kehr zu bewegen. Darüber ist zwar kostbare Zeit verloren gegangen, und wir stehen bereits mitten im Hochsommer, der gewiß die unsäglichen Leiden unserer gefangenen Brüder noch gesteigert hat.
Aber nun ist auch die Zeit zum Handeln gekommen, und es versteht sich von selbst, daß unsere Heeresverwaltung, nachdem ihre Geduld erschöpft und der Appell an die Menschlichkeit bei den Franzosen fruchtlos geblieben ist, die hier angekündigten Maßnahmen mit der gleichen Rücksichtslosigkeit durchführen wird, die von Frankreich unseren Landsleuten gegenüber betätigt wird. Wir werden die nach den Oedländereien bestimmten Gefangenen zwar nicht unter die Aufsicht von Schwarzen stellen, obwohl es uns an diesem Menschenmaterial auch nicht fehlt, weil wir dir Würde der weißen Rasse nicht preisgeben wollen. Aber von den Annehmlichkeiten des Gefangenenlagers in Ohrdruf z. B., wo den Insassen allerlei Bequemlichkeiten eingeräumt, Spiele, Aufführungen usw. gestattet sind, wird aus den Arbeitsstellen der zu kultivierenden Moore allerdings keine Rede sein, auch kühle Baracken werden die Herren Franzosen dort vergebens suchen, sondern mit Zelten vorlieb nehmen und im übrigen von früh bis spät fleißig arbeiten müssen, wie es von unseren Brüdern in Afrika auch verlangt wird. Wir sind überzeugt, daß sie dann immer noch über ihre veränderte Lage kaum zu klagen haben werden. Sollten sie aber ihr neues Los doch als eine Verschlechterung empfinden, so brauchen sie ihre Beschwerden nur durch Vermittlung des spanischen Botschafters an ihre Regierung nach Paris gelangen zu lassen. Vielleicht daß diese dann den Sinn für Meusch- lichkeit wiederfindel, von dem in ihren wortreichen Kundgebungen so viel die Rede ist, ohne daß er sich leider in ihren Handlungen, soweit Deutschland in Frage kommt, entdecken läßt. Auch die englische Regierung mußte ja erst im Wege der Vergeltung dazu gezwungen werden, von gewissen Behandlungsmethoden gegenüber unseren gefangenen U-Boots- Offizieren und -Mannschaften Abstand zu nehmen. Jedenfalls weiß das deutsche Volk seiner Heeresleitung Dank dafür, daß sie alles tut, was zu einer Erleichterung des Schicksals unserer in Afrika schmachtenden Landsleute führen kann. Den Erfolg müssen wir abwarten.
Auszügen aus Berichten und Briefen über die Lage der Gefangenen in Dahomey und Nord afrika, die uns vorliegen, geben erschütternde Einzelheiten aus diesen Leidensschicksalen. Wir fügen nur Briefstellen eines Missionars an, der sehr geschickt den Zustand in Dahomey durch Anziehen der Bibel zu schildern weiß, indem er sich auf die Klagelieder Jeremiä bezieht und die Ziffer des Kapitels und die Verse ansührt, die lauten: „Unser Wasser müssen wir um Geld trinken, unser Holz muß man bezahlt bringen lassen. Alan treibt uns über Hals, und wenn wir schon müde sind, läßt man uns doch keine Ruhe."
„Knechte herrschen über uns, und ist niemand, der uns von ihrer Hand errettet."
. . . „Und er begehrte seinen Bauch zu füllen von den Trebern, die die Säue aßen, und niemand gab sie ihm."
Die Tagesberichte.
Großes Hauptquartier (WTB. amtl.)
Donnerstag, 10. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Die Kämpfe bei Souchez und Neuville dauern an. Nordwestlich von Souchez wurden alle Angriffe im Keime erstickt. Westlich von Souchez in der Gegend der Zuckerfabrik erlangten die Franzosen kleine Vorteile. Feindliche Angriffe gegen unsere Stellung nördlich non Neuville brachen zu- ämmen. Im Gcabenkampf südlich von Neuville behielten wir die Oberhand.
Ein feindlicher Vorstoß südöstlich von Hebu- terne scheiterte. Im Verlaufe der letzten Kämpfe wurden dort etwa 200 Franzosen von uns gefangen genommen.
In der Champagne setzten wir uns nach erfolgreichen Sprengungen in der Gegend Souain und nördlich von Hurlus in den Besitz mehrerer feindlicher Gräben.
Gleichzeitig wurden nördlich von Lemesnil die französische Stellung in der Breite von etwa 200 Nieter erstürmt und gegen nächtliche Gegenangriffe behauptet. 1 Maschinengewehr und 4 Minenwerfer fielen in unsere Hand.
Im Westteile des Priesterwaldes blieb ei» Grabenstück unserer vordersten Stellung im Besitz des Gegners.
Oestlicher Kriegsschauplatz
Südöstlich Szawle setzten die Russen gestern unserm Vorgehen lebhafte» Widerstand entgegen. Es wurden nur kleine Fortschritte gemacht. Die Beute der letzten beiden Tage betrug hier 2250 Gefangene und 2 Maschinengewehre.
Gegen unsere Umfassungsbewegung östlich der Dubissa setzte der Gegner auf nordöstliche Richtung Verstärkungen an.
Vor dieser Bedrohung wurde unser Flügel vom Feinde nnbelästigt auf die Linie Betygola — Zoginie zurückgenoinmen.
Südlich des Nieinen nahmen wir bei den Angriffen und der Verfolgung seit dem 6. Juni 3620 Russen gefangen. Ferner erbeuteten wir 2 Fahnen, 12 Maschinengewehre, viele Feldküchen und Fahrzeuge.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Oestlich von Przemysl ist die Lage unverändert.
Aus der Gegend von Mikolajow—Nohatyn (südlich und südöstlich von Lemberg) sind neue russische Kräfte nach Süden vorgegangen.
Ihre Angriffe wurden von Teile der Armee des Generals von Linsingen in Linie Lilynia (nordöstlich Drohobycz) Dnjestrabschnitt bei Zu- rawno abgewehrt.
Oestlich von Stanislau und bei Halicz sind die Verfolgungskämpfe noch im Gange.
Oberste Heeresleitung.
Freilag, den 11. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Feindliche Vorstöße nordwestlich der Lorettohöhe, sowie wiederholte Angriffe gegen unsere Stellungen
Dardanellen. Durch seine Ausbreitung in dem menschenleeren Sibirien und die modernen Verkehrsmittel ist noch ein dritter Ausgang möglich geworden, am Stillen Ozean; aber auf diesen wird in absehbarer Zeit nie eine solche Wucht der Angriffe stürzen wie auf die andern, da es mit der Besiedlung Sibiriens noch eine Weile hat; es kann sich vielmehr hier gerade ein schwacher Punkt herausbilden.
Man mag in Deutschland die Russen lieben oder nicht lieben, mag man die angebliche konservative Kraft Rußlands schätzen oder hassen: solange jenseits der Elbe Deutsche wohnen, wird ein starkes Rußland immer eine Gefahr für Deutschland sein; so lange würden, wenn kleine Staaten und Völker immer so ihren natürlichen Interessen folgten, wie die großen, die skandinavischen Länder immer zu uns halten müssen; aber in denkleinen Staaten, besonders begabter Völker, spielen ja immer noch ganz andere Momente eine Rolle.
Und man mag heute über unsere Feinde denken wie man will: auf jeden Fall ist Rußland noch dünn bevölkert und hat noch sehr viel Raum zur Bevölkerungsvermehrung; es kann seine Organisationen noch verbessern — es kann sie auch nach dem Krieg durch soziale Revolutionen und nationale Gegensätze verschlechtern; sicher ist kein Grund vorhanden, nach dem Krieg ruhig vor Rußland zu sein; wenn es seine jetzige Organisation behielte, dann wäre es uns in einigen Menschenaltern durch
seine Menschenzahl überlegen, und dauernd können nicht zehn Mann gegen hundert kämpfen.
Derartige allgemein menschliche Interessen, die auf jeden Fall vorhanden wären, fehlen bei den beiden anderen Gegnern.
(Fortsetzung folgt.)
nördlich und südlich von Neuville scheiterten. Der Nahkampf in den Graben nördlich von Ecurie dauert noch an.
Südöstlich von Hebuterne und Beaumont wurden feindliche Angriffe gestern und heute nacht ab> gewiesen.
Nur am Wege Serre-Mailly erreichten die Franzosen einen unbedeutenden Fortschritt.
Die in der Chanipagne am 9. Juni eroberten Gräben versuchten die Franzosen gestern abend uns wieder zn entreißen. Mit starken Kräften und in breiter Front griffen sie nördlich Le Mesnil bis nördlich von Beausejour-Ferme an. Der Angriff brach unter schwersten Verlusten für den Feind gänzlich zusammen. Erneute nächtliche Angriffsversuche wurden bereits im Keime erstickt.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
An der unteren Dubissa nordwestlich Eirawln wurden russische Angriffe abgewiesen. Der Feind verlor hierbei an uns 300 Gefangene.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Die Lage bei den in Galizien kämpfenden deutschen Truppen ist unverändert.
Oberste Heeresleitung.
Allerlei.
Munitionsverbrauch. Wie hoch der Munitionsverbrauch im gegenwärtigen Weltkrieg sich beläuft, läßt sich zurzeit noch nicht annähernd feststellen. Nach den erbitterten Kämpfen zu urteilen, müssen ungeheure Mengen davon Verwendung gefunden haben und noch finden. Um einigermaßen sich ein Bild machen zu können, dürfte es interessant sein, eine Statistik heranzuziehen, die besagt, wie viele Schüsse im Kriege 1870/71 abgefeuert worden sind, natürlich von deutscher Seite. Danach belief sich der Munitionsverbrauch von der Feldartillerie auf 338 310 und von der Festungsartillerie auf 520 500Kanonenschüsse; derVerbrauch derJnfanterie stelle sich auf 20 Millionen Infanterie-Patronen. Wenn eine Person diese Patronen allein verwenden wollte, indem sie jede Minute eine Patrone abfeuerte und sich damit Tag und Nacht beschäftigte, sie erst in einemZeitraum von 40 Jahren diesen Patronenvorrat verbrauchen würde. Im gegenwärtigen Kriege kommt noch dazu, daß die Geschosse von den Unterseebooten und Marinekanonen und die Bomben der Luftschiffe einen besonderen Raum beanspruchen.
Kriensnachrichten.
Freiwillige gegen Italien.
Berlin, 11 . Juni: Wie der „Deutschen Tageszeitung" aus Laibach gemeldet wird, haben sich m Herzogtum Krain über 30000 Kriegsfreiwillige un Alter von über 50 Jahre gegen Italien gemeldet.
Verheimlichung der Verluste Italiens Berlin, 10. Juni. Aus Chiasso meldet der „Lokalanz.": Ein Rundtelegramm des Ministers des Innern an die Zensurämter teilt mit, daß die Veröffentlichung der Namen von Toten und Verwundeten, die in den offiziellen Listen nicht enthalten sind, durch die Presse verboten ist.
Italienische Geständnisse.
Frankfurt, 11. Juni- Aus Lugano melde! die „Franks. Zeitung": Barzilai veröffentlicht m „Messagers" einen Artikel, in dem er sagt, daß das Bündnis mit Oesterreich nur den Zweck gehabt habe, die unausrottbare Feindschaft zwischen beiden Ländern zu zügeln. Nachdem Oesterreich diesen Zügel, der schon lange benagt gewesen sei, ^ zerrissen habe, sei der Krieg eine unvermeidliche und geschichtliche Notwendigkeit gewesen. Die Hoffnungen und Befürchtungen, die sich in Bezug ans Deutschland geltend machen, seien unbegründet. Deutschland habe 30 Jahre lang bewiesen, daß es der Solidarität mit Oesterreich die Interessen voranstelle, die es mit Italien verbänden. Italien aber werde ihm nicht den Krieg erklären. Wenn in einigen Tagen deutsche Soldaten an der Seite österreichischer Truppen dem italienischen Heere begegneten, werde der Krieg ia beredter Weise von deutscher Seite erklärt sein, und Italien werde ihn als Ergänzung des Programms annehmen, das dem Weltkrieg zugrunde liegt.
Italien, die letzte Hoffnung Rußlands Frankfurt, 10. Juni. Die „Franks. Ztg-' meldet aus Petersburg: Der bekannte Kriegskorrespondent, Nemirowitsch Dantschenko, führt m „Rußkoje Sloivo" aus, der Puls des Krieges müsse jetzt bei der italienischen Armee abgelese» Berden. Die russische Armee habe nach dem halbjährigen ununterbrochenen Kampf ein Anrecht auf eine gründliche Reorganisation in geeigneterSteMg.
Sämtliche Angriffe an der italienische» Front abgeschlagen
Vorgestern und gestern wurden sämtliche A»- griffe der Italiener an allen Fronten abgewW' Ein neuerlicher, gegen einen Teil des GV Brückenkopfes gerichteter Vorstoß brach im dalmatinischer Landwehr zusammen. Ebenso erfolglos blieb ei» Angriff des Feindes nördlich RE Der Artilleriekampf an der Jsonzofront an.
An der Kärntner Grenze wurden gestern.E mittag ein starker gegnerischer Angriff auf Freikofel, ein schwächerer beim Wolayer See a - geschlagen. . ^
In Tirol scheiterte ein Vorstoß emer bei tina d'Ampezzo eingebrochenen italienische» gade an unseren Stellungen bei Neuerliche Angriffe in dieser Gegend sind E liehe Kämpfe bei Landro endigten gleichfalls dem Zulückgehen des Feindes. Im übrigen roler Grenzgebiet finden ununterbrochen EstH s kämpfe und für unsere Waffen erfolgreiche SH mützel statt. H
Die italienischen Verluste betragen wehe 4000 Mann.