post" mit Handelsblatt. Das Blatt erscheint als Morgenblatt.
Tübingen, 24. März. Mit der Schmidt- torbrücke, die laut „Tüb Ehr." dem Abbruch verfallen ist, wird ein Stück Alt-Tübingen verschwinden. Sie ist jedenfalls die älteste der noch bestehenden Tübinger Brücken und vermittelte in früheren Jahren den Fuhrverkehr mit der Schweiz.
Göppingen, 25. März. In dieser Woche ist die sehr wertvolle Einrichtung der Villa des flüchtigen Fabrikdirektors Bernhard Gutmann unter den Hammer gekommen. Neben einem sehr luxuriösen Mobiliar sind zahlreiche Kunstobjekte, Altertümer — B. Gutmann war ein Sammler von Altertümern — u. a. versteigert worden. Viele der besseren Gegenstände gingen an auswärtige Händler über. Die Villa Gutmann dürfte wohl in der nächsten Zeit zur Versteigerung ausgeschrieben werden. Da sie weit über den gegenwärtigen Wert hinaus mit Hypotheken belastet ist (Anschlagswert 107,000 Mk., hypothekarische Belastung 105,000 Mk.), so muß es gut gehen, wenn durch den Verkauf nur die Hypotheken gedeckt werden können. Bei der etwas ungünstigen Lage der Villa ist aber kaum anzunehmen, daß der Verkauf die Hypotheken decken wird; auf einen Gewinn für die Gläubiger ist somit bei der Veräußerung der Villa nicht zu rechnen. — Die Bundweberei am Stadlbach hat jetzt ihren Betrieb vollständig eingestellt.
Tages-Nachrichten.
Freiburg, 28. März. Donnerstag Abend gaben zwei von der Kathaus herkommende Männer auf ein junges Paar, das sich auf einer Bank niedergelassen hatte, einen Schuß ab. Der Schuß traf den Begleiter des Mädchens, einen 21jährigen Malergehilfen, in die rechte Brustseite. In der chirurgischen Klinik, wohin der Verletzte verbracht wurde, stellte lt. „Freib. Tagbl/' der Arzt eine erhebliche, jedoch nicht absolut lebensgefährliche Verletzung fest. Der Täter konnte man noch nicht habhaft werden.
Frankfurt a. M., 28. März. Die Untersuchung gegen Stafforst ist noch nicht abgeschlossen, da die widersprechenden Angaben der beiden Genossen die Aufklärung des wirklichen Sachverhalts erschweren. Es ist deshalb ein umfangreiches Zeugenverhör notwendig. Uebrigens macht sich bei den beiden Verbrechern die Wirkung der strengen Fesselung und der Furcht vor der drohenden Strafe geltend. Auch Groß scheint körperlich gebrochen. Seit einigen Tagen erhalten deshalb lt. „Frkf. Ztg." die Mörder bessere Kost.
— Seine Königliche Hoheit Prinz Heinrich von Preußen hat auf der Automobilausstellung
in Frankfurt a. M. ein 22 Ilk Benz-Parsi- fal-Automobil gekauft.
Frankfurt, 26. März. Der Vorsteher der Steuerzahlstelle 3, Georg Scheid, der sich gestern erschossen hat, hat gemeinschaftlich mit dem Vollziehungsbeamten Heinrich Wagner Unterschlagungen in der Höhe von etwa 4000 Mark verübt. Wagner wurde verhaftet.
Berlin, 25. März. Mit dem Auswandererzuge trafen am Mittwoch auf dem Bahnhofe Ruheleben bei Spandau 12 Japaner, 7 Männer und 5 Frauen, ein, die in Rußland ansässig waren und vor kurzem ausgewiesen wurden. Sie waren nur mit dem Notdürftigsten versehen und fast sämtlich mittellos.
Brüssel, 26. März. Der „Moniteur", das offizielle Regierungsblatt, enthält in seiner Nummer vom 2. März eine König!. Verordnung, wonach vom 16. März an Privatpersonen die Erlaubnis erteilt wird, nach oder von den auf der Fahrt befindlichen Dampfern der Linie Ostende-Dover zu telegraphieren. Diese Telegramme werden durch die Telegraphenstation in Nieuport (17 Kilometer westlich von Ostende) vermittelt, d. h. sie werden durch diese nach den Postdampfern oder nach irgend einer beliebigen Telegraphenstation weiter befördert. Der Tarif für die genannten Telegramme ist ein mäßiger. Er beträgt 20 Centimes pro Wort bei einem Minimum von 2 Franks pro Telegramm. Hierin sind natürlich die Kosten für die Weiterbeförderung dieser drahtlosen Telegramme aus dem gewöhnlichen telegraphischen Wege nicht mit inbegriffen. Diese neueste, von dem belgischen Eisenbahnministerium getroffene Einrichtung wird von dem zahlreichen, via Ostende- Dover zwischen dem Kontinente und England verkehrenden Publikum gewiß aufs freudigste begrüßt werden. Sie bildet ein neues Glied in der ununterbrochenen Reihe von Verbesserungen und Annehmlichkeiten, die von den belgischen Eisenbahnbehörden seit Jahren fortwährend ein- geführt werden, um den Berkehr auf den belgischen Bahnen zu heben und speziell den Strom des internationalen Reisepublikums über Belgien zu leiten. Die praktische Wirkung aller dieser Maßnahmen erkennt man wohl am besten daran, daß im vorigen Jahr die Zahl der auf den belgischen Bahnen beförderten Personen insgesamt über 132 Millionen betrug, für ein so kleines Land eine gewiß sehr imposante Zahl.
Kopenhagen, 25. März. Das Folkething lehnte bei der zweiten Lesung des Gesetzentwurfs betreffend Einführung der Prügelstrafe für gewalttätige Verbrecher mit 54 gegen 50 Stimmen einen Abänderungsantrag ab, wonach die Prügelstrafe durch Strafarbeiten ersetzt werden soll. Der Gesentwurf wurde darauf mit 57 gegen 32 Stimmen angenommen.
Paris, 26. März. Ein Privattelegramm von der Insel Reunion meldet, daß ein Cyklon in der Nacht vom 21. zum 22. ds. Mts. die ganze Insel Mauritius verwüstet habe. Tausende seien obdachlos und ohne Nahrung. Die Ernte sei vernichtet; überall befinden sich Trümmerhaufen. 24 Tote seien schvn aufgefunden. (Die Insel Maritinus gehört den Engländern, liegt im inländischen Ozean, 880 Kilometer östlich von Madagaskar und ist 1914 Quadratkilometer groß. Furchtbare Organe sind auf der Insel nichts Seltenes. Die Bevölkerung betrug 1893 371000 Seelen.
Trieft, 26. März. Ins Meer gestürzt hat sich die sozialdemokratische Führerin Marie Jamnik in selbstmördischer Absicht und ist ertrunken.
Budapest, 28. März. In Neuhäusel streiken seit gestern alle Polizisten wegen der geringen Bezahlung des anstrengenden Dienstes. Der Sicherheitsdienst wird von der Gendarmerie besorgt.
Newyork, 27. März. Ein heftiger Sturm hat in den Staaten zwischen Michigan und Tenesfee großen Schaden angerichtet.
Rußland und Japan.
Petersburg , 27. März. Vizeadmiral Makaroff telegraphierte dem Kaiser aus Port Arthur unterm heutigen Datun,: Ich berichte alleruntertänigst, daß heute nacht 2 Uhr der Feind einen zweiten Versuch gemacht hat, den Eingang der inneren Rede zu sperren. Zu diesem Zweck entsandte er 4 große Handelsdampfer, begleitet von 6 Torpedobooten, zum Eingang. Die feindlichen Schiffe wurden rechtzeitig im Lichte der Scheinwerfer bemerkt und von den Batterien sowie den Wachtschiffen „Bobr" und „Ostwaschny" beschossen. Um einem Durchbruch der Feinde zu begegnen, trat der Kommandant des Wachtorpedos „Ssilny", Leutnant Krinitzki, dem Feinde entgegen und zerstörte durch ein Torpedo den Bug des vorderen japanischen Dampfers.
Petersburg, 26. März. Der Ruff. Telegr.-Agent, wurde gestern aus Liaujang telegraphiert : Der Abteilung des General Mischt- schenko gingen Meldungen zu, daß die Japaner den Vormarsch längs der Linie Phjoengjang eingestellt haben. Auf Seiten der Japaner macht sich Unentschiedenheit bemerkbar. Sie wollen anscheinend einen Zusammenstoß mit den russischen Patrouillen vermeiden. Die japanische Reiterei geht den Kosakenpatrouillen aus dem Wege und sprengt bei Begegnung mit letzteren unter Deckung durch Infanterie davon. In Andschu stehen 3000 Japaner, in Paktschoen 1000. In Tschinampho ankern gegen 40 japanische Transport- und Schlachtschiffe. Offen-
Das rote Gespenst.
Novelle aus der Zeit der großen Revolution von C. H. Burg.
Nachdruck verboten.
Es war im Schreckensjahre 1794 nach dem Tode Luwigs des XVl. von Frankreich.
In dem Städtchen Arcis sur Aube war ein Herr angekommen, immerhin ein Ereignis, wenn es kein Regierungskommissär der Schreckens- wänner in Paris war. Und das war dieser Ankömmling gottlob nicht, denn er machte den ganzen Tag Exkursionen in der Umgegend. Er üug seine Kleidung, freilich nach der neuestens Mode geschnitten, sehr bunt und sehr leger, hatte eine starke Stimme, sein Gesicht war pockennarbig, aber nicht unschön. Er war groß und ging einher wie jemand, der des Befehlens gewohnt war. Aeltere Leute erinnerten sich, ihn rn der Jugend gekannt zu haben und flüsterten bisweilen, das seit der weltbekannte Danton, der berühmte und berüchtigte Revolutionsmann, der Tribun aller Elenden und Armen, gleich sehr vergöttert und gehaßt. Man nannte ihn auch ben Mirabeau, den glanzvollen Vertreter des Pöbels ! Er trieb sich wohl acht Tage lang ln Städtchen umher, bisweilen kam auch Besuch von Freunden aus Paris zu ihm, die ihm «eue Zeiten aus dem Schoße der Revolution brachten. Alle forderten ihn auf, zurückzukehren, denn seine Feinde machten Miene, über ihn her- Men.
„Sie werden es nicht wagen!" lautete seine stereotype Antwort.
„Sie haben schon viel gewagt, sie werden Dich nicht verschonen!"
„Man würde ihre Häuser der Erde gleich machen!"
„Und man wird Dich einen Kopf kürzer machen!"
„Ich will lieber guillotiniert sein, als selbst guillotinieren! Ich habe das Leben in dieser ganzen Menschheit übersatt!" war die Antwort.
Man zuckte die Achseln und ging wieder.
Er war seitdem ruhelos, aber es zog ihn wieder nach seinem schönen jungen Weibe und nach Paris hin. Den Weg dorthin wollte er doch baldigst antreten! Noch immer nicht einig mit sich selbst, murmelte er:
„Ich bin des Lebens satt, aber sie wagen es schwerlich!"
Zuletzt ging er in den Park von Villeneuve und murmelte:
„wie viele glückliche Tage habe ich hier als Advokat zugebracht, ihrer will ich mich hier noch einmal erinnern!"
Und nun dachte er nach: War nicht der Comte de Villeneuve bei den Septembrisierungen umgekommen?
„Und ich habe sitz angestiftet!" seufzte er.
Im Parke wohnte noch immer der siebettzig- jährige Haushofmeister der Villeneuves, der Bürger Immanuel Cardeau. Der alte Mann saß mit einer juttgeu Bürgerin auf einer Bank
neben seinem Häuschen, welches man ihm gelassen.
„Haben Sie gefunden, Frau Gräfin?"
„Stille, ich bin hier nur Bürgerin Babette!"
„Also?"
„Ja, ich habe genug!"
„Und Sie wollen?"
„Nach Paris!"
„In den Rachen des Löwen?"
„Wer sollte mir etwas zu Leide tun?"
„Man kann nicht wissen!" Jedenfalls traue ich, Gräfin Viola, dem Fremden nicht, der dort des Weges herkommt!"
Die Gräfin blickte auf.
„Das ist ja der revolutionssatte Revolutionär Danton! Der ist am allerwenigsten zu fürchten!"
„Meinen Sie, Bürgerin Babette?"
Das letzte hörte der Fremde schon, der sich näherte.
„Nun, so grüßen Sie Bürgerin Bertha!"
„Schön, adieu, Bürger!"
Sie wollte gehen, Danton machte ihr eine Verbeugung und setzte sich dann auf die Bank neben Eardenau.
„Es ist heiß!"
„Freilich!"
„Ja, in Paris auch!"
„Meinen Sie die innerliche Hitze, Bürger, oder die äußerliche?" fragte der Alte.
„Beide!"
„So? Was gibt es Neues?"
„Paris ist das Herz von Frankreich! Dort