Die Synode richtet an dar Evang. Konsistorium die Bitte, mit der Zeit eine zweite Ausgabe des kleinen Choralbuchs in der Tonhöhe des großen Ehoralbuchs ins Auge zu fassen. Der Antrag deS Ausschusses für Lehre und Kultus wird angenommen.
Stuttgart, 18. Febr. Durch einen 4'/,Jahre alten unbeaufsichtigten Knaben, der mit einem Patentfeuerzeug spielte, wurde gestern vormittag in einer Parterrewohnung in der Metzstraße ein Zimmerbrand verursacht. Den dabei erlittenen starken Brandwunden ist der Knabe im Karl-Olga- Krankenhaus erlegen.
Aus dem O.-A. Oberndorf, 18. Febr. Gestern wurde der Mitte der 40er Jahre stehende Landwirt Philipp Ganter mit einer Verletzung am Kopf unter dem Garbenloch seiner Scheuer tot aufgefunden. Das hievon in Kenntnis gesetzte Gericht dürfte feststellen, ob ein Unglücksfall oder Verbrechen vorliegt.
Göppingen, 18. Febr. Der 19 Jahre alte Kaufmann Rudolf Mayer aus Stuttgart wurde gestern früh tot in seinem Bette liegend aufgefunden. Er hat sich wegen eines von seinen Eltern nicht geduldeten Liebesverhältnisse- mit Lyankali vergiftet.
Ulm, IS. Febr. In der Nacht zum Dienstag soll auf einen Militärposten beim Fort auf dem Eselsberg ein Schuß abgegeben worden sein. Es wurde sofort nach der eingegangenen Meldung eine Untersuchung eingeleitet, wobei die Polizeihunde zu Hilfe genommen wurden. Eine sichere Spur hat sich bis jetzt nicht ergeben.
Waldenburg, 19. Febr. Als der verheiratete Arbeiter Süder wegen geringfügiger Vorkommnisse vor Gericht erscheinen sollte, fand man ihn erhängt vor. Er hatte vorher schon mit Selbstmord gedroht.
Künzelsau, 18. Febr. Der 34 Jahre alte Dienstknecht Rößler von Sailach kam unter einen Wagen, da die Pferde plötzlich scheuten und durchgingen. Auf dem Transport nach dem hiesigen Krankenhause starb der Schwerverletzte.
«NS dem Reiche
Das in Sportkreisen ganz Deutschlands bekannte Hotel „Stadt Karlsbad" in Oberwiesental ist vollständig niedergebrannt. Die zahlreichen Wintersportler konnten sich alle in Sicherheit bringen. Unter dem Verdacht der Brandstiftung wurde eine Person festgenommen.
Berlin, 19. Februar. Der Reichstag erledigte heute den vom Zentrum eingebrachten Gesetzesentwurf betreffend die Aufhebung des Jefuitengefetzes in allen drei Lesungen. Der Gesetzesentwurf wurde in einfacher Abstimmung angenommen. Dafür stimmten das Zentrum, die Sozialdemokratie, die Elsässer, die Polen und die Abg. v. Payer, Braband, Dr. Kerschensteiner (Fschr. Volkspartei) und Hanßen (Däne). Es ist bekanntlich nicht das erstemal, daß die Aufhebung des Jesuitengesetzes vom Reichstag beschlossen worden ist; jedesmal hat aber der Bundesrat durch sein „Nein" den Reichslagsbeschluß illusorisch gemacht. Ob er es diesmal auch wagen wird angesichts der ernsten politischen Lage? Die Ablehnung der großen Heeresvorlage und damit die Reichstagsauflösung wäre dann sicher.
Berlin, 18. Febr. In gut unterrichteten Kreisen wird erzählt, die Ankündigung der neuen französischen Heeresforderungen werde auf den Abschluß unserer Militärvorlage nicht ohne Einfluß bleiben und zur Erweiterung der bestehenden Pläne führen. Sollte die Lösung der Deckungsfrage
Schwierigkeiten bereiten, so werde man bei uns, wie jetzt in Frankreich, vorläufig den Weg der Anleihe beschreiten.
Berlin, 18. Febr. In gut unterrichteten Kreisen verlautet, daß der Rücktritt des Staatssekretärs Dr. Delbrück evtl, schon vor der dritten Lesung des Etats des Innern erfolgen wird. - Dem Reichstage ist folgende kurze Anfrage der Abgeordneten Bassermann und Frhr. v. Richthofen zugegangen: Welche Maßnahmen zum Schutz der Deutschen in Mexiko sind seitens des Herrn Reichskanzlers erfolgt?
Berlin, 18. Febr. Di« ungünstigen Meldungen vom Balkan veranlaßten, daß die gestrige Börse auf allen Märkten in schwacher Haltung verkehrte. Nur die Aktien des Schaffhausenschen Bankvereins behaupteten ihren Kursstand. Am Montanaktienmarkt war der Verkehr sehr schwach. Fast alle Papiere büßten an ihren Kursen ein. Auch die Nachbörse brachte keine Besserung der Tendenz.
Berlin, 18. Februar. Gestern hielt hier im Zirkus Busch der Bund der Landwirte seine diesjährige Heerschau ab. Dr. Hahn polemisierte scharf gegen den Reichskanzler und den Staatssekretär Delbrück. Eine Resolution verlangt, der Demokratisierung des öffentlichen Lebens Einhalt zu tun. v. Oldenburg-Januschau sprach über Erbschaftssteuer, Wahlrecht und sozialistische Ausnahmegesetze.
Bei einem Einbruch in das Goldwarengeschäft von Albert in der Leipzigerstraße in Frankfurt wurden Goldwaren im Wert von ca. 25 000 Mk. gestohlen.
Koblenz, 18. Februar. Hier und in der ganzen Umgebung des Rhein - und Moseltals herrscht seit 8 Uhr früh anhaltender Schneefall. Der Frost der letzten Nächte hat an den blühenden Büschen und weiter vorgeschrittenen Obstbäumen einigen Schaden angerichtet.
In Eisenach hat sich in der Nacht zum Montag ein entsetzlicher Vorfall abgespielt. Zwei junge Arbeiter und eine 20 Jahre alte Arbeiterin hatten in der letzten Nacht sich in verschiedenen Lokalen Herumgetrieben und waren schließlich vollständig betrunken. Dann faßten die drei den Entschluß, aus Lebensüberdruß sich das Leben zu nehmen, und zwar wollten sie sich von einem Güterzug überfahren lassen. Man schrieb noch eine Abschiedskarte und ging etwa um 6 Uhr aus den Bahnhof. Unterwegs war aber das Mädchen anderer Meinung geworden und bat flehentlichst, man möge sie am Leben lassen. Damit waren aber die betrunkenen Männer nicht einverstanden. Sie überwältigten das Mädchen, das schließlich in Ohnmacht fiel, und dann banden sie sich mit einem Strick fest und legten sich mit dem Mädchen auf die Schienen. Als wenige Minuten später in der Dunkelheit der Güterzug heranbrauste, erwachte das Mädchen und gewann im letzten Augenblick in seiner Verzweiflung so viel Kraft, daß es sich einige Zentimeter beiseite biegen konnte. Dadurch wurde es gerettet und trug nur eine ganz leichte Verletzung am Halse davon. Den beiden Burschen aber gingen die Räder über die Köpfe weg, so daß sie auf der Stelle tot waren. Nur mit vieler Mühe gelang es dem Mädchen, sich aus seiner Umschnürung zu befreien, und es erstattete die Anzeige.
Danzig, 19. Febr. Der Techniker Segel auf der Danziger Kaiserlichen Werft ist der Spionage dringend verdächtig verhaftet worden.
Posen, 18. Februar. Auf der Landstraße Posen-Birnbaum überschlug sich heute nacht das
Automobil des Fabrikbesitzers Keimken aus Posen. Dabei wurde der Chauffeur getötet. Von den Insassen wurden die Kausleute Cuiski aus Eichenhorst und Gackowski au- Posen schwer verletzt. Keimken selbst blieb unverletzt.
Saarbrücken, 19. Febr. In verschiedenen Orten des Saargebiets ist der Typhus ausgebrochen. In Roßlingen sind bereits 5 Personen am Typhus gestorben. In Hagendingen liegen mehrere Personen hoffnungslos darnieder.
- In dem lothringischen Ort Eischen spielten zwei Kinder in Anwesenheit ihrer Eltern mit Zündhölzern. Ein brennendes Holz fiel in ein Bett und alsbald stand das Haus in Flammen. Die beiden Kinder verbrannten und konnten von der Feuerwehr nur als Leichen geborgen werden.
Aus dem Ausland.
Romanshorn, 19. Februar. Der Mörder Schwarz, welcher am 30. Sept. v. I. in Romanshorn mit seinem Ordonnanzgewehr 6 Personen tötete und 6 schwer verwundete, ist nunmehr nach Abschluß der irrenärztlichen Untersuchung für vollständig unzurechnungsfähig erklärt worden, sodaß eine strafrechtliche Verfolgung außer Frage kommt. Schwarz wird auf Antrag der Kommission lebenslänglich in einer Irrenanstalt untergebracht werden.
Wien, 19. Febr. Wie die Neue Freie Presse meldet, sind bei dem Brand eines Wächterhauses in der Nähe von Opcina vier kroatische Arbeiter verbrannt, ein fünfter erlitt schwere Brandwunden.
Auf dem Flugplatz Fischamend beiWien ist Oberleutnant Nittner bei einem Flugversuch mit einem neuen Apparat aus 100 Meter Höhe abgestürzt. Nittner wurde aus dem Apparat geschleudert und war sofort tot.
Paris, 18. Febr. Eine große Heeresvorlage (als prompte Antwort auf die deutsche) wird in den nächsten Tagen von der französischen Regierung eingebracht werden. Gleichzeitig wird das Wehrgesetz einschneidende Abänderungen erfahren und vielleicht die dreijährige Dienstzeit eingeführt. Bei Einbringung der Vorlage wird die Vertrauensfrage gestellt werden. — Der Amtsantritt des neuen Präsidenten Poincarö erfolgte gestern unter den üblichen Formalitäten.
Paris , 18. Febr. Die ganze Presse beschäftigt sich mit dem vom „Temps" angekündigten Plan der Regierung zur Vermehrung und Verstärkung des französischen Heeres. Fast durchweg wird die Ueberzeugung ausgesprochen, daß das Land die zu seiner Sicherheit erforderlichen Lasten willig auf sich nehmen werde.
Paris, 19. Februar. Der neue Präsident Poincarä besuchte gestern abend die bei dem Brande in einer Aluminiumfabrik verunglückten Feuerwehrleute. In dem Augenblick, als Poincare an die Krankenbetten trat, wurden die Verletzten durch einen Knall und grellen Blitz erschreckt. Die Photographen dreier Blätter halten die Säle mit Magnesiumlicht ausgenommen. Der Präsident wandte sich zu den Photographen und sagte: „Was Sie da tun, ist einfach skandalös. Wenn Sie dem Präsidenten gegenüber indiskret sind, so mag das noch hingehen, respektieren Sie aber die Verwundeten auf ihrem Schmerzenslager!" Polizeipräsident Lepine ließ die Photographen sofort Hinausweisen.
Toulon, 18. Febr. Auf dem Linienschiff „Danton" sind durch die Explosion einer Kanone drei Matrosen tödlich verletzt worden.
Rom, 18. Febr. Seit heute früh herrscht hier starker Schneefall.
und deren Augen, soviel sie in dem undeutlichen Licht erkennen konnte, voll angstvollen Forschens in ihr Gesicht hinunter starrten.
Nur zwei Sekunden lang, da setzte die fürstliche Familie als erste, die sich von dem Banne der Musik befreite, mit lautem Applaus ein; der Bann des Schweigens war gebrochen, der Sturm brach los.
Wie aus einem Traum emporgefahren, erhob sich Christina rasch, verneigte sich und verschwand. Tausend Stimmen riefen sie zurück, die Lichter wurden aufgeschraubt und sie erschien wieder, um sich zuerst gegen die königliche Loge, dann gegen das begeisterte Publikum dankend zu verneigen. Im letzten Augenblick warf sie noch einen Blick auf die gegenüberliegende Loge und sah, wie die Inhaberin zwischen den halb geschlossenen Vorhängen sie noch mit demselben düsteren Blicke anstarrte. Dies verursachte Christina eine ungeheure Empfindung, aber der Gedanke lag ihr fern, daß diese Frau, die sie mit den Blicken zu verschlingen schien, ihr übel gesinnt sein könnte; sie hatte ja keine Feinde und haßte niemanden.
Um der Pianistin eine Ruhepause zu verschaffen, übernahm das Orchester die nächste Nummer des Programms. Dann trat Christina wieder auf und als sie über die Bühne schritt, wurden ihre Augen mit magnetischer Gewalt wieder nach der gegenüber
liegenden Loge gezogen. Ein Blick zeigte ihr, daß sie leer war, und ein Gefühl der Erleichterung, das sie sich nicht erklären konnte, kam über sie. Wie von einer Last befreit, hob sich ihr Geist empor und ihr Spiel, wenn auch weniger zart und innig, klang fröhlicher und lebenswahrer als vorher.
Noch nie hatte sie vor einem so leidenschaftlich enthusiasmierten Publikum gespielt. Nach^ Beendigung ihrer letzten Improvisation sprangen die Menschen wie toll von den Sitzen und brachen in ein wildes, begeistertes Jubelgeschrei aus. Wieder und wieder und immer wieder^mußte sie danken, und als sie endlich den stürmischen Huldigungen, die sie bis auf die Straße hinaus begleiteten, entflohen war, währte der Lärm und die Aufregung noch lange fort.
Auf der Heimfahrt saß sie ihrem Vater eine Weile schweigend im Wagen gegenüber; dann sagte er plötzlich:
„Ich kann dir eine Neuigkeit mitteilen."
„Eine Neuigkeit?" fragte sie und ihre Gedanken flogen zurück zu ihren englischen Freunden. „Was denn?"
„Neroni ist angekommen."
„So bald schon!" flüsterte si«.
„Ich sagte dir ja, mein Kind, er könne jeden
Tag kommen. Während des Konzertes benachrichtigte er mich von seiner Ankunft und ließ sagen, er würde noch heute abend zu uns kommen."
Christina lehnte sich in den Wagen zurück und gab keine Antwort. Der Augenblick war nun gekommen, für den ihr Vorsatz, tapfer zu sein, sie doch nicht genügend hatte vorbereiten können -- der Augenblick, dem sie mit bangem Herzen entgegengesehen hatte.
Vater und Tochter hatten kaum das Haus betreten, als abermals an der Außentüre geläutet wurde.
„Das ist Neroni!" rief der Graf und eilte fröhlich hinaus, wie jemand, der fröhliche Bot« schaft zu überbringen hat. Christina stand in der Mitte des großen Zimmers, ihren Mantel noch um die Schultern, ihr Gesicht bleich, ihr Herz zum Zerspringen klopfend.
Weder ihr Vater noch der Prinz kamen sofort herein; vor der Türe hörte sie erst leise mit einander sprechen. Als sie dann eintraten, eilte Neroni mit leuchtenden Augen und hochrotem Gesicht auf sie zu und zog sie mit dem Ruf: „Meine Braut, meine Braut!" in seine Arme.
Das Blut stieg ihr ins Gesicht, ihre Augen senkten sich — keine Antwort traf sein lauschendes Ohr. (Fortsetzung folgt.)