einzelnen Parteigenossen verübt wurde, ein freventlicher Mißbrauch, den ein einzelner Parteigenosse mit seinem Part!iamte getrieben hat... Har Mehring nicht recht, dann darf derRadikalisinus" anfatmeu, wenn er von einem so zuchtlosen Mitkämpfer befreit wird. Bon disziplinlosen Elementen, die ihre Eitel­keit und ihr persönliches Bosheitsbedürfnis über alles sehen, kann keine Partei und auch keine Richtung" irgend welche wirkliche und dauernde Förder­ung rwarten_ Die Rolle, die Genosse Franz Mehring

in den legten dritthalb Jahren als leitender Redakteur derLeipziger Bolkszeitnng" gespielt hat, ist.entweder die eines Parteiretters gewesen mrd dann wird man den Mann auf seinen richtigen Plag stellen und endlich auf seinen Rat hören müssen, oder aber die eines journalistischen Amokläufers, und dann wird man ihn eben unschädlich machen müssen. Leisetreterei und zarte Rücksichtnahme sind nicht am Plage, wo die Existenz der Partei ans dem Spiele steht. Nur das eine oder das andere kann das richtige Mittel sein, der schmerzlichen Krise ein Ende zu bereiten, in der sich die Partei seit drillhalb Jahren hinschleppt. Aber so ivie bisher geht es nicht weiter, kann es nicht weiter gehen, wenn die Partei nicht zu m Kittderspott wer­den will!"

So der sozialdemokratische Führer v. Volkmar über du Sozialdemokratie! Diese ist selten von einem Geg ner der Sozialdemokratie so schlecht hingestcllt worden, wie jetzt von namhaften Sozialdemokraten selbst.

Politische Rrkudschau.

Württemberg. 4k ichts bekannt ist an zustän­diger Stelle von der Msicht, den Landgerichtsrat Grö­ber in eine höhere Stelle zu befördern.

Stuttgart, 3. Jan. Der Landtag nahm heute wred- r die Beratung der neuen Gemeindeordnung and Er erledigte die Artikel M6234, die fast aus- sückieftlick. nach den dlnträgen der Kommission ange­nommen wurden.

Zur Lage in ttugaru.

kJ Budapest, 4. Jan. Die Fusion der Nationalen, Klerikalen und Kossuthpariei kam heme, nach einer Depesche der .Frkf. Ztgck zu Stande. Die somit geschaffene vereinigte Ovvosilion wird der Thronrede fern bleiben.

X Budapest, 4. Jan. Der ReichSrat wurde heule aufgelöst. Graf Apponyi protestierte gegen die Auflösung desselben als verfassungswidrig.

Zur Lage iu Marokko.

chss Tanger, 4. Febr. Engländer, Deutsche und Schweizer haben ihre Regierungen um Hilfe angegangen. Tie Deutschen haben lt.Kicks. Ztg." den Reichskanzler um 'Entsendung eines Kriegsschiffes gebeten. Tie Lage gilt als >ehr ernst.

0- Tanger, 3. Jan. Di peschin aus Ir; bestätigen, daß der Sultan in allen strittigen Punkten Frankreich nachgeben will und die französische Mission ersucht, schleunigst nach Fez aufzubrechen.

Bo« ostasiatische» Arie-.

Port Arthur gefallen.

Port Arthur ist nun wirklich gefallen, lieber die KapitulationsbÄnngungeu verlautet noch nichts Bestimm­tes. Nach einer Meldung sollen sie vorerst geheim ge­halten werden; nach einer Depesche derDaily Marl" dagegen würden den Russen alle militärischen Ehren zu- gestanden werden. General Stössel und die hohen rus­sischen Offiziere sollen auf Ehrenwort sofortna ch R u ß- laud entsandt tverden. Ter Rest der Besatzung dürfte die Erlaubnis zur Rückkehr nach Rußland erhalten, so­bald die Soldaten gelobt haben, in diesem Kriege nichr wieder gegen Japan zu kämpfen. Tie Zahl der Kranken und Verwundeten soll 45 MO betragen, die der Gesunden und Genesenen der aktiven Garnison 5000. Ter in Paris weilende bekannte russisch Kapitän Klado erklärte einem Berichterstatter, die Uebergabe von Port Arthur sei im Hinblick aus die nationale Eigenliebe bedauerlich, aber der Verlust der Festung ändere nichts an den russischen Plänen. Seitknnn die Flotte von Port Arthur vernichtet sei. habe die Festung ihren Nutzen für Rußland verloren. Admiral Noschdsesiwensky iverde'jetzt tvvhl warten, bis er eine mächtigere Flotte besitze als Togo. Wir werden Port Arthur niemals zurück­erobern, wenn wir auch die Uebermacht zur See haben."

In London soll ebenso wie in Tokio große Freude herrschen. Ter Standard erklärt, die Uebergabe von Port Arthur sei ein großer Schritt vorwärts zur Herbei­führung des Friedens. Japan sei bisher nicht willens gewesen, die Frage des Friedensschlusses zu erwägen, so­nnige Port Arthur in den Händen Rußlands war. Ter Standard sagt, nach seinen Informationen, die von zuver­lässiger Seite kämen, tvüroe Japan vielleicht folgenden Friedensbedingungen näher treten: Okkupation der- Insel Sacchalin durch Japan, japanisches Protektorat über Korea, Abtretung Port Arthurs an Japan, Unter­stellung der russischen Eisenbahn in der Mandschurei unter internationale Aufsicht und Zahlung einer Kriegsent­schädigung. Daß Rußland sich diesen Bedingungen nie­mals unterwerfen kann, ist ohne Weiteres klar. Sein nationales Prestige steht bei diesem Krieg auf dem Spiel und man weiß, wie wenig Rücksicht auf Volks­stimmung und ideale Güter vor allem in absolutistisch re­gierten Reichen genommen wird, wenn es sich um die Durchsetzung eines einmal gefaßten Entschlusses handelt.

Bon Petersburg selbst verlautet noch nichts. Das ist nicht verwunderlich Wenn Japan jubelt, dann muß Rußland weinen.

*

Petersburg, 3. Jan. In einem Telegramm das Generals Stössel heißt es: Tie Berlustziffern an

höheren Ossizieren beweisen die ungeheuren Ver­luste, die wir gehabt haben. Von 10 Generälen sind Kontratcnko und Zerpitzla getötet, Rasnatvwski ist ge­storben, General Tschadein und ich sind verwundet, Gor- latowski har einen Prellschuß erhalten. Von 10 Regi­mentskommandeuren sind 2 gefallen, 2 an ihren Wunden gestorben, 4 sind verwundet

)-( Tokio, 3. Jan. Tie. Ansicht der hiesigen Marine- kreise steht in direktem Widerspruch mit den Anschauungen der Zeitungen Tschiju Schimpo und Nitschi-Ri.schi Sckim- buu, welche die Zerstörung der Schiffe im Hasen von Port Arthur durch OKueral Stössel, nachdem die Kapitulation angeboteu war, scharf verurteilen. Ein Offizier des Marinestabs erklärte im Laufe einer Unterredung, roenn er in Stößels Lage gewesen wäre, würde er genau so gehandelt haben.

)-( Tokio, 3. Jan. Tie Bevollmächtigten haben das Wkommen wegen der Uebergabe von Port Arthur gestern Abend unterzeichnet.

)-( London, 3. Jan. Tem Reuterschen Bureau lvird aus Tokio gern ldet, der Kapitutatiousvertrag von Port Arthur bestimme, oaß die Mannschaften der Besatzung von Port Arthur als Kriegsgefangene nach Japan gebracht werden.

)J Tokio, 3. Jan. Tie Japaner nahmen heute eine Anzahl Forts von Por: Arthur in Besitz. Ten russischen Offizieren und Beamten ist gestattet, auf Ehren wort nach Rußland zurückzu kehren. Die Offi­ziere behalten das Seitengewehr.

)--( Tschifn, 3. Jan. In Tsingtau sind die rus­sischen TorpebobootszerftörerSimjale" undBoi- k i" und ein Handelsdampfer mit 800 Soldaten ei n- getroffen.

)-( Petersburg, 3. Jan. Alle Truppenbesich­tigungen durch den Kaiser sind abgesagt worden. Ter Kaiser kehrt morgen nach Petersburg zurück.

)-( Bata via, 3. Jan. Zwei japanische Hilfskreuzer kreuzen an den Küsten von Java. Eine japanischeTorpedo- bootsflottille befindet sich im Norden von Borneo.

Petersbnrg. 3. Jan. Tie Schreckensnachricht von dem Fall von Port Arthur Heck hier wie ein Donner­schlag gewirkt. Tie großen Tagcsblätter fordern das Publikum auf, das Ereignis mii Würde zu ertragen, eingedenk des unbeschreiblichen Heldenmuts der Ver­teidiger.

-- Tschifn, 4. Jan. Nach Anssage der Mann­schaften der russischen Torpedobootszerstörer hatte die Garnison von Port Arthur zu Beginn 35 000 Mann. Du­ron wurdet l 1000 getötet. 16 OM wurden verwundet oder erkrankten. 8000 Mann waren ständig in den Forts, davon 20M Kampfunfähige. Verwundet warensim Ganzen 265 Prozent der ganzen Garnison. Das erklärt sich da­mit, daß viele des öfteren Verwundungen erlitten, aber wieder an die Front zurückkehrten. Ein Soldat war 7mal ini Lazarett. Tie Belagerung Port Arthurs soll den Japanern 200 Millionen Pen gekostet haben.

- Tokio, 4. Jan. Stössel hat in einem Tele­gramm an den russischen - .Kaiser diesen gebeten, daß die Offiziere ihr Ehrenwort abiegten, nicht mehr an dem Kriege reilzune innen.

Das baltische Geschwader.

Z Tanauarivo (Madagaskar), 3. Jan. Das unter Admiral Fölkersahm stehende russische Geschwa­der ist in der Bai von Passandava vor Anker gegangen. Das Geschwader des Admirals Roschdjestwensky ist in der Bai von Antongil eingetrosfen. Mail glaubt, daß beide Geschwader sich in Riego Suarez vereinigen werden.

Tages-Nachrichten.

Wllbbsb, 4. Im,- Briefmarke »Heftchen soll die Rcichspostverwaltung miführen wollen Es werden kleine. 8 zu 4,5 rm Mtsie-de, mithin in der Tasche, im Poi tlmomwie unterzuöringende Heftchen in Betracht kommen, die eine Anzahl von Freimarken in Abschnitten zu je 6 Stück ldlck in zwei Reihen) enthüllen. Gegenwärtig werden Er­mittlungen darüber angesftüt, ob ein Bedürfnis zur Ein­fühlung solcher Markenbeftcken herLorgetretcu ist In der Schweiz haben solch: Heftchen, die dort ohne Aufschlag ver­kauft werden, großen Avklang gesunden.

)( Vaihingen a. d. K., 4 Jan. Eisenbahnunfall. In der hiesigen Station ist am gestrigen Abend der Güter zug 8658 von Horb auf den aus derselben Richtung kurz vorher eingesahrenen Güterzug 6654 aufgestoßen. Der Führer der Boripanmokomvtive des Zuges 6656 erlitt eine leichte Verletzung. Die Vorspannlokomolivr und 4 Güterwagen sind entgleist. Ter Betrieb ist nicht gestört. Untersuchung ist cingeleitet.

Stuttgart, 3. Jan. Eine brennende Eiche mitten im nächtlichen Winterwald bot sich gestern abend im hohen Bopscr, unweit der Straßenkreuzung Degerloch Ruith dar. Der ganze Riesenstamm war gespalten und zeigte einen feu­rigen Kern bis zum Gipfel hinauf. Wie in einem gewal­tigen Kamin zo»en Glut und Flammen durch den morschen Leib des Stammes und fortwährend sprühten feurige Funken hoch darüber zum Himmel empor. Ts war ein phantastischer, grandioser Anblick, der durch die Umgebung noch erhöht wurde: Der Schnee ringsum mar durch den Glutschetn rot gefärbt und zwischen den dunklen Waldbäumen, zu denen sich noch die Riesenäfte der Eiche wie hilfesuchend auS- streckten. blickten ruhig vom hohen, nächtliche» Himmel die Sterne hernieder. Auf eine Meldung von der Schillereiche aus war Branddirektor Jacoby selbst mit einiger Mann­schaft herbrigeeilt, da es aber an Wasser fehlte, so mußte er sich mit dem Versuch begnügen, dir Glut herauszuholen. Mit rasch gefüllten Baumstämmen wurde dem Riesen zu Leib gegangen. Ein feuriger Sprühregen und Helle auf- todernde Flammen waren die nächste Wirkung. Dann wurde versucht, einen Rieseuast abzureiße». aber er hielt fest wie Eisen. Trotz Flammen und Glut stand der Baum da ge wattig, unerschütterlich und immer mächtiger lohte daS Feuer empor. Man mnßte ihn brenne» lassen, einreißen ließ er sich nicht, kaum daß manchmal ein Brocken losgelöst wurde. Selbst die Feuerwehrleute standen bewundernd und sahen zu, wieeine deutsche Eiche" unterging.Schw. Mck

(I Stuttgart, 3. Jan. Selbstmord. Heute mittag wurde der 24jährige Student Gabriel StotzwoSky aus War schau in seiner Wohnung tot aufgefunden. Er hatte sich mittels Chloroform vergiftet.

^ Stuttgart, 4. Januar. Ministerprüsident Dr. o Breitling feiert heute seinen 70. Geburtstag. Herr v. Breitling ist 1860 in de« Justizdienst »ingetreten sind wurde, nachdem er in Cannstatt, Ulm und Stuttgart als Richter tätig gewesen war. !883 zum oortagenden Rat im Justizministerium und zum Mitglied der Strafanstatten- kolleKimns erucumi; 1889 erfolgte seine Ernennung zum wirklichen Staatsrat und Mitglied des Geheimen Rat- und 1896 znm Justi,Minister. !W4 wurde er Präsident de- ItsatswittisteriuttiS.

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