fältige Maskierung. Einmal wurde die Haubitze von einem Flieger entdeckt. Sofort wurden Schienen gelegt, und auf diesen fand nachts eine seitliche Verschiebung in den Wald statt. Eine staunens­werte Leistung angesichts des Gewichtes. Die Feuerschnelligkeit ist ebenfalls sehr hoch. Ein Schuß braucht maximal zwei Minuten. Das Geschoß hat das dreifache Gewicht der Granate der 30,5-Zentimeter-Mörser. Seine Größe ist die eines normalen Soldaten. Die Bettung der Haubitze ist fast zwei Meter tief. Auf ihr ruht ein riesiges Kugellager. Dieses trägt die drehbare Lafette. Letztere wiederum das mächtige Geschützrohr. Ein Laufkran, der auf dem Hilfsgeleise arbeitet, dient zum Einbau der ganzen Maschinerie. Das Ab­feuern geschieht mit der Abziehschnur. Es ist dabei den Artilleristen verboten zur Höhe zu schauen, da das lange, hell leuchtende Mündungsrohr stark blendet. In der russischen Neujahrsnacht konnte ich einen der Schüsse auf Tarnow beobachten. Für Sekunden tauchte das Mündungsrohr das ganze weite Tal in Tageshelle. Der Knall des Schusses ist sehr tief und wirkt daher auf den Menschen nicht unangenehm. Auf totes Material übt allerdings der Luftdruck eine verheerende Wirkung aus. Einem 60 Meter vom Geschütz entfernten Munitionswagen wurden alle Wände eingedrückt und zersplittert. Auch die Präzision des Schusses ist vorzüglich. Neben den Spreng- stücken, die bis 1300 Meter von der Explosions­stelle stiegen, wirkt namentlich der furchtbare Gas­druck tödlich. Bei Tarnow fand man ziemlich weit vom Einschlagpunkt tote Russen, die ohne Verletzung wie friedliche Schläfer in ihrer Deckung lagen. Nur die dunkelblauen Gesichter sprachen von der Todesursache. Beim Sturm auf di» Höhe 419 fegten Geschosse einer solchen Haubitze die feind­lichen Drahthindernisse weg. Die Nerven der Beschossenen litten entsetzlich unter dem langen, fürchterlichen Geheul der heransausenden Granaten Die Explosion wurde trotz ihrer entsetzlichen Wirkung fast als Erleichterung begrüßt.

Die Tagesberichte.

Großes Hauptquartier, 15. Mai. (WTB. Amtlich.) Westl. Kriegsschauplatz. Bei Steen- straate am Apernkanal wiesen wir einen nächtlichen feindlichen Angriff ab. An der Straße St. Julienne Apern griffen wir weiter an und machten Fortschritte. 3 englische Offiziere, 60 Mann und 1 Masch.-Gew. fielen in unsere Hand. Die Zahl der seit 22. April bei Apern von uns gemachten unverw'-ndeten Ge­fangen ist auf 110 Offiziere und 55^ Mann ge­stiegen, wozu noch 500 verwundete Gefangene kommen.

Südwestlich von Lille entwickelten sich auch gestern heftige Artilleriekämpfe. Feindliche In­fanterie-Angriffe erfolgten dort nicht.

An der Lorettohöhe wurden die meisten feind­lichen Angriffsversuche wieder gehalten. Ein An­griff nördlich des Höhenzuges, der bis in unsere Gräben gelangte, wurde unter schweren Verlusten für den Feind abgeschlagen.

Bei der Räumung von Carency und des 8Äest- teiles von Ablain ist, wie jetzt festgestellt, ein in der vorderen Linie eingebautes Feldgeschütz und eine geringe Anzahl von Behelf-Minenwerfern, außerdem fielen 5 früher erbeutete französische Geschütze, und zwar 3 kleine Revolverkanonen und 2 Mörser, die als Minenwerfer benutzt wurden, in Feindeshand zurück.

Nördlich von Arras blieb es im allgemeinen ruhig. Südl. von Ailly, östl. der Maas, nahmen wir einige feindliche Gräben, wobei 52 verwundete und 162 unverwundete Franzosen, darunter ein Bataillonskommandant, gefangen genommen wurde.

Zwei feindliche Angriffe gegen unsere Stellung an der Straße EssayFlirey wurde abgewiesen.

Im Priesterwalde setzten wir uns bei Morgen­grauen durch einen Vorstoß in den Besitz eines feindlichen Grabens und machten dabei einige Ge­fangene.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Nach einem vorübergehenden kleinen Erfolge des Feindes, der uns 3 Geschütze kostete, ist der Vormarsch starker russ. Kräfte bei Szawle zum Stehen gebracht worden.

Feindliche Angriffe gegen die untere Dubicza scheiterten. Der Gegner hat nunmehr auch in der Gegend südl. des Njemen eilige Verstärkung heran­gezogen. Gefechtsberührung besteht noch nicht..

Bei Augustow und Kalvaria wurden feindliche Angriffe abgewiesen.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

In dem Raume südlich der unteren Piliza bis zur Weichsel setzten die verbündeten Truppen den weiter abziehenden Russen nach. Der Brückenkopf

von Jaroslaw am San wurde gestern erstürmt. Schulter an Schulter mit den österreichisch-unga­rischen Armeen, in dessen Verband sie stehen, er­reichten die Truppen des General von der Marwitz die Gegend von Dobromil. Weiter südlich wird ebenfalls die Verfolgung fortgesetzt.

Die Verbündeten haben vielfach die Gebirgs- ausgänge gewonnen.

Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 16. Mai. (WTB Amtlich.) Westl. Kriegsschauplatz: Nördlich von Apern greifen schwarze Truppen seit gestern nach­mittag ohne jede Rücksicht auf eigene Verluste un­sere Stellungen westlich des Kanals bei Steen­straate und Het Sas an. Bei Hed Sas wurden alle Angriffe abgewiesen; bei Steenstraate dauert der Kampf noch an.

Südwestlich von Lille schritten die Engländer nach starker Artillerievorbereitung gegen unsere Stellungen südlich von Neuve Chapelle zum Jn- fanterieangriff, der an den meisten Stellen schon abgeschlagen ist. An einzelnen Punkten wird noch gekämpft. Weiter südlich, beiderseits des Loretto- höhenrückens und bei Souchez, sowie nördlich von Arras, bei Neuville, brachen erneute französische Angriffe in unserem Feuer zusammen. Besonders starke Verluste erlitten die Franzosen auf der Lo­rettohöhe, sowie bei Souchez und Neuville.

Westlich der Argonnen setzten wir uns abends durch Angriff in den Besitz eines starken franzö­sischen Stützpunktes von 600 Meter Breite und 200 Meter Tiefe nördlich von Ville sur Tourbe und behaupteten denselben gegen drei nächtliche für den Feind sehr verlustreiche Gegenangriffe. Viel Material und 60 Gefangene fielen in unsere Hände.

Zwischen Maas und Mosel fanden auf der ganzen Front lebhafte Artilleriekämpfe statt. Zu Jnfanteriekämpfen kam es nur am Westrande des Priesterwaldes, wo der Kampf noch nicht abge­schlossen ist.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

In der Gegend Szawle wurde ein russischer Vorstoß mühelos abgewiesen. Die Zahl der dort in den letzten Tagen gemachten Gefangenen über­steigt 1500. An der Dubissa, nordwestl. Ugiany, mußte eine kleine Abteilung von uns starken russ. Kräften weichen. Sie verlor 2 Geschütze. Weiter südlich bei Eiragola wurden die Russen unter Verlust von 120 Gefangenen zurückgeworfen.

Nördlich und südlich von Augustow und beider­seits des Omulew scheiterten starke russische Nacht­angriffe unter schweren Verlusten für den Gegner, der 245 Gefangene bei uns zurückließ.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Zwischen der Pilica und der oberen Weichsel sowie auf der Front Sabor (40 Klm. südöstlich Przemysl-Stryi-Stanislau) befinden sich die ver­bündeten Armeen im weiteren Vormarsch. Am unteren San vor Przemysl abwärts leistet der Feind Widerstand.

Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 17. Mai. (WTB. Amtl.) Westl. Kriegsschauplatz: Nördlich von Apern westlich des Kanals bei Steenstraate und Het-Saas gaben wir unsere vorgeschobene Stellung auf und zogen die dort stehenden schwachen Kräfte, um deren Verlust durch starkes Artilleriefeuer zu verhindern, auf unsere Hauptstellung am östlichen Kanalufer zurück.

Südlich Neuve Chapelle halten die Engländer noch die Teile unseres vorderen Grabens, die seit den vorgestrigen Kämpfen in ihrer Hand sind. Das Gefecht dauert dort noch an.

Nördlich von Arras, bei Ablain und Neuville, wiesen wir französische Angriffe sehr verlustreich für den Gegner ab.

Bei Ailly und im Priesterwalde haben sich geringfügige Infanteriekämpfe entwickelt.

Unsere Luftschiffe machten erfolgreiche Angriffe auf die Kriegshäfen Dover und Calais.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

An der Dubissa in Gegend Eiragola und Czekiezki, sowie südlich des Njemen bei Mariampol und Ludwinow wurden feindliche Angriffe ab­gewiesen.

Unter den bei Szawle gemachten russischen Gefangenen wurden Rekruten des Jahrgangs 1916 sestgestellt, die eine nur 4-möcheutliche Aus­bildung hinter sich hatten.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Unser Vormarsch zwischen der Pilica und der oberen Weichsel, ebenso auf der Front Samba- Stryi-Stanislau wird fortgesetzt.

Bei Jaroslaw und »ördl. ist es an mehreren

Stellen gelungen, den San zu überschreiten. Um Przemysl wird gekämpft.

Oberste Heeresleitung.

Krregsnachrichten.

Deutscheuhetze in London

London, 16. Mai.Daily News" stellen fest, daß die Deutschenhetze in London durch Plakate vorbereitet wurde mit Aufschriften wie:Hetzt sie nieder!" undNieder mit den Schweinen!", ohne daß anscheinend Regierung und Polizei Notiz .davon nahmen.

London, 16. Mai. Nach einer Lloydmeldung aus Durban sind die Büros, Lagerhäuser und Vorräte der Firmen Karl Gnndelfinger, Rolfe L Nebel, Libermann L Bellstedt bei der Deutschen- ! Hetze durch Feuer total zerstört worden. In einigen . Vierteln Londons fanden am Freilag neue Aus- , schreitungen gegen Deutsche statt. Läden wurden zerstört und geplündert.

^ Englische Jnteruieruugsulatznahmen

i Berlin, 16- Mai. Wie derLokalanzeiger" schreibt, wird aus Kopenhagen gemeldet: Im Laufe des Tages ist in London eine große Zahl Deutscher und Oesterreicher im Alter von 16 bis 55 Jahren festgenommen worden. Man nimmt an, daß sich i außer den internierten Wehrpflichtigen noch etwa ! 40 000 Männer und 16 000 Frauen und Kinder , deutscher Abkunft in London befinden. Von ihnen 'werden alle, die nicht interniert werden, in die > Heimat zurückgeschickt, ausgenommen 6000 Natu­ralisierte. Diese erhielten vorläufig die Erlaubnis, auf freiem Fuß zu bleiben. Besonders streng wird gegen eine Anzahl angesehener Deutscher vor­gegangen, darunter Edgar Speyer und andere ein­flußreiche deutsche Finauzleute, von denen bekannt ist, daß sie in freundschaftlichen Beziehungen zum deutschen Botschafter gestanden haben.

England rechnet noch mit einem Winterfeldzug

Manchester, 17. Mai. Der Londoner Korrespon­dent desManchester Guardian" ist die Lage zu erklären, daß das Kriegsamt einen zweiten Winter- seldzug ins Auge faßt. Der Verlauf des Krieges zwinge zu der Annahme, daß er im Herbst kaum beendet sein werde. Die Militärbehörden seien zu einem zweiten Winterfeldzug entschlossen.

Englische Marineverluste.

Berlin, 17. Mai. DieDeutsche Tageszeitung" ^ meldet: Der amerikanische Marinesekretär hat nach einer Meldung aus Washington erklärt, daß die englische Flotte in diesem Krieg bereits sehr erhebliche Verluste erlitten hätte. Nach zuverlässi­gen, dem amerikanischen Marineamt zugegangenen Informationen hat England in den ersten Kriegs­monaten insgesamt 43 Kriegsschiffe ein­gebüßt. Nicht inbegriffen seien die verloren ge­gangenen Hilfskreuzer und anderen zum Flotten­dienst herangezogenen Privatschiffe, deren Zahl recht beträchtlich sei.

Richtannahme der Demisstonieruug Salanbras durch den König.

Rom, 16. Mai. DieAgeneia Stefani" gibt bekannt: Der König hat die Demission des Mi­nisteriums Salandra nicht angenommen. Infolge­dessen bleibt das gesamte Ministerium auf seinem Posten.

Kriegsberatungen des italienischen Königs.

Rom, 17. Mai. Der König hatte eine lange Unterredung mit dem Generalstabschef General Cadorna. Dann begab sich dieser zum Kriegs- minister Zupelli.

Eine Abordnung des Mailänder Jnterventions- komitees wurde heute am Hof in Rom empfangen und gab die dringenden Kriegswünsche des Volkes von Mailand kund.

Satandras Vereinbarung mit dem Dreiverband.

Frankfurt, 18 . Mai. Von der Schweizer­grenze wird derFrankfurter Zeitung" berichtet:

In Paris behauptet man, daß das Ministerium Salandra ein Abkommen mit dem Dreiverband unterzeichnet habe, wonach sich Italien verpflichtete, spätestens am 25. Mai auf der Seite Frankreichs in den Krieg einzugreisen.

Die Kriegstvnt in Italien.

Berlin, 17. Mai. DemBerl. Tageblatt' wird aus Rom gemeldet: Die Demonstrationen und Tumulte dauern an. Nach Verübung wüste" Unfugs gegen die friedensfreundlichen Blätter M eine große Menge zur englischen Botschaft und stimmte Hochrufe aus das alliierte England worauf der englische Botschafter auf dem Bau»" erschien und gnädig dankte. Auch in den Kaserne" fanden Kriegskundgebungen statt.