irm Eenralmajor Crozier Lei der Aufstellung des litauischen Heeres zu unterstützen.

Die Kümpfe um Petersburg.

Reval, 26. Okt. Unter dem 24. 10. wird gemeldet: Trotz des Eintreffens neuer bolschewistischer Kräfte dauert der Vormarsch auf Petersburg an. Auf dem rechten Flügel wurde Jehora genommen und die Station Nikolai, 20 Kilometer vor Petersburg, erreicht. Auf dem linken Flügel konnte bis zur Station Lissinow vorgedrun­gen werden. Gegenangriffe wurden nordwestlich von Zarskoje Szelo abgewicsen. Tie Lage vor Riga ist unverändert. Die Stadt wird weitrrbin mit Gasbomben beschossen. Der esthnische Außenminister hat an Tschitschernin ein Telegramm gerichtet, in dem erklärt wird, daß die Friedenskonferenz in Dorpat am 25. Oktober nicht stattfin­den könne, da die Operationen gegen die russischen Truppen die volle Aufmerksamkeit der Regierung forderten. - Das Datum des Zusam­mentritts der Konferenz wurde auf den 2. Dezember festgesetzt.

Berlin, 28. Okt. Usber die kritischen Tage in Petersburg wird in derVossischen Zeitung" berichtet: Der 16. Oktober war wohl der schrecklichste Tag. Ein Gerücht jagte das andere. Am 17. wurde die Panik noch größer. Die große Baltische Schiffswerft war in Brand geraten. Mittags langte Trotzktz mit Ertrazug aus Moskau an. Die gesamte männliche Einwohnerschaft, soweit sie nicht Waffen tragen konnte, und die gesamte weibliche Bevölkerung von 17 bis 40 Jahren wurde zu Arbeiterkompagnien formiert. Wohl fehlt es noch immer an Holz und Kohlen, aber Brot und Schmalztransporte aus Moskau verringerten die Nahrungsmittelnot etwas. Das Be­treten der Straßen nach Einbruch der Dunkelheit wurde bei Todes­strafe verboten. Am 18. Oktober sagten Maueranschläge, gezeichnet von Trotzky und Sinojew, eine unmittelbare Gefahr für Petersburg bestehe gegenwärtig nicht mehr. Nach einer Meldung derDeut­schen Allgemeinen Zeitung" scheint sich die Lage der Bolschewisten von Tag zu Tag mehr zu befestigen. Es fleht nicht so aus, als ob es der nordwest-russischen Armee gelingt, Petersburg zu überrumpeln.

(WTB.) Amsterdam, 27. Okt.N. van den Dag" meldet, daß einem Bericht ans Reval zufolge, eine neue durch Tanks und schwere Geschütze unterstützte Offensive des Generals Ju- denitsch gegen Petersburg begonnen hat. Das Reutersche Büro meldet aus London, Judenitsch habe dem Korrespondenten derTimes" in Helsingfors mitgeteilt, daß er gedenke in 14 Tagen in Petersburg zu sein. DieTimes" vom 25. Oktober meldet über die Lage an der Petersburger Front, der Heeres­bericht der Bolschewisten vom 24. Oktober melde die Wiedrr- einnahme von Zarskoje-Selo und Pawlowsk, 15 bezw. 17 Mei­len südlich von Petersburg, durch die Bolschewisten. Am 22. Oktober, an dem Tag, an dem die Gegenoffensive der Roten I Truppen begann, meldete Judenitsch, daß seine Truppen über Pawlowsk hinaus vorgedrungen seien und die Bahnverbindung MoskauPetersburg bei Sablin abgeschnitten hätten. In Gegend Krasnaja-Gorka wütet ein erbitterter Kampf. Die Esthcn greifen, unterstützt durch finnische Freiwillige, diese Fest­ung von der Landseit« an, während britische Kriegsschiffe sie von der Seeseite aus bombardieren. Die Bolschewisten melden drahtlos von der Front gegen Koltschak, daß sie Tobolsk wieder genommen haben.

Aufstand der Ukrainer gegen die Großrussischen Vestrebnngen.

(WTB.) Wien, 27. Okt. Aus Kamencz Podolsk wird ge­meldet, daß die Aufstandsbewegung der ukrainischen Bauern im Rücken Denikins zunimmt. Aus verschiedenen Gebieten, ins­besondere aus der Gegend von Trypilje, bei Kiew, Nischyn, Gouvernement Tschernigow, und Ronodan, Eouv. Poltawa, werden Kämpfe zwischen Aufständischen und russischen Frei- ! willigen gemeldet. Die Stadt Jelisawetrad (Eouv. Cherson) ist von den Aufständischen besetzt worden.

Mlmd.

Clemerreeau's Ehrung.

Paris, 27. Okt. (Havas.) Der Kongreß der Radikalen des Bezirks Bas Rhe n bot Clemenceau eine Kand datur an der Spitze der republikanischen Liste an, und zwar an dem Platze, den 1871 Gambetta einnahm, in der ErwägunH, daß zw scheu dem, der den Widerstand im Jahre 1871 organisierte, und dem der ein halbes Jahrhundert später Elsaß-Lothringen befreite, (?) eine geistige Gemein­schaft bestehe.

Hohe Preise für die landwirtschaftlichen Produkte auch in Frankreich.

Die Getreideernte 1919 bleibt in Frankreich hinter einer Mittrb- ernte zurück, so daß es auf die Einfuhr großer überseeischer Getreide­mengen angewiesen ist. Die Preise stellten sich Ende August in Lyon für 1 Dz. Weizen auf 73 Fcanzs, Weizenmehl SO Frcs., Kleie 45 Frcs, Roggen 61 Frcs., Gerste 75 Frcs., Hafer 70 Frcs., Kar­toffeln 40 Frcs. Auf einem Landwirtschaftstag in Bloß, wo 220 000 Bauern vertreten waren, protestierten diese gegen die Versuche der Regierung, den Preis der Lebenshaltung willkürlich herabzusetzen, da das zum Zusammenbruch der Landwirtschaft führen mühte; eben­so "widersehte man sich der staatlichen Preisfestsetzung irgendwelcher Art mit der Maßgabe, daß die Landwirte Höchstpreise für ihre Produkte nur unter der Bedingung annehmen, daß gleichzeitig auch für alle jene Waren Höchstpreis« festgesetzt würden, die sie von der Industrie zu beziehen genötigt find. Ganz richtig!

Die Arbeiterbewegung in Amerika.

Washington, 27. Okt. Wilson hat eine vom Kabinett gutge­heißene Erklärung veröffentlicht, in der der beabsichtigte Streik der Braunkohlenarbeiter für ungesetzlich erklärt wird und die Beamten aufgefordert werden, die Streikankündigungen zurückzuzichen, wid­rigenfalls Mittel gefunden würden, um die Nation zu schützen. Das Kabinett beschloß die Einberufung einer neuen industriellen Konfe­renz, um Beziehungen zur Herstellung des Friedens in der Indu­strie herbeiführen zu können.

Amsterdam, 27. Okt. Das Preffeburcau Radio meldet, daß man in Amerika den Ausbruch eines Sympathiestreiks für die Newyoicker Dockarbeiter befürchte. Wenn keine Einigung erzielt werde, so dürf­ten sich in 14 Tagen vielleicht zwei Millionen Arbeiter im Ausstand befinden.

(WTB.) Rotterdam, 27. Okt.Daily News" melden aus New york, daß die Krise in der Arbeiterwelt einen immer

Amtliche Bekanntmachungen.

Oüeramtliche Bekanntmachung.

Vetr. Fleischbezugscheine.

Es liegt Veranlassung vor, die Metzgermeister wiederholt darauf hinzuweisen, daß die Einträge in die Fleischbezugscheine mitTintezu machen sind und daß die Beförderer der Ware diesen Bezugsschein stets bei sich zu tragen haben, widrigen­falls Beschlagnahme zu gewärtigen ist. Die Landjägcrmann- schaften sind angewiesen, de» Verkehr mit Fleisch aufs genaueste zu überwachen.

Calw, den 27. Oktober 1919. Oberamtmann Gös.

Oberamtliche Bekanntmachung.

Bctr. Ausstellung von Oclschlao-schciuen.

Es wird darauf hiugewiesen, daß die Ausstellung der Oel- schlagschrine lediglich durch die Geschäftsstelle des Kcmmunsl- verbands (Wirtschaftskartenamt) zu erfolgen hat, daß also die !Stadt-)Schultheißenämter zur Ausstellung derselben nicht be­rechtigt sind. Obcxaint:

Calw, den 27. Oktober 1919. Eös.

Anzeigepflicht austeckcnder Krankheiten.

Die Anzeigepflicht und die übrigen Bestimmungen bei gemein­gefährlichen und übertragbare» Krankheiten werden wegen der z. Zt. häufig auftrctenden Diphterie und übertragbaren Ruhr (Dysenterie), welche letztere nicht selten einen tödlichen Ausgang hat, nachdrücklichst in Erinnerung gebracht.

Unverzüglich anzuzeigcn ist jeder Fall der Erkrankung oder des Todes bei folgenden

I. gemeingefährlichen Krankheiten:

1. Aussatz, 2. asiatische Cholera, 3. Fleckficber (Flecktyphus), 4. Gelbfieber, 5. Pest (orientalische Beulenpest), 6. Pocken (Blat­tern), 7. Milzbrand.

^ II. ansteckenden Krankheiten:

1. Dyphterie (Halsbräune, echter Croup), 2. Fleisch-, Wurst-, Fisch-, Käse- und Konservenvergistung, 3. Frieselfiebcr, 4. über­tragbarer Genickstarre, 5. Kindbeitfiebsr (Wochenbett-, Puerperal­fieber), 6. Körnerkrcmkheit (Granulöse, Trachom), 7. Roh, 8. Rück- fallficber, 9. übertragbarer Ruhr (DyScenterie), 10. Scharlach, 11. Tollwut, sowie BißveFctzungen durch tolle oder, der Tollwut ver­dächtige Tiere, 12. Trichinose, 13. Typhus (Unterleibstyphus, ein­schließlich Paratyphus, gastrischem. Fieber, Nervenfieber, Schlcim- fieber und dergl.), 14. Wurmkrankheit, 15. akute epidemische Kinder­lähmung.

IU. VerdachtSfäüs sind unverzüglich anzuzeigen bei:

a) den unter oben Ziff. I 17 genannten Krankheiten, b) Kind­bettfieber, c) Rotz, 6) Rückfallfieber, e) Tollwut, k) Typhus.

Zur Anzeige sind verpflichtet:

a) bei Verdachts- oder Erkrankungsfällen, sowie bei Woh­nungswechsel des Erkrankten:

1. der behandelnde Arzt,

2. jede sonst mit der Behandlung oder Pflege des Erkrankten gewerbs- oder berufsmäßig beschäftigte Person,

3. der HauShaltungsvorstand,

4. derjenige, in dessen Wohnung oder Behausung der Verdachts­oder Erkrankungsfall sich ereignet hat,

b) bei Todesfällen: der Leichenschauer.

Die Verpflichtung der unter Buchstabe a Ziffer 2 bis 4 ge­nannten Personen tritt nur dann ein, wenn ein in einer voraus- gshenden Ziffer genannter Verpflichteter nicht vorhanden ist.

Die Anzeige ist beim (Stadt-) Schultheißenamt zu erstatten. '

Wer die Anzeigcpflicht verletzt, unterliegt der gesetzlichen Be­strafung.

Wegen der Desinfektion wende man sich an den Arzt, die Orts­behörde oder an das Oberamt.

Die (Stadt-) Schnltheißen-Aemter, die sämtliche bei ihnen zur Anzeige kommenden gemeingefährlichen und ansteckenden Krankheiten dem Oberamt und dem Oberamtsarzt mitzuteilen haben, werden an­gewiesen, die., an den Oberamtsarzt zu erstattende Anzeige bis zur Aufnahme Sec Tätigkeit des neu zu ernennenden Oberamtsarztes an dm stv. Oberamtsarzt Vr. meck. Me--"r in Calw zu erstatten.

Calw, den 24. Oktober 1919.

__ Oberamt: G ö s.

größeren Ilmsang annimmt. Die radikalen Elemente unter den amerikanischen Arbeiterführern bekommen im Ar­beiterbund jetzt die Oberhand. Im Senat ist ein Ee- setzesantrag eingebracht worden, der Eisenbahnerstreiks ver­bietet. Die Eisenbahnarbeiter drohen mit sofortiger direkter Aktion, wenn dieser Entwurf angenommen werde.

Totales Alkoholverbot in Amerika.

In America ist auf Betreiben der Prohibitionisten, so nen­nen sich dort die geschworenen Feinde aller geistigen Getränke, vom Kongreß ein Zusatz zur Bundesverfassung gebilligt wor­den, der den Verkauf, Import und die Fabrikation aller Flüssig­keiten verbietet, die Alkohol enthalten. Die Durchführungs­bestimmungen sind zwar noch nicht formuliert, aber die Ver­fassungsänderung ist bereits von den vorgeschriebenen drei Vierteln der Einzelstaaten gebilligt worden. Es sieht also böse aus für den, der an sein Glas Bier, Mein oder Schnaps gewöhnt ist. Auch der Privatmann wird sich keinen Wein­keller mehr halten dürfen. Selbstverständlich werden jetzt alle Hebel von der Gegenseite in Bewegung gesetzt. Der mate­rielle Schaden, den das Gesetz anrichtet, ist unberechenbar. Viele Millionen, die in Destillerien, Brauereien, Maschinen­fabriken, Wirtscbasten usw. angelegt sind, gehen ganz ver­loren. Die Zahl der Arbeiter, die ihre Beschäftigung ver lieren, geht in die Millionen. Die Vorräte von Whisky, die nicht mehr verkauft werden können, find enorm und ganz wert­los, und der Staat, wie die einzelnen Staaten verlieren Mil­liarden an Steuern und Gebühren. Dabei wird doch heimlich destilliert und getrunken werden und ein Heer von Beamten wird das nicht verhindern können. Die Bewegung gegen den Alkohol hat aber dort einen moralischen Hintergrund, sonst wäre sie nicht so erfolgreich gewesen. In Amerika wurde fast nur Schnc.ps getrunken, bis die Deutschen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts das Bier einführten. Der Schnaps rich­tete viel Unheil an, Unzählige wurden zugrunde gerichtet. Der Amerikaner schämte sicki aber, öffentlich Schnaps zu trin­ken. Es waren auch keine Lokale da, die ein gemütliches Zu­sammensein begünstigten, sondern nur Stehkneipen. Erst die deutschen Lokale versuchten sich in Restaurants umzuwandeln und sie müssen jetzt darunter leiden.

Das Etat des Neichswehrministeriums.

Berlin, 27. Okt. In der heutigen Sitzung des HaushaltsavÄ schusses der Nationalversammlung erklärte Reichswehrminister Nos!« zum Etat des Reichswehrministeriums, den neuzubildendcn siebe» Infanteriedivisionen des Reichshceces von 100 000 Mann entspre­chend sei das Reichsgebiet vom 1. Oktober 1919 ab bereits in 7 Hee­reskreise eingeteilt worden. Im Rahmen dieser Einteilung d:z Reichsgebietes für das endgiltige Friedensheer erfolge auch die Aus­stellung des Heeres von 200 000 Mann (Uebergangsheer). Das Uebergangshecr besteht aus 20 Reichswehrbrigadcn. Von den Lg Brigaden entfallen im allgemeinen auf jeden Heereskreis zwei.

Zum Gedächtnis der gefallenen Flieger.

Berlin, 23. Okt. Dein Gedächtnis der gefallenen Flieger wid­met der Major und Inspekteur der Fliegertruppe Höhnest im ,Bec- i liner Lokalanzeiger" warme Worte. Er sagt: Heute jährt sich de« ' Todestag Bölckes. Es soll ein Gedenktag sein nicht nur. dieses Vorkämpfers in schwerem Ringen in den Lüsten für Deutschlach sondern es muß ein Tag werden, an dem die Fliegertrup» mit dem deutschen Vaterland aller der Männer in treuer D-mkb»» kett gedenkt, dis ihr Leben ließen in heiliger Begeisterung selbstlose« Hingabe. In der Fliegertruppe starben für ihr Vaterland im Md 2357 Offiziere und 3047 Unteroffiziere und Mannschaften, in tzep Heimat 584 Offiziere und 1378 Unteroffiziere und Mannschastm.

Eine schwere Niederlage

der AbtrenuungspoliLiker in Birkenfek.

Birkenfeld, 27. Okt. Bei der gestrigen Wahl zur Landes»:« sammlung erhielten die durch Wahlvorschlag vereinigten Partei:» (Demokraten, Zentrum, Deutsche Volksparte.!, Bauernbund, Met« heitssozialisten) zusammen 13 004 Stimmen, die Liste der Regt,-- rungspartei 1822 Stimmen, die Unabhängige Sozialdemokratisch Partei 47 Stimmen. Auf die Vereinigten Parteien entfallen somif 23, auf die Regierungspartei nur zwei Sitze in der Landes!»« tretung. Die republikanische Regierung hat somit eine vernichtende Niederlage erlitten.

Vorzeitige Explosion.

Berlin, 28. Okt. DemBerliner Lokalanzeiger" wird ans Braunschweig berichtet, daß auf dem Gaslager Brelch bei Munster­lager am 24. Oktober große Vorräte an Gasgranaten und Munition in Brand, geraten und explodiert sind. Die in Frage stehenden Vorräte sollten demnächst an die Entene abgeliefert werden. Nh Explosion war von derartiger Heftigkeit, daß in den benachbartes Ortschaften die Fensterscheiben gesprungen und die Türen herMz gerissen worden sind.

Hasses Zustand.

* Berlin, 28. Okt. LautV. Tgvl." ist das Befinden Haast; nach der gestern erfolgten Amputation des linken Beins bis jetzt den Umständen entsprechend durchaus zufriedenstellend. Der Patient ist trotz großer Schwäche lebhaft, dagegen nahezu! schmerzfrei. Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Lebens, gefahr endgültig abgewendet ist.

Vermischt«.

Erleichterung der kaiserlichen Schatzkammer

in Wie«.

(WTB.) Wien, 27. Okt. Seit gestern laufen hier Geruch;» um, daß aus der ehemaligen kaiserlichen Schatzkammer in der Hofburg eine große Anzahl der wertvollsten Objekts fehlen solle. Der ehemalige Kaiser soll vor seiner Abreise in dis Schweiz den gesamten Familienschmuck der Habsburger mit fiih genommen haben, darunter den sogen.Florentiners einen der größten und schönsten Diamanten der Welt. Morgen wird eine Kommission feststellen, ob die Gerüchte richtig sind,

Ei» Rekordpreis für ein Gesangsstück.

Der berühmte irische Tenor John Mac Eournac wurde von einer Grammophongesellschast aufgesordert, das englische Soldaten­liedTipperary" gegen ein Honorar von 1400 000 Franken singen. In 10 Minuten war der Zauber vorbei und das Geld tm Sacke des glücklichen Sängers.

Eine Menschengattuug ohne Ohrläppchen.

Menschen rätselhafter Abstammung.

ml. Mitten in Frankreich lebt noch jetzt eine Menschengattung, deren Abstammung trotz jahrhundertelanger Forschung vollständig idl Dunkeln likgt. Es handelt sich um die in der Gascogne, in Guhenn« und in Böam sowie in einigen anderen Provinzen Südfrankreichs ansässigen Cagots, ein Volk, das heute noch wie vor tausend Jahren der Schleier des Geheimnisvollen umgibt. Lange Jahr­hunderte hindurch waren die CagotS die verachtetstcn Bewohne« Frankreichs, die durch strenge Gesetze an dem Zusammenleben mit ihren Mitmenschen verhindert wurden. Wohnten sie auf dem Lande, so mußten ihre Wohnstätten durch einen Wafferlauf oder ein Gehölz vom Dorfe getrennt sein. Dem Gottesdienst dursten sie nur in eine« abgegrenzlen Raum in der Kirche beiwohnen, und beim Nbendmabl wurde ihnen die Hostie nicht gereicht, sondern nur hingeworfen. Es war ihnen ferner verboten, Nutzvieh zu halten und Feldarbeit zu verrichten, nur der Beruf des Totengräbers oder des Zim'mermaniH der den Galgen aufstellen mußte, war ihnen erlaubt.

Weil ihre Berührung verunreinigte, durften sie kein Brücke»--* lünder berühren; ja, um die Erde nicht zu beschmutzen, durste» ß» nicht einmal barfuß gehen. Um sich den ihnen nähernden schon von weitem bemerkbar zu machen, mußten sie dauernd «n Stück roten Tuches oder eine Eierschale auf ihren Kleidern best!!;- gen. DaS Tragen von Waffen wie überhaupt jede Teilnahme an Kampf und Krieg war ihnen ebenfalls aufs strengste untersagt, Aeußerlich haben sich die Cagots von jeher nur dadurch von ihre" Mitmenschen unterschieden, daß sie fast stets runde Ohren, b. h, Ohren, denen die Ohrläpchen fehlen, besitzen. Im übrigen sind sie- obwohl sie lange Zeit für Kretins gehalten wurden, völlig normal» Menschen und die Frauen sogar oft von seltener Schönheit. Mü­der Zeit wurden denn auch die strengen mittelalterlichen Absperrung^ gesetze milder, so daß sie sich schon im 15. Jahrhundert wenigstens ordentlich gebaute Häuser erwerben dursten. Die französische Revo- lution sicherte ihnen schließlich auch volle Gleichberechtigung. Napo­leon ernannte, um die soziale Stellung der Cagots zu befestigen« einen Angehörigen dieses Pariastammes sogar zum Direktor dev Schatzkammer. Das hinderte aber alles nicht, daß, namentlich au? dem Lande, das Vorurteil gegen die Rundohrigen weiter besteh»"