Amtsblatt
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Frei-aa, des; Z!. Dezeml'er
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Jahreswende.
Wenn sich diesmal am Wendepunkt der Zeit die beiden Jahre begegnen, das scheidende nnd > das kommenve, da reicht ein Gewappneter dem andern die Hand, und Schwerter klirren bei ihrer
Begrüßung. Denn nicht als ein müder, greller Mann schleicht das alte Jahr davon; nicht als lächelndes Kind betritt das neue Jahr unsere Schwelle. Aufrecht und stark, wie cs gekommen, steigt das Jahr lSl5 hinab in die unendliche Ewigkeit, in dem hohen Bewußtsein dessen, was es vollbracht. Es ist ein Kampf nnd Ruhmesjuhr ohnegleichen, das in dem Buche der Weltgeschichte mit Fiammenschrift eingetragen stehen wird als das große Jahr der deutschen Heldentaten auf den - Schlachtfeldern in Ost, West und Süd.
Und das neue Jahr tritt ein Erbe an, so unermeßlich und verantwortungsvoll wie keines vor ihm seit Jahrhunderten. Es hält das Schwert, daran die Entscheidung hängt über das Schicksal von Ländern und Kronen, und seine Hand hebt die Wage der Gerechtigkeit, um im Namen des höchsten Richters abzuwügen zwischen den Böllern.
Wird das Schwert bald feiern dürfen?
Wird das Zünglein der Wage bald das entgnltige Urteil verkündigen? Aus den erzgemeißellen Zügen '—des neuen Jahres ist nichts herauSznlesen, wie eifrig auch die Augen des Sterblichen forschen mögen; aber ernst und klar blickr es uns an, und auf seiner Stirn trägt' es den Stempel seiner Abkunft aus dem Licht. Und darum dürfen wir ihm vertrauen. Der 'allmächtige Gott, der Herr der Zeiten, vor dem tausend Jahre sind wie ein Tag, der schickt es mit einer besonderen Sendung zur Erde, wo sich im Sturm und Feuer, in Blut und Qualm eine Umwälzung aller Dinge vollzieht, wie jedes Jahrtausend wohl einmal sieht. Noch bebt die Erde vom Ringen der Völker. Es wird aber, und wir hoffen, daß dies bald geschieht, wieder stille werden und das Neue, umdeswillen soviel gekämpft wurde, wird groß und herrlich dastehen vor aller Augen.
Das ist der auf das ucewige Wellgesetz gegründete Glaube, nut dem wir dem neuen Jahre ver
trauend ins ernste Antlitz schauen dürfen. Mit Gott hinein, mit Gott hindurch in eine bessere Zukunft! Wie heißt es doch in dem Neujahrslied Paul Gerhardl's? ,
„Gott führt durch Angst und Plagen,
Durch Zittern und durch Zagen,
Durch Krieg und große Schrecken,
Die alle Welt bedecken."
Ja, Gott führe uns hindurch und wir hoffen, daß dies Jahr, das er uns gesendet, bei seinem Scheiden nicht nur den Lorbeer, sondern auch den Palmenzweig tragen wird.
Die Ta oe Sb? richte.
Großes Hsupiguartier. (IV. T.V. amtlich.)
Mittwoch, 29. Dezember
Westlicher Kriegsfcharrplatz.
Westende wurde wiederum durch einen feindlichen Monitor beschossen, diesmal ohne jede Wirkung.
Der gestern berichtete feindliche Vorstoß am Hirzstein brach bereits in unserem Feuer zusammen. Am Abend griffen die Franzoien zweimal die von uns zurückeroberten Stellungen auf dem Hart- manvsweilcrkops an. Sie drangen teilweise in unsere Graben ein Nach dem ersten Angriff wurde der Feind überall sofort wieder vertrieben. Die Kämpfe um einzelne Grabenstücke nach dem zweite» Angriffe sind noch in Gange. An Gefangenen büßlen die Franzosen bisher 5 Offiziere und über 200 Mann ein.
Die Engländer verloren gestern zwei Flugzeuge von denen das eine nordöstlich von LenS durch das Feuer unserer Abwehrgeschütze zur Landung gezwungen, das andere, ein Großkampfflugzeng. nördlich von Ham im Luftkampf abgcschossen wurde. Am27. Dezember verbrannte ein weiteres englisches Flugzeug westlich von Lille.
Ocjtlicher Kriegs; »«»platz.
An der Küste von Ragasem (nordöstlich von Tukknm) scheilerle. der Vorstoß einer stärkeren russischen Abteilung.
Südlich von Pinsk wurde eine russische Feldwache überfallen und aufgehoben.
Balkankriegsschauplatz
Nichts Neues.
Oberste Heeresleitung.
Donnerstag, 30. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz.
In der Nacht vom 29. Dezember mißglückte ein englischer Versuch nordwestlich von Lille durch Überraschnna in unsere Gräben einzudringen. Eine kleine nächtliche Unternehmung unterer Truppen südöstlich von Albert war erfolgreich, und führte zur Gefangennahme von eiuigenDutzeudEngländern.
Am Hartmannsweilerkopf wurden gestern die in französischen Händen gebliebenen Grabenstücke zurückerobert.
Im übrigen fanden an vielen Stellen der Front, bei guten Beobachtungsverhältnissen, zeitweilig lebhafte Feuerkämpfe statt.
Auch die Fliegertätigkeit war beiderseits sehr rege. Ein feindliches Geschwader griff die Orte Wernicque, Menin und die dortigen Bahnanlagen an. Militärischer Schaden ist nicht angerichtet, dagegen sind 7 Einwohner verletzt und ein Kind getötet.
Ein englisches Flugzeug wurde nordwestlich von Cumbrai im Luftkampf abgeschossen.
Östlicher Kriegsschauplatz.
Südlich von Schlock, sowie an mehreren Stellen der Heeresgruppe des Generals von Liusingeu wurden Vorstöße russischer Jagdkommandos adge- wiescn.
Bei der Armee des Grafen von Bothmer wiesen österreichisch-ungarische Truppen die Angriffe sturker rulsischer Kräfte gegen den Brückenkopf von Bnrkunu, an der Stupa ab.
Neben starken blutige» Verlusten büßte der Feind etwa 900 Gefangene ein.
Baikankriegsschauplatz.
Nichts Neues.
Oberste Heeresleitung.
Peters Aruutsahrt.
Eine Geschichte aus den steirischen Bergen
von Ernst R. von Dombrvwski (Schluß.)
Peter sprang auf und warf unwillkürlich einen Blick in der Richtung des Tales.
„Was hast' denn?"
„Enä' Herr — 'leicht is er scho da!"
„Wer denn?"
„Der Buaü"
„Wer?"
Nun erzählte mir Peier hastend, seine Ost sähe Mutterfreuden entgegen, wohl schon in dieser Nacht.
„Und da bist Du schlechter Kerl fort? Warum hast Du mir denn nichts davon gesagt, wir hätten ja den schwarzen Bock ruhig noch einen Tag leben lassen können!"
„Aber gar ka Idee! Sie kennen d' List nit, gnä Herr, die is frei resch und sie war mir sauber kommen, wann i hält' dahvain bleiben wollen. Ueber- hanpt, mei Schwester is bei ihr, und da fahlt si nir!"
„Ra gut, aber da wollen wir uns morgen früh den Birschgang schenken »nd nachschaun, wie's gegangen ist!"
Wir krochen in das Heu und stiegen am frühen Morgen hurtig zu Tal. Jetzt hatte es der Peter doch eilig, cs wurde mir nicht leicht, Schritt mit ihm zu halten. Unterwegs erzählt er mir noch, seine Schwe-
^ jiir habe ihm versprochen, uni Giebel der Keusche ein i Signal anzubringen, wenn altes glücklich verlaufen sei, ein weißes Fähnchen für ein Mädel, ein rotes für einen Buben.
Endlich trennte uns.nur mehr ein vorstehender -Riegel vom Anblick der Hütte, und als wir an seiner Ecke anlanglcn, blieb Peter sprachlos stehen. Tann wies er mit der Hand nach dem Giebel und stotterte:
„Gnä Herr, da schaun S' uni — a weiß's Fahnl nnd a rots! Juchhuhuhu!!"
Und mitsamt dem schweren Bock stürmte er in drei Meter langen Sätzen davon.
, Knapp vor Peters Tür begegnete mir der Loisl.
„Küß' b' Hand, gnä' Herr -- ja aber sieh i denn recht, dös ist ja do der schwarze Bock gwesn, den was der Peter am Buckel ghabi hat?"
„Freilich is er's, Loisl."
„Kreuz Lalra, ! gratulier an recht schön, Weidmannsheil! Aber was is denn der Peter so glofsn; is epper was Passier!?"
„Na, wie man s nimmt. Fwckiing' hat der Peier gekriegt heut' nackn!"
„Marnnd Josef, der arme Teufel! Sehgii S', gnä Herr, daß i recht hae olles Unglück Ummt von die WNbslent! -O mei, o mei, der arme Peter!"
Der arme Peter stand daweil an Lisl's Lager und blickte strahlend bald auf diese, bald ans die zwei krebsroten Dinger in der Wiege. Ich legte der Lisl den Gemsüarl auf die Decke, nickte ihr zu und sagte:
„Da, Kran U.St, was damit iS, weiß der Peter schon!" Dann ging ich hinaus, die glücklichen Leutchen sollten allein sein.
Eben st'eg die Sonne wieder über der Schodcr- scharte empor und vom Morgengokd umflossen blickte )er gewaltige -Gipfel so ruhig in erhabener Teil- nahmslosigteir nach der kleinen Hütte hinab, wie damals in die Schlucht, in der Peters Vater lag, und wie damals in der Scharte auf Peters jetzt längst geiiu.utc Schuld.
Der Hayer als Barbar.
Bon einem Schulrat in Bayern wird uns geschrieben: Ans dem Allgäu erhielt ein Landwehr- manu, ein Pionier, ab und zu Liebesgaben, auch kürzlich zur Weihnachtsfreude wieder ein Paket.— Die Antwort des Lavdwehrmannes in einem Feldpostbrief weist folgende Stelle auf:
„Ihr Paket vom 28- November erhalten und danke herzlich dafür. Werde die Sachen aber diesmal nicht für mich, verwenden, sondern zu Weihnachten eine arme Franzosenfanulie von acht Waisenkindern, welche die Härten und Grausamkeilen dieses furchtbaren Krieges voll und ganz empfunden haben und noch zu tragen haben, überraschen; habe schon eine kleine Anzahl Liebesgabe» für.diesen Zweck znsammengewuchert. Diesen Armen der Ärmsten mangelt cs am Allernotwendigsten, insbesondere an Kleidungsstücken;