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Sir. 22 I
Donnerstag, den 20« Februar 1913
> 49. Jahrgang.
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Wenn heute die Lage in diplomatischen Kreise» als „schwierig und ernft" bezeichnet wird, so bezieht sich das vor allem auf Rußlands unnachgiebige Haltung in der albanischen Frage und Oesterreichs festes Verlangen, Albanien zu geben, was ihm zukomme, nämlich nicht nur eine papierene, sondern eine lebensfähige Selbständigkeit. Während Oesterreich natürlich unter einem autonomen auch ein lebensfähiges Albanien verstand, war Rußland im Hinblick auf feine slawischen Balkanfreunde nur bemüht, irgend ein Stück Albanien ohne wirt- schaftlicheoder geographischeBeziehungen für autonom zu erklären, die Lebensorgane Albaniens aber, die Städte und Handelsplätze, zwischen Serbien und Montenegro zu verteilen, sodaß weder Skutari noch Prizrend, noch Janina dem autonomen Leichnam angrgliedert werden sollten. Der zweite Grund aber, warum die Zeit schwierig und ernst sich gestaltet, ist der rumänisch-bulgarische Zwist, der vor der ernstesten Entwicklung steht. Rumänien verlangt Silistria, und Bulgarien erklärt, eine Abtretung von Städten sei gänzlich ausgeschlossen. Wie hier eine Lösung zu finden sei, ist kaum zu erraten, es sei denn die gewaltsame, die Rumänien durch unaufhörliche Rüstungen vorbereitet. Ob Rumänien mit einer, wenn auch günstigen „Grenzregulierung" einverstanden ist, bei der keine Städte in Frage kommen, erscheint sehr fraglich. Ein bewaffneter Konflikt der zwei Nachbarstaaten aber könnte Folgen haben, die alle Beunruhigungsfragen des letzten Herbstes wieder aufleben lassen würden. Es wäre zu wünschen, daß es der Großmacht, die in (die schwierigste Lage käme, daß es Rußland gelingen möge, den Ausbruch eines Kampfes zwischen seinem stammesverwandten Schoßkind Bulgarien und dem seit lange von ihm umworbenen Rumänien zu verhindern.
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London, iS. Febr. Die albanische Frage hat gestern die Botschafterreunion beschäftigt. Zuverlässiges kann über die Verhandlungen noch nicht berichtet werden.
Sofia, 18. Febr. An zuständiger Stelle verlautet, ein bulg. Gegenvorschlag sei heute nach Bukarest gesandt worden. Die Entscheidung stehe also nicht unmittelbar bevor.
Köln, IS. Febr. Nach einem Bukarest«! Telegramm der Köln. Ztg. lehnt die rumänische Regierung in ihrer heute nach Sofia abgehenden Note das Angebot Bulgariens ab, das als ungenügend bezeichnet wird. Infolge dringenden Ein
schreitens der Mächte, die ihre Dienste als Vermittler oder Schiedsrichter anbieten, dürfte Rumänien vorläufig von der Ergreifung äußerster Maßnahmen abstehen.
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Auf den Kriegsschauplätzen herrschte in den letzten Tagen ziemliche Ruhe, — die Ruhe vor dem ' WiederauSbrechen des Gewitters. Man beschäftigte ' sich eifrigst mit der Befestigung der gegenseitigen Stellungen. Nur die Beschießung von Adrianopel wurde fortgesetzt ohne wahrnehmbares Ergebnis.
Seit dem S. Februar sind die Türken eifrig damit beschäftigt, an den verschiedensten Küstenpunkten des Marmara-Meeres und des Schwarzen Meeres und des Schwarzen Meeres kleinere Truppenabteilungen zu landen. Die Aktion beginnt sich zu zersplittern, wird dem Betrachter immer rätselhafter und in der Tat liegen die Verhältnisse heute so, daß der Anschein erweckt wird: die bisher errungenen Erfolge sind moralischer Natur und zielen zunächst darauf ab, die bulgarische Heeres- führung zu verwirren. Man spürt in diesem Plan der kleinen Angriffe den Geist Enver Beys und Fethi Beys, welche diese und den „Beduinismus" auf den großen Krieg übertragen: nach allem, was man hört und erfährt, hat diese Taktik jedenfalls den Erfolg aufzuweisen, die Bulgaren bis aus weiteres in eine abwartende Haltnng gedrängt zu haben; die Bulgaren begehen den Fehler, inmitten so vieler Angriffspunkte ihre Untätigkeit zu verlängern und wenn sie nicht der vielfältigen türkischen Offensive eine schnelle Initiative entgegensetzen, geraten sie in Gefahr, in schwierige Situationen zu kommen. Strategisch ist die Stellung der Bulgaren heute wohl die günstigere und numerisch sind die neuen Gegner einander annähernd gleich. Aber die bisher errungenen türkischen Erfolge fallen einstweilen mehr politisch und moralisch als militärisch inS Gewicht. Der strategische Wert der neubesetzten Stellungen und Punkte ist unabhängig von der Tatsache, daß die Türken jetzt Gegenden und Land- ' striche wieder besetzt haben, die schon verloren ge- ' wesen waren. Die Küsten der beiden Binnenmeere ! sind heute nicht mehr bulgarisch und die Friedensverhandlungen, auf die alle Hoffnung noch nicht geschwunden ist, werden dieser neuen Situation Rechnung tragen müssen.
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Konstantinopel, 18. Febr. Nach eurem amtlichen Kriegsbericht hat der Feind gestern Adrianopel mit großen Zwischenräumen bombardiert. Bemerkenswertes hat sich nicht ereignet. In der militärischen Lage vor Bulair ist keine Aenderung
eingetreten. Die Rekognoszierungen und die Verstärkungen der Stellungen bei Tschataldscha dauern an.
Konstantinopel, 18. Febr. Die türkischen Militärbehörden haben beschlossen, die Errichtung einer neutralen Zone in Adrianopel zu gestatten, in der die Angehörigen anderer Staaten Schutz vor dem Bombardement finden würden. Dagegen werden sie, um die Festung vor Spionage zu schützen, nicht gestatten, daß Ausländer Adrianopel verlassen und die bulg. Linien passieren.
Konstantinopel, 18. Febr. Die gestern verbreiteten Gerüchte von einer Verwundung Enver Beys infolge eines Attentats in Rodosto werden amtlich zurückgewiesen, ebenso die Meldungen der ausländischen Presse, wonach die Türken in dem Kampfe bei Bulair 15 000 Mann verloren hätten, sowie andere bisher ganz unbestätigte Gerüchte, die seit einigen Tagen über die militärischen Operationen im Umlauf sind. Auch die Gerüchte, daß die Griechen 10 000 Mann in der Beschika- Bai in Kleinasien gelandet hätten, beruhen auf Erfindung.
Konstantin opel, IS. Febr. Enver Bey, der Totgemeldete, ist zum Generalstabschef der auf Gaüipoli operierenden 10. Armeekorps und der frühere Marineminister Hurschid Pascha zum Kommandanten von Gallipoli ernannt worden.
A » - Württemberg.
Stuttgart, IS. Febr. Der Finanzausschuß der Zweiten Kammer genehmigte gestern die Forderungen für das verstaatlichte Eichwesen nach dem Reg.-Voranschlag. Neue Eichämter (12 sind errichtet) werden nicht eingerichtet, dagegen die Zahl der Beamten vermehrt und entsprechend einem Kammerbeschluß von 1918 die Ausführung von Eichungsarbeiten auch an nicht im Hauptamt an- gestellte Beamte weitgehend übertragen.
Stuttgart, 19. Febr. Zum Generalleutnant befördert und zum Kommandeur der 31. Division in Saarbrücken ernannt wurde der württ. Generalmajor v. Berrer. Oberstleutnant Freiherr v. Hügel beim Stab Jnf.-Regts. 121 wurde unter Verleihung des Charakters als Oberst mit Pension zur Disposition gestellt; Oberstleutn. Feierabend, Bat.-Komm. im Füs.-Regt. 122, wurde unter Verleihung des Ritterkreuzes des Kronordens mit Pension zur Disposition gestellt.
S tut 1 gart, 19. Febr. (Evangelische Landes- synode.) Zur Behandlung kam heute der Antrag des Ausschusses für Lehre und Kultus, betr. den Antrag des Abg. Groß wegen Ausgabe des kleinen Choralbuchs mit tieferem Satz. Der Antrag lautet:
Der Teufelskopf.
Roman von Fitzgerald Molloy, deutsch von E. Ebeling.
(48. Fortsetzung) (Nachdruck verboten.)
Am dritten Abend, nachdem Christin« eingewilligt hatte, Neroni zu heiraten, gab sie ihr erstes Konzert in Rom. Das Nationaltheater, in dem gewöhnlich Opern und dramatische Vorstellungen stattfanden, war von ihren Agenten für sie gemietet worden. Das Haus war gedrängt voll, denn das italienische Volk war stolz auf seine Landsmännin, die die Gabe des Jmprovisterens besaß, wir kein anderer ihrer Nation, und die als Pianistin den alten Ruf „des Volker der Musiker" aufrecht erhielt. Außerdem aber hatte sie im Ausland» großen Ruhm geerntet; fremde Höfe brachten ihrem Genie dieselbe Anerkennung entgegen, wie die eigene königliche Familie.
Nur «ine Loge blieb scheinbar unbesetzt; sie lag. am Ende des ersten Ranges, der Pianistin, wenn sie vor dem Instrument saß, gerade gegenüber. Der leere Eindruck, den sie durch die halb zuge- zogmen Vorhänge machte, zog allgemeine Aufmerk
samkeit auf sich, und es verbreitete sich sofort ein Gerücht, daß ein gewisser Geistlicher sie inne habe, dessen Zugehörigkeit zum päpstlichen Hofe ihm verbot, an einer öffentlichen Aufführung teilzunehmen, die von seiten des Hofes besucht wurde.
Er hatte gerade halb neun geschlagen, als jubelnder Zuruf der draußen versammelten Menge für die da drinnen das Zeichen gab, daß die höchsten Herrschaften angekommen waren. Das Orchester setzte die Nationalhymne ein, bei deren Klange sich das ganze Haus erhob; die Königsfamilie betrat ihre Loge, um die jauchzende Begrüßung aller Anwesenden entgegenzunehmen.
Sobald sich der allgemeine Enthusiasmus gelegt hatte, spielte das Orchester die Othello-Ouvertüre ; dann wurden die Lichter auf und neben der Bühne ausgelöscht und im Halbdunkel schwebte die feine, graziöse Gestalt eines jungen Mädchens in einfachem weißem Kleide über die Bretter und setzte sich an das Klavier.
Das Publikum begrüßte sie mit immer steigendem, nicht enden wollendem Applaus, bis die Gestalt am Flügel sich erhob und sich wiederholt gegen die begeisterte Menge verneigte.
Als endlich Ruhe eintrat, hört« man das undeutliche, fast mißtönende Zittern einiger Töne, denen ein zaghafter Uebergang folgte, dann flatternde Klänge, denen ganz allmählich eine eigenartige, süße Melodie entstieg, die sich ausschwang, als wolle sie zur Sonne steigen; etwa wie ein Vögelein von seinem Neste in dem Heidekraut des Bergabhanges — einfach — zu herzbewegend, um fröhlich zu sein, zu geheimnisvoll, um ergründet zu werden, aber ergreifend in seiner eindringlichen Sprache — an die innersten Geheimnisse der Seele, an den ersten Mai des Lebens mahnend. Wer das hörte, vergaß es nie wieder. Alle lauschten in tiefer Stille, die von einem gottbegnadeten Talent in Bann gehalten wird, und diese Stille dauerte noch fort, als die Musik aufhörte, so groß war der Eindruck, so mächtig der Zauber, den das Spiel ausübte.
Die Spielerin selbst saß geistesabwesend, wie im wachen Schlafe am Klavier; sie schien sich kaum bewußt, daß- ihre augenblickliche Aufgabe beendet war. Plötzlich hob sie die Augen. Ihr Blick fiel auf die Loge ihr gerade gegenüber und traf eine Dame, die sich weit vornüber gebeugt hatte
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