Mit der edelsten Begeisterung, die nur in den Tagen der preußischen Erhebung von 1813 ihresgleichen finden dürfte, strömt nach! einer Meldung des Bert. Tagcbl." die Jugend aller gebildeten Stände Ja­pans zu den Fahnen, um die Lücken im Offizierskorps zu schließen. Alle organisatorischen Maßnahmen der letzten. Wochen haben neben einer großartigen Verstärkung und Erweiterung der mobilen Truppen vor allem eine Sicher­stellung des Offizierersatzes bei längerer Tauer des Krieges im Auge gehabt. Die Lösung dieser Frage dürfte die schwierigste für Japan bleiben, noch schwieriger als die Geldfrage. Im Notfall hofft man, Hilfe von Amerika gegen Hergabe entsprechender Immobilien zu erhalten. Das Geld für die jetzt vorgenommenen erneuten Rüst­ungen, hie zum Frühjahr 1905 zum Abschluß kommen sollen, ist jedenfalls schon vorhanden. Tie seit dem Febr. 1904 aufgestellten Ersatzbataillone, denen außer Rekruten die ganze geübte Ersatzreferve zugewiesen wurde, die be­reits Hebungen von 3 Monaten vor Kriegsbeginn ab­solviert hatte, bestehen nun durchweg aus Soldaten, die größtenteils bereits eine Gesamtdienstzeit von im ganzen 11 -st 3 Monaten hinter sich haben, also zum Frühjahr recht kriegsbrauchbare Truppen sein werden. Vielfach kommentiert und besprochen wird ein Wort des japanischen Kriegsministers:Wir sind, zu langsam gewe­sen, wir werden schneller fein!" Hienach darf man auf die Wiederaufnahme der japanischen Offensive rechnen, sobald die letzten Verstärkungen zur Hauptarmee Oyamas gestoßen sind.

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Kuropatkins Zufriedenheit.

Aus St. Petersburg meldet das Bert. Tageblatt: Nemirowitsch Tantschenko telegraphiert aus dem Haupt­quartier Kuropatkins folgendes: Im letzten Monat ist Kuropatkin ordentlich jung geworden; er ver­traut fest auf die Zukunft. Genau so steht er mir vor Augen wie damals auf den grünen Bergen vor Plewna.Möge man uns nur mehr solcher tüchtigen Soldaten schicken, wie in letzter Zeit," sagte Kuropatkin. Wir werden unsere Arbeit hier schon machen. Sehen Sie sich alles einmal ordentlich an, wie sich alles seit dem Herbst in der Lage der Armee verändert hat. Schreiben Sie ruhig darüber! Berichten Sie die reine Wahrheit. Es gab eine Zeit, wo diese Wahrheit uns unangenehm war, aber nützlich, ist sie uns immer gewesen. Jetzt fürchten wir keine Wahrheit mehr, obwohl ge­wisse Mängel noch vorhanden sind, doch bin ich mit der gegenwärtigen Lage mehr als zufrieden."

Bei der Einnahme des Forts Erlungschan erbeuteten

die Japaner 4 3 Geschütze.

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)-( Tokio, 30. Dez. Tie Admirale Togo und Kamimura sind heute mit ihren Stäben hier eingetroffen. Tie festlich geschmückten Straßen der Stadt waren von einer dichtgedrängten Menschenmenge gefüllt. Tie Ver­treter des Kaisers und der Kaiserin, die Minister, Staats­männer und Tausende von Schulkindern begrüßten die Admirale am Bahnhof, die sich kaum einen Weg zu dem vom Kaiser gesandten Wagen bahnen konnten.

)-( Tokio, 30. Dez. Amtlich. Die Einnahme des Forts Erlungschan war in der Nacht des 28. Dezember vollständig sicher gestellt. Erbeutet wurden 4 Geschütze großen und 7 Geschütze kleinen Kalibers, 30 Stück 37 Millimeter-Geschütze und 2 Maschinen-Kanonen.

Baumwolle.

Gegenwärtig steht in den Ver Staaten ein Vorschlag zur Besprechung, einen internationalen Kongreß der Baumwoll-Fabrikanten zu veranstalten und die Spinner aus Europa zur Teilnahme an demselben einzu­laden. Mit dem Kongreß soll eine längere Besichtigungs reise durch die Baumwolle produzierenden Staaten und durch die Baumwollspinnereien im Norden und Süden ver­bunden sein. Es wird wahrscheinlich bis zum nächsten Herbst dauern, bis an die Ausführung des Plans gegangen wird.

j Ein Bericht des deutschen Generalkonsuls in Newyork ver- j tritt die Ansicht, daß ein solcher Besuch des Südens der 1 Ver. Staaten auch für die deutschen Industriellen von j großem Wert sein würde, schon um aus eigener Anschauung die Versuche zu studieren, die gemacht werden sollen, um der wilden Spekulation einen Riegel vorzuschieben. Kaum ein anderer Artikel hat Preisschwankungen erlebt wie die Baumwolle. Im Jahr l898 war der Durchschnittspreis bei einer Ernte von 1l 270000 Ballen in Newyork 6 Cents pro Pfund, dagegen im letzten Jahr bei einer Ernte von 10000009 Ballen, also um etwa 10 Proz. weniger, 17 und 18 Cents pro Pfund. In allen Aeußerungen der Pflanzer findet sich immer wieder der Wunsch, den Mittelsmann, der spekuliert, ausznfchalten und sich mit dem Spinner direkt in Verbindung zu fetzen. Bei Besprechung vorstehender Fragen wurde dasZugeständnis" gemacht, der Süden sei bei einer Durchschnittsproduktion von 11000000 Ballen an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angekommen, da es an der nötigen Arbeitskraft fehle, um ein größeres Areal zu bebauen. Eine Vermehrung des farbigen Arbeiterstamms will man unter allen Umständen vermeiden.

Bremen, 30 Dez. N-land middling loco 3075 Fest.

Tages-Nachrichten.

M Stuttgart, 30. Lezbr. Ein gefährlicher Be trüg er hat in letzter Zeit in Heilbronn und Heidelberg bei Uhrmachern in betrügerischer Weise eine größere Anzahl Uhren mitgenommen. Er nannte sich Architekt Braun und Schmid, auch Kaufmann E. Reiß.

^ Stuttgart, 29. Dez Für Metzgerlehrlinge. Der württ. VezirkSoerein des deutschen Fleischerverbands hat an sämtliche Schulinspekwrate und sämtliche Schulen des. Landes ein Zirkular gerichtet, in dem sich der Vorstand des Bezirks Vereins bereit erklärt, Knaben, welche das Metz­gerhandwerk erlernen wollen, gute Lehrstellen nachzuweisen.

Rottenburg, 30. Dez. Der Arrestant. Ein zu- gereisteter Bäcker wurde wegen Bettels und Unfugs ver­haftet. Er widersetzte sich, so daß ein Auslauf entstand und erging sich im Arrest in Flüchen und Gotteslästerungen. In der Nacht hielt er den Teppich an den heißen Ofen, bis er Feuer fing, und setzte dadurch seine Lagerstätte in Brand Als er im Rauch zu ersticken drohte, rief er um Hilfe. DaS Feuer konnte noch rechtzeitig gelöscht werden. -

Dußlingen, 28. Dezbr. Bei der Renovation im Innern der hieß Kirche fand man in der Gruft der Familie von Herter, deren früheres Schloß jetzt Rathaus hier ist, neben eine»! verrostetem Dolch und zerbrochenem Degen und einem Rosenkranz aus Agat zwei goldene Eheringe, alles aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Der Landeskonservatvr Prof. Gradmann erkllärt den weiblichen Ehering, der ungemein fein ziseliert ist, als Gegenstück zu Luthers Ehering und als ganz denselben wie er im Grab der Kaiserin Irene in Lorch gefunden wurde. Die Alteriumssammlnng in Stuttgart ist Liebhaberin für den ganzen Fund.

Rottweil, 30. Dez. Unter dem Verdacht, dem Landwirt Volk in Bieringen etwa 500 Mk. gestohlen zu haben, wurde der Bierbrauer Georg Maurer von Königsbronn festgenommen.

Balingen, 3l. Dezbr. Das K. Ob er amt veröffent­licht die Umlage des Amtsschadens, auf 1. April 1904 05. Damit beträgt die Staatssteuer für den Bezirk: Grundsteuer 39 435 Mk, 14 Pfg., Gebäudesteuer 44091 Mk- 40 Pfg., Gewerbesteuer 77 L35 Mk. 61 Pfg. Der Amts­schaden beträgt 153000 Mk. Auf 1 Mk- Staatssteuer sind 94,18 Pf. umzulegen. Es haben an Staatssteuer zu bezahlen: Balingen 21466 Mk.. Bitz 3300 Mk.. Burgfelden 434 Mk., Dürrwange« 1766 Mk., Ebingen 61911 Mk., (Amtsschaden 58434 Mk ). Endtngen 1697 Mk., Engstlatt 2892 Mk., Erzingen 1913 Mk., Frommern 3109 Mk., Geislingen 5131 Mark, Heselwangen 989 Mk., Hosstngen 895 Mk., Laufen 2420 Mk., Lautlingen 2485 Mk., Margrethausen 694 Mk., Meßstetten 3165 Mk., Oberdigisheim 1526 Mk., Onstmettingen 6770 Mk., Ostdorf 4195 Mk-, Pfeffingen 2297 Mk., Stocken­hausen 426 Mk., Streichen «07 Mk., Thailfingen 13918M., Thieringen 2199 Mk, Truchtelfingen 2797 Mk., Unterdigis- heim S80 Mk., Waldstetten 836 Mk., Weilheim 1079 Mk., Winterlingen 6283 Mk., Zillhausen 1115 Mk. Der Amts­schaden ist jeweils um nicht ganz 6 Prozent geringer.

Ebingen» 31. Dez. Ein starker Westwind hat in verflossener Nacht Schneefall gebracht.

Sigmaringe«, 27. Dez. Der hohenzollernsche Landesausschuß hat einstimmig beschlossen, die Petition

Zur Lage in Marokko.

)-( Tanger, 30. Tez. Die Vorbereitungen für die jvanzösischs Mission nach Fez werden aufs lebhafteste fortgesetzt.

Tanger, 30. Dez. Der Sultan hat die von der französischen Regierung vorgeschlagene Lösung in der An­gelegenheit des früheren Kriegsministers Menebhi an­genommen.

Vom ostasiatischr« Krieg.

Bei der neuen russischen Anleihe handelt es sich um einen ganz neuen Typus. Tie Anleihe ist vis 1917 seitens der Regierung weder künd- noch ver-- lösbar, dagegen erhalten die Besitzer von Obligationen der neuen Anleihe das Recht, 6 Jahre nach der Aus­gabe, also am 1. Januar 1911, ihrerseits ihre Titres zur Zurückzahlung zu kündigen. Tie Rückzahlung erfolgt dann 6 Monate später. Das neue Papier wird also den Karakter einer langfristigen Anleihe haben, aber den Besitzern neben den Vorteilen einer solchen zugleich auch diejenigen von Schatz scheinen mit kurzer Um­lauffrist bitten. Da der Äusgabekurs unter Pari sich stellen dürfte, erwächst für die Inhaber, falls sie kün­digen, ein Gewinn vom Kurs, wodurch der Zinsgewinn für diejenigen Besitzer, die das Papier zwecks Anlage ans 6 Jahre, also wie Schatzscheine erwerben, sich erhöht. Von den zur Ausgabe gelangenden 500 Millionen Mark soll ein Teilbetrag von 324 Millionen demnächst in Ruß­land, Deutschland und Holland zur Zeichnung auf­gelegt werden.

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Treibende Minen.

TerFrkf. Ztg." wird aus Tokio geschrieben: Zum zweitenmale hat das japanische SchissEtchu Marn" eine treibende Mine während der Fahrt von Jin- kau nach Japan entdeckt. Ter Kapitän giebt die Stelle als 200 Teemeilen von Port Arthur entfernt an. Ta die Mine aus einer viel befahrenen Fahrstraße trieb, war man an Bord des Dampfers in großer Verlegenheit, was man tun solle. Sie an Bord zu nehmen, schien im Hinblick auf das Unglück in Moyi zu gewagt, sie wieder treiben zu lassen aber. gewissenlos. Da erbot sich ein Matrose, an die Mine heranzuschwimmen und sie mit einem Langen Seil am Schiffe zu befestigen. Gesagt, getan. Ter mutige Manu ruderte in einem Boote bis in die Nähe des gefährlichen Ungetüms und sprang dann mit einem langen Seil in der Hand über Bord. Es ge­lang ihm, das Seil zu befestigen, dann kehrte er wieder Mm Schiffe zurück. Tie Mine wurde nun hinter der ,,Etchu Maru" hergeschleift, bis eilt größerer japanischer Hafen erreicht war. Tort übergab man sie der japanischen Haseubehörde. Weitere Minen wurden von dem japani­schen HospitalschisfChoisan Marn", von einemge­wissen fremden Dampfer" und weiter vom Dampfer Kaigau" gefunden. Letztere wurde nur zwei Seemeilen dom Hafen von Tschifu entfernt entdeckt. Fast alle außerhalb des international erlaubten Rayons aufge- fischteu Minen waren japanische. Von dem Vorfall in Moyi sei noch folgendes nachgetragen: Tie von dem DampferDaini Chiyoda Maru" aufgenomm.ne Mine sollte mittels Schifsskrans von dem genannten Schiff auf !ein Boot des japanischen KriegsschiffesAamoto" über­tragen werden. Bei dem Herablassen der Kette des Kraus schlug die in baumelnde Bewegung gekommene Mine an den Schisssrumps derChiyoda Mar u" und expl o- .dierte. Tie Verluste an Bord dieses Schiffes waren 34 Mann tot und 57 schwer verwundet; dazu kommen 20 Kohlen trägertot und 11 verwundet das Schiff war am Kohlen sowie die Mannschaft des Bootes derPamato", 2 Offiziere und 7 Matrosen tot. Das Boot wurde in Stücke gerissen. Tie Beschädigungen derChiyoda Maru" befanden sich glücklicherweise über chm Wasserspiegel; sonst wäre auch

dieses Schiff verloren "gewesen.

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Der erste Schnee.

Skizze von V. Wiesen.

:>iachbruck verbot,»

Schnee liegt auf Dächern und Zäunen, Schnee auf Bäumen und Sträuchern und wie Schnee liegt es auch auf dem Herzen des jungen Mädchens, das im kleinen Stübchen am Fenster sitzt und so traumverloren in die weiße Landschaft Hinausscham. Die feine Spitze, an der sie gehäkelt, ruht im Schoß, der Stahlhaken ist mit leisem Geräusch, zur Erve gefallen, als wollte er sie mahnen, doch sie bückt sich nicht, ihn aufzuheben.

Ter erste Schnee ! Ist es denn möglich,, daß noch vor wenigen Wochen die Bäume grünten, die Vögel zwitschertet:, die liebe Helle Sonne vom Himmel her- niederlachte und die Welt so wunderschön war?! Gretchen meint, es läge ein Menschenalter zwischen dem damals und d«em heute.

Tie Mutter hatte ins Bad reisen müssen, noch im Spätsommer, nachdem sie sich lange dagegen gesträubt. Gretchen begleitete sie, nnv es war ihnen anfangs recht einsam vorgekommen am fremden Ort unter den vielen glttchgiltigen Menschen. Sie lebten sehr still, wie es ihrer: Verhältnissen und der Kränklichkeit der Mutter entsprach; nur an jedem Morgen machten sie eiuen schönen Spaziergang nach dem nahen Walde.

Ta hatte es der Zufall gefügt, daß sie ihm begeg­neten - einmal, zweimal dann täglich. Tie stolze stattliche Gestalt mit den: gebräunten Antlitz, den dunklen Augen, chem kecken Schnurrbart war nicht zu übersehen. Tie Mutter meinte, es sei gewiß ein Südländer, Gretchen dem festen Schritt, der strammen Haltung und dem etwas usammcngewürseltem Zivil, das ihn trotzdem so prächtig leidebe. Anfangs gingen sie aneinander still vorbei; pst schlug die Mutter einen anderen Weg ein, aber selt-

alber hatte gleich richtig den Offizier in ihm erkannt, an sam, bald trafen sie sich auch, dort. Es war ein wunder­licher Zufall, und auch ihm mochte es wohl so erscheinen, denn als sie das nächstemal einander begegneten, grüßte er lächelnd. Und dann, eines Morgens, redete er die Mutter an. O, wie genau sich Gretchen noch des klein­sten Umstandes erinnerte! Mutter hatte ein Buch und sie das Frühstück mitgenommen, es sollte im Walde ver­zehrt werden. Tn war Er ihnen auf dem gewohnten Wege entgegengekommen, nach kurzem Zögern auf sie zu­getreten und hatte etwas sehr Unzusammenhängendes ge­sagt, von herrlicher Gegend und gemeinsamer Freude an der Natur. Er schien verlegen, denn er vergaß sogar den Hut zu lüften und grüßte nur militärisch. Tas war gewiß recht unpassend und dock/ hatte es Gretchen so sehr gefreut. Woran dachte er nur, daß er so zerstreut war?!

Was er dann weiter sprach, war einfach! und alltäglich gewesen, aber Gretchens Herz klopfte heftig dabei, ihre Augen blieben gesenkt, als blende sie etwas, und doch stand die Sonne nicht hoch am Himmel, sondern schickte nur einzelne schräge, neckische Sttahlen durch das lichte Blätter­grün. Später, als er schon lange gegangen und sie mit der Mutter im Walde ruhte, war ihr noch immer so seltsam wonnig zu Mute wie nie zuvor; sie verstand kein Wort von dem, was sie vorlas, sie fühlte traumhaft sich der Alltäglichkeit entrückt und dennoch quälte sie nicht so sehr als der Gedanke, ob er das kleine Päckchen in ihrer Hand wohl für eine Handarbeit gehalten oder als richtiges Butterbrot erkannt. Was war sie doch für ein törichtes kleines Mädchen! Tann aber wurden sie bekannter mit einander und gingen täglich gemeinschaftlich den Wald­weg entlang. Sie erzählte ihm von all ihren kleinen Freuden, von ihren Vögeln, Blumen und Freundinnen; er sprach von seinem strengen Kommandeur, vom vielen

Timst, von seinem klugen Hund und dummen Burschen. Sie interessierte sich für alles, schiwärmte für den Sol­datenstand und schalt doch tapfer für die Vorgesetzten; sie sorgte sich mit ihm, lachte mit ihm. Sie wurden gute Kameraden. Und einmal hatte Mutter sich ermüdet auf eine Bank gesetzt, da waren sie beide noch ein klein Stückchen weiter den Weg entlang gegangen, Glocken­blumen zu suchen, die sie gern malen wollte. Er hatte zuerst die kleine blaue Blüte gesunden, sie ihr geschenkt und lächelnd gebeten, dieselbe ja recht gut zu bewahren, zum Andenken an ihn und diese fröhliche Sommerzeit.

Wenige Tage später war sein Urlaub zu Ende. Auch Mutter und Tochter kehrten in die Stadt zurück.

Nicht schnell genug ging Gretchen das Auspacken. Mit fliegender Hast richtet sie die kleinen Stübchen ein, so sauber, so zierlich, wie nur irgend möglich!, denn er wird sie ja doch bald aufsuchen, ihr neuer Freund, ihr lieber Kamerad."Wohl hundertmal des Tages blickt sie zum Fenster hinaus die Straße entlang, und wenn die Klingel tönt, zuckt sie zusammen. Sie ist ruhelos beschäftigt mit fortwährendem Ordnen und Abstäuben und wagt sich doch keine rechte Arbeit vorzunehmen er könnte ja gerade eintreten. Sie geht auch nicht mehr aus, um ihn nur nicht zu verfehlen.

Aber Wochen vergehen, sie wartet vergebens. Tie Tage werden kälter, trüber und trüber werden auch! Gret­chens Helle Augen, kälter legt es sich um ihr junges Herz.

Was hilft es ihr, daß die Mutter sagt, es sei töricht, solch flüchtiger Badebekanntschaft weiter zu gedenken, und es sei brav von ihm, daß er nicht mehr käme, denn es könne ja doch zu nichts führen. Tie Mutter hat recht, aber es tut so weh! Gretchen drückt die kleine welke Glockenblume leise an das Herz, wenn er so heiß sich sehnte wie sie, dann käme er dennoch.