bar planen die Japaner, die russische Abteilung auf dem nördlichen Wege zu umgehen sund warten nur die Zusammenziehung ihrer Armee ab. Aus Tientsin und Tsinantschfu traf eine Kompagnie chinesischer Soldaten in Begleitung eines Zuges japanischer Kavallerie ein. Am 24. März stieß eine russische Patrouille bei Paktschoen auf japanische Posten, auf welche die Kosaken feuerten. Als sie sich zurückzogen, begegneten sie einer japanischen Patrouille, auf die sie ebenfalls feuerten. Auf Seiten der Japaner wurden ein Offizier, ein Soldat und ein Pferd getötet. Die Russen hatten keine Verluste.
Washington, 25. März. Das amerikanische Kanonenboot „Helena", das gegenwärtig vor Anker liegt, ist beordert worden, diese Woche, wenn es das Eis gestattet, nach Schanghai zu gehen. Die „Helena" würde in der Feuerlinie liegen, wenn die japanische Flotte Niutschwang angriffe. Der kommandierende Admiral des amerikanischen Paeific-Geschwaders ist der Ansicht, daß die Verhältnisse Niutschwangs nicht derartig liegen, daß sie die Zurückhaltung der „Helena" dort erfordern.
Zur Abstimmung über tz 2 im Bundesrat.
Nachdem nun im Bundesrat endgültig abgestimmt worden ist zur Aufhebung des tz 2 des Jesuitengesetzes schreibt der „Hann. Cour." zutreffend: Nach der Auskunft des Hamburger Senats, daß der Hamburger Vertreter im Bundesrate gegen die Aufhebung des ganzen Jesuitengesetzes, aber für Auibrbung des tz 2 gestimmt habe, würde also, was bisher unbekannt war, im Bundesrate über die Aufhebung des ganzen Jesuitengesetzes abgestimmt worden sein, was aber abgelehnt wurde. Diese Annahme? kann doch wohl nicht richtig sein, denn der Bundesrat hatte es doch nur mit dem Antrag des Reichstages auf Aufhebung des Z 2 zu tun, und konnte also die Abstimmung nicht aus ß 1 ausdehnen. Das hätte er nur gekonnt, wenn er selbst dem Reichstage hätte eine Vorlage machen wollen; davon aber war bisher nicht die Rede. Immerhin könnte es in Betracht gezogen worden sein, weil es zweifelhaft geworden war, ob der Bundesrat berechtigt sei, jetzt noch dem alten Beschluß des verflossenen Reichstages Gesetzeskraft zu verleihen.
Verschiedenes.
Ohm Krüger als Erbe. Aus Paris wird berichtet: Ein Original namens Charles
Chaboffeaü, ehemaliger Professor, der im Jahre 1827 geboren war, ist kürzlich in Sainte-Bazeille gestorben, wo er kümmerlich von seiner bescheidenen Pension lebte. Als man das Inventar seines Nachlasses aufnahm, fand man auf der Rückseite eines Führungsattestes ein eigenhändig geschriebenes Testament, neueren Datums, durch welches der Sonderling M. Soleville, einen Advokaten in Marmande, beauftragte, bis auf 1000 Francs und seine Bibliothek seine gesamte Habe dem ehemaligen Präsidenten der Republik Traansvaal, Paul Krüger, zu übermitteln. Man hat mehrere tausend Franks bei dem Verstorbenen gefunden, ebenso einen Brief des Präsidenten Krüger, der den Empfang einer Sendung von 1000 Franks für die patriotischen Buren bescheinigt. Soleville hat sofort Krüger, der in Mentone weilt, von dieser unerwarteten Erbschaft in Kenntnis gesetzt.
Als der allerälteste Baum der Erde
gilt ein Bo-Baum in Adnurashapura auf Zeylon. der neben einem Buddhatempel 245 Jahre vor Christo gepflanzt wurde und demnach 2148 Jahre alt ist. Die Legende erzählt, daß dieser Baum von einem Zweige stammt, der sich durch wunderbare Macht von dem heiligen Banme trennte, unter dem Gautama Buddha der Erleuchtete wurde. (Werkst.)
Wie ein Milliardär speist. Wenn Herr Rockefeller, bekanntlich einer der amerikanischen Nabobs, im seinem Geschäft nur zwei Dollars pro Tag verdiente, so würde er vermutlich wie ein gewöhnlicher Mensch, da er aber über ein wahres Rieseneinkommen verfügt, so nährt er sich wie ein — Wilder, gehorsam den Weisungen seines Hausarztes, der einer medizinischen Sekte angehört, die jede gekochte Nahrung prinzipiell verdammt. Von dem Gedanken ausgehend, daß die Natur nur rohe l Nahrungsmittel hervorbringt, und daß das Kochen das Zellenleben tötet, behauptet diese Schule, daß eine gekochte, geröstete, gebratene, kurz eine in irgend einer Weise der Einwirkung des Feuers ausgesetzte Substanz dem Körper keine neue Kraft zuführt, sondern im Gegenteil, ihn mir Fäulniskeimen und „Todessamen" füttert. Wenn die Medizin jemals logisch wäre, müßte diese neue Schule auf dem Wege der Reformen noch weiter gehen. Man wird doch zugeben müssen, daß die Natur, die nur rohe Nahrungsmittel hervorbringt, auch nur lebende Nahrungsmittel hervorbringt; es würde also nur dem Willen des Schöpfers entsprechen, wenn man Herrn Rockeseller veranlaßte, die Pflanzen, so wie sie wachsen, und die Tiere, so wie sie gehen, schwimmen und fliegen, zu essen. Aber der
Doktör, der ihn behandelt, geht nicht so weit. Es genügt ihm, daß der Eisenbahn- und Petrolenmkönig nichts Gekochtes oder Gebackenes ißt, also auch kein Brot und keinen Kuchen, sondern nur rohe Sachen, rohes Fleisch, rohe Eier, rohes Gemüse usw. Die meisten Anhänger zählt die Sekte der Roheffer in Chigago: dort sollen 10000 Familien so „urwäldlerrsch" leben. Es ist merkwürdig, daß diese seltsame Schule gerade in der Stadt, die der Haupthandelsplatz für Speck und Pökelfleisch ist, m so hoher Blüte steht. Aber Amerika ist nun einmal das Land der Gegensätze. Durch den Genuß von rohem Fleisch hoffen Herr Rockefeller und die anderen Rohesser, der Bildung von Harnsäure vorzubeugen; im Organismus der Menschen, die gekochtes Fleisch essen, befindet sich zu viel Harnsäure, und das ist, nach der Ansicht der Rohesser, die Hauptursache früher Greisenhaftigkeit und eines allzu frühen Todes. Mit einem Worte: Herr Rockefeller hofft bei seiner Lebensweise steinalt zu werden. Der Erfolg muß abgewartet werden! Inzwischen dürften dir armen Leute, die in den Volksabfütterungsanstalten sich kärglich mit den Ueberresten der großen Restaurants abspeisen lassen, angesichts ihrer etwas zähen, aber immerhin doch gebratenen Kotelettes mit Befriedigung sagen: „Bei Rockeseller bekommt man so etwas nicht!"
Ern Lied auf die Submission hat ein
Handwerksmeister gemacht und es so eingerichtet, daß es sich nach einer bekannten Melodie fingen läßt.
Das eine war betrüblich.
Das ist die Submission;
Das Angebot, das üblich.
Spricht jeder Sitte Hohn.
Da ist's gewißlich an der Zeit,
Man hemmt der Dinge Lauf.
Sonst fressen sich vor lauter Neid Noch die Kollegen auf.
Zwanzig, dreißig, fünfunddreißig. Vierzig Prozent Äbgebot,
Mich's nicht wundert.
Bald sind's hundert.
Doch dann ist das Handwerk tot!
(Werkst.)
Reklameteil.
Der beste Brusttee ist und bleibt der „K n ö t e r i ch t e e" ä 50 Pfg., zu haben bei Anton Heinen, Drogerie.
gibt es stets etwas Neues! Sv wird es auch heute gewiß, obwohl ich seit fast einer Dekade nicht dort war, etwas Neues geben! Die gefallenen Köpfe — — — brr!
„Das glaube ich wohl!"
„Man hat Euch das Häuschen gelassen, Bürger?"
„Ja wohl, ich Siebenzigjahriger konnte der Republik doch wohl nicht schaden?"
„Wer weiß? Den Royalisten liegt die Jn- trigue im Blute!"
„Könnte ich nicht sagen!"
„So sind Sie Royalist?"
„O, nein, nein! Ich war von dem Schaden, an dem Frankreich krankte, zu sehr überzeugt!"
„Das ist brav! Oder glauben Sie, ich hätte den König gehaßt? O nein; aber es gibt Verhältnisse, welche stärker sind als unser Wille!"
Cardenau sah ihn zweifelnd von der Seite an, Danton blickte ihm in's Auge:
„Das war vorhin doch die Gräfin von Villeneuve?"
Cardeau riß die Augen weit offen.
„Gräfin de Villeneuve sagte ich!"
Er amüsierte sich über das Erstaunen des Alten.
„Nun, Sie können dreist antworten, Mann, denn ich wußte es schon seit gestern, daß sie hier!"
CardeaU starrte ihn LN.
„Ja, Sie blicken mich an? Sie könnten
jetzt auch schon wissen, daß ich von der Gräfin nichts Böses will!"
Cardeau dachte, daß es besser sei, die Wahrheit zu sagen und nickte nur.
„Sagen Sie mir ihre Adresse, damit ich sie schützen kann!"
Cardeau entgegnete:
„Kommissar Cajus Luijonnais Barbier!"
„Das letztere würde derselbe Ihnen sehr übel nehmen, wenn er es hörte! Der Mann, der täglich 40 Sous für sein Amt erhält, ist stolz auf seine Würde! Und doch steht er unter dem Willen seiner Frau!"
„Freilich, so ist es stets!"
„War seine Frau nicht früher der Frau Gräfin Zofe?"
„Jawohl!"
„Und da glauben wir schwachen Menschen nun, mit einem Streiche alle menschlichen Verhältnisse durchschneiten zu kennen! — Sie brauchen keine Angst zu haben, der Gräfin wegen, denn ich werde ihr nichts Böses tun!"
„Gott segne Sie, Herr!"
Es berührte ihn angenehm, dieses Wort des alten, treuen Dieners.
„Wissen Sie, wer ich bin, Alter?"
Vater Cardeau nickte:
„Ja, ich weiß es!"
Er lachte und sagte!
„Ja, ich bin George Danton! Wtt weiß, was ich bald sein werde?" —
Er stand auf- deichte Cardeau die Hand und sagte:
„Auf Wiedersehen!"
Cardeau nickte und sah dem langsam davon Gehenden besonnen nach, indem er murmelte:
„1,68 >'«>„tr!i8k68 8« toucbsvt!"
Er schüttelte den Kopf und ging in sein Häuschen. Danton wandte sich der Posthalterin zu und bestellte sich Kurierpferde nach Paris. Dabei murmelte er in sich hinein:
„Ja, sie haben gut sprechen, fliehen Sie! Aber kann man denn das Vaterland au der Sohle mitnehmen.
Am andern Tage war er wieder in Paris bei seinem schönen Weibe, das ihn liebend empfing.
Am folgenden Tage weilte Camille Des- moulins mit seinem jungen Weibe bei ihm zu Tische.
Hier sprach sich Camille Desmoulins wie in seinem Blatte vionx iloräelivr aus, daß es jetzt in Paris aussähe, wie zur Zeit des Tibe- rius in Rom, wo man um das natürlichste Empfinden verdächtig ward, wie jene Mutter, welche ihren gemordeten Sohn bedauerte.
„Und was ist diesem Triumvirat unmöglich ?" fragte er. „Diesem unersättlich ehrgeizigen Robespiere? Diesem apokalyptischen A- grafen Saint-Just, diesem unerbittlichen Fanatiker Cauthon? Dieses Dreigespann vor der Staatskutsche versetzt ganz Paris ins Zittern, in Entsetzen!"
(Schluß folgt.)
Druck und Verlag der Vernh. Hafmann'schcn VuchSruckerei in Wüodad. Zur I>ie Red-kli»n verantwortlich- i. V. E. Reinhardt daselbfü