dir der nationalliberale Abgeordnete Paasche am 4. Jan. in einein Verein seiner Parteigenossen in Kreuznach gemacht hat. Deutschland, sagte Herr Paasche, sei vor einem Ueberfall der Engländer nie sicher. Er wisse genau, das; Deutschland in der letzten Woche einer größere Gefahr kriegerischer Verwicklungen mit England viel näher war, als es viele sich, hätten träumen lassen, daß es aber unserer Diplomatie gelungen sei, die Gefahr geschickt, wenn auch mit Schwierigkeiten, zu beseitigen.
Es bedarf wohl nicht erst der Feststellung, daß die sensationellen Mitteilungen des nationalliberalen Abgeordneten nicht wahr sind. Aber die Aeußerungen des Herrn Paasche stehen nicht vereinzelt da. Zunächst fügt der schon erwähnte Korrespondent der „Morning Post" seinem Berichte hinzu, auch er höre seit Wochen von einem bevorstehenden Kriege zwischen Deutschland und England reden. Seine Informationen gingen auf Aeußerungen hoher Beamten des Auswärtigen und des Reichs- marine-Amtes zurück. England, so heiße es, habe in einem Ultimatum von Deutschland die Einstellung weiterer Flottcnbauten gefordert. Darauf sei in Kiel die Mobilmachung der Flotte und in Cuxhaven die Errichtung eines Departements für die Küsten Verteidigung angeordnet worden. Tie Lage sei so gefährlich gewesen, daß der Krieg erst „im letzten Augenblicke und durch das persönliche Eingreifen des Königs Eduard" verhindert worden sei. Endlich wollen wir noch erwähnen, daß in der „Basler Zeitung" der Berliner Korrespondent des Blattes mitteilt, er höre von einer hochstehenden und wohlunterrichteten Persönlichkeit, „daß man im Großen Generalstäbe davon überzeugt sei, daß England sich zum Kriege gegen Deutschland rüste und voraussichtlich im Frühjahr der Konflikt zum Ausbruch kommen werde."
„Zeitungsgerede" — so werden derlei unbequeme Meldungen der Presse von Amtswegcn vor dem Publikum gebrandmarkt. Wer die Technik des publizistischen Betriebes kennt, weiß, daß sehr selten etwas rein erfunden wird; nun gar eine Nachricht nicht, die ungefähr gleichzeitig an so verschiedenen Steilen auftaucht. Wer allerdings die Uebeltäter sind — in Berlin müssen sie wohl sitzen — das ist unbekannt. In M ar in e kr ei s en werden sie doch nicht zu finden sein? Sollte das ganze Geranne mix. veranstaltet werden, um Stimmung für die Flotte oder Flott cnneu bauten zu machen, so wäre das, mari stelle sich zur Seemachtpolitik, wie man will, geradezu ruchlos. Tie „Morning Post" äußert bereits die Ansicht, es stecke weiter nichts dahinter als der Wunsch, ein neues Marineprogramm durchzudrücken. Sollte man das wirklich glauben? Ob nicht die Flottenschwärmerei des Abg. Paasche die Engländer auf diese Vermutung bringt?
Die baltische Flotte
Tic von englischer Seite verbreitete Nachricht, daß die russische Regierung beschlossen habe, die unter dem Befehl des Admirals Roschdjestwensky stehende Flotte zurückzuberufen, verdient keinen Glauben. Tie baltische Flotte
oder wie sie offiziell heißt, das Zweite Geschwader des Stillen Ozeans — das erste ist in Port Arthur vernichtet worden — war aus Rußland abgeschickt worden, um die japanische Flotte in: Fernen Osten zu bekämpfen. Daß der Hauptzweck der Flotte der Entsatz von Port Arthur war, hat man auf russischer Seite entschieden bestritten, denn in unterrichteten Kreisen von Petersburg rechnete man schon vor Monaten mit den, Fall der Festung. Durch die Kapitulation Port Arthurs ist also in denl Programm der baltischen Flotte nur insofern eine Aenderung eingetreten, als dieselbe keine solche Eile mehr hat, an den Feind zu kommen. Eine Rückberufung der Flotte wäre gleichbedeutend mit dem Geständnis der russischen Regierung, daß sie einen Kampf gegen die japanischen Schiffe für hoffnungslos hält. Dächte nian in Petersburg wirklich so, dann könnte man in der Tat nichts ^besseres tun, als sofort Friden zu schließen, denn ohne eine Bekämpfung der japanischen Flotte wird ein entscheidender Sieg der russischen Waffen zu Lande für unmöglich gehalten. Außerdem würde eine Rück- bcrufung der Flotte in Rußland selbst für mehr demütigend gehalten werden, als die Kapitulation Port Arthurs. Unter solchen Umständen ist es sehr wahrscheinlich, daß die baltische Flotte zunächst in den Gewässern von Madagaskar bleiben wird, wo ihr von französischer Seite jede Unterstützung zuteil werden kann, die sich mit einer wohlwollenden Deutung der Neutralitäts-Bestimmungen vereinbaren läßt. Nach zwei Monaten hören die Stürme auf, welche um diese Zeit die Schiffahrt aus dein Indischen Ozean oft gefährlich machen, und bis Ende März können auch die Verstärkungen, die sich bereits auf dem Wege zum Geschwader des Admirals Roschdjestewnsky befinden oder in den nächsten Tagen abgehen sollen, diesen erreichen. Da auch General Kuropatkin die Absicht haben soll, während der nächsten Monate stille zu halten, so wären Kämpfe zu Wasser oder zu Lande nur für den Fall zu erwarten, daß die Japaner angreisen. Dazu scheinen diese aber auch! keine Lust zu haben, und so wird wohl noch, einige Zeit vergehen, bis die Gegner sich wieder zu messen versuchen.
Der liberale Zusammenschluß.
Noch bis vor kurzem hörte man oft sagen, die Annäherung der bürgerlichen Linksparteien sei nur ein schönes Phantasiegebilde; die ganzen Einignngsbestrebungen seien bloß papierne Demonstrationen. Jetzt hat sich das Blatt gewendet und die Gegner des Liberalismus rechts und links fangen schon an, lange Gesichter zu machen und zu schimpfen.
In Baden, Wü r ttember g und Bayern haben die letzten Tage bedeutsame Kundgebungen gebracht, die dem weiteren Aufmarsch der Parteien die Richtung weisen; Elsaß-Lothringen war mit teilweilen gemeinsamen Aktionen der liberalen Elemente bereits vorausgegangen. In Baden und in Bayern hat sich der Anschluß im Hinblick auf die Landtagswahlen vollzogen, lieber das bayerische Vorgehen berichteten wir bereits in gestriger Nummer. In einer Karlsruher Versammlung, die sich mit dem Zusammenschluß der liberalen Parteien für die bevorstehenden Landtagswahleo in Baden beschäftigte, führte der demokratische Abg. Prof. Heimburger aus, daß zwischen den Führern der liberalen Gruppen Ab machjungen bezüglich eines taktischen Zusammengehens getroffen worden seien. Mit Recht sei auch hervorgehoben worden, daß ein solches Bündnis, wenn es von Segen sein soll, von Tauer sein müsse. Man müsse dafür sorgen, daß die Uneinigkeit der Liberalen für die Zukunft nicht wiederkehre. Es gelte, nicht alte Wunden aufzureißen, sondern an die Zukunft zu denken.
Für den demokratischen Flügel liegt bei diesen Einigungsbestrebungen'— so meint die „Temokr.Korresp." — eine besondere Genugtuung darin, daß nicht etwa ein verschwommenes Sammelsurium das Ziel ist, bei dem jede Eigenart preisgegeben werden müßte, sondern daß in der Hauptsache die gegenseitige innere Bekämpfung znrücktreten soll. Es ist nicht nötig, die alten Formen zu zerbrechen und gewaltsam ein neues Gebilde zu konstruieren. Es bleibt Raum für die Betätigung aller Kräfte nebeneinander. Man wird eben die
Fragen, die durch die gegenwärtige Entwicklung in den Vordergrund geschoben worden sind, gemäß ihrer natürlichen Bedeutung als die Hauptsache behandeln, dann hat der „Block der bürgerlichen Linken" große Aufgaben zu lösen. Einverständnis und Zusammenarbeit sind die einfache Folge!
Württemb. Landtag.
o Stuttgart, 10. Jan.
Auf der Tagesordnung steht heute als erster Punkt „Bericht der Kommission für Gemeinde- und Bezirksordnung über den Entwurf einer Gemeindeordnung." Ter Berichterstatter Abg. Haußmann-Balingen begründet den Art. 252 der neuen Gemeindeordnung, der vom Beschwerderecht der Gemeindebeamten gegenüber den Aufsichtsbehörden handelt. Nach einer ins Weite gehenden Debatte, an der sich wiederholt die Abgg. Nieder, Lie- sching, Haußmann-Balingen, Staatsrat v. Fleischj- hauer und Minister v. Pischek beteiligen, wird der Artikel in der Kommissionsfassung unter Berücksichtigung des Antrags Nieder und des — geänderten — Antrags Hauß-- mann angenommen. Art. 253 und 254 werden ersterer rasch, der zweite mit einem Eventualantrag Gröber-Nieder angenommen. Man kommt zum XI. und letzten Abschnitt „Uebergangs- und Schlußbestimmnngen" Tie Artikel 256—260 beziehen sich auf die Magistrats-Verfassung für die großen Städte und werden wie diese aus Antrag des Berichterstatters Kraut an die Kommission zurückverwiesen. Art. 261—264 werden nach der Kommissionsfassung genehmigt.
ReichstagS-Brief.
O Berlin, 10. Jan.
Nachdem die ziemlich! spärlich versammelten Abgeordneten einander prosit Neujahr gewünscht Häven, und nachdem Graf Ballestrem einen solchen Wunsch der Allgemeinheit dargebracht hatte, besprach man in den einzelnen Gruppen teils die interessante Depesche von der Verleihung des Ordens pour le merite an die Generale Stössel und Nogi, teils die überraschenden Mitteilungen des Reichskanzlers im Seniorenkonvent über die Vorlage des Handelsvertrages mit Oesterreich- Ungarn und der übrigen Handelsverträge. Währenddessen begründete der konservative Abg. v. Saldern eine Resolution, wonach die Rentenzahlungen der Jnvaliden-Ver- sicherung auch dann nicht ausgesetzt werden sollen, wenn der Empfänger im Aus lande zur Herstellung seiner Gesundheit weilt. Nach einstündiger Debatte wurde die Resolution nnstimmig angenommen. Tann kamen Resoluttonen und Petitionen über das unerschöpfliche älte Thema der Lehrlingsausbildung, der Gesellenprüfung und des B efä higun g s aus weises im Baugewerbe. Tie Nationalliberalen hatten einen neuen Abändernngsantrag eingebracht (ohne die Forderung des Befähigungsnachweises). Ein Antrag Auer wollte über die ganze Frage des Befähigungsnachweises zur Tagesordnung übergehen. Es redeten dann eine große Reihe Abgeordneter zur Handwerkerfragc. Aber überzeugt hat auch heute keiner den anderen von dein rechten Weg und übe- dem Hause lag eine schläfrige Stille.
Politische Rnndfcha«. Württemberg. Die Kommission der Kammer der Abgeordneten für die Gemeinde- und Bezirksordnung hat am Dienstag die Beratung über die verschiedenen Grundfragen bezüglich der Verfassung für die großen Städte fortgesetzt. Es wurde ein Antrag Keil, den Proporz in allen Gemeinden obligatorisch ein znführcn, mit 14 gegen 2 Stimmen, ein Antrag Rc m- bold, die Proporttonalwahl in allen Gemeinden mit über 4000 Einwohner obligatorisch einzusühren, mit 11 gegen 5 Stimmen abgelehnt. Ein Antrag Kraut ans obligatorische Einführung der Proportionalwahl in Gemeinden mit über 10000 Einwohner wurde mit 14 gegen 2 Stimmen und endlich ein Antrag Liesching, die Mitgliederzahl des Gemeinderats und des Bürgeraus- schusscs gleich zu machen mit 12 gegen 4 Stimmen angenommen. Auf Grund dieser Abstimmungen wird nun der Berichterstatter Liesching neue Anträge ansarbeiten.