Unterttirkheim, 16. Juni. Vorigen Samstag wurde in einem hiesigen Schuhgeschäft der ledige Arbeiter Wörz, geb. aus Bleichstetten entlassen. Er suchte gestern in demselben Geschäft wieder um Arbeit nach, wurde aber ab- gewiesen. Darauf schlich er sich nachts in das parterre gelegene Schlafgemach seines früheren, 44 Jahre alten Mitarbeiters Lang aus Kusterdingen ein, überfiel denselben im Schlaf und versetzte ihm mit einer Schusterkneipe etwa 15 schwere Verletzungen am ganzen Körper. Der Unglückliche erlag heute früh seinen Verletzungen. Der Täter wurde von Passanten ergriffen und von der Polizei in Gewahrsam gebracht. Er ist schon mehrfach vorbestraft.
Göppingen, 15. Juni. Der Kampf um die Schulnovelle hat auch hier zu einem Zusammengehen zunächst der Jungliberalen und der Jungvolksparteiler Veranlassung gegeben, die in einer gemeinsamen Versammlung Stellung gegen die Kammer der Standesherren zu nehmen beabsichtigen. Es ist noch unbestimmt, wenngleich auch gute Aussichten hiefür vorhanden sind, ob Deutsche Partei und Volkspartei gleichfalls gemeinschaftlich Vorgehen werden.
Biberach, 17. Juni. Die 12jährige Viktoria Preftle, Tochter des Leichenbesorgers Prestle, wurde gestern nacht 11 Uhr von der eigenen Mutter mit eingeschlagenem Schädel an der Mauer des katholischen Friedhofs aufgefunden. Noch in derselben Nacht wurde der Sohn des Totengräbers Bruder, der zuletzt bei dem Mädchen gesehen wurde, als des Mordes verdächtig verhaftet.
gesielt werden. Von der Besatzung des Schiffes; ist nur ein Mann, ein Steward, umgekommen die andern befinden sich in Hast. Es wird er- zält, daß die Rettungsgürtel nicht erreichbar angebracht und überdies ein Teil derselben unbrauchbar gewesen sei. Dem Kapitän wird vorgeworfen, daß er nicht sofort auf das nächste Ufer gesteuert habe. Was sich eigentlich zugetragen hat, ist schwer festzustellen, da die Ueber- lebenden noch immer wie von Sinnen sind. Es wird übereinstimmend berichtet, daß plötzlich eine Panik ausbrach und ein allgeines Rennen nach dem Hinteren Teile des Schiffes folgte. Infolgedessen zerbrachen die Reelings und viele stürzten ohne Rettungsgürtel ins Wasser. Da viele unter den Frauen und Kindern nicht engl, verstanden, wurde die Verwirrung noch größer. Im mittleren Teile der Oststadt ist kaum eine deutsche Familie, die durch das Unglück nicht ein Angehöriges verloren hat. Präsident Roose- velt hat dem in tiefe Trauer versetzten Pastor Haas und der St. Markusgemeinde telegraphisch sein herzliches Beileid ausgesprochen.
Nerryork, 16. Juni. Das Leichenschauamt und der Chef der Feuerwehr beziffern übereinstimmend den Verlust an Menschenleben auf dem „General Elocum" ans annähernd 1000
Tages- Nachrichten
Fornsbach, 15. Juni. Ein Schädling. Heute früh nahmen Heumähder ein Mausnest aus, das von — sage 26 kräftigen Jungen bevölkert war.
Plauen i. B-, 16. Juni. Infolge über mäßigen Genusses von Gurgensalat und Bier ist hier der Zimmermann Kralik aus Böhmen gestorben.
Saalburg, 17. Juni, 5 Uhr 15 Min. nachm. Im Gordon-Bennett-Rennen, auf einer Strecke von 550, üw, siegte der Franzose Thäry (Richard Brasier-Wagen) mit 5 St. 50 Min. 3 Sek. Der Sieger im vorigen Jahre, Jenatzy (Daimler Mercedes-Wagen) wurde zweiter, mit 6 Stunden 1 Min. 21 Sek.
Saalburg, 17. Juni. Baron de Caters passierte das Ziel nach 6 St. 56 Min 31 Sek Als dritter Fahrer passierte das Ziel Braun nach 6 St. 50 Min. 46 Sek. Lancia kam nach 7 St. 17 Min. 54 Sek. Werner nach St. 32 Min. 4 Sek. Während des Rennens ereignete sich kein erheblicher Unfall.
Santiago auf Kuba, 16. Juni. Ein Wirbelsturm mit heftigen Regengüssen verheerte das Land. Gegen 100 Personnen sind tot, dre Wasserleitung barst.
Rußland und Japan.
Mukden, 16. Juni. Um einen Teil der feindlichen Streilkräste von Port Arthur abzuziehen, ist eine russische Kolonne von Taschtt- schiao nach dem Süden vorgeschickt worden. Sie hatte am 14. und 15. ds. Mts. der Wafangou mit überlegenen japanischen Strett- krästen zu kämpfen. Tue Japaner hatten sehr große Verluste. Das Ergebnis des Kampfes ist eine Besserung der russischen Position.
St. Petersvurg, 16. Jmn. Wie General Knropattin unterm gestrigen Datum gemeldet, wurde auf russischer Seile in dem Kampfe bei Wafangou am 14. Juni 24 Offiziere und 311 Mann getötet und verwundet.
Tokio, 16. Juni. Die Transportschiffe Nitachi Maru und Sado Maru sind, wie jetzt bekannt wird, durch das Wlaenvostok-Geschwader zum Sinken gebracht worden. 307 Ueberledende von dem erstgenannten Schiffe sind in Moji, 153 Mann von der Sado Maru sind in Kokura angekommen.
Tokio, 16. Juni. Ueberledende von den Transportdampfern „Sado Maru" und "NitachiMaru" erklären, die Schiffe seien durch Torpedos zum Sinken gebracht worden.
Die Neuyorker Darnpserkatastrophe« Neuyork, 16. Juni. Ueber den Hergang bei dem Brande an Bord des „Generals ^iocum" soll eine eingehende Untersuchung am
Die Legende von Wildbad.
In allen Büchern kann man's lesen Daß in Wildbad es gewesen Es war im Altertum im grauen Da waren hier viel wilde Sauen.
Sechshundert Jahre sind es grad Da entdeckte dieses Bad Ein altes, böses Borstentier Ich sage nochmals, es war hier.
Da kam ein hoher Jägersmann Und bohrte diese Sau sich an Und diese Sau zu Tod getroffen Ist seitwärts in den Busch geloffen.
Sie seufzte in der Todesnot Nun affest Du Dein letztes Brot Und wünschte schmerzlich sich Gesellen Da fand sie diese warme Quellen.
Da hat sie ihren Leib gebadet Und sieh es hat ihr nichts geschadet Es fingen ihre Todeswunden Im warmen Wasser zu gesunden.
Dieses war im schwarzen Wald Wie der Graf nun wurde alt Da hörte auf das wüste Morden.
Er war auch siech und krank geworden.
Er hatte Gicht und viele Schmerzen Da siel ihm jene Sau zu Herzen Er dachte an die frohen Stunden Die er im schwarzen Wald gefunden.
Wie mit der Lanze ganz genau Zu treffen mußt' er eine Sau Es war ein böses Borstentier Ich sage nochmals, es war hier.
Er sandte nun die treu'n Gesellen Zu juchen jene warme Quellen Die im finstern Waid versteckt Wo die Sau ihn einst geneckt.
Ich werde Alt, drum gehet balde Nach dem finstern schwarzen Walde Und machet mir ein Bad zurecht So sprach der Graf zu seinem Knecht.
Dann ist der hohe Fürst gegangen Wie ein gewisser Herr aus Schlangen Und ist auch wieder gut geworden Aber später doch gestorben.
Em Kurgast vom Drachenftl«.
Straße trat, kam ein heftiger Windstoß, der ihr die Haare vom Haupt Herabrieß und dieselben weit hinweg trieb. Leute kamen eben aus der in der nähe gelegenen Kirche heraus, und da stand das Mädchen, bleich vor Schrecken. Mit einem Aufschrei stürzte das Mädchen zusammen, und bald darauf wurde es irrsinnig.
Literarhistorischer Fund. Infolge eines glücklichen Zufalles fand ein russischer Schriftsteller, der zur Zeit in Leipzig lebt, in dem Nachlaß des im Jahre 1864 verstorbenen Literarhistorikers und Redakteurs Dr. Margrafs in Leipzig eine Reihe bisher völlig unbekannter Briefe von Arndt, Bodenstedt, Lenau, Hebbel, Dingelstedt, Gutzkow und Wilhehm Jordam. Die Briefe wurden dem Goethe-Schiller-Archiv in Weimar übergeben, und Professor Suphan hat die Prüfung der zum Teil sehr wertvollen Schriftstücke übernommen.
Ueber Erfolgreiche Versuche mit einem Unterseeboot wird aus Neuyork be- richtet: Eine genaue Prüfung des Holland- Unterseebootes „Fulton" fand am Montag in Newport, Rhode Jslan, statt. Di^ Prüfung dauerte 24 Stunden und erstreckte si^ ^de denkbare Verwendung eines Unterseeb??^- So- weit als möglich waren dabei die Be *ugungen, Ke lw beim Kriege gegeben wären, an^wmen Eme Schießscheibe, die ein feindli^ Schiff dar stellte, wurde in einer Entfernung öA englischen Merlen verankert. Der »ulton« machte zwei erfolgreiche Angriffe - wahrend er ganz nntergetaucht war ul'"k geladene Torvedn« ^ Ziel-
^ - Kiel,
büno geladene Torpedos und traf das
Um zu beweisen, daß ein längerer Aufe„ in im möglich ist, ließ man den „Fulton ^ drei Offizieren und elf Mann an Bord Montag abend auf den Grund des Hafens sinken' das Boot blieb zwölf Stunden unter Wasser und kam erst am Dienstag morgen wieder an die Oberfläche; alle Personon an Bord befanden sich wohl. Die Prüfung erwies sich als erfolgreich in jeder Beziehung. Der Kongreß hat kürzlich 3 400 000 Mk. für Unterseeboote bewilligt, und die Marineabteilung stellt Proben
an, um zu entscheiden, welcher Typ gebaut werden soll.
Rätselecke.
Auflösung des Rätsels aus Nr. 68.
Ode — Odem.
Rätsel.
Mit K bring' rasche Botschaft ich Selbst von den fernen Küsten Es hemmt nichts meiner Botschaft Lauf Nicht Meere, Berge, Küsten!
Am wohlbedeckten Tisch darf ich Mit G. gewiß nie fehlen —
Mit B. war ich in alter Zeit berühmt Weit in den Landen Heut' weiß man kaum die Stätte noch Wo ich einstmals gestanden Mit F. wird mich das stnn'ge Kind Gewißlich stets gern hören.
Doch auch so manchem großen noch Erteil' ich meine Lehren.
Auflösung folgt in Nummer 74.
Verschiedenes.
Das Mädchen oyne Haare. Ju der Stadl Grvßwardeln tevie ein junges Mädchen, das Kind allgemein geachteter iLttern. Tue ötalue belchenkte sie mit allen Attributen der Schönheu, vergaß aber nur eines: sie gab ihr reine Haare. Aus ihrem Haupte wuchs sea ihrer Gevurl tem einziges Haar, und deSyatv war tue Schöne genöugt, eme vtonüe Perücke und fatsche Zopfe zu tragen. Um das Geheimnis ivußle niemand außer den Famitterigttederii, uns die jungen Leute der Sladl seywarmleil für das Mädchen. ,Vor einiger Zeit eitle die ^ einer ^
gegennoerwohnenden Freundin und fetzte deshal^ auch keinen Hut aus. Da, als sie eben aus die/
Gemeinnütziges.
Bronzieren von Gipsfignren. Man
befreit die Gegenstände von Staub und trägt mittels eine Pinsels auf der ganzen Oberfläche leicht trocknenden Leinölfirnis so oft auf, Video Gips denselben nicht mehr einzieht, sich vielmehr ein glänzender Ueberzug nach dem Trocknen bildet. Sodann überzieht man den Gegenstand mit einem aus 1 Teil Leinölfirnis, 1 Teil Kopallack und ein Fünfzehntel Teil Terpentinöl bestehenden Lack, und zwar ein- bis zweimal. Wenn der Ueberzug nur noch wenig klebt (nach 24 Stunden) übergeht man die Gegenstände mit einem Pinsel mit der betreffenden Bronze und verreibt diese so lange, bis ein glänzender erreicht ist.
Literatur.
Rechts und liuks der Eisenbahn
nennt sich eine soeben bei Justus Perthes in Gotha erschiene Sammlung von Führern auf den Hauptbahnen des Deutschen Reiches» di« gerade jetzt zur beginnenden Reisezeit allen denen willkommen sein wird, die sich die so häufig als langweilig empfundene Eisenbahnfahrt in ange-
Druck und Verlag der Berich. Hofmann'schen Buchdruckern in Wildbad. Für die Redaktivn verantwortlich: E. Reinhardt da,elv'