betg ist bei der Eingabe an den Landtag ein Gutachten von Reg.-Baumeister Wallerstein beigegeben. Nach diesem ist als günstigste Linie die Führung der Bahn von Herrenberg über Haslach, Sindlingen, Unterjettingen, Mötzingen, Bondorf vorgesehen. Die Abzwei­gung von Nagold würde in südlicher Richtung erfolgen, da hierdurch im Vergleich zu einer nördlich von Nagold stattfindenden Abzweigung die verlorene Steigung um 5070 Meter ver­ringert würde. Die Länge der Bahn würde 16,9 Klm. betragen. Außer einigen Straßenüber- und Unterführungen wären nennenswerte Kunst­bauten nicht zu erstellen, infolge des welligen Geländes aber nicht unbeträchtliche Erdarbeiten erforderlich, sodaß für 1 Klm. Bahnlänge ein Kostenaufwand von 75000 M. und für die gesamte Bahnlänge ein solcher von 1270000 in Aussicht genommen werden muß. In einem weiteren Projekt wird die Abzweigung der Bahn gegen Oberjettingen hin besprochen und für diese Variante eine Länge von 17,8 Klm. (also 900 Meter mehr als bei ersterem Projekt) und dementsprechend ein Kostenaufwand von 1340000 M. herausgerechnet. Den gleichen Kostenaufwand würde eine gleichfalls erörterte Verbindung von diesen beiden Projekten er­fordert.

Rundschau.

Besigheim, 5. Dez. Die Bremen-Besig- heimer Oelfabriken haben mit der Stadtverwal­tung einen Vertrag abgeschlossen, durch welchen sie sich zur Erstellung einer elektrischen Kraft- anlage am Neckarkanal, durch dessen Erbreiter­ung etwa 1000 Pferdekräfte gewonnen werden sollen, verflichtst haben. Die neue Oelfabrik, die ans einem Gelände zwischen Bahnhof und Enz in wesentlich größerem Umfang wieder er­baut wird, braucht für ihren eigenen Gebrauch nur etwa 400 Pferdekräfte, so daß zu hoffen ist, daß sich zur Ausnützung der überschüssigen Kraft noch mehr Industrie hier ansiedelt.

Gerabronri, 5. Dezbr. Den 50jährigen Bauern Dörr aus Hausen bei Brettheim fand man in verflossener Nacht tot am Wege in der Nähe von Hilgartshausen. Man nimmt an, daß er vom Wagen gestürzt und eine Strecke geschleift worden ist.

Heilbronn, 3. Dez. Wie die Ncckarzeitg.

Enterbt.

Roman.

Nach dem englischen frei bearbeitet von Klara Rheinau.

2t) Nachdruck verboten.

Aber Sie haben die Absicht, sich wieder zu verheiraten?" wiederholte Miß Neßlie.

Gewiß, warum auch nicht? Uebngens, Sie sind ein vernünftiges Mädchen, Vivien, und nehmen die Dinge sehr ruhig und gelassen. Ich kann mich doch sicher auf Ihre Diskretion ver­lassen inbezug auf Henrys Enthüllungen?"

Dies können Sie," sagte Vivien kurz, und somit endete die Unterredung.

Erst am Abend, als die Gäste, mit denen sie eine Begegnung fürchtete, im Freien lust­wandelten, gelang es Vivien, ungesehen dem Hause zu entrinnen. Sie hatte Dorman ein kleines Billett gesandt, in welchem sie ihn bat, in den Rosengarten zu kommen, und suchte jetzt ihr Lieblingsplätzchen auf, um ihn dort zu er­warten.

Herr Dorman", sagte sie,ich habe Sie hierher gebeten, weil ich einen Freund, einen Vertrauten brauche. Ich konnte keinen besseren wählen als sie."

Er saß an ihrer Seite nieder und keines von beiden ahnte, wie dieses toto-ä. loto enden würde.

Ich bin nicht überrascht, Miß Neßlie," sagte Gerald, nachdem Vivien ihre Erzählung beendet hatte.

Ich möchte dem Knaben nichts zu Leide tun," sagte Vivien,aber, o wenn er sterben würde, wie anders wäre dann alles!"

Sein Tod wäre Lancewoods Rettung," stimmte Gerald bei.Aber Kinder dieser Art sterben selten," fügte er hinzu.

Ich wünsche," sagte sie hastig,daß der Knabe, ohne Schaden zu erleiden, von hier ent­fernt werden könnte. Er ist so jung, daß er

erfährt, hat das Ministerium des Innern das Gesuch der bürgerlichen Kollegien der Stadt Heilbronn um Zulassung der Feuerbestattung nunmehr genehmigt.

Ulm, 3. Dez. Nachdem sich die bürgerlichen Kollegien Söflingens am 1. Dez. bereit erklärt hatten, wegen der Eingemeindung mit der Stadt Ulm in Unterhandlungen zu treten, faßten die hiesigen Kollegien gestern in gemeinsamer Sitzung den Beschluß, d'e Eingemeindung nach einem vorgelegten Vertragsentwurf am 1. Okt. 1905 in Kraft treten zu lassen.

Tages-Nachrichten.

München, 3. Dez Der Prinzrcgent ordnete infolge des Ablebens des Prinzen Friedrich von Hohenzollern eine Hoftrauer von 8 Tagen, bis zum 10. Dezember, an.

München, 3. Dez. Der Prinzregent ent­sendet als Vertreter bei der Beisetzung des Prinzen Friedrich von Hohenzollern den Prinzen Arnulf nach Sigmaringen. Der König von Rumänien wird an der Beisetzung nicht persönlich teilnehmen, sondern den Kronprinzen und die Kronprinzessin von Rumänien als Vertreter entsenden. Die Beisetzung soll sich in aller Einfachheit und Stille vollziehen.

München, 3. Dezember. Die Leiche des Prinzen Friedrich von Hohenzollern wurde gestern abend aus der KuranstaltNeu-Wittels- bach" in die Kapelle in der fürstlichen Villa überführt und bleibt dort bis Montag früh aufgebahrt. Am Montag erfolgt in den ersten Morgenstunden in aller Stille die Ueberführung nach Sigmaringen, woselbst am Dienstag vor­mittag 10 Uhr die Beisetzung stattfindet.

Berlin, 5. Dezember. Der Aufstand in Deutschsüdwestafrika kostet nach amtlicher Berech­nung bisher 135 Millionen Mark.

Dresden, 5. Dezember. Die zweite Kam­mer beschloß in ihrer heutigen Sitzung ein- stimmig, daß der Beitrag der Zivilliste auf die Dauer der Regierungszeit des Königs auf 3550000 Mk. festgesetzt wurde. Dies ist die bei dem Regierungsantritt des Königs Georg erhöhte Summe.

Antwerpen, 3. Dez. In dem benachbarten Städtchen Lier hat am letztenjSonntag die famose belgische Bürgerwehr wieder einmal von sich reden gemacht. Dort fand große Inspirierung der

sein Heim bald vergessen würde und es ist nicht wirklich sein Heim, es sollte nie das seine werden.

Gerald schwieg einige Minuten.

Wenn jemand," begann er dann,dies alles um Ihretwillen täte verstehen Sie mich recht, nur um Ihretwillen was würden Sie ihm geben? Jede Belohnung, um die erbäte?"

Ja," erwiderte sie, ohne zu ahnen, welche Gestalt diese Belohnung annehmen würde,ich würde ihm geben, was er verlangte."

Zum ersten Mal berührte jetzt Gerald ihre Hand; er deutete auf den goldenen Ring mit der schönen, großen Perle, den sie an der Rechten trug.

Geben Sie mir diesen," bat er,zum Be­weis, daß Sie auch wirklich meinten, was Sie aussprachen."

Sie zog den Ring vom Finger und reichte ihn Gerald hin.

Miß Neßlie, ich gehe morgen nach Lon­don," begann er jetzt mit veränderter Stimme er hatte Mylady näher kommen sehen."

Er verließ Vivien und trat auf Lady Neß­lie zu.

Ich sagte soeben Miß Neßlie, daß ich sehr gerne morgen früh nach London gehen und mit Ihrer Erlaubnis, gnädige Frau, acht bis zehn Tage dort bleiben würde."

Gerald verließ am folgenden Morgen die Abtei. In Lancewood ging alles seinen gewöhn­lichen Gang. Eines Tages Gerald mochte etwa fünf Tage abwesend sein trat der Gärtner zu Lady Neßlie in größter Bestürzung und teilte ihr mit, Sir Oswald sei im Fluß er­trunken, sein Hut und Oberkleid schwimmen auf dem Wasser.

Begreiflicherweise brachte diese Nachricht die größte Bestürzung hervor. Alles wurde durch- sucht, die Aussagen des Gärtners bestätigten sich, und so wurde denn der Tod des Erben von Lancewood offiziell verkündet.

Mit dem Tode Oswalds änderten sich natür-

Bürgerwehr statt, und es hatten sich etwa 230 Bürgergardisten zusammengefunden, die man des schlechten Wetters wegen in den Spielsaal der Mädchenschule hatte eintreten lassen. Während der Inspizierung herrschte unter den wackeren Leuten eine große Unruhe, und als ihre Vorge­setzten sie aufforderte, stille zu sein, wurde diese Aufforderung mit allerlei wenig subordinationß- mäßigen Ausrufen, mit Lachen und bergt, be­antwortet. Hierüber ergrimmte der komman­dierende Offizier derart, daß er im schönsten Lierer Flämisch ausrief: Ich werde Euch Alle zusammen bestrafen und Euch so schon schweigen lehren. Auf diese fürchterliche Drohung ver­stummten in der Tat eine Anzahl Gardisten, die übrigen schwatzten dagegen ruhig weiter, und nunmehr wurden diesen eröffnet, daß sie zur Strafe länger im Dienst zu bleiben hätten die Ungehorsamen wurden hierauf in den Saal ein­geschloffen, während die Folgsamen hinausgehen durften, da diesen indessen das Wetter zu schlecht war, so erklärte sie, daß sie lieber in den Saal zurückkehren wollten, und als man ihnen dies verweigerte, stießen sie einfach eine Türe ein und verschafften sich so Eingang in den Saal. Da­raufhin entstand ein allgemeines, unbeschreibliches Durcheinander, die Türe wurde von den Vor­gesetzten wieder geschloffen, von den Gardisten aber wieder aufgestoßen, einige Fensterscheiben wurden eingeschlagen, und schließlich sah sich der Kommandierende genötigt, sämtliche Gardisten zu entlassen. So verlief und endete in Lier die Bürgerwehr-Jnspicierung, die die hiesigen Blätter äußerst lustig und scherzhaft fanden.

Schwerin, 6. Dezember. Das Ergebnis der Reichstagsstichwahl im Wahlkreis Schwerin- Wismar ist nunmehr ermittelt. Es wurden 24,528 gültige Stimmen abgegeben. Büsing (nat.-lib.) erhielt 13,315, Antrick (Soz.) 11,213 Stimmen. Elfterer ist somit gewählt.

Brüssel, 3. Dezember. Die elektrische Bahn zwi,chen Brüssel und Antwerpen, über die in den letzten Jahren so viel geredet und geschrieben wurde, soll nun endlich ihrer Ver­wirklichung entgegengehen. Wie mit aller Be­stimmtheit verlautet, wird die Regierung noch in diesem Jahre eine diesbezügliche Gesetzes­vorlage in der Kammer einbringen, nach deren zweifelloser Genehmigung mit dem Bau der Bahn sofort begonnen werden kann. Für die

lich die Verhältnisse in Lancewood. Miß Neß­lie war wieder Erbin, und Valerie-verließ die Abtei, um nach Frankreich zu gehen?

Eines Tages hatte Miß Neßlie mit Dor­man eine lange Unterredung.

Miß Neßlie," fragte er mit leiser Stimme, halten Sie Oswald wirklich für tot?"

Ja, ganz gewiß," erwiderte sie.

Er lebt und befindet sich wohl," entgeg­nen Gerald;er ist jetzt auf dem Wege nach Amerika mit einem Manne, der die größte Sorge für ihn tragen ihn zu einem guten, edlen Menschen heranbilden wird."

Stoch begreife ich nicht alles," sagte Vivien träumerisch.Sie waren in London, als Os­wald verschwand wie konnten Sie bei der Entführung beteiligt gewesen sein?"

Ich begab mich nur nach London, um mir eine Verkleidung zu verschaffen," antwortete er.

An jenem Abend, als Sie mir den Ring gaben," begann Gerald seine Erzählung,hatte ich die ganze Entführung bereits geplant, ehe ich Ihre Seite verließ. Ich sagte Ihnen, daß ich am folgenden Morgen nach London gehen würde.

Mein Bruder," fuhr Gerald fort,der mir sehr ergeben ist, hat die Sorge für den Knaben und die Erziehung desselben übernommen; er weiß nicht, wer Oswald ist und behandelt dessen Erzählungen von Lancewood als Phantasieen eines kranken Hirnes. Ich habe ihm die jähr- liehe Summe von 500 Pfund für den Knaben zugesagt und so wird es diesem an gar nichts fehlen."

26. Kapitel.

Eines hatten Vivien und Dprman bis jetzt übersehen. Der Adovkat der Familie Neßlie war von Vivien zu Beratung von London nach. Lancewood beschieden worden.

Aber Gerald, etwas muß noch gesagt fein,'^ sagte Vivien,etwas, das mir schwer fällt aus­zusprechen, Gerald, wir haben gesündigt, ich