Makler Chronik

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Dasdeutsche" Heer.

In einer Zeit, wo alles Fremdländische in unseren Gewohnheiten, im geschäftlichen und geselligen Leben, be­sonders aber in der Sprache ausgemerzt wirb, darf gewiß der Versuch, auch einmal bei unserem Heere die Sonde der Sprachreinigung anzulegen, Beachtung finden. Biel Dank wird freilich ein derartiger Vorschlag nicht ernten, eher da und dort Verspottung. Professor Kämmerer von Rottweil hat diesen Versuch der Sprachreinigung beim Heere unternommen und möchten wir den interessanten Artikel unseren Lesern nicht vorenthalten.

Deutsch ist bei unserem Heer so ziemlich alles: der Geist, die Kameradschaftlichkeit, die Zähigkeit, der Schneid, die Waffen, das Pulver, die Kleidung, das Essen, das Trinken, das Spiel, die Liebe zum Dienst und zum Vaterland, deutsch sind nicht minder die Hiebe, die es austeilt, und doch undeutsch sind die Namen, die es führt. Jeder­mann weiß das, kennt auch die Gründe hierfür, bemängelt und bedauert es, aber niemand will daran ändern. Vielleicht weil dies unmöglich ist? Armselige Ausrede! Man dürfte nur mal ernstlich wolle», und die schöpferische Kraft des deutschen Sprachempsindens würde eine Fülle von Vorschlägen biete». Die eine» würden sich wie Spreu im Winde verlieren, die andern aber würden feste Gestalt annehmen, da in ihnen ein Körnchen Wahrheit . steckt. Mich soll's nicht rühren, wenn ich das Los der einen oder andern teile!

Unter gewöhnlichen Verhältnissen wird der deutsche Jüngling im 20. Lebensjahrheeres"- pflichtig. Singend zieht er mit seinen Kameraden zurVor"Musterung an den Ort, der vomBe­zirksheeramt" für ihn bestimmt wurde. Hier wird derHeermann" gemustert und je »ach seiner Körperbeschaffenheit entweder fürheeresuntauglich" erklärt, oder zumHeeresdienst" vorgesehen. Die Haupt"Musterung trifft schließlich die Entscheidung. Die tauglichenHeermänner" kommen entweder zumFußheer", zurReiterei", zumGeschützheer", zumSeeheer", zumWerkheer" (Pioniere) oder zumNachzug" (Train). Der untaugliche wird weder einFußmann", noch einReiter", weder einGeschützmann", noch einSeemann", weder Werkmann" nochNachzugmann", höchstens wird erErsatzmann", oder, was noch weniger ist, gleich Landsturmmann".

Am festgesetzten Tage strömen alle tauglichen Heermänner" insHeerlager" (Garnison), um sich >>uMannschaftshaus" (Kaserne» zu stellen. Na­türlich hat jede Waffengattung ihr eigenesMann­schaftshaus" : dieScharf"-,König"-,Kaiser"- uudLandesschützen", dieLanzen"-,Melde"-, Linien"-,Leichten"- undSchweren-Reiter".

Aus demMannschaftshofe" empfängt die Neu­ankömmlinge derVorobmann" (Vizefeldwebel) »der derUnterobmann" (Unteroffizier) und stellt sie unter den Augen desObmanns" in Reih und Glied auf. Da kommt aber auch schon der Herr Hauptmann" mit demOberleutmann" und zwei >,Leutmännern" (Leutnants) herzu, um einen raschen Blick auf dieHeermänner" zu werfen. Die erste Angst dieser ist schnell vorüber, denn die Herren »Führer" (Offiziere) ziehen sich bald zurück ins »Speisehaus", und auch bei denMännern" ivird >« derMannschaftsküche" (Kantine) in kurzer Zeit Ane andere Stimmung zur Geltung kommen.

Am andern Tage werden dieHeermänner" ^Fußheeres" in'Mannschaften" (Kompagnien), «Züge" undRotten" eingeteilt. Bei den anderen iiLassengattungen erfolgt eine ähnliche Einteilung. Hand in Hand damit geht das Fassen und Ver­passen derAnzüge". In den Kammern lagern SMöhnlich dreiBekleidungen" (Garnituren) für den Mann: eine für den Dienst, eine zweite für dieVorstellung" und eineDrillichbekleidung". Nit der Einzelausbildung, die bis zum vollendetsten

Stechschritt" sich erstreckt, wollen wir uns nicht befassen, sondern die vierMannschaften" zur Gruppe" (Bataillon) vereinigt üben sehen. Der Gruppenführer" (Major) scheint noch nicht ganz zufrieden zu sein; er möchte bei der nächsten Be­sichtigung, wenn der HerrOberst" kommt, gut abschneiden, damit die Beförderung zumOberst­leutmann" nicht ansbleibt. Auch seine Gemahlin zieht den Titel FrauOberstleutmann" dem Frau Gruppenführer" vor, abgesehen von allem anderen.

Nach der Vereinigung derGruppen" zur Truppe" (Regiment) soll auch alles klappen, denn der HerrFeldführer" (Generalmajor) ist ziemlich ehrgeizig. Er möchte nämlich beim nächstenFeld- kriegfpiel" (Manöver) desTruppenverbandes" (Division), zu der seinGruppenverband" (Brigade) gehört, auffallen, um in rascher Folge zumFeld- lentmann",Feldhauptmann" (General),Feld­oberst", ja zumOberstfeldmarschall" vorzurücken. SeinBegleiter" (Adjutant) hat dies bei einem GlaseSchaumwein" verraten, und der muß es ja wissen!

Doch soviel ist gewiß, daß, wennMänner" undFührer" ihre Pflicht und Schuldigkeit tun, die einzelnenHeeresgruppen" (Armeekorps) die Zufriedenheit ihrerHeerführer" (Inspekteure), denen dieHeeresiruppen" (Armeeinspektione») unterstellt sind, erringen werden. Dann werden auchHeeresleiter" »(Kriegsminister), Kaiser und Volk mit Stolz auf einHeer" blicken können, das ur deutsch sein möge, nicht bloß dem Geist und Wesen, sondern auch dem Namen und der Bezeichnung nach.

Die LaqeSberichte.

Grußes Hauptquartier. (W. T.B. amtlich).

Donnerstag, den 21. Oktober.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Keine besondere Ereignisse.

Oettlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Gen.-Feldmarschall von Hindenburg.

Nördlich von Mitau gewannen wir das Düna­ufer non Borkowitsch bei Bersemünde, die bis­herige Beute der dortigen Kämpfe beträgt im ganzen 1725 Gefangene und k Maschinengewehre Heeresgruppe des Gen.-Feldmarschall Prinz Leopold von Bayern.

Östlich von Baranowitschi wurde ein russischer Angriff durch Gegenangriff zurückgeschlagen. Heeresgruppe des Gen.-Obersten von Linsin gen.

Am Styr in der Gegend von Czartorysk nahmen die örtlichen Kämpfe einen größeren Umfang an. Vor erheblicher Überlegenheit mußte ein Teil einer dort kämpfenden deutschen Division in eine rückwärtige Stellung zurückgenominen werden, wo­bei einige bis zum letzten Augenblick irr ihrer Stellung ausharrende Geschütze verloren gingen. Ein Gegenangriff ist im Gange.

Balkankricgsschauplatz.

Die verbündeten Truppen folgen auf der gan­zen Front dem langsam weichenden Feind. Aus der stark befestigten Stellung südlich und östlich von Ripani sind die Serben in südlicher. Richtung geworfen. Unsere Vortruppen erreichten Stepoje- vae-Leskovac- Baba.

Westlich der Morawa dringen deutsche Truppen über Selevac und Saraorci östlich des Flusses über Vlaskido, Basanac und auf Ranovac vor.

Bulgarische Truppen kämpfen bei Negotin. Weiter südlich erreichten sie die Straße Zajecar- Anicar-Knjazevac.

Oberste Heeresleitung.

Freitag, den 22. Okober.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Keine besonderen Ereignisse.

Östlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe des Gen.-Feldmarschall von Hindenburg.

Starke russische Angriffe gegen unsere Stellung in den Seengen bei Sadewe südlich von Kosjany wurden abgewiesen.

Heeresgruppe des Geu.-Feldmarschall Prinz Leopold von Bayern

Auf breiter Front griffen die Russen nordöstlich, östlich und südöstlich von Baranowitschi an. Sie sind zurückgeschlagen. Östlich von Baranowitschi wurden in erfolgreichem Gegenangriff 8 Offiziere und Ü14Y Mann gefangen genommen.

Heeresgruppe des Gen. - O b er st en von Lin sin gen.

Unser umfassend eingesetzter Gegenstoß westlich von Czatorysk hatte Erfolg. Die Russen sind wieder zurückgeworfen. Die Verfolgung ist an­gesetzt. In de» Kämpfen der letzten Tage fielen dort 19 ruff. Offiziere und 3KVV Mann in unsere Hände. 1 Geschütz, 8 Maschinen- gcwehre wurden erbeutet.

Der gestern gemeldete Verlust einiger unserer Geschütze wurde dadurch veranlaßt, daß russische Abteilungen Nachbartruppen durchbrachen und im Rücken unserer Artillerielinien erschienen. Es sind 6 Geschütze verloren gegangen.

Balkankriegsschauplatz.

Von der

Heeresgruppe des Gen.-Feldinarschall von Mackensen

hat die Armee des Generals von Koeveß die all­gemeine Lime Armajewo bis Slatina-Berg erreicht. Die Armee des Generals von Gallwitz drang gegen Selevac, Savanovac und Truovac sowie Ranavac vor. Die Armee des Generals Bojadjec ist nörd­lich Knjazevac in weiterem Vorgehen.

Von den übrigen Teilen der Armee sind die Meldungen noch nicht eingetroffen.

Von anderen bulgarischen Heeresteilen ist Kumanowo besetzt, Bcles ist genommen Südlich von Slromitza ist der Feind über die Varda geworfen.

Oberste Heeresleitung.

Krieczsncrchr ichten.

Rücktrittsgesuche Greys und Asquiths.

Berlin, 21. Okt. Aus Kopenhagen wird der Täglichen Rundschau" gemeldet: Das einfluß­reichste englische Provinzblatt, derManchester Guardian" schreibt:Es ist jetzt an der Zeit, wo dem Volke offen mitgeleilt werden soll, wie unsere Stellung ist, damit es sich klar darüber werden kann, welche Opfer noch zu bringen sind. Es besteht unzweifelhaft Grunv für die Annahme, daß viel unangenehme Wahrheit verheimlicht wurde. Was aber noch ernster ist, ist, daß nicht einmal der Versuch gemacht wird, dem Volke die Anschau­ung der Regierung und die allgemeinen Anschau­ungen der Regierung über die allgemeinen Aus­sichten des Krieges mitzuteilen. Inzwischen greift die Krise innerhalb der englischen Regierungskreise immer weiter um sich und scheint die weittragend­sten Folgen nach sich ziehen zu wollen.

Die Uneinigkeit im Kabinett ist jetzt so tief und heillos geworden, daß der Austritt der meisten liberalen Minister aus der Regierung unumgäng­lich erscheint.

Grey und Asquith stellten dem König bereits ihre Portefeuille zur Verfügumg. Beide aus Ge-

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