Polizei, die den Betrüger festnahm. Der Ange­klagte ist geistig minderwertig. (?) Die Strafkammer erkannte gegen ihn auf sieben Monate Gefängnis abzüglich 1 Monat Untersuchungshaft.

Wie wir erfahren, wird Ingenieur Richter über seine Erlebnisse während der Gefangenschaft in der Türkei eine Vortragsreise unternehmen, die ihn u. a. auch nach Stuttgart führt. Er wird am Sonntag 26. Nov. im Königsbau einen öffent­lichen Vortrag mit Lichtbildern halten.

Auf dem Güterbahnhof in Untertürk heim hat sich wieder ein schwerer Unfall ereignet. Ein verh. Ankuppler geriet unter einen Güterwagen, wobei ihm beide Füße abgefahren wurden. Der Schwerverletzte wurde ins Cannstatter Krankenhaus überführt. Erst am Tage vorher ist ein Opfer eines Unfalls auf dem dortigen Bahnhof, der An­kuppler Finkbeiner, beerdigt worden. Es ist dies schon der 7. schwere Unfall, der in diesem Jahr auf dem Bahnhof vorkam. ^

Alten steig, 29. Okt. Heute wurde hier die Gauversammlung der Gewerbevereine des nördlichen Schwarzwaldgaus abgehalten. Vertreter hatten gesandt die Gewerbevereine von Calw, Freudenstadt, Haiterbach, Herrenberg, Nagold, Neuenbürg und Psalzgrafenweiler.

Altensteig, 29. Okt. Der verheiratete Fuhr­mann Fr. Lehmann sprang von seinem infolge Versagens der Bremse in raschen Lauf gekommenen Wagen ab, kam zu Fall und geriet unter die Räder. Er erlitt einen Schädelbruch sowie einen Bruch des linken Armes und wurde ins Kranken­haus Altensteig geschafft. Sein Zustand soll hoff­nungslos sein.

Stamm heim bei Calw, 26. Okt. Gestern ereignete sich hier ein bedauerlicher Unfall. Der schon betagte Küfer Sixt wollte eine Kuh an den Wagen führen. Dieselbe sprang auf den Mann los, warf ihn nieder und trat ihm die Rippen ein. Beim Fallen erlitt er noch einen Schädelbruch, so daß der Unglückliche gleich ins Krankenhaus ge­bracht werden mußte, wo er heute früh seinen Ver­letzungen erlegen ist. Gegenwärtig werden in einem der Kinderrettungsans.att gehörigen Acker die Grundmauern einer römischen Villa bloßgelegt.

Aichhalden, O.A. Oberndorf, 29. Okt. Ein seltsames Mißgeschick passierte einem hiesigen Landwirt. Beim Füttern siel ihm unversehens sein Sonntagshut in die Krippe. Bis der Mann den Verlust bemerkte, hatte eine Kuh den Hut bis auf den Rand aufgefreffen.

Kommerzienrat Robert Vollmöller in Vaih- i nge n a. F., der Gründer des Vereins der ver­einigten Trikots^,:Um, ist gestorben.

Plochingen, 30. Okt. Heute früh wurde der Schutzmann Witzig in einer Wirtschaft von einem Italiener durch Messerstiche in die Lunge so schwer verletzt, daß an seinem Aufkommen ge- zweifelt wird.

Marbach a. N., 26. Okt. Ein wertvolles handschriftliches Stück, ein Stammbuch mit mehreren Einträgen Schillers, das aus dem Nachlaß des Apothekers Herwig in Philadelphia stammt, ist für das Schillermuseum erworben worden.

Lamgenburg, 29. Okt. Die Wahl eines Stadtschultheißen findet am 28. Nov. statt.

Erlwangeu, 28. Okt. (Strafkammer.) Auf den Genuß von Leberwürsten, die am 5. u. 6. Mai aus dem Geschäft des MetzgerS Karl Wiedmann in Aalen entnommen wurden, erkrankten 76 Per­sonen, darunter der eigene Sohn Wiedmanns; es starben 2 Personen, ein junger Maurer und ein kleines Kind. Weitere 35 Personen erkrankten zum Teil sehr schwer nach de n Genuß von Leberwürsten, die der Bruder des K Wiedmann, Wilh. Wied­mann, in seinem Geschäfte hergestellt hatte; Wilh. Wiedmann erkrankte selbst schwer nach Verspeisung der letzten übrig gebliebenen Leberwurst. Die Ur­

sache waren nach dem Ergebnis der sehr eingehen­den Untersuchung in der Leber des betreffenden Schweines enthaltene Paratyphus-Bazillen. Bei der heutigen Verhandlung ließ die Staatsanwalt­schaft die Anklage gegen die Metzger fallen, da nach Anhörung der Zeugen und der zahlreichen Sachverständigen als erwiesen galt, daß das Fleisch von dem betr. Schwein seitens der Fleischbeschau als gesund erklärt worden war. Auch letztere ist schuldlos, da mit Sicherheit festgestellt ist, daß nur die Leber, vielleicht auch Därme Paratyphusbazillen enthalten haben konnten. Es erfolgte deshalb Frei­sprechung und Ueberweisung der sehr bedeutenden Kosten auf die Staatskasse.

Die Landtagsersatzwahl für den Oberamtsbe­zirk Crailsheim ist auf Mittwoch 29. November anberaumt.

Mergentheim, 29. Okt. Ein Unteroffizier suchte sich mit einem Dienstgewehr zu erschießen; er wurde schwer verletzt ins Garnisonslazarett verbracht.

Ulm, 27. Okt. Am 5. November findet hier eine Versammlung des Vereins württembergischer Zeitungsverleger statt, in der u. a. zu dem neu abgeschlossenen Tarif Stellung genommen wird. !

Ulm, 27. Okt. Aufsehen erregen hier die finanziellen Schwierigkeiten des Bankdirektors Sali Thalmessinger, des Vorstandes der Ulmer Filiale der württ. Vereinsbank.

Munderkingen, 29. Okt. Als die Be­erdigung einer älteren Frau stattfand, die tot im Bett gesunden worden war, und der Sarg versenkt wurde, sank der 60 Jahre alle Leichenträger und Feldschütz Mohn von hier am Grabe zusammen. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende bereitet.

Wolf egg, 28. Okt. Gestern wurde der 125 Morgen große, der fürstl. Standesherrschaft gehörige Metzisweiler Weiher bei Weitbrecht aus­gefischt. Das Ergebnis waren nicht weniger als 55 Zentner Fische, meist Karpfen.

Friedrichshafen, 27. Okt. Heute fand die 8stündige Höhenfahrt des Militärluftschiffs statt. Oberingeuieur Dürr hatte die Führung. Punkt 3 Uhr landete das Luftschiff, das früh 6 Uhr 30 Minuten aufgestiegen war, glatt vor der Halle. Der Anblick des bis fast 1400 Meter aufsteigenden Schiffes war ein großartiger: unter dem weiten blauen Himmelszelt drang es in Schleifensahrten immer höher und höher hinan, bis es wie ein Riesenspielzeug droben in den lauen Lüsten schwebte und immer und immer kleiner und kleiner wurde. Wenn dunkle Wolken des öfteren von Westen Her­zogen und einen Teil des Horizonts verdüsterten, verlor das Luftschiff seinen silberhellen Glanz und erschien Grau in Grau. Als es dann wieder der Erde sich näherte, konnte man an seiner natürlichen Größe erst recht erkennen, wie weit es sich vorher in seiner immer kleiner werdenden Gestalt von der Erde entfernt hatte. So ist diese Achtstundenfahrt glänzend verlaufen. Die endgültige Abnahme durch die militärische Kommission ist erst mit dieser Höhenfahrt erfolgt.

Friedrichshafen, 23. Okt. Heute nachm, sammelten sich die Tiroler Hütekinder, um mit Sonderschiff nach Bregenz und von da in ihre Heimat gebracht zu werden. Vollbepackt trafen die Kinder hier ein.

Für die Einführung der Klassenlotterie, die auf 1. Juli n. I. auch in Württemberg ins Leben tritt, werden jetzt schon die nötigen Vorbereitungen getroffen. Die auf Grund des Lotterieverlrages 'mit Preußen, Bayern und Baden zu errichtende Landesbehörde für die staatliche Klassenlotterie" ist in Württemberg an die Staatskaffenverwaltung übertragen worden. Nach der Radifikation des Lotterievertrages wird dieser Landesbehörde als erste Aufgabe die Aufstellung der württ. Lotterie- Einnehmer zukommen.

Konstanz, 27. Okt. Bei der heutigen Stichwahl im ersten badischen Reichstagswahlkreis Konstanz-Ueberlingen erhielten: der Zentrums­kandidat Frhr. v. Rüpplin 14045 Stimmen, der natjpnalliberale Kandidat Gärtner Schmid 151t4 Stimmen. Schmid ist somit gewählt.

Pforzheim, 29. Okt. Gestern früh 2/48 Uhr sthoß der Glasergeselle Bärmann auf seine von ihm getrennt lebende Frau und verletzte sie so schwer, daß sie mittags ihren Verletzungen erlag. Nach der Mordtat flüchtete der Täter, konnte aber bald aufgegriffen werden.

Pforzheim, 30. Okt. Hauptlehrer Bernh. Schiente hat sich aus Schwermut in seiner Wohn­ung mit einem Jagdgewehr erschossen.

Berlin, 30. Okt. Der deutsche Reichstag hat sich bis zum 7. Nov. vertagt. Er erledigte zuvor noch die Interpellation betr. der Maul- und Klauenseuche, ohne freilich etwas Positives be­schlossen zu haben.

Berlin, 29. Okt. Zum Regierungsjubiläum des Kaisers im Jahr 1913 bereitet, wie das deutsche Archiv mittettt, die deutsche Industrie eine wert­volle Widmung vor. In einem groß angelegten Werk von reicher künstlerischer Ausstattung wird ein Ueberblick gegeben werden über die Entwickelung der deutschen Industrie unter der Regierung Kaiser Wilhelms II.

Berlin, 30. Okt. DasArmeeverordnungs­blatt" meldet, daß nächstes Jahr die Manöver des dritten, vierten, zwölften und neunzehnten Armeekorps vor dem Kaiser stattfinden.

Berlin, 29. Okt. Der Rittergutsbesitzer Gott­hold Lessing in Merseburg hat zugunsten der An­gehörigen derVossischen Zeitung" den Betrag von rund 100000 Mark gespendet als Beweis dankbarer Anerkennung für treue Mitarbeit.

Berlin, 28. Okt. Ein Kartell von 60000 Bühnenkünstlern aus Deutschland ist gestern abge­schlossen worden zum Schutze und zur Förderung der gemeinsamen Berufsinteressen.

Ratib 0 r, 27. Okt. Bei der heutigen Reichs­tagsersatzwahl im Wahlkreise Oppeln 8 erhielt: Grundbesitzer Stadtrat Sapletta (Z.) 7897; Pfarrer Banas (Pole) 4773, Landwirtschastssyudikus Land­rat a. D. Lüdke (Reichsp.) 3265, Gewerkschafts­sekretär Schwab (Soz.) 1699 Stimmen. Es findet somit Stichwahl zwischen Sapletta und Banas statt.

Hamburg, 28. Okt. Seit ungefähr 10 Uhr vormittags herrscht hier bei Nebel und Regen eine derartige Finsternis, daß überall die Beleuchtung in Tätigkeit ist. Im Lause des Vormittags ver­dichtete sich die Finsternis derart, daß einzelne Schulen geschlossen werden mußten.

Straßburg, 29. Okt. In der ersten Zweiten Kammer von Elsaß-Lothringen wird die Partei­zusammensetzung sich folgendermaßen gestalten: 24 Zentrum, 9 Liberaldemokraten, 11 Sozial­demotraten, 10 Lothringer Block, 6 Unabhängige und zwar vier Liberalunabhängige und zwei zen­trumsgesinnte Unabhängige, zusammen 60 Abge­ordnete. Das Zentrum hat an sich die Majorität nicht, wohl aber bei Unterstützung durch den viel­fach Sonderinteressen vertretenden Lothringer Block.

Bern, 30. Okt. Die Wahlen zum National­rat haben gestern in der Schweiz ohne Zwischen­fall stattgefunden. Gewählt wurden im ersten Wahlgang 35 kathol. Konservative, 10 Sozialisten 10 Mitglieder des liberal-protestantischen Zen­trums, 7 Angehörige der sozialpolitischen Gruppe und 107 Mitglieder der radikalen Regierungspartei, im ganzen also 169 von 189 Abgeordneten.

Petersburg, 28. Okt. Heule wurde die fünfte Tagung der dritten Duma durch eine längere, dem Andenken Stolypins gewidmete Rede des Präsidenten eröffnet.

er auf den Zehenspitzen in sein Schlafzimmer. Aber die nebenan schlafende Mutter hatte ihn doch gehört.

Viktor I" rief sie,bist Du es?"

Er eilte in das Schlafzimmer der Rufenden und sank im Ueberschwang seiner Seligkeit vor ihrem Bett in die Knie nieder.

Die alte Frau richtete sich erschrocken in die Höhe und entzündete mit raschem Griff die auf ihrem Nachttisch stehende Kerze.

Was ist Dir denn, Viktor?" fragte sie be­sorgt.

O Mutter!" jauchzte er und hob das erhitzte Gesicht zu ihr emp » .

Die erfahrene Frau begriff sogleich.

Du liebst?" fragte sie einfach.

Ja, Mutter, ich liebe, und ich habe es ihr ge­sagt, ohne daß ich es eigentlich wollte. Es kam so plötzlich im D. ..ge des Augenblicks. Und nun bin ich der glücklichste Mensch von der Welt."

Sie strich ihm über das wirr in die Stirn häng, ende Haar. Ihr Blick sah voll Liebe und Rührung zu ihm hinab.

Und davon hast Du mir nie etwas gesagt?"

Ich wollte ja nicht, Mutter ich wollte ja dem Gefühl nicht Raum geben. Aber da kam es doch mit aller Gewalt über mich und riß mich hin." Er beugte sich hinab und küßte ihre Hand.

Und wer ist die Zauberin, die dieses Wunder zustande gebracht hat?"

Else Wollmar."

Deine Wahl ist gut", sagte sie,ich wünsche Dir aus vollstem Herzen alles Glück!"

Sie küßte ihn auf die Stirn und schob ihn dann sanft von sich.

Aber nun geh', Viktor! Es ist Zeit, daß Du Dich schlafen legst."

Er lachte und sprang auf.Schlafen,Mütterchen? Ich in meinem Glückstaumel?"

Er schritt ein paar male in dem Gemach auf und ab. Endlich blieb er wieder vor dem Bett seiner Mutter stehen.

Du glaubst ja gar nicht, wie glücklich ich bin, Mutter!" rief er jubelnd.

Ich glaube es Dir. Möge Dir Gott dieses Glücksgefühl noch lange erhalten! Und nun gute Nacht, Viktor."

Gute Nacht, Mütterchen." (Forts, folgt.)

stumoristiscbes.

Der Mensch, der Mann, der da drüben geht, hat mich um blanke hunderttausend Mark gebracht!"Aber wie ist denn das möglich?" Er wollte mir seine Tochter nicht geben."

(DerLandschaftsmaler.)Famos getroffen! Nur das Heu bring' ich nicht so aufs Papier, wie ich's im Kopf Hab'" . . .

Meine Toten.

Auch das Leid hat seine Sprache, Und ich kann sie gut versteh'n.

Ob ich schlafe oder wache.

Meine Toten bei mir steh.n.

Wenn ich einsam schmerzvoll wandle, Geben sie mir das Geleit,

Ob ich froh, ob traurig handle, Teilen treu sie Freud wie Leid.

Ja, so lang ich leb' hienieden. Werden stets mit mir sie gehen. Flüsternd leise:Einst zum Frieden Wirst mit uns du auferstehn."

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