wuchs. Die Arme sind sehr lang, die Füße starkknochig und groß, die Farbe ist schokoladenbraun. Die Kleidung der Männer besteht aus Fellen, die von einem Hüftriemen gehalten werden, mit Knie und Armbänder aus Leder. Die Frauen tragen Leibchen aus Straußeneier- stückchen, an denen ein Fell als Schürze hängt. Den Rucken deckt ein bis auf die Erde reichendes mit Eisenperlen besetztes Ochsenfell, den Kopf eine mächtige Lederhaube mit drei hochstehenden Zipfeln. Auch sie tragen an allen nur denkbaren Stellen Zierrate aus Muscheln, Perlen und Eistücken. Die Knaben werden im Alter von 6 Jahren beschnitten, die Mädchen auf dem Kopf bis auf einen kleinen Haarbüschel rasiert. Der Bräutigam muß die Braut kaufen mit Rindern und Schafen, er kann sich, wenn er sie bezahlen kann, mehrere Frauen kaufen. Die Religion besteht aus einer Art Ahnenkultus. Der Stamm der Omarurus wird auf 24,000 Köpfe gezählt, der der Okahandja soll 23,000 stark sein, derjenige der Okalumba 24000 derjenige der Otjikuara wird mit 2500 berechnet. Die Gesamtzahl der Hereros, die aus neun Stämmen bestehen, wird auf 99000 bemessen. Jeder Stamm untersteht einem Kapi- tän und diese sind es, welche zur Zeit unsere gefährlichsten Gegner sind.
Die Lage in Südwestafrika hat plötzlich eine solche gefahrdrohende Wendung angenommen, daß die Regierung entschlossen ist, umgehend eine Hilfsexpedition von 500 Mann mit einigen Maschinengeschützen nach dem Kriegsschauplatz zu entsenden. Auch die Eisenbahner werden wieder Arbeit erhalten, da man befürchtet, daß die Hereros die Eisenbahnlinie an mehreren Stellen zerstört haben. Immerhin wird noch etwas Zeit vergehen, bis unsere Mannschaften an Ort und Stelle sein können, und bis dahin haben die in den zahlreichen Plätzen des Aufruhrgebietes eingeschlossenen Weißen, noch ausdauernde Arbeit zu leisten. Im Aufstandsgebiete stehen zur Zeit unter den Waffen 30 Offiziere und rund 550 Mann. An Reserven des Landsturmes sind vorhanden 700 Weiße. Sobald die Hilssexpedition angelangt sein wird, werden wir dort also über eine Truppenmacht von rund 1800 Mann verfügen, an denen sich
die Mehrzahl der Hereros doch wohl die Zähne ausbeißen dürfte. Das in Frage kommende Terrain ist sehr gebirgig. Wenn sich die Hereros daher noch etwas längere Zeit halten dürften, ist daran wohl nur das schwierige Terrain schuld.
Wilhelmshaven, 19. Januar. Als „Freiwillige" nach Südwestafrika meldeten sich 1000 Mann — die ganze Division.
Kiel, 19. Jan. Die Marine entsendet nach Südwestafrika die beiden Kriegsschiffe „Prinz Heinrich" und „Medusa".
Berlin, 19. Jan. Aus Windhoek wird gemeldet, daß in der Nähe von Karibik ein deutscher Tierarzt bei einem Patrouillendienst ermordet worden sei.
Berlin, 18. Jan. Die durch den Aufstand in Südwestafrika veranlaßten Nachtragsetats betragen für 1903 1,496,000 Mk. zur Verstärkung der Schutztruppe zur Niederwerfung des Hereros-Aufstandes und für das Jahr 1904 zum gleichem Zwecke 1,325,000 Mark.
Verschiedenes.
Wenn Gelegenheit gegeben wird, Milch statt Bier zu erhalten, wird der Bierkonsum bedeutend sinken. Das beweist ein Versuch der k. k. Staatsdruckerei in Wien, die in ihrem Betriebe etwa 1500 Personen beschäftigt. Auf besonderen Wunsch von 300 Angestellten wurde in der Hausküche der Milchausschank eingeführt. Es liegen jetzt die Zahlen über das Berichtsjahr 1902—03 vor, aus denen sich ergibt, daß der Milchkon- sum in jenem Jahre von Null auf 163 bl gestiegen, der Bierkonsum aber gleichzeitig um 120,25 bi gefallen ist. Hoffentlich findet dieses Vorgehen in allen deutschen Betrieben Nachahmung; denn die Gesundheit und damit natürlich auch die Leistungsfähigkeit des Arbeiters wird dadurch nicht unwesentlich erhöht.
Sehnsucht.
An die ungetreue Maid Muß ich immer denken.
Und zu ihrem Haus Meine Schritte lenken.
Blick ich ihren Kleidersaum,
Fühl mein Herz ich schlagen.
Und in ihre Nähe muß Schnell mein Fuß mich tragen.
Seh' vor ihrem Laden ich,
And're sie bedienen.
Dann verfolg ich jeden Zug,
In den schlauen Mienen.
Ich zerbreche mir den Kopf,
Wo sie möchte weilen?
Kann mein Aug' die Liebsgestalt Etwa nicht ereilen.
So zermattert Tag und Nacht Sich mein ganzes Sinnen.
Wieder die Verräterin Für mich zu gewinnen.
Warum ich solches Sehnen Hab,
Kann es nicht ergründen.
Kann den rechten Schlüssel nicht Zu ihrem Herzen finden.
Unsichtbar ist jene Macht,
Die sich Sehnsucht nennet.
Und nur der, den fie erfaßt,
Ihre Schmerzen kennet.
Von der Rottum.
Reklameteil.
Aus Anlaß des Geburtstages Ihrer Majestät der Deutschen Kaiserin hatte die Münchner Firma Kathreiners Malzkaffee-Fabriken ein Glückwunsch-Schreiben an die hohe Frau gerichtet und gleichzeitig sich bereit erklärt, eine Anzahl die unter dem Protektorate Ihrer Majestät stehenden Wohltätigkeits-Anstalten auf die Zeitdauer von einem Jahr kostenfrei mit Malzkaffee zu versorgen. Vor einigen Tagen traf nun ein Schreiben aus dem Kabinette der Deutschen Kaiserin bei der genannten Firma ein, in welchem Ihrer Majestät für die übersandten Glück- und Segenswünsche Ihren Dank ausspricht und zugleich 14 Wohltätigkeits-Anstalten namhaft machen ließ, für welche die Zuwendung der Kathreiners Malzkaffee-Spende erwünscht wäre.
Gesinnung zu ändern. Sie sehen, Herr Graf, die Aussichten sind keine besonders günstigen für uns beide," fügte sie mit etwas wehmütigem Lächeln hinzu, „und ich bin daher auch ganz darauf gefaßt, daß Sie die Erfüllung meiner Bedingung nicht abwarten werden. Doch nun, Herr Gras, bitte ich Sie, sich nicht weiter zu bemühen. Dort in der Ferne liegt das Dorf bereits vor uns, und ich werde den Weg bis dorthin unbesorgt allein zurücklegen können."
Der Graf machte zwar einige Einwendungen, aber Irma lehnte seine weitere Begleitung so beharrlich ab, daß er sich schließlich zur Umkehr verstehen mußte. Mit der Versicherung, daß er nicht von ihr lassen und daß er alles aufbieten würde, um sie nachgibiger zu stimmen, schied er von dem jungen Mädchen.
Während der Graf ihr noch so lauge, bis sie seinen Augen entschwunden war, nachblickte, setzte Irma rüstigen Schrittes den Weg nach dem Dorfe fort, in welchem sie nach etwa einer Viertelstunde anlangte.
Ein ihr begegnender Bauersmann zeigte ihr auf ihr Verlangen das Haus des alten Neubert, und als Irma dort schüchtern an der Schelle zog, erschien Frau Reiz, die mit argwöhnischer Miene die auffallend hübsche Dame betrachtete. Und dann mißmutig nach ihrem Begehren fragte.
Auf die Antwort Irmas, daß sie Herrn Neubert sprechen möchte, führte Frau Reiz die Angekommene in den bekannten Salon zu ebener Erde und ersuchte sie, dort einen Augenblick zu warten. Sie würde Herrn Neubert voll dem auffallenden Besuche benachrichtigen,
Der alte Neubert befand sich augenscheinlich in sehr schlechter Stimmung, und seine Miene wurde auch uni nichts freundlicher, als er das junge Mädchen erblickte, das sich bei seinem Eintritte erhoben hatte und ihm nun verlegen und verwirrt gegenüber stand.
„Was wünschen Sie von mir?" fragte er barsch. „Sagen Sie mir kurz und bündig, was Sie wollen, denn ich bin sehr beschäftigt."
Bei dieser groben Anrede war Irma das Blut jäh ins Gesicht gestiegen. Auf einen derartigen Empfang war sie denn doch nicht vorbereitet gewesen, und unfähig, ihre Erregung zu verbergen, erwiderte sie:
„Als Sie bei Ihrer Anwesenheit auf der Villa des Barons von Tiefenbach mir sagten, ich sollte nur getrost zu Ihnen kommen, wenn das dortige Leben mir unerträglich würde, da hatte ich geglaubt, daß Ihre Worte ernstgemeint seien, uild ich war ganz sicher gewesen, daß Sie im Falle der Not sich meiner annehmen würden. Ich sehe indessen jetzt, daß ich mich geirrt habe, und daß meine bloße Gegenwart Ihnen im höchsten Grade lästig ist, und um Sie daher nicht weiter zu inkommodieren, werde ich mich sofort wieder entfernen."
„Das werden Sie nicht, Fräulein Hitzkopf," erwiderte um vieles freundlicher der Alte, indem er ihr in den Weg trat. „Was ich einmal versprochen habe, das halte ich auch, darauf dürfen Sie sich verlassen; die Sache ist nur die, daß ich mich Ihrer und meiner damaligen Aufforderung nicht sofort wieder erinnerte, als ich Sie soeben ganz unerwartet vor mir sah. Setzen Sie sich also, liebes Kind, und dann sagen Sie mir, was Sie zu mir führt."
Die schnell besänftigte Irma erzählte nunmehr Neubert, daß man ihr auf der Villa zugemutet hätte, einen ihr unausstehlichen Menschen zu heiraten, und daß sie von diesem Menschen fortwährend auf eine so zudringliche und freche Weise belästigt worden sei daß ihr schließlich nichts anderes übrig geblieben wäre, als unter Zurücklassung ihrer meisten Habseligkeiten die Flucht zu ergreifen.
„Das Anliegen, das ich an Sie habe," fuhr sie fort, „besteht nun in folgendem: Um mich zu chieanieren, wird die Baronin, davon bin ich Überzeugt, sich weigern, mir meine Kleider und meine sonstigen Sachen auszuhändigen, ich kann aber unmöglich so lange in dem Dorfe warten, bis es der ersteren gefällt, mir meitt
Eigentum zurückzugeben, und da ich sonst niemand
hier kenne, an den ich mich hätte wenden können, so dachte ich, daß Sie vielleicht eventuellen Falles die Güte haben würden, mein Gepäck von der Villa abholen zu lassen und für die Weiterbeförderung desselben an meine Adresse zu sorgen. Die Kosten, welche Ihnen hierdurch entstehen, würde ich Ihnen gewissenhaft so bald wie möglich ersetzen."
Die Augen Neuberts ruhten mit beinahe väterlichem Wohlwollen auf dem erregten Gesichte des jungen Mädchens.
„Also meine Auslagen wollen Sie mir zu« rückerstatten," sagte er. „Besitzen Sie denn aber auch so viel Geld, um das zu können?"
„Ich habe mir bereits über 300 Mark erspart, und ich hätte noch weit mehr, wenn ich nicht bei meiner Flucht auch mein Salär für die letzten drei Monate in den Händen der Baronin zurückgelassen hätte."
„Der Tausend, über 300 Mark besitzen Sie, dann sind Sie ja beinahe reich zu nennen! Aber was gedachten Sie mit dem vielen Geld- eigentlich anzufangen?"
„Ich wollte mich nach der nächsten Stadt begeben und mir dort eine andere Stelle suchen."
„Wiederum als Gouvernante?"
„Allerdings, wenn ich nichts Besseres finden kann."
„Und wieviel hofften Sie zu verdienen?"
„O, mit dreißig bis vierzig Mark pro Monat nebst freier Station bin ich ganz zufrieden."
„Hm! Und ist das auch ganz sicher, daß Sie nun auch sofort eine Stelle finden werden?"
„Sicher ist das keineswegs, die beiden letzten Male habe ich sogar jedesmal beinahe zwei Monate warten müssen, bis sich etwas Paffmdes für mich bot."
„Wie dächten Sie denn über den Vorschlag, bei mir eine Stelle anzunehmen?"
(Fortsetzung folgt.)
Druck und Vruay ver Beruh. Hosmanu'schen Buchdruckerei iu Wildbad.
Für dir Redaktion verantwortlich: Ü B.
<§. Reinüardt daselbst.