nicht, wonach bei einem Angriff auf Port Arthur ein Drittel der japanischen Armee vernichtet worden sei.

London, 10. Juni. Der Korrespondent des Reuterschen Bureaus im japanischen Haupt- quartier in der Mandschurei telegraphiert heute über Fusan: Seit einiger Zeit werden von der ersten japanischen Armee sehr wichtige Operationen unternommen. Die Armee marschiert seit 2 Tagen in 4 Kolonnen vorwärts und unter­nimmt Rekognoszierungen auf den Straßen nach Liaujang, Haitscheng, Saimadsu Hsiujen. Die Japaner haben bereits einige Städte besetzt, deren russische Garnisonen in Stärke von je mehreren hundert Mann mit Geschützen nach heftigem Kampf zum Abzug genötigt wurden. Die Verluste der Japaner betragen 65 Mann.

Verschiedenes.

Das abendliche Kegelschieben. Eine praktisch sehr wichtige Entscheidung, die eine häufig streitige Frage behandelt, hat das Reichs- gericht am 20. Februar 1904 in Bezug auf das abendliche Kegelschieben gefällt. In der Stadt Ulm behauptete ein Grundeigentümer, in der eignen Benützung seines Grundstückes zu Wohnzwecken, sowie in dessen Ausnutzung durch Vermieten dadurch beeinträchtigt zu sein, daß aus der Kegelbahn des Nachbargrundstückes 9 Uhr abends ruhestörender Kegellärm herüber­dringe. Das Oberlandesgericht Stuttgart hatte der Klage auf Unterlassung des Lärms stattge- geben, weil in dem betreffenden Stadtteil die ftagliche Kegelbahn die einzige sei und daher von einer Ortsüblichkeit des Kegelns nicht ge­sprochen werden könne. Das Reichsgericht hob dies Urteil mit folgender interessanter Begrün- düng auf: Allerdings hänge die Ortsüblichkeit des Kegellärms in einer bestimmten Stadt nicht davon ab, daß auf jedem Grundstück der Stadt gekegelt werde. Hieraus folge aber nicht, ohne weiteres, daß es Mnmehr darauf ankomme, ob das Kegeln in derjenigen Gegend der Stadt, in der sich die Kegelbahn befinde, als ortsüblich angesehen werden könne. Eine solche Beschränk­ung der Prüfung der Ortsüblichkeit auf einzelne Ortsteile sei freilich an sich nicht unzulässig, setze aber voraus, daß es sich dabei um Stadtbezirke handle, denen durch die besondere Art der Be­bauung (Villenstil, herrschaftliche Mietshäuser)

Der Majoratsherr.

Roman von L. Jdler-Derelli.

28 ) Nachdruck verboten.

Sie soll nämlich alles wissen", fuhr Feld­mann fort,und das glaube ich gleich, dafür wird die Fra Müller schon gesorgt haben. Wenn wir nun zum Beweis die Kette vorlegeen, kann sie es gar nicht bestreiten."

Sie hätten nicht schweigen dürfen," sagte Herr von Blomen, als Feldmann seine Er­zählung beendet hatte,damit haben Sie ein großes Unrecht getan."

Das meine ich nicht, gnädiger Herr," ent­gegnete der Bauer fest.Die Öberförstersleute hatten mehr Freude an dem lebendigen kleinen Mädchen, als wenn sie ihr totes Kind hätten begraben müssen, und für die Kleine war es eine gute Versorgung."

Aber Herr Wendt hatte den Betrug be­merkt," sagte Sophie.Er hat das Kind nicht geliebt, weil er wußte, daß es nicht sein eigenes war."

Das haben mir die Leute auch schon er­zählt," antwortete Feldmann.Das muß aller­dings für beide Teile nachher sehr schlimm gewesen sein. Damals als Antonie ganz klein war, dachte wohl niemand, daß die Eltern den Tausch merken würden. Und Sie müssen be­denken, gnädiges Fräulein, ich war dann fort und habe erst hier in Thurin wieder etwas von der Geschichte gehört. Wollen wir morgen zu der Gnädigen gehen? wandte er sich an Herrn von Blomen.

Nicht so schnell!" erwiederte dieser.Ich Viuß mir die Sache erst überlegen."

Damit verlieren wir nur Zeit," bemerkte der Bauer.Denn jetzt ist ein offenbares Un­recht bei der Sache. Als der alte Herr von Thurin starb, hätten die Frauen gleich die Wahr­heit sagen müssen, die Gnädige sowohl, wie die Krau Müller. Ich begreife nicht, warum sie

oder durch den in ihnen vorherrschenden Be­trieb (Fabrikgegend) einheitliches charakteristisches Gepräge verliehen werde, durch das sie sich in objeki v erkennbarer Weise von anderen Stadbe­zirken unterscheiden. Eine derartige Verschieden­heit der einzelnen Teile einer Stadt werde in der Regel nur bei Großstädten, und nur unter besonderen Verhältnissen auch bei kleineren

Städten Vorkommen. Im konkreten Falle sei nun nicht zu ersehen, vermöge besonderen

Merkmale der als besondere Stadtgegend

behandelte Häuserblock den Charakter eines besonderen Stadtteils habe, und ob mit

diesem besonderem Charakter der durch den Kegelbahnbetrieb verursachte Lärm, insofern er über das sonst dort übliche Maß von Ruhe hinausgehe, unvereinbar sei.

Der Geruch der Europäer. Bei den

Ostasiaten, und namentlich bei den Japanern, stehen die Europäer buchstäblich in einem sehr schlechten Geruch, und zu der natürlichen Ab­neigung gesellt sich noch ein auffälliger Mangel an Galanterie, indem die Japaner den Geruch der Europäerinnen noch unangenehmer finden als den der Söhne unseres Erdteils. Es muß sich dabei um eine angeborene Veranlagung handeln, denn schon vor längerer Zeit wies ein japanischer Arzt ans die Tatsache hin und gab auch darüber Auskunft, daß der Geruch nicht nur unter den verschiedenen Personen, sondern auch mit dem Alter wechselt. Am stärksten soll er bei dem erwachsenen Europäer sein. Die Art des Geruchs wird als scharf und ranzig beschrieben und ist den Japanern zunächst fast unerträglich, jedoch gewöhnen sie sich bei einem längeren Aufent­halt in Europa daran. Selbst ihre Abneigung gegen das weibliche Geschlecht Europas scheint sich bei einem häufigen Verkehr zu mildern oder gar in das Gegenteil zu verwandeln. Der Aus­gang des Geruches ist nach der Angabe der Japaner die Achselhöhle. Sie sind in dieser Hinsicht auch gegen ihre Landsleute sehr streng, und angeblich findet ein Japaner, der an diesem Körperteil schlecht riecht, selten eine Frau und wird unter Umständen vom Militärdienst befreit. Ein Vertreter der Volkskundlichen Forschung weist darauf hin, daß zunächst überhaupt der Unterschied der Rasse sich auch in dem Geruch des Körpers tatsächlich bemerkbar macht, daß aber außerdem die dickere und weniger bepueme

es nicht getan haben. Als Frau von Thurin wäre Antonie mit Ehren eine reiche Frau ge­blieben und Herr Eberhard hätte das Seinige erhalten. So hat sie sich des Betruges schuldig gemacht und muß in steter Furcht vor einer Entdeckung leben!"

Wir wollen noch einige Tage warten!" entschied Her von Blomen sich jetzt resolut. Ich muß erst mit meinem Schwiegersohn sprechen; dann werde ich Ihnen Bescheid zugehen lassen."

Schön," sagte der Bauer, sich erhebend. Ich komme, sobald Sie mich rufen lassen.Und nun noch einmal tausend Dank für alle Ihre Freundlichkeit!"

Und er reichte Vater und Tochter die Hand und verließ das Zimmer.

Es ist also wahr!" brach Sophie aus,Frau Antonie besitzt mit Unrecht das Majorat!"

Unzweifelhaft ist es wahr!" entgegnete der Vater.Das Zeugnis dieses Mannes ist un­umstößlich, wenn er die Kette, das Wendt'sche Familienerbstück, vorlegen kann!"

Heute nachmittag kommt Eberhard," er- wiederte Sophie.Er muß es zuerst wissen, denn ihn geht es doch am meisten an. Und dann müssen wir an Kurt von Westen tele- graphieren. Er ist ein kluger Mensch und kann uns als Jurist den besten Beistand leisten."

Das ist ein guter Gedanke!" rief Herr von Blomen erfreut.Und solange, bis Kurt kommen kann, wollen wir mit unserer Anklage warten. Er kann am besten sagen, was wir zu tun haben, damit wir uns nicht in Ungelegenheiten stürzen. Unsere Nachrichten entsprechen ja den seinigen. Ich werde sogleich das Telegramm aufsetzen!"

Am Nachmittage kam, wie seine Braut es ihrem Vater gesagt hatte, Eberhard.

Wozu nur diesen Betrug gegen uns?" fragte er, als Sophie ihm alles berichtet hatte. Antonie wäre als Witwe meines Onkels mit ihrem Kinde stets itt den besten Verhältnissen gewesen, auch ohne das Majorat. Warum also entzieht sie mir, was mein ist, wenn sie doch

Kleidung der Europäer die Entwicklung eines scharfen Körpergeruches unzweifelhaft begünstigt Vielleicht steht außerdem die größere Hinneigung der Europäer zur Fleischkost damit im Zusam« menhang.

Das Salze» der Kinder. In manchen Gegenden Europas und Asiens hält man heute an dem äußerst merkwürdigem Brauch fest, neu­geborene Kinder zu salzen, obwohl es so grau­sam und gefährlich ist. Die Methode wechselt, wie eine engl. Zeitschrift schreibt, bei den ver- schiedenen Völkern. Die Armenier in Rußland bedecken die ganze Haut des Kindes mit einem sehr feinen Salz. Dieses Salz läßt man drei Stunden oder noch länger auf dem Körper des Kindes und wäscht es dann mit warmem Wasser ab. Ein Vergstamm in Kleinasien ist noch grausamer wie die Armenier. Dort bleiben die Neugeborenen 24 Stunden mit Salz bedeckt. Auch die modernen Griechen besprengen?ihre Kinder mit Salz. Die Mütter glauben, daß die Kinder durch diese Anwendung von Salz Gesundheit und Kraft bekommen, und daß die bösen Geister von ihnen fern gehalten werden.

Gemeinnütziges^

Die Entfernung von Flecken aus Sammt ist insofern schwierig, weil das schöne Material die Anwendung scharfer Mittel ver­bietet und man sich hüten muß, den Stoff nieder­zudrücken. Doch wird Samt von vielen Flecken befreit und aufgefrischt, wenn man ihn mit einem reinen Tuch, am besten Raubberstoff, und immer erneutem heißem Kartoffelmehl gut abreibt und dann mit einer Samtbürste überstreicht. Sollten die Flecke auf diese Weise nicht verschwinden, so erweist sich Zitronenöl zuweilen als wirksam. Ein gut durchgetränkter Wattebausch wird leicht auf den Fleck gelegt und mehrfach durch einen neuen ersetzt.

Gekochtes Blut ist infolge seines Eiweiß­gehaltes ein vorzügliches Futter für Hühner, daS auf die Legetätigkeit derselben vou großem Einfluß ist und sie sehr fördert. Man darf beim Verfüttern des Blutes allerdings nicht ver­gessen, daß zuviel von Nachteil ist für den Ge­schmack der Eier und sehr leicht Windeier verur­sacht, wenn nicht genügend Knochenschrot oder kalkhaltiges Futter dazu gefüttert wird.

Lauchsuppe mit Käse (holländes Gericht). Einige Lauchzwiebeln schneidet man in vier Teile,

weis, daß sie kein Recht darauf hat!"

In diesem Augenblick trat Herr von Blomen mit der Antwort auf sein Telegramm ins Zimmer.

Kurt kommt morgen!" rief er.Ich wußte es ja. Wenn er hört, daß es sich um die Familie Thurin handelt, ist er zu allem bereit!"

Am Abend des nächsten Tages traff Herr von Westen wirklich ein und vernahm mit größ­tem Interesse die Mitteilungen, die ihm gemacht wurden.

Wir müssen sofort gegen Frau von Thurin vorgehen," sagte er.Diese Zeugnisse sind zu gravierend, als daß wir noch einen Augenblick zögern könnten. Wir gehen morgen allesamt nach Schloß Thurin, Herr Eberhard, Onkel Blomen, der Bauer Feldmann und ich. Wenn der alte Amtsgerichtsrat hier wäre, müßte er auch mit. Ich werde das Wort führen, falls Sie es nicht tun wollen," wandte er sich an Eberhard.

Es wäre mir sehr lieb, wenn Sie es über- nehmen wollten," entgegnete dieser gepreßt.Mir ist die ganze Sache unendlich peinlich."

Westen nickte.

Es ist für Sie nicht angenehm, daß es sich um Ihren Besitz und eine gegen Sie direkt ver­übte Täuschung handelt," erwiederte er.Ein Unbeteiligter kann weit besser alle schwierigen Punke besprechen. Ich habe mir meinen Plan schon zurechtgelegt. Die Witwe muß das Majo- rat herausgeben, und wenn wir sie gerichtlich dazu zwingen sollten."

DaS Gespräch wandte sich anderen Dingen zu.

Du bist nicht mehr in Westerburg?" fragt« Sophie Ihren Vetter.

Nein, ich arbeite jetzt in Leipzig am Reichs« gericht," entgegnete derselbe.

Da sind Sie ja wieder an einem Ort mit meiner Schwester," entgegnete Eberhrrd lächelnd. Viktoria hat ebenfalls die Schulstelle in Wester« bürg aufgegeben und ist jetzt bei Steins, ein- Einrichtung, mit der ich sehr zufrieden bin,"