geschah. Es w.:r also durchweg viel, sehr viel des Schönen und Unterhaltenden geboten. Nur zu schnell rauschen die Stunden solch frohen, ge- gemütlichen Beisammenseins vorüber. Gewiß werden die Anwesenden auch daran gedacht haben, welche anstrengenden Vorbereitungen nö­tig sind, um eine derartige Aufführung veran­stalten zu können. Es ist deshalb gewiß ange­zeigt, an dieser öffentlichen Stelle all den Mit­wirkenden, natürlich vor allem dem unermüd­lichen, tüchtigen Dirigenten, Herrn Lehrer Lächele, für die großen Opfer, welche sie an Zeit und Mühe gebracht haben, den herzlichsten Dank auszusp'rechen und sie alle zu versichern, daß wir jederzeit ihre Leistungen voll und ganz zu würdigen verstehen. Bei dieser Gelegenheit möchte der Schreiber dieses auch zugleich einem Gedanken Ausdruck verleihen, den er schon oft hegte und dessen Verwirklichung ein schönes Bild zeigen würde. In hiesiger Stadt sind noch so manche sangesfähige und sangenskundige Männer. Wie wäre es, wenn sie alle persön­liche, oder gar neidische Interessen beiseite ließen, um sich vereint um die Fahne des Liederkranzes zu scharen und gemeinsam zu wirken an der Pflege der edlen SanZeskunst. Ja, das wäre ein großes Stück Fortschritt selbstloser Mensch­lichkeit !

' * Der Bericht über die Prämiierung an­

läßlich der 3. Bezirks - Geflügel - Ausstellung in Calmbach mußte heute wegen Raummangels zurückgestellt werden. __..

Tages- Nachrichten.

Pleidelsheim, 18. März. Der zu Lauf- sen a. N. in den dortigen Weinbergen erschossen aufgefundene junge Mann ist der aus hiesiger Gemeinde stammende Bauernsohn Karl Weller.

Göppingen, 18. März. Ein unaufgeklär- ler Mord. Jni Januar 1902 wurde am Ufer des Schockendes die Leiche eines jungen Dienst­mädchens unter Umständen aufgefunden, die auf einen Mord schließen ließen. Die Leiche lag am Ufer im seichten Wasser; um den Hals war eine Schlinge gelegt, aus dem Kopf war ein volles Büschel Haar gerissen, was die Vermut­ung zuließ, daß der Ermordung ein Kampf vor­ausgegangen sein müsse. Die Lage der Leiche war so angeordnet, daß man annehmen sollte, das Mädchen hätte sich erst an dem etwa 1 Meter hohen Ufergelänüer erhängt und sei dann-

. Der Schatten. "

Erzählung von C. Tilstoi.

Nachdruck verboten.

Auf den Zetteln der großen kaiserlichen Oper zu St. Petersburg figurierte seit einiger Zeit auch' der Name der Sängerin Kati Livland. Er galt in jenen Kreisen, die mit der Intendanz Fühlung zu haben behaupteten, für ein Pseu­donym und es ruhte, wie man sich zuflüsterte, auf diesem Namen ein Schatten, ein Geheimnis.

^Und was sollte dahinter stecken?" fragten wieder die Ungläubigen und sagten:Es ist doch nur ein Theatercoup vom Direktor. Kati Livland ist eine Heroine der Oper, die nicht nötig hat sich zu verbergen."

Doch der Herr Intendant hatte lächelnd er­klärt:

Fräulein Kati Livland trägt ihren Namen mit Bewilligung Sr. Majestät des Kaisers, der geruht hat, dieses Pseudonym der reizenden Sängerin zu bewilligen."

So nahm denn geder die Sachen so, wie sie lagen, und man forschte nicht weiter darüber nach,, denn m Rußland kann den Leuten allzu große Neugier schlecht bekoinmen. ^

An einem Abend- .als: Kati Livland nicht in der Oper beschäftigt war und in einer Loge der Vorstellung beiwohnte, redete sie der hübsche Polizei-Leutnant Paul Upaschin plötzlich im Foyer während des Zwischenaktes an.

Mein gnädiges Fräulein, mein Name ist Paul Upaschin ; ich erlaube mir, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß Sie hier noch nicht angemeldet'sind.

Wirklich?" fragte die Sängerin lächelnd. Sie war himmlisch schön in diesem Augenblick.

Allerdings," fuhr jener sofort»es tnuß unverzüglich geschehen."

O!"

Er zuckte die Achsel.

Die Sache'"wird der Nihilisten wögen sehr scharf gehandhabt. Damit sie aber so wenig als

nachdem der Strick war, in das Wasser ge­sunken. Für einen Selbstmord waren, obwohl das Mädchen zu jener Zeit seiner Entbindung entgegensah, keinerlei Anhaltspunkte vorhanden. Aus der Sektion ging als Todesursache Erdros­selung hervor. Die Gerichtsbehörden nahn en denn auch Mord als vorliegend an. Scbon wenige Tage nach der Auffindung der Leiche wurde unter dem Verdacht das Mädchen er­mordet zu haben, eine Unteroffizier des hiesigen Meldeamts, der mit der Ermordeten intimen Verkehr gepflogen hatte, verhaftet und nach Ulm transportiert. Nach mehrwöchentlicher Unter­suchungshaft stellte jedoch das Kriegsgericht das Verfahren gegen den Unteroffizier, der jede Schuld bestritt, wegen Mangels an Beweisen ein. Die Zeit hatte diesen traurigen Fall erst in Vergessenheit gebracht, bis ihn heute das einem sLauffeuer gleich die Stadt durcheilende Gerücht, es sei jetzt gelungen, den Mörder zu ermitteln, ihn Wiederaufleben ließ. Es hieß, daß ein hier wegen Geflügeldiebstahls in Unter­suchungshaft befindlicher. vielfach vorbestrafter Fabrikarbeiter von seiner Frau als des Mordes verdächtig denunziert worden sein soll. Das Gerücht fand bisher jedoch keine Bestätigung.

Der Möbelpacker Groß in Frankfurt hat jetzt nach langem hartnäckigen Leugnen gestanden, daß er den ihm gegenübergestellten Pferdeknecht Stafforst kenne, und mit ihm zusammen den Raubmord an Lichtenstein begangen habe. Doch will er die tätlichen Streiche nicht geführt haben, wie Stafforst angab, sondern Stafforst habe das getan. Wahrscheinlich ist das eine Lüge des Groß. Die Untersuchung wird noch Klarheit darüber bringen. Es soll eine besondere Schwur­gerichtssitzung veranstaltet werden , damit der freche Mord an Lichtenstein bald gesühnt wird.

Darmstadt, 19. März. Die heutige Generalversammlung ini Konkursverfahren des flüchtigen Bankiers Schade wurden die Passiven auf etwa 2 000 000 Mk. festgestellt. Tie Ak­tiven betragen elwa 350 000 Mk.

Mingotshcirn, 21. März. Am Samstag wurde im Langenbrückcrwalde der Sohn des Waldhüters Weigand von einem Wilderer über­fallen und durch Messerstiche tätlich verletzt. Der Verletzte wurde ins Akademische Kranken­haus nach Heidelberg verbracht.

Kattowitz, 21. März. Die Stadt Kleva i ist, wie gemeldet wird, vollständig abgebrannt.

möglich inkommodiert werden, darf ich mir wohl erlauben, morgen vormittag bei Jhneu vorzu­sprechen, um Ihre Papiere in Empfang zu neh­men, die ich Ihnen gleich zurückbringe. Ich kann dann die Sache erledigen, ohne daß sie weiter molestiert werden."

Wirklich? Das ist sehr freundlich von Ihnen."

O, ich bitte!"

Er verschwieg ihr, daß er sie rasend liebte und gern noch zweimal gekommen wäre, nur um sie wiederzusehen.

Ich werde sie erwarten!" gab die Sän­gerin höflich zurück und Paul Upaschin verab­schiedete sich, um im nächsten Zwischenakt eine neue Begegnung herbeizuführen.

Das war der Anfang eines Verhältnisses, welches iinmer mehr eine herzliche Form annahm, nur schien es dem Polizei-Leutnant, als ob Kati Livland ihm gegenüber sehr scheu bliebe. Hatte sie denn etwas zu verbergen?

So verging dem jungen Apoll in der Polizei- Leutnant-Uniform einige Zeit unter Hangen und Bangen in schwebender Pein. Eines Abends, < als er wieder eine Stunde in der reizenden Be- Hausung Kati Livland's zubringen durfte, sagte die Sängerin zu ihm:

Lieber Freund, ich werde Ihnen die Stun­den hier in meiner Wohnung sparsamer zuteilen müssen." . . ,

Warumfragte er erschreckt. . c.

Weil die vielköpfige HydraMan? darüber spöttelt."

Daß ich hier weile in Gegenwart ihrer Zofe Jeschka?" , ... , .

Ja, mein Lieber."

Ach Kati," rief er Und warf sich ihr zu Füßen,sehen Sie es denn nicht, daß ich Sie liebe? Seien Sie mein!"

Sie streichelte sein Lockenhaar-und erwiderte mit einem warmen Blick:

Sind Sie auch treu?"

600 Gebäude, darunter die Synagoge, die ka­tholische Kirche, die Schule, das Rathaus, Post und Gericht wurden ein Raub der Flammen. 500 Menschen sind obdachlos.

Paris, 20. März. Durch Eintreten von Kurzichluß wurde heute nachmittag 2hs Uhr auf der Station Place de l'Ewile der Stadtbahn unter den Passagieren des betreffenden Zuges eine Panik lhervorgerufen. Die Reisenden drängten einander, um den Ausgang zu gewin­nen. Vier Personen erlitten Verletzungen.

Ei» Uuglücksfall bei den englischen Marinemanövcrn.

London, 19. März. Die englische Admi­ralität meldet, daß gestern das englische Unter­seeboot ^ I. unlergegangen ist.

Portsmuth, 19. Marz. Das unterge- gangene Unterseeboot t war bei den Manövern beteiligt, die seit 14 Tagen in der Nähe der Insel Wight mit Unterseebooten und Schlacht­schiffen ini Gange waren. ! lag 40 Fuß tief im Wasser und wartete auf den Angriff eines Schlachtschiffes. Nur das aus dem Wasser hervorragende Ausdruck verriet seine Anwesenheit. Da fuhr der Dampfer Borwickkastle über das Unterseeboot hinweg. An Bord des Dampfers glaubte man ans ein Torpedo gestoßen zu sein und signalisierte dies der Flotte. Niemand aber dachte^an einen Unglücksfall. Erst nach einigen Stunden war man dadurch, daß das Unterseeboot noch nicht erschienen war, beun­ruhigt. Man ging auf die Suche und alsdann wurde der Kumpf' des Schiffes in einer 7 Faden- Tiefk liegend gefunden.

Unruhen in Deutsch-Südwestafrika.

Berlin, 19. März. Gouverneur Leutwein telegraphiert heute: Glasenapp stieß, seinen Kompagnien vorauseileud. am l3. März mit einem Stabe zahlreüpcr Offiziere und 36 Be­rittenen auf die Nachhu: des Feindes, die -un­erwartet Verstärkung erhielt, svdaß Glasenapp gezwungen würde, zurückzugeben. Sieben Offiziere und 19 Mann sind gefalle»; drei Offiziere und z wei Wan n v erwunder.

Rußland und Japan.

London, 19. März.Daily Chronicle" meldeff aus Tokio, vom 18.: Tie gesamten russischen'Slreiiki äste mit Ausnahme von 200 Kosaken häb.n sich über dem Jaln zusammen-

Tren und echt wie Gotd! Stellen Sie mich auf die Probe!"

-Ich will Ihnen glauben," entgegnete sie. Aber nun verlassen Sie mich!" >'

Nur ungern erhob erhob er sich. An der Schwelle der Tür- wandte er nochmals um und bat:

Nicht einen Kuß, Kati?"

Nun, sie. großes Kind, so kommen Sie!"

Mit einem Jubelschrei riß er sie an seine Brust und küßte ihren blühenden Mund.

Und nun sind Sie mein?"

Sobald Sie Inspektor sind, verloben wir uns."

O Himmel! Und ich muß gehen, wirklich gehen, Kyti?"

Sie fragen noch? Bestehen Sie so die Probe?"

Das hatte ich vergessen! Geliebte, ich gehe; aber morgen?"

DürfeiUSie ein halbes Stündchen vorspre­chen."

O Dank, Dank!"

Damit stürmte er fort.

'. Kkti. Livland aber lächelte und warf sich in die Causense, um ihre Rolle zu studieren. Nach einer Weile kW sie die Mappe sinken und sagte chalhlaut:

Es sitzt mir'Nöch wie ein Schrecken in al- len-xGliederu, diese Begegnung mit dem jungen Manne vorgestern! Wenn es doch Fedor ge­wesen wäre?" Sie sann sich nach und sagte dann:

Nein, es kann nicht sein! Er sitzt auf der Hochschule in Orsowa und studiert das Jus. Was der Vater wohl macht? Wie er sich in meine Flucht gefunden? Und die arme Mutter! Ich wollte, ich wäre mit den Eltern aus- gesöhnt! Aber nie erkennt der Staatsrat Bon- sowsky jdie Sängerin- Kati Livland als seine Tochter an. Heknge Cäcilie,' wie schwer ist Aoch der Weg zum Tempel der Kunst!"

Hier erschien die kluge Jeschka und mahnte;