Trotz dieses Umstands Und döL von Uns einge­nommenen Stellung leisteten die Japaner tap­feren Widerstand. Nach ^2 ständigem erbitter­tem Kampf stellten die Japaner das Feuer ein, um sich in die Häuser zurückzuziehen. An zwei Stellen wurde die Fahne des Roten Kreuzes ge­hißt. Bald darauf rückten auf der Straße von Kasan 2 Schwadronen Japaner in voller Karriere an, denen es gelang, in die Stadt einzudringen. Eine dritte zog sich unter den Salven unserer Leute in Unordnung zurück. Man sah Menschen und Pferde stürzen. Während einer Stunde feuerten unsere Truppen noch auf die in der Stadt befindlichen Japaner und verhinderten sie, die Häuser zu verlassen, M Stunden nach Beginn des Kampfes erschienen auf der Straße nach Kasan 4 japanische Kompagnien, die zum Angriff eilten. Ich gab Befehl zum Aufsitzen und alle russischen Kompagnien zogen, unter Be­deckung durch eine Kompagnie, in voller Ord­nung im Schritt vorbei und stellten sich hinter dem Berg in Feldkolonne auf. Die Verwundeten hatten sie im Vordertreffen bei sich. Die in Unordnung gebrachten japanischen Schwadronen konnten augenscheinlich die von uns verlassene Höhe nicht rasch besetzen und die Infanterie war noch zurück. Die die Nachhut schützende Abteil­ung kam in der Nähe von Kuakson an und machte dort 2 Stunden Halt, um die Verwunde­ten zu verbinden. 9 Uhr erreichten sie Noossan. Vermutlich erlitten die Japaner große Verluste an Leuten und Pferden. Auf unserer Seite sind 3 Offiziere schwer verwundet und 1 leicht, von Kosaken 3 gefallen und 12 verwundet, da­runter 5 schwer. General Mitschenko betont die ausgezeichnete Haltung der Offiziere und der Kosaken, namentlich der 3. Kompagnie des argu- nischen Regiments unter Befehl des Grafen Krasnostanow.

Rundschau.

Neuenbürg, 29. März. Sicherem Ver­nehmen desEnztälers" zufolge, ist Oberamt­mann Kälber als Hilfsarbeiter zur Dienstleist­ung bei der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel berufen worden, er wird den Dienst bei der K. Zentralstelle bereits am 5. April d. I. antreten. ,

Heilbronn, 28. März. Im PyMMegen Otto und Kaiser, Heilbronner Nahrungsmittel- fabriken, welche früher im Geschäft von C. H. Knorr tätig waren und Rezepte abschrieben und Geschäftsgeheimnisse für sich verwendeten, wurde Montag nachmittag 5 Uhr folgendes Urteil ver­kündet: 1. Kaiser wird wegen Unterschlagung, wegen je eines Vergehens des vollendeten und des versuchten Betrugs (in einer Handlung mit einem Vergehen gegen das Nahrungsmittelgesetz zusammentreffend) zu 8 Monaten 3 Tagen Ge­fängnis (abzüglich 3 Monat 15 Tage für er­

littene Untersuchungshaft) und wegen unlauteren Wettbewerbs zu 1200 Mk. Geldstrafe (im Nicht­einbringungsfall zu 3 Monaten Gefängnis) ver­urteilt; vom Vergehen des Diebstahls freige­sprochen. Das Verfahren wegen eines weiteren Vergehens des unlauteren Wettbewerbes wird eingestellt. 2. Otto wird je wegen eines Ver­gehens des vollendeten und des versuchten Be­trugs (in einer Handlung mit Vergehen gegen das Nahrungsmittelgesetz zusammentreffend) zu 8 Monaten Gefängnis und wegen unlauteren Wettbewerbs zu 1200 Mk. Geldstrafe (im Nicht­einbringungsfall 3 Monat Gefängnis) verurteilt. 3. Beiden Angeklagten werden die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 2 Jahren ab­erkannt. 4. An die Aktiengesellschaft C. H. Knorr haben die Angeklagten als Gesamtbuße 2000 Mk. zu zahlen. 5. Das beschlagnahmte Rezeptbuch wird eingezogen. 6. Die Angeklag­ten haben die Kosten zu tragen, mit Ausnahme der Punkte, in denen Freispruch oder Einstellung des Verfahrens erfolgte. Auch haben sie der Nebenklägerin die dieser erwachsenen Auslagen zu ersetzen. Kaisers Antrag auf Haftentlassung wird abgelehnt. Das Urteil wurde nach der Neckarztg." von dem den Saal und die Korri­dore füllenden Publikum mit lebhaftem Murren entgegen genommen, das den Vorsitzenden ver- anlaßte, energisch mit Räumung des Saales und mit Bestrafung der Ruhestörer zu drohen.

Wieder ein Prozeß gegen Heilbronn ? In einer Stuttgarter Zettung wird berichtet:

Eine Klage aus Zahlung von 125 000 Mk. hat der Bankdirektor Kayser, ein vielfacher Millionär, gegen die Stadt Heilbronn ange­strengt. Die letztere benötigt zur Enzkorrektion das Gelände von Kayser; eine Kommission hat dessen Wert im Zwangsenteignungsver­fahren auf 48000 Mk. festgesetzt. Die Be­völkerung ist auf den Ausgang des Prozesses gespannt.

Heilbronn liegt aber bekanntlich immer noch am Neckar; das sollte man auch in Stuttgart wissen. Die Stadt, gegen die Kayser klagt, ist Pforzheim. Die Stadt Heilbronn hat genug an ihren Prozessen; man braucht ihr nicht noch einen weifeven hinzuzuredigieren.

Ellwangcn, 28. März. Ein Fischräuber. Unweit der hiesigen Stadt hat am Samstag ein Flaschnermeister in der Jagst mit einer Falle einen Fischotter von 10 Pfund und einer Länge von 1 Meter gefangen.

Gerabronn, 28. März. In eine miß­liche Lage, geriet gestern der Ziviltransporteur Haußmann aus Bartenstein, als er einen Ge­fangenen nach Langenburg transportierte. Auf der Landstraße begegneten ihm 2 weitere Hand­werksburschen und wollten ihren Kollegen be­freien, was ihnen auch gelaug, jedoch die

Papiere konnten sie Haußmann nicht entreißen, nach den 3 Flüchtigen wird eifrig gefahndet.

Marbach, 29. März. Leichenfund. Ge­stern wurde am Rechen des Elektrizitätswerks die Leiche eines neugeborenen Kindes aus dem Neckar gezogen. Ob das Kind als Leiche oder lebendig in den Neckar geworfen wurde, wird die Untersuchung ergeben.

Vom Bodensee, 28. März. In der Nähe der Rheinmündung wurde ein Wels gefangen, der eine Länge von 160 cm hatte, und einen Zentner wog. Das Tier ist eines der größten der in den letzten Jahren im Bodensee gefangenen Fischexemplare.

Tages- Nachrichten.

Karlsruhe, 29. Mär;. Vom 24. auf 25. ds. Mts. kamen lt.B. Pr." einer Dame auf der Reise von Wien hierher Pretiosen, vier goldene Broschen, sämtliche mit Brillanten, Rubinen und Smaragden besetzt, ferner eine lange weiße Perlhalskette, deren Schlößchen ebenfalls mit Edelsteinen besetzt ist, im Gesamt­wert von etwa 6000 Mk. abhanden.

Königshütte. Wegen Fortnehmens einer Zeitungsnummer von der Türklinke wurde eine Frau vom Schöffengericht hier zu einem Tage Gefängnis verurteilt.

Seligenstadt, 29. März. Samstag nach­mittag schüttete das 8jährige Tvchterchen des Gerbers V. Link den Inhalt einer Petroieum- kanne über das glimmende Herdfeuer. Dabei explodierte das Gefäß. Das Kind erlitt schwere Brandwunden am Oberkörper und liegt hoff­nungslos darnieder.

München, 29. März. DieAllgemeine Zeitung" erfährt aus sicherer Quelle: Zwischen sämtlichen Privat-Feuerversicherungen Deutsch­lands ist ein Kartell abgeschlossen worden, das bezweckt, die von den Versicherten zu leistenden Prämien auf einer gewissen Höhe zu halten und jede Art von, Unterbietung zu vermeiden.

Speyer, 29. März. Der 63 Jahre alte Tagner Michael Leithner von Berghausen, wel­cher an Fallsucht litt, wurde am Samstag vor­mittag im Speyerer Rheinwald in der Nähe des Kugelfanges, wohin er sich zum Zwecke des Holzsammelns begeben hatte, tot aufgefunden. Leithner scheint in einem epileptischen Anfall zu Boden gefallen und da er auf dem Gesicht lie­gend gefunden wurde, Hilfslos erstickt zu sein.

Freiburg (Schweiz», 29. März. Gestern nachmittag 2,23 Uhr wurde im Kanton Freiburg ein starkes Erdbeben verspürt.

Kleinniedesheim, 28. März. Ueber ein mysteriöses Vorkommnis ist heute von hier aus der Gendarmerie in Diemstein berichtet worden. Es wurde dieser nämlich gemeldet, daß die Ehe­frau eines hiesigen sehr angesehenen Bürgers

Das rote Gespenst.

Novelle aus der Zeit der großen Revolution von C. H, Burg.

Nachdruck verboten.

Danton seufzte nur:

Mensch, so sprich ein Wort!"

Morgen, übermorgen! Morgen habe ich noch eine Unterredung mit Robespierre!"

Na, endlich, endlich!"

Am andern Morgen begab sich Danton um 9 Uhr in die rus Mcsiss, wo Casus Luijon- nais wohnte.

Er fand Frau Bertha nebst Gräfin Viola allein.

Als die Gräfin ihn erkannte, erblich sie, sagte aber kein Wort.

Danton sah sie durchdringend an und sagte :

Cajus nicht daheim?"

Er ist im Dienste, Bürger!"

Lion! Sagt ihm, er solle morgen um 9 Uhr die Wache an der Ports Llartin inne haben!"

Wohl!"

Danton wandte sich an Gräfin Viola r

Seien Sie morgen früh um 8 Uhr in der Oour äu Oommsros, meiner Wohnung!"

Wie, Sie kennen mich?"

Da haben Ew. Gnaden völlig rechte Gehen Sie morgen dreist zu ihm, denn sein! Gattin Louison ist der rettende Engel für Sie l"

In!"

Er machte ihr ein Zeichen des Schweigens und ging.

Die Gräfin sah die Konünissarsgattin an, diese sah betroffen sie an.

Wie mag das zugehen?" fragte die letztere.

Die Gräfin blickte still drein.

Vielleicht hat er mich in Arcis sur Aube erkannt, als ich bei Cardeau war, das Geld zur Reise zu holen!"

Haben Sie Danton dort gesprochen?"

Kein Wort!"

Hat er sie gekannt?"

Ich glaube es jetzt!"

Er ist nicht der Schlechteste! Ich habe es a stets gesagt!"

Was mag er von mir wollen?"

Ich glaube es zu erraten; der Man ist eit kurzem ein anderer geworden!"

Besser oder schlechter?"^

Besser! Er soll dem Triumvirat nicht nehr passen!"

Und welches wird sein Schicksal werden?"

Die Guillotine wird ihm die letzte Toilette nachen!"

Die Gräfin schauterte. . . ^

Lassen Sie Cajus nur nichts merken! Er oäre auch ein erträglicher Ehemann unter nor- nalen Zuständen» aber die 40 Sous täglich jaden ihm den Kopf verdreht!"

Ja. ja, es geschehen merkwürdige Dinge mter der Sonne, Bertha ?"

Gebe es Gott! Ich wüßte auch nicht, oas ich ansangen Me, wenn ich Monsieur

d'Aurillac nicht erreichen sollte! Fast sollte

man auch wünschen, durch Louision selig zu werden!"

Ist auch über Sie das Sterbensweh schon gekommen? Es ist jetzt eine allgemeine Krank­heit !"

Ja, das ist es! Am schlimmsten stehen sich die Triumvirn dabei, die notgedrungen nach ihrem Programme weiter leben müssen!"

Sagen Sie das nicht! Man will wissen, daß Robesbpierre nicht so spartanerhaft lebe!"

Das wird schon iso sein! Ich halte ihn für den größten Heuchler!"

Das ist er auch, aber Danton ist jetzt-das Gegenteil von ihm!"

Das glaube auch ich! Ich kann mir auch denken, daß zwei Männer solcher Gegensätze nicht lange neben einander hergehen können!"

So ist es! In der Tat murmelte man schon seit langem davon, daß die Gemäßigten eine Gefahr für die Republik seien; nur die Schrecken haben eine nachhaltige Wirkung für sie! Ihre Köpfe müssen deshalb fallen!"

Ich weiß es nicht! Mich dünkt, diese Menschen ohne Herz müssen schon gänzlich ver­tiert sein, um dem Schrecken nicht mehr auf sich eine Einwirkung zu verstatten!"

Schweigen wir, Cajus kommt!"

Der Hausherr kam halb berauscht zu Hause an, wo er allerlei verdächtige Redensarten hören ließ, von neuen Hekatomben» die man der Göt­tin Liberias schlachten werde.

Am selbigen Nachmittage hatte Danton seine letzte Unterredung mit Robespierre, diejj aber