seien ernstlich bedroht. 560 Mann sollen entsendet werden; die betreffende Vorlage liegt dem Hause bereits vor. Inzwischen soll ein zusammengestelltes Bataillon Marine-Infanterie und der unterwegs befindliche Ablösungstransport die erste Hilfe bringen. Schon heute trifft das Kanonenboot „Habicht" aus Kapstadt vor Swakopmund ein. Der Kanzler appellierte, den Schritten zum Schutze unserer Brüder, zur Verteidigung unserer Ehre und unserer Flagge den Beistand nicht zu versagen.
— Der deutsche Reichstag nahm nach längerer Debatte den Nachtragsetat für Deutsch- Südwestafrika in erster und zweiter Lesung an.
Tages-Nachrichte«.
Karlsruhe, 19. Januar. Das hiesige Schwurgericht verurteilte den 24jährigen Taglöhner Bassel aus Malsch bei Ettlingen wegen Mordversuchs und Straßenraubs zu 12 und ein viertel Jahren und einem Tag Zuchthaus, zu 10 Jahren Ehrverlust und Stellung nnter Polizeiaufsicht. Bassel hatte im September 1903 im Walde eine 63jährige Frau durch einen Revolverschuß schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt und sie ihrer Barschaft im Betrage von 1 Mark beraubt.
Ludwigshafen, 19. Jan. Verhaftet und ins Amtsgefängnis eingeliefert wurde gestern der Vorstand des hiesigen Mietervereins, Mühlenarbeiter Kaspar Lackner. Derselbe soll bei der hiesigen Sparkasse 200 Mk. erhoben haben, wozu er nicht berechtigt war und das Geld teilweise für sich verbraucht haben Der Antrag des Grafen Mop.
Die Vermutung, daß der Reichsrat Graf Mop mit seinem in der bayrischen Kammer der Reichsräte eingebrachten Antrag, das Wahlrecht der Geistlichen zu beschränken, in ein Wespennest stoßen würde, hat sich schnell bestätigt.
Das „Regensburger Morgenblatt", das unter der bayerischen Zentrumspresse an Frömmigkeit und Urwüchsigkeit obenan steht, hat sich so scharf geäußert, daß man es, wie wir in letzter Nummer bereits meldeten, konfisziert hat; es schrieb kurz und grob:
„Herr Moy will also die Geistlichen zu Staatsbürgern zweiter Klasse degradieren! Warum hat er nicht gleich den Antrag gestellt, daß die Geistlichen „im Interesse des religiösen uud politischen Friedens" aus Bayern
Das Eukelkinv
Von G. Struder.
(l8 N-chdruck verbsien.
Ohne das abwehrende Kopsschütteln Irmas zu beachten, fuhr Graf Robert eifrig fort: „Sie stehen nicht unter, sondern wegen Ihrer vielen, vortrefflichen Eigenschaften weit über mir- Fräulein Irma, und wenn Sie einwilligen wollten, mein über alles geliebtes Weib zu werden, so würde ich Sie achten und ehren die ganze Zeit meines Lebens, wie noch nie ein anderes Weib von seinem Gatten geehrt worden ist. Sehen Sie, Fräulein Irma, ich hatte mir bereits so schön alle meine Pläne zurechtgelegt. In einigen Wochen werde ich Direktor eines Bergwerks- Unternehmens in Amerika und beziehe als solcher ein ganz bedeutendes Gehalt, und da dachte ich dei.'n, wie herrlich es wäre, wenn ich Sie an diesem Glücke könnte teilnehmen lassen, wenn Sie, die Sie bis dahin doch ein recht trauriges Loos geführt haben, auch einmal den Ueberfluß an der Seite eines Gatten genießen könnten, der Sie auf den Händen tragen und jeden ihrer Wünsche sofort erfüllen würde. Warum antworten Sie mir nicht, Fräulein Irma? Glauben Sie etwa, daß meine Absichten keine ehrlichen sind, oder ist Ihre persönliche Abneigung gegen mich so groß, daß Sie selbst auf eine sorglose und glänzende Existenz lieber verzichten, als daß Sie dieselbe mit einem Ihnen verhaßten Manne teilen?" '
Irma war bei den leidenschaftlichen Worten des Grafen sehr bleich geworden. Ein leises Beben durchlief ihren schlanken Körper, und ihre Brust hob und senkte sich vor tiefer innerer Erlegung, während sie die Augen wie hilfesuchend zu Boden gerichtet hielt. Noch eine geraume Weile, nachdem ihr Begleiter geendet hatte, sprach sie kein Wort, mit einem Male aber richtete sie stiit einer energischen^Bewegung den Kopf in die
ausgewiesen werden sollen? Der edle Reichsrat scheint von den Begriffen „Freiheit und Recht" eine sonderbare Vorstellung zu haben. Was würde der Herr Reichsrat dazu sagen, wenn etwa die Zentrumspartei der Kammer der Abgeordneten „im Interesse der Verhütung der vollständigen politischen Versimpelung" einen Antrag auf Aufhebung der hochgeborenen Reichsratskammer embrächte?" Auch ein Teil der Auflage des „Regensburger Anzeigers" wurde wegen derselben Bemerkung, wie sie das „Regensburger Morgenblatt" zum Antrag des Reichsrats Grafen Moy machte, konfisziert. Die übrige klerikale Presse ist vorsichtiger; sie druckt von dem ihr vom Münchener Preßbureau zugestellten „Waschzettel" nur ab, daß, da Graf Moy die Geistlichen „entrechten" will, er einen schweren politischen Fehler begangen habe — und Graf Moy steht den Hofkreisen und weiten Regierungskreisen nahe — sein Bruder ist bekanntlich Oberzeremonienmeister.
Das Ende des Ausstandes. Crimmitschau, 18. Jan. In einem heute Abend von der Streikleitung ausgegebenen Flugblatt „An das kämpfende Proletariat von Crimmitschau und Umgegend" wird den Arbeitern anempfohlen, den Kampf zu beenden. Sie werden aufgefordert, morgen, Dienstag bedingungslos die Arbeit wieder aufzunehmen. Der Beschluß hängt jedenfalls mit der gestrigen Anwesenheit der Leiter der deutschen Textilarbeiterorganisation zusammen.
Berlin, 19. Januar. Der „Lokalanz." meldet aus Petersburg: Im Gouvernement Kiew setzte ein Witwer seine eigenen drei Kinder der strengen Kälte im freiem Felde aus, die ihm bei seiner beabsichtigten neue Ehe hinderlich fielen. Die Kinder wurden erstarrt aufgefunden.
Bloemfontein, 19. Jan. Das Bersten des außerhalb der Stadt gelegenen Wasserreservoirs war durch anhaltende Regenfälle verursacht. 20—30 Personen sind ertrunken, 176 Häuser sind zerstört; 197 Personen sind obdachlos. Sie erhalten von der Kommunalbehörde in der gesetzgebenden Versammlung Unterstützung.
Wien, 19. Januar. Bei der Füllung einer Ekrasitbombe in dem Artillerieschießhaus in Felixdorf explodierte eine Bombe. Ein Oberleutnant und zwei Artilleristen wurden getötet, zwei Kanoniere schwer verletzt.
Höhe, und ihm offen in die Augen blickend erwiderte sie:
„Ihr Anerbieten ehrt mich im höchsten Maße, Herr Graf, aber doch kann ich dasselbe unmöglich annehmen. Meine Gründe habe ich Ihnen bereits vorhin teilweise mitgeteilt, und ich kann denselben nur noch hinzufügen, daß ich die Ablehnung Ihres Antrages für meine Pflicht halte, weil die Annahme desselben die Vernichtung Ihres Lebensglückes zur Folge haben müßte. Die Anfeindungen Ihrer Verwandten gegen Ihre Ehe mit --er armen Gouvernante würden Ihnen bald die Freude am Dasein verbittern, daß Ihr Groll sich zuletzt auch gegen Diejenige wenden würde, ohne die Ihr Dasein kein verfehltes geworden wäre, und die notwendige Folge hievon wäre unser beiderseitiges Unglück. Nein, Herr Graf, lassen Sie mich die arnie Gouvernante bleiben und suchen Sie sich in ihren Kreisen eine Gattin, der Sie sich später nicht zu schämen brauchen, dann ersparen Sie sich die Reue, die früher oder später unbedingt einmal eintreten müßte."
„Entweder haben Sie, wie ich bereits sagte, eine tiefe Abneigung gegen mich, oder Sie besitzen überhaupt kein Herz", rief der Gras verzweifelt aus. „Denn sonst wäre es ganz unmöglich, daß Sie lediglich kühle Vernunftgründe Vorbringen könnten, wo doch allein Ihr Gemüt über meinen Antrag zu entscheiden hätte."
„Ich habe durchaus nicht irgendwelche Abneigung gegen Sie, im Gegenteil", versetzte Irma, die bei den letzten Worten unwillkürlich errötete, „und ich glaube auch nicht die Bezeichnung Herz- los zu verdienen, weil ich von der Haltung, die mir Ihnen gegenüber von dem ersten Tage unserer Bekanntschaft an tnein Verstand klar vorgezeichnet hatte, nicht ganz plötzlich und unter völliger Verwerfung der für mich bis dahin bestimmend gewesenen Gründe, abwetche. Aber seien Sie deshalb doch überzeugt, daß ich Ihren Antrag Wohl zu würrtgen Weiß und daß ich die gegenwärtige Stünde uüd — Luch Sie, Herr Graf, niemals vergessen werde. Ich
Rußland und Japan.
London, 19. Jan. Das Reutersche Bureau meldet aus Port Arthur vom 18.: Die Haltung der hiesigen russischen Behörden läßt erkennen, daß sie den Gedanken an den Ausbruch der Feindseligkeiten bei dem gegenwärtigen Stand der Dinge zurückweisen. In dem täglichen Leben der Bevölkerung ist keine Veränderung zu bemerken. Gleichzeitig nehmen die Truppenbewegungen und die Beratungen der höheren Offiziere ihren Fortgang.
Newyork, 19. Jan. Ein Telegramm aus Petersburg meldet: Der dortige japanische Gesandte hat erklärt, es sei nicht der Mühe wert, wegen der noch im Schweben befindlichen Frage einen Krieg anzufangen.
Paris, 19. Jan. Der Minister des Aeußeren hatte gestern eine längere Besprechung mit dem russischen Botschafter. Dem „Matin" wird aus diplomatischen Kreisen mitgeteilt, diese wiederholten Unterredungen seien noch kein Anzeichen dafür, daß sich die russisch-japanischen Beziehungen geändert hätten. Der Stand dieser Beziehungen sei seit 10—12 Tagen der gleiche geblieben. Sie seien auch noch niemals so gespannt gewesen, wie gewisse Depeschen glauben machen wollen.
Zinn Herero aufjt rast in Deutsch- LÜstWestafrika.
Der plötzlich ausgebrochene allgemeine Hereroaufstand in Deutschsüdwestafrika hat solche Ausdehnung angenommeu, daß es immer mehr den Anschein gewinnt, als handle es sich um eine von langer Hand vorbereitete und wahrscheinlich vom Auslande geschürte Erhebung. Die Bahnlinie Swakopmund und Windhoek, welche mitten durch das Hererogebiet führt, ist unterbrochen worden und die Züge können vorderhand nur bis Omarura, einer größeren Militärstation geführt werden. Der Ort liegt an dem gleichnamigen Fluß und dehnt sich sehr weit aus. Die Gebäude liegen sehr weit von einander ab. Die Hereros, welche auch schon diesen Ort bevölkern, sind ein großer kräftig gebauter Menschenschlag, dessen Gebiet man gewöhnlich Damaraland nennt und das meist aus Steppenland besteht. Die Hereros haben einen langen, schmalen Schädel, krumme Nase, aufgeworfene, wenn auch nicht wulstige, Lippen, tiefschwarzes Wollhaar und kümmerlichen Bart-
> werde Sie so wenig vergessen, als ich fest entschlossen bin, mein ganzes Leben lang das zu bleiben, was ich jetzt bin, nämlich die arme Gouvernante, die sich selber unter fremden Leuten ihr Brot verdient. Und nach diesem Geständnisse, das ich Ihnen in unserer Abschiedsstunde mache, werden Sie mir wohl nicht mehr vorwerfen, daß ich eine geheime Abneigung gegen Sie hätte."
Die Stimme Irmas züterte merklich, als sie mit zur Erde gesenkten Augen dieses Geständnis ablegte, und über ihrer ganzen Gestalt lag in diesem Augenblicke so viel entzückende, jungfräuliche Beschämtheit ausgebreitet, daß der Graf in überwallender Empfindung ihre beiden Hände ergriff und dieselben mit glühenden Küssen bedeckte.
„Jetzt verzweifle ich nicht Mehr, Irma," rief er stürmisch aus, „jetzt werde tch geduldig ausharren, und müßten selbst Jahrzehnte darüber vergehen, bis Sie endlich einwilligen werden, meiner Werbung Gehör zu schenken. Denn nach dem, was Sie mir soeben verraten haben, weiß ich bestimmt, daß die Zeit einmal kommen muß, wo Sie sich nicht länger dagegen sträuben werden, un>er beiderseitiges Glück zu begründen."
„Täuschen Sie sich in dieser Hinsicht nicht, Herr Graf, denn ich habe einen starken und festen Charakter," erwiderte Irma, indem sie ihm errötend ihre Hände entzog. „Nur unter einer Bedingung könnte ich mich jemals veranlaßt sehen, meinen vorhin ausgesprochenen Entschluß zu ändern."
„Und darf ich wissen, wie diese Bedingung lautet?"
„Ich will sie Ihnen Mitteilen," versetzte Irma nach kurzem Zögern. „Wenn die Verhältnisse sich einmal so ändern» daß tch in den Augen der ganzen Welt auch für Sie als eine sehr begehrenswerte Partie gelten darf, so daß für Sie die Gefahr, die Wahl später bitter bereuen zu müssen» nicht mehr eine so augenscheinliche ist, dann bin ich bereit, meine jetzige