KriegsnachrichLen.

Die Kriegsgefangenen vom Hartmannsmeilerkopf.

Mühlhausen, 29. Dez. (GKG.) Etwa 1500 fran­zösische Soldaten, darunter etwa 20 Offiizere, so wird demMühlh. Tagebl." geschrieben, die in den Kämpfen auf und am Hartmannsweilerkopf unver­wundet gefangen genommen wurden, sind am letzten Donnerstag und Freitag hier eingebracht worden. Von der Kommandantur aus wurden sie von unseren Landsturmsoldaten in die früheren Magazingebäude Wallach u. Co. geführt, wo sie bis zum Abtransport ins Reichsinnere im Quartier sind. Die Gefange­nen sind zumeist jüngere Leute, sehen wohlgenährt aus, sind gut gekleidet und durchweg mit dem neuen Stahlhelm ausgerüstet. Die übergroße Mehlzahl unter ihnen ist keineswegs niedergeschlagen; sie freuen sich vielmehr, endlich in Sicherheit zu sein. Seit nunmehr drei Viertel Jahren waren sie in den Bergen im Schützengrabenkampf. Die größere Zahl von ihnen, rund 800 Mann, ist vom Infanterie- Regiment 152, von dem im April d. I. im gleichen Gefechtsabschnitt bereits 700 Mann gefangen ge­nommen wurden. Die übrigen verteilen sich auf mehrere Regimenter; auch Alpenjäger sind darunter.

Deutschösterreichische Petroleumvereinbarungen. Berlin, 28. Dez. (TU.) Vor einigen Tagen fan­den hier die Verhandlungen ihren Abschluß, die sich auf die Erneuerung der im August abgeschlossenen und nun ablaufenden Lieferungsvereinbarungen zur Versorgung Deutschlands mit galizischem Petroleum bezogen. Die österreichische Staatsverwaltung hat sich bereit erklärt, den dringendsten Bedarf Deutsch­lands an Leuchtöl, Benzin, Gasöl und, soweit dies möglich ist, auch an Schmierölen und Paraffin zu decken.

Vom Schicksal ereilt.

Berlin, 29. Dez. (Priv.-Tel.) Der vor einigen Tagen als durch ein U.-Boot versenkt gemeldete DampferCottingham" machte vor etwa 2 Monaten von sich reden, als sein Kapitän Anspruch auf die Prämie erhob, die englischerseits für die Vernich­tung eines deutschen U-Bootes durch ein bewaffnetes englisches Handelsschiff, d. h. also durch Rammen oder Ueberfahren, ausgesetzt war. Der Dampfer hatte aber damals das U.-Bot nur beschädigen kön­nen. Jetzt hat ihn also das wohlverdiente Schicksal ereicht.

Ankunft der holländischen Ambulanz in Berlin.

Berlin, 29. Dez. (TU.) Gestern abend 7,45 Uhr traf ini Extrazug auf dem Bahnhof in Charlotten­burg die für Deutschland und Ungarn bestimmte holländische Umbulanz ein und wurde auf dem Bahnhof von verschiedenen deutschen Vereinen und Organisationen der Krankenpflege lebhaft und herz­lich begrüßt. Um 9,34 Uhr fuhr sie nach ihrem Be­stimmungsort weiter.

Wiederaufnahme der Arbeit in belg. Glashütten.

Brüssel, 29. Dez. (TU.) Die großen Glashütten von Mariemont, Jenappes und Dampromo (Prov. Hennegau), welche seit Kriegsbeginn stillagen, be­ginnen mit dem 3. Jan. 1916 wieder den vollen Betrieb. Eine große Anzahl von Arbeitern findet dadurch wieder lohnende Beschäftigung.

Belgien und das Londoner Abkommen.

Köln, 29. Dez. (Priv. X.) Nach derKöln. Ztg." erfahren die französischen Blätter aus Le Havre, Belgien werde dem Londoner Abkommen nicht bei­treten und zwar mit der Begründung, es sei in den Krieg getreten, um seine Neutralität zu verteidigen. Die belgische Regierung möchte nichts tun, was gegen die Neutralität verstoßen könne. (Diese Begrün­dung ist freilich etwas dunkel. D. R.)

Englische Verluste.

London, 29. Dez. (TU.) Im Unterhaus wurde eine schriftliche Anfrage eingereicht, ob die Gesamt­verlustziffer von 520 000 Mann auch die Verluste der eingeborenen indischen Truppen umfasse.

Ein englischer General schwer verwundet. London, 29. Dez. (TU.) Der britische Brigadege­neral Fell wurde an der französischen Front schwer verwundet.

England inspiziert die russischen Schwarze-Meer- Häfen.

Paris, 29. Dez. (TU.) LautTemps" begab sich der englische Kontreadmiral Phillimore, früher Lei-

Las Dach ihrer Behausung trägt deutliche Spuren des in allernächster Nähe befindlichen Schlacht­feldes, was bei der dauernd anhaltenden schlechten Witterung doppelt empfindlich ist.

Der wackere Pionier selbst so wird uns da­zu geschrieben ist keineswegs mit Glücksgütern gesegnet; er besitzt eine zahlreiche Familie nnd be­wohnt die ärmlichste Hütte, die im Umkreise vieler Kilometer zu finden ist.

ter des Transportwesens für die Dardanellen, an der Spitze einer englischen Marinekommission nach Sebastopol und Nikoilajew zur Inspektion beider Häfen begeben.

Das neugebildete Kabinett.

Gens, 29. Dez. (TU.)Radikale",Libre Parle" undBenuet Roge" glauben, nur Lloyd George verfüge über hinreichende Autorität, um ein neues Kabinett zu bilden, dem die Lords Fisher, Carson, Derby und Landsdown angehören. Kitchener dürf­te neben dem indischen Vizeköuig eine Art militäri- scher Statthalter darstellen und werde in Aegypten residieren. Asquith sei seit der Aufgabe der Darda­nellen endgiltig abgetan.

Wien, 29. G.ez. (Priv. 2.) lieber Christiania wird aus London gemeldet: Der Vizeköuig von Indien wurde in besonderer Sendung nach London beru­fen.

Zum Abzug der indischen Truppen aus Frankreich.

London, 29. Dez. (Meldung der TU.) In einem längeren Artikel desDaily Telegraph" wird be­merkt, daß die Verlegung der indischen Truppen'in erster Linie deshalb nötig war, weil die Indier das Klima in Westeuropa nicht vertragen können. Aus den weiteren Darlegungen des Blattes über den Feldzug in Mesopotamien, wo nene Verstärkungen eingetroffen sind und noch weitere folgen werden, geht hervor, daß derDaily Telegraph" erwartet, ein Teil der britisch-indischen Truppen würde dorthin geschickt werden.

Die Lage der Entente.

Budapest, 29. Dez. (TU.) Nach Sofia wird aus Athen gemeldet, daß die Lage der griechischen Regie­rung und der Entente sehr kritisch sei. Die Verbün­deten verharren auf ihrem Wunsche, daß Griechen­land größere Truppenmassen im Gebiet von Salo­niki zurücklasse. Die griechische Regierung ist jedoch der Ansicht, daß sie mit dem Abzug der Truppen aus Saloniki nur einem des öfteren gehörten Wun­sche der Verbündeten folge. Sie sei nicht geneigt, je­den Stimmungswechsel unter den Verbündeten zu respektieren.

Die Absichten des Virrverbandes.

Budapest, 29. Dez. (TU.)A Bilag" veröffent­licht folgendes Athener Telegramm: Laut Mitteilung des russischen Gesandten in Athen habe die griechische Regierung kürzlich anläßlich des Abzuges der grie­chischen Truppen aus Saloniki eine Anfrage au die englisch-französische Heeresleitung in Saloniki ge­stellt, und zwar, welchen Teil Griechenlands eigent­lich die Vierverbändler als Basis ihrer- Kriegs- operationeu zu betarachten gewillt seien. Der russische Gesandte erklärte, er habe in Vollmacht des Generals Sarrail die Antwort der englisch-französi­schen Heeresleitung dem Ministerpräsidenten Skulu- dis überreicht und mitgetcilt, daß der Bierverband seine Kriegsoperatiouen nicht nur auf Mazedonien sondern auch auf Epirus ausdehnen werde.

Buren für den Suez.

Rom, 29. Dez. (Priv. Ll.) DieBasler Nachrich­ten melden von hier: Am Suezkaual sind einige Re­gimenter Buren eingctroffen. Sie waren ursprüng­lich gegen Deutsch-Ostafrika bestimmt. Mit dem Beginn der Kämpfe wird ernstlich auf Mitte Januar gerechnet.

Die unauffindbaren Serben.

Gens, 29. Dez. (TU.) Der nach Albanien ent­sandte Berichterstatter desPetit Parisieu" drahtet lautFrks. Ztg.": Strategische Notwendigkeiten zwangen die Serben, nachdem sie die albanische Grenze überschritten hatten, ihre Streitkräfte in meh­rere Gruppen zu zerstreuen. Das Hauptquartier die­ser unauffindbaren Armee, die von den Verbündeten verproviantiert werden soll, ist unbekannt. Es ist fast unmöglich, von Valona nach Durazzo die so sehnsüchtig erwarteten Hilfsmittel in das Innere des Landes zu schaffen. Die Rauheit des Klimas und der schlechte Zustand der Straßen gefährdet die Transporte. Die Landungen im Hafen von Gio- vianni di Medua sind schwierig und nutzlos, da um diese Jahreszeit die riesigen Wasser der Bojana und des Drin einen Schlammsee bilden, dessen Umgehung für Transporte mit großer Gefahr verbunden ist. Die Alliierten können die notwendige Verproviantierung au die Küste von Albanien qeu, kann je­doch nicht verlangen, daß sie diese bis den ver­schiedenen serbischen Armeegruppen iransportieren, deren Aufenthalt größtenteils unbekannt ist. Daß die Serben nicht selbst zur Küste kommen und dii ihnen gesandten Hilfsmittel empfangen, beunruhigt sehr, man hofft, daß es den nach allen Richtungen ausgesandten Bolen gelingen wird, die serbischen Truppen au die Küste zu führen.

Sofia, 29. Dez. (GKG.) Zu einer Abordnung der Agrarpartei erklärte Radoslawow, lautFrks. Zlg." die Operationen gegen die Engländer und Franzosen hätten noch nicht begonnen. Die Beziehungen zu

Griechenland und Rumänien seien unverändert. Bul­garien sei von beiden Seiten vollständig sicher und ^ von den Nachbar nicht bedroht. «

Der König von Montenegro in Italien. >

Budapest, 29. Dez. (TU.) Aus Brindisi wird ge- ! meldet, der König von Montenegro traf mit seiner 8 Familie zur Weiterfahrt nach Florenz hier ein, wo der Schwiegervater des Königs von Italien eine Ville zum Aufenthalt der montenegrinischen Königs­familie gemietet hat.

Bedenkliche Lag« in Valona.

Athen, 29. Dez. (TU.) Das BlattEmbros" mel­det aus Korfu: In der Landung der italienischen Truppen in Albanien trat eine Pause ein. Der ita­lienische Generalstab in Valona beurteilt die Lage der italienischen Truppen in Albanien sehr pessimi­stisch. Er verlangt Truppenverstärkungen, wogegen Cadvrna energisch protestiert.Embros" zufolge , sei die Lage in Valona bedenklich. s

Eine Rede Radoslaiwows. s

Sofia, 29. Dez. (TU.) In einer Versammlung ! der Mitglieder der Regierungsmehrheit vor Eröff- s

nung der Sobranje hielt Ministerpräsident Rados- !

lawow eine Rede, worin er sagte, Bulgarien steht im Begriff groß zu werden. Dies sei das Werk des gan­zen Volkes nicht bloß der Regierung. Alle Gebiete, wohin der bulgarische Soldat seinen Fuß gesetzt hat, ! werden bulgarisch bleiben. Die Rede wurde mit gro- ^ ßer Begeisterung ausgenommen. j

Bulgariens künftige Grenzen. '

Sofia, 29. Dez. (TU.) Nachdem Radoslawow s den König von dem Beschluß der Agrarpartei, die ^ Regierung bei Voticrung des Budgets und der Kriegskredite zu unterstützen, verständigt hatte, was, wie verlautet, den König sehr befriedigte, wurde zwi­schen dem König und Radoslawow vollkommene Uebercinstimmung festgestellt. Vor der Kammer- erössnung hielt die Mehrheit der Kammer eine Sitz­ung ab, der auch die sogenannte Genadiewisten- gnippe mit Genadiew selbst beiwohnte. Nachdem Kammerpräsident Watschew mitgeteilft daß die Ses­sion bis zum 1. Januar allen Stils mit Unterbre­chung dauern werde, ergriff Radoslawow das Wort.

Er schilderte die gegenwärtige Lage Bulgariens so­wie die erzielten Waffenerfolge, und hob tabei be- ! sonders den Sieg bei Prizren hervor, der die end­gültige Vernichtung der serbischen Armee herbei­führte. Der Ministerpräsident teilte mit, daß die bulgarischen Truppen bei Prizren unter anderem die serbischen Staatsarchive und König Peters silbernen Galawagen erbeuteten. Radoslawow erklärte:Die i Grenzen Bulgariens werden sich bis dahin er st'. ecken, ^ wohin die bulgarischen Soldaten Vordrange,i Auch s Monastir wird bulgarisch bleiben. Bulgari.n wird au Oesterreich-Ungarn grenzen. Die Frage dkl Eng- zi lünder und Franzosen wird in endgültiger Form t nach einigen Tagen entschieden werden." Nachdem Radoslawow die in die Form von Getreideiin'erun- > gen gekleideten Bestechungsmanöver der G:uente- mächte berührt hatte, sprach er die Hoffnuaa aus, daß die Parteien sich zu gemeinsamer Politischer Arbeit die Hand reichen würden.

Griechenland und Italien.

London, 29. Dez. (TU.)Central News" mel­det aus Rom: Hier verlautet, daß, obwohl die Be­troffenheit der griechischen Regierung infolge der Landung italienischer Streitkräfte bei Valona in der Nähe der griechischen Grenze durch einen besonderes Schrllt des italienischen Gesandten in Athen beseitigt wurde, die griechiche Regierung dennoch überlegt, einen Teil der ans Saloniki zurückgezogenen Trup­pen nach der griechisch-albanischen Grenze zu be­fördern.

Mißstimmung zwischen der Entente und Venizelos. !

Athen, 29. Dez. (TU.) 'Der französische General- t' stabschef Castelnau ist trotz aller gegenteiligen Ver- > sicherungen der venizelistischen Presse abgereist, ohne i Venizelos zu besuchen. Dies wird als Ausdruck der Mißstimmung der Eutente-Militärkreise ausgelegt, daß Venizelos ohne Zustimung des Königs und der i Regierung die Entente nach Saloniki gerufen und in die jetzige schwierige Lage gebracht habe. s

Persiens Forderung. s

Budapest, 29. Dez. (TU.) Nach einer Depesche s desA Vilag" aus Konstantinopel, meldetJkdam", ! das englische Ultimatum an Persien lief am 24. Dez. ? ab. Persien richtete anstatt einer Antwort eine Note mit Forderungen an Rußland und England. Persien fordere freie Schiffahrt, eine eigene Flotte auf dem Kaspischen Meer und in der persischen Bucht Auflösung der englisch-französischen Post- und Te- legraphenämter innerhalb Monatsfrist, Abbruch der nnmittelbareu Verb'ndung Englands mit den Scheichs der in der Nähe der Persischen Grenze woh- ,

ncnden Stämme. Persien bleibt, falls die Forde- ,

rungen erfüllt werden, neutral. ''