tembergische Porzellanmanufaktur E. M. Bauer u. Pfeiffer hier eine Porzellanfabrik errichtet.

Stuttgart. Die Einnahmen aus dem Post-, Telegraphen- und Fernsprechbeirieb in Württemberg beliefen sich im März 1904 auf 1 278 187 Mk. 52 Pfg. (im Vorjahre 1 174 215 Mk. 65 Pfg.), in der Zeit vom 1. April 1903 bis zum 31. März 1904 auf 16058 549 Mk. 56 Pfg. (im Vorjahr 15 286 956 Mk. 66 Pfg.

Stuttgart. Der jPrinz von Wales hat anläßlich seines Stuttgarter Aufenthaltes den Armen der Stadt durch Vermittelung des eng­lischen Gesandten 600 Mark überweisen lassen.

Ludwigsburg, 7. Mai. Heute vor 200 Jahren hat der Herzog Eberhard Ludwig den Grundstein zum hiesigen Schlosse gelegt. Der hiesige historische Verein beging diesen Tag mit einer Gedenkfeier, die mit einem Besuche des Schlosses eingeleitet ward. Abends fand im Bahnhofhotel eine allgemeine Feier statt.

Im hohen Schwarzwald hat es in den letzten Tagen wieder geschneit. Auf dem Kandel und Feldberg ist der Winter wieder eingezogen. Auf dem Feldberg gab es 10 Zentimeter Neuschnee. Auch in der Schweiz hat es wieder geschneit.

Reutlingen, 7. Mai. Regierungspräsident von Hofmann hat gestern sein Amt bei der Kreisregierung übernommen.

Rottweil, 5. Mai. Die Vereinigten Köln- Rottweiler Pulverfabriken verteilen 12 Proz. Dividende mit rund 2 Millionen Mark und tragen 158 768 Mark auf neue Rechnung vor. Die Gesamterzeugung an Pulver betrug im ver­flossenen 14. Geschäftsjahr 4000000 Kilo­gramm^

Rußland und Japan.

W. Tokio, 8. Mai. Wie wir bereits durch Extrablatt meldeten, haben die Japaner am Freitag Foenghwangtscheng genommen. Die Japaner griffen die Russen an, bevor diese sich von ihrer Niederlage am Aalu erholt hatten. In Anbetracht dessen, daß Foenghwangtscheng die zweite russische Verteigigungslinie war, war man auf einen erbitterten Kampf gefaßt.

Söul, 9. Mai. Der japanische Konsul in Gensan telegraphiert, daß russische Truppen, deren Stärke nicht bekannt sei, mit berittenen Banditen (?) aus der Mandschurei in einer be-

Der Majoratsherr.

Roman von L. Jdler-Derelli.

IL) Nachdruck verboten.

Das waren nur Ausreden von Fräulein Cilly!" erzählte Karl in der Gesindestube. Gerade, wie die Uhr zwölf schlug, flammte das Licht in der Kirche auf. Das fremde Fräulein hat es gesehen und auch gleich gesagt und ordent» lich kalt hat es mich angeweht. Das ist um die versteckte Schrift, und bis die nicht gefunden lst, wird alle Nacht Licht in der Kirche sein, so lange die Kirche steht. Die Herrschaft will es nur nicht wahr haben, weil der Spuk um ihre Verwandtschaft ist. Darum sagte Fräulein Cilly Such, das Kaminfeuer hätte sich in den Fenstern gespiegelt, und das fremde Fräulein tat ihr den Gefallen und sagte, sie hätte sich geirrt. Na, wer das glaubt!" Und Karl schüttelte mit überlegenster Weisheit den dicken Kopf und die Mägde klapperten mit den Zähnen, aus Furcht vor dem Spuck, an den sie nach wie vor felsen­fest glaubten.

Am andern Morgen saßen Cäcilie und ihre ^ Freundin gemütlich am Frühstückstisch beisammen. . Eberhard war auf das Feld gegangen.

Du fragtest gestern, weshalb wir unsere Verwandle in Thurin nicht mehr sehen," begann ! Cäcilie.Das ist bald genug erzählt. Die ^ Entzweiung kam hauptsächlich durch Viktoria. ^ Herr von Kirchbach konnte meine schöne Schwe­ster, trotz einer Abweisung, die an Deutlichkeit , Nichts zu wünschen übrig ließ, nicht vergessen, ; Und da er mit seinem vielen Gelde trotzdem " ulles zu erreichen vermeint, hatte er die junge Witwe meines Onkels um ihre nochmaligeFür- ' Mache bei uns ersucht. Gott weiß, welche 1 Gründe er bei Frau von Thurin, die ihn ja I Nicht hinreichend kannte, das sagten wir uns nachher zu ihrer Entschuldigung-' angewendet hat. ' Genug, Frau Antonie fuhr eines schönen Tages i bei uns vor und verlangte Viktoria allein zu

trächtlichen Entfernung oberhalb Windschu von den Aalu überschritten und auf ihrem Vormarsch nach Südosten Tschangdschin, das etwa 100 Meilen westlich von Siöngtschin liegt, besetzt haben.

Tokio, 9. Mai. Die offizielle Verlustliste der Japaner in der Schlacht am Ualu am 1. Mai beträgt: von der Garde: tot 1 Offizier, 20 Mann, verwundet 7 Offiziere, 122 Mann; von der 2. Division: tot 1 Offizier, 84 Mann, verwundet 13 Offiziere, 305 Mann; von der 12. Division: tot 3 Offiziere, 76 Mann, ver­wundet 5 Offiziere, 263 Mann. (Das wären zusammen 900 Tote und Verwundete. General Kuroki hat aber in seinen Schlachtberichten be­reits einen Verlust von mindestens 1200 Mann, nämlich 700 und 300 und 200, zugegeben und außerdem noch das Auffinden von weiteren Ge­fallenen in Aussicht gestellt; die Rechnung scheint also nicht zu stimmen.)

Unruhen in Deutsch-Südwestafrika.

Berlin, 9. Mai. Aus Windhuk meldet der Spezialderichterstatter des Lok.-Anz.: Wie ich aus absolut sicheren Quellen erfahre, hat Gouverneur Leutwein beschlossen, gleich nach Uebernahme der Geschäfte durch den General v. Trotha nach Deutschland zu gehen. Die Elite alter Afrikaner erblickt hierin eminente Gefahr für ganz Deutsch-Südwestafrika, da Leutweivs Fortgehen oder Rücktritt unbedingt den sofortigen Abfall aller bisher treugebliebenen Stämme, einschließlich derjenigen im Süden, bedeuten würde.

Tages- Nachrichten.

Baden-Baden, 9. Mai. Großfürst Michael Nikolaijewilsch von Rußland ist gestern nach­mittag, von Cannes kommend, zu längerem Kur­aufenthalt hier eingetroffen.

München, 7. Mai. Die Beerdigung Lenbachs fand am Sonntag ohne kirchliche Assistenz statt, da der Künstler vor 10 Jahren aus der katholischen Kirche ausgeschieden und einer anderen Religionsgemeinschaft nicht bei- gslreten ist. Der Prinz-Regent ließ sich durch seinen Generaladjntanten vertreten, eine Aus­zeichnung, die umso größer ist, als sich der Prinz-Regent bei nichlkirchlichen Begräbnissen bisher nicht vertreten ließ.

sprechen. Dies Verlangen konnte aber nicht mehr erfüll: werden, da meine Schwester be­reits nach Leipzig abgereist war, um sich für den Lehrerinnenberuf vorzubereiten. Die junge Frau zeigte sich sehr erstaunt und unwillig über diesen Schritt. Sie fand es rücksichtslos von uns, daß wir sie, die Majoratsherrin und Haupt­person in der ganzen Familie, nicht erst um ihre Einwilligung ersucht hätten, die sie nimmer­mehr erteilt haben würde. Sie fand es ent­würdigend, daß eine Komtesse von Thurin um das tägliche Brot arbeiten wolle, und nannte das Ganze eine grausame Koketterie gegen den guten Herrn von Kirchbach, da Viktorm doch wisse, wie er sie liebe. Eberhard, der ja gerade Viktoria außerordentlich liebt wies die unsinnigen Vorwürfe mit mildem Ernst zurück. Ich wäre nicht so ruhig geblieben wie er. Als nun Frau Antonie sah, daß sie mit ihrem Willen nicht durchdrang, sie verlangte nämlich, Eberhard solle Viktoria zurückkommen lassen, damit sie auf der Stelle den alterhaften Freier heirate, wurde sie sehr gereizt und sagte zuletzt: Nun, wenn dieser Zweig der Familie mir so offenen Widerstand entgegensetzt, werde ich ihm meine Gegenwart nicht mehr aufdrängen !" Seit­dem ist sie nicht wiedergekommen, und da auch wir sie nicht besuchten, habe ich sie nicht wieder­gesehen. Mit Eberhard aber, dem sie neulich auf einer Spazierfahrt begegnete, hat sie sehr liebenswürdig gesprochen, so daß er ganz über­rascht war."

Sie ist wohl kaum dreißig Jahre alt? Wenn sie nun noch einmal heiratete?" fragte die Freundin.

Dann geht das Majorat mit all den großen Einkünften sofort auf ihren Sohn über und sie hat keinerlei Anrecht mehr daran. Das wird sie nicht tun!"

Es ist nur, daß ihr sie nicht mögt," sagte Dora nachdenklich, sonst wäre die beste Lösung des Konflikts, dein Bruder heiratete sie."

Das verhüte Gott!" rief Cäcilie lebhaft.

t Frankfurt, 7. Mai. Der 20jährige Post. > gehülfe Ludwig Hölzer aus Schwanheim ist l seit 1. Mai mit Postanweisungsgeldern in : Höhe von 700 Mark verschwunden.

Berlin, 7. Mai. Zur Regelung der pri­vaten Beschäftigung der Militärkapellen ist dem Lok.-Anz. zufolge ein kaiserlicher Erlaß er­gangen, der diese Erwerbstätigkeit der Kapellen genau umschließt. So sind die Vorgesetzten verpflichtet, darauf zu achten, daß weder der militärische Dienst noch das Ansehen der Militärkapellen durch die gewerbliche Beschäfti­gung leidet. Verboten sind u. a. humoristische Konzerte, bei denen Verkleidung notwendig ist, öffentliche Anpreisung des gewerblichen Spielens und die Verstärkung der Militärkapellen durch Reservisten für solche Zwecke. Für öffentliche Tanzmusik soll die Erlaubnis nur dann erteilt werden, wenn mindestens die Hälfte her Kapelle daran beteiligt ist. Für die einzelnen Orte sollen nach Möglichkeit Mindesttarife aufgestellt werden, um den Klagen der Zivilmusiker wegen der Konkurrenz der Militärkapellen die Spitze zu brechen.

Berlin, 7. Mai. Die Volkszeitung geht, wie das Berl. Tagebl. gegenüber den anders­lautenden Meldungen schreibt, am 1. Juli d. I. in den Verlag von Rudolf Masse über. Der seitherige Chefredakteur Vollrath und die übrigen polnischen Redakteure werden auch unter dem neuen Verlage ihre Kräfte diesem Blatte widmen.

Budapest, 7. Mai. Gegen den 83jähr Grafen Nepomuk Zichy wurde heute ein Raub- Mordversuch verübt. Der Graf saß auf einer Bank auf der unteren Margarethen-Insel, als ein elegant gekleideter junger Mann einen Schuß gegen ihn abfeuerte, der jedoch versagte. Darauf schlug der Angreifer mit dem Lauf des Revolvers das Gesicht des Grasen blutig und raubte ihm die Brieftasche. Der Zustand des Grafen ist bedenklich. Nach dem Täter, der entkommen ist, wird gefahndet.

Aalesund, 7. Mai. Die Stadtverwaltung beschloß, an die vom Brand betroffenen Per­sonen, welche um Unterstützung nachsuchen, eine solche zu gewähren und zwar an Erwachsene im Betrage von 50 und an konfirmierte Kinder von 30 Kronen.

Es liegt ja die>er Gedanke allerdings sehr nahe und er ist auch schon oft genug von anderen ausgesprochen worden. Es ist ja sonst nicht erlaubt, daß der Neffe seine Tante heiraten darf. In diesem Falle aber, der Güter wegen, da das Majorat nach dem etwaigen Tode des Kleinen doch auf Eberhard überginge, würde sofort eine Ausnahme gestattet werden; das versichert meinem Bruder jeder Jurist. Außer­dem ist sie keine Blutsverwandte von ihm, son­dern eine fremd in die Familie hineingekommene junge Frau, mehrere Jahre jünger, als er selbst. Aber Eberhard denkt durchaus nicht an eine Heirat mit Antonie und was mich betrifft, so wollte ich lieber wie Viktoria mein Vrot unter fremden Leuten verdienen, als meinen einzigen Bruder an der Seite dieser Frau durch daS Leben gehen sehen!"

Viktoria ist bei Regine, nicht wahr ?" fragte Dora ablenkend.Wie geht es beiden?"

Regine lebt unsagbar glücklich mit ihrem Mann, er trägt sie auf Händen, und sie haben ihr gutes auskommen. Viktoria ist seit einem halben Jahr Lehrerin an einer Privatschule und empfindet die Licht- und Schattenseiten ihres Berufs."

Herr von Westen muß sie bald heimführen!"

Jetzt ist er Referendar," antwortete Cäcilie. Er hat fleißig genug studiert, aber es will doch alles seine Zeit haben, und bis er eine Anstell­ung findet, können sie beide alt und grau sein. Eberhard geht es sehr nahe, daß er so gar nichts für seine Schwestern tun kann; er denkt denkt nur an uns; seine eigene bittere Enttäusch­ung drängt er zurück. Heute sagte er wir, er wolle doch noch einmal im Dorfe nach dem Kirchenspuk Umfrage halten. Karl hat natürlich wahre Wunderdinge von dem Licht erzählt und beruft sich jetzt darauf, dn hättest es auch ge­sehen!"

Ö Weh!" rief Dora.Dann habe ich ja durch meine unüberlegte und vorschnelle Aeußer- ung Del in das Feuer der Thuriner Spuk-