Marokko.

Berlin, 29. Okt. Der auf Marokko be­zügliche Teil des deutsch-französischen Abkommens wird dem Reichstage zur Genehmigung, der Kongo­vertrag nur zur Kenntnisnahme vorgelegt werden.

Berlin, 29. Okt. DieNordd. Allg. Ztg." schreibt: Die Meldung eines hiesigen Blattes, daß zwischen dem Reichskanzler und dem Staatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten einerseits und dem Staatssekretär des Reichskolonialamtes auf der anderen Seite ernste Differenzen wegen des Kongoabkommens beständen, die zu einem Rücktritt des letzteren führen würden, entbehrt der Begründung.

Die Revolution in China.

Die Regierungstruppen unter dem Kriegs-l minister General Jntschang, der übrigens nach dem! Eintreffen Juanschikais den Oberbefehl abgegeben' hat, melden einen Erfolg von großer Bedeutung: die Wiedereinnahme von Hankau. Die Besserung der Lage scheint sich auch schon ans wirtschaftlichem Gebiet zu zeigen. !

Peking, 28. Okt. Eine amtliche Depesche meldet, daß gestern in der Umgebung von Hankau ein heftiger Kampf stattfand. Die Revolutionäre wurden geschlagen. Die Kaiserlichen nahmen die Chinesenstadl ein. Der Korrespondent des Reuter­scheu Bureaus gab die Verluste der Kaiserlichen auf 40 Tote und 150 Verwundete an. Unter den Toten sind drei Offiziere. Die Verluste der Re­bellen betragen angeblich 400, darunter der Be­fehlshaber der Artillerie. 30 Geschütze wurden von den Kaiserlichen erbeutet. l

Peking, 29. Okt. Die Revolutionäre setzten dem Vormarsch der Regierungstruppen auf Hankau geringen Widerstand entgegen. Beim Räumen der Stellung bei Kilometer 10 ließen sie alle Kanonen und die Feldausrüstung zurück und flohen in voll-. ständiger Unordnung. i

Peking, 27. Okt. Der Führer der Auf-! ständischen, Lchuanheng, teilte den fremden Konsuln mit, er sei zum Präsidenten der chinesischen Republik proklamiert worden.

Mz Z1M lmü Umgebung.

Wildbad, 31. Okr. Ein rauher Herbsttag mahnte am Sonntag recht kräftig an den nahen Winter. Vierzigersest und Hochzeitsfeiern am Abend zuvor trugen das Ihrige dazu bei, sich auch einmal zu Hause bei einem guten Buche am warmen Ofen wohl zu fühlen. Manche, namentlich die Jungen, lockte wohl auch der Zirkus Charles zu einer Fahrt nach Pforzheim, der sehr viel für wenig Geld bieten soll. Manche auch, die gut zu Fuß und denen das Tal zu eng, »rächten eine kleine, aber lohnende Tour, etwa vorne am Sommerberg hinaus und seitlich den schönen Rodelweg hinab, um einen kleinen Abstecher hinüber zum imposanten Sprunghügel zu machen, bei dessen Anblick kühnen Burschen und Männern das Herz im Leibe lacht und ein recht nachhhaltiger Allerheiligenschneefall das Allerwillkommenste zu sein dünkt. Aus den Abend zu aber zog es viele. Junge und Alte, zu den kinemathographischen Vor­führungen in den schönen, warmen Saal deralten Linde", wo man in der Tat mit sehr genußreichen Stunden bei vorzüglicher Restauration den Abend beschließen konnte. Rauher und rauher werden nun die Tage, mit Riesenschritten geht's dem Winter zu, den langen, mehr oder weniger gemütlichen Abenden, über die ein hübsches Spiel oder gute Lektüre leichter hmüberhelfen. Es sei uns bei dieser Gelegenheit gestattet, die derWildbader Chronik" noch Fernestehendeu zu einem Probe-Abonnement einzuladen. Sie werden sich gewiß davon über­zeugen, daß dies Blatt, trotzdem es nur dreimal wöchentlich erscheint, seinen Lesern neben den lau­fenden wichtigsten Tagesereignissen viel des Unter­haltenden, Belehrenden und Anregenden bietet, ohne den Partei- und Klassenhader zu berühren, und gerade dadurch manches täglich erscheinende Blatt an gutem Unterhaltungsstoff weit übertrifft. Der billige Preis ermöglicht es jedermann, dieWild­bader Chronik", die auch ein wirksames Jnsertions- organ ist, zu halten.

Die Beleuchtung der Treppen und Gänge. Die Mahnung:Beleuchtet die Treppen und Hausgängel" verdient während der Wintermonate besondere Beachtung. Wo die Haus­genossen sich ohne Licht zurecht finden mögen, da muß dennoch für Personen, die sich im Hause nicht auskennen, Vorsorge getroffen werden. Es sind eine Reihe von Personen, die während der Dunkel­heit ins Haus kommen: Besuche, der Briefträger, Lieferanten, z. B. Bäcker, Milchhändler u. a. Ein Fehltritt kann für den, der die Beleuchtung unterläßt, sehr teuer zu stehen kommen.

Der Flor im Freien geht rasch seinem Ende entgegen, sei es durch anhaltende naßkalte Witterung oder durch die jetzt so gefürchteten Nacht­fröste. Deshalb sollte man nicht versäumen, Knollen und Zwiebelgewächse (Cann, Dahlien, Montbretien,

Gladiolen, Lilien, Knollenbegonien re.) herauszu­nehmen, in frostfreiem Raum auf trockene Tabletten zu legen, trocknen zu lassen und nach vollständigem Einziehen später zu putzen. Gleichzeitig aber denke man daran, Beete, Gruppen und Rabatten zeitig abzuräumen und dieselben mit den beliebten Frühlingsblühern wieder zu bepflanzen. Da sind es zunächst alle Zwiebelarten wie Crocus, Narzissen, Tazetten, Tulpen, Hyazinthen, Scilla und Jonquillen, die jetzt beschafft und sofort an Ort und Stelle im Garten gelegt werden sollten; aber auch Pensöes, Vergißmeinnicht und Silenen pflanze man jetzt auf die Gruppen und Beete, um sich dadurch einen möglichst zeitigen Frühlingsflor zu sichern.

Oemkebtes.

DieTeuerungsberichte bringen allerlei Gedanken. Manche Herren und auch leider Damen, die nie so recht darüber nachzudenken brauchten, wo das tägliche Brot herkommt, haben dreist be­hauptet, es herrsche gar keine Teuerung, das sei nur Einbildung,Mache" I Diesen Leutchen vom Sparen reden zu wollen, wäre verfehlt, denn sie schlafen mit offenen Augen; diese sollen nur ihren Mammon recht fleißig ausgeben, er ist allerorts sogar sehr nötig und deshalb ganz willkommen. Es mag in unseren Tagen altväterisch klingen, wenn man über­haupt zur Sparsamkeit mahnt. Aber es ist nun einmal für viele notwendig. Daß eine Teuerung da ist, daß sie sich im kommenden Winter wahr­scheinlich noch steigern wird das sind Tatsachen, die sich wever ignorieren, noch mit einem leichten Achselzucken aus der Welt schaffen lassen. Wer's also nicht machen will, wie der Vogel Strauß, der vor der Gefahr den Kopf in den Sand steckt, der tut gut daran, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen und sich zu fragen:Was tue ich dagegen?" Es läßt sich nämlich manches tun. Die Sparsamkeit ist keine so leichte Kunst. Mancher meint, er sei sparsam, und spart am falschen Ort. Darum seien hier einige gut gemeinte Winke gegeben. Wer sparen will, der fange nicht beim Wohnen und Essen an, sondern beim Trinken. Hand aufs Herz: ließen sich die Ströme von Most und Bier, die in unserem Lande fließen, nicht ganz bedeutend einschränken, ohne dadurch den gemütlichen Unterhaltungsschoppen zu verdrängen? Letzterer ist ganz am Platze, schade, daß er mehr und mehr in Abgang kommt, weil eben nicht eingeteilt wird. Nicht am Platze aber ist das Zuviel an den Sonn- und Festtagen und bei gewissen Gelegenheiten. Eine Einschränkung nach dieser Richtung wäre kein Verlust, sondern ein Gewinn: nämlich an Volkskraft und Volksgesund­heit. Und nun noch etwas. Mancher meint zu sparen, wenn er recht billig einkauft. Das ist gänz­lich verkehrt. Der wahre Grundsatz der Sparsam­keit ist nichtbillig und schlecht", sondernpreis­wert und gut". Warum? Weil die preiswerte, solide Ware viel länger hält als der billige Schund. Lieber einmal etwas Preiswertes kaufen, als drei­mal etwas Schlechtes I Besonders deutlich ist das an der Kleidung. Nehmen wir nur einmal die alte Bauerntracht auf dem Landl Das ist doch ganz was Anderes, etwas viel Solideres als die Mode­fähnchen aus der Großstadt. Das Solide ist noch immer das wahrhaft Billige gewesen. Das wären so ein paar Gedanken für die kommende teure Zeit. Wer darnach handelt, wird jedenfalls keinen Schaden davon haben.

Als unlängst in Feudenheim ein Händler mit einem Bauern wegen einer Ziege verhandelte, sagte der Bauer auf einen Korb Setzlinge weisend: Wann d' den Korb nausträgscht uf die Neckar­platt, g'heert die Gaas dei! " Aber was der Bauer nicht erwartet hatte, geschah Der Händer schleppte den Korb hinaus und verlangte seine Gaas. Aber der Bauer wollte nur Spaß gemacht haben und sagte:So war die Sach' nit gemaantl" Der Händler ging vor Gericht und durch Versäumnis- nrteil wurde ihm die Ziege zugesprochen. Da die Ziege aber inzwischen verkauft war, so muß der Bauer jetzt 25 Mark zahlen und die Gerichtskosten, und an Spott fehlt es ihm auch nicht.In meim' Lewe mache ich so ka Wett mehl" verschwor er sich.

Sage »m Nk«-Kberpm.

Im hohen Felsenschloß dort oben Man heißt's das neue Eberstein

Da hauste einst ein wack'rer Ritter Mit seinem einz'gen Töchterlein.

Es kamen von nah und fern Viel Grafen und viel Herrn,

Das Töchterlein zu frei'n.

Doch sagte sie stets:Nein!"

Das macht' denr Vater viele S»»gen; Mein Kind," sprach er,ich werde alt, Erfreue mich, bevor ich sterbe.

Vermähle dich wir scheiden bald." Da ward dem Fräulein bang.

Verhehlt hat sie es lang,

Sie wirft sich vor ihm hin:

Ach Vater, ach, mein Sinn

Strebt nicht nach hohem Rang und Ehren, Nach Reichtum, Schmuck und Edelstein, Bescheiden hat mein Herz gewählet Den armen Edelknecht allein;

Ich liebe ihn so treu.

O Vater, sprich: es seil Zum Gatten gieb ihn mir;

Dein Kind, es fleht zu dir!"

Da zitterte der Greis im Zorne:

O wehe, weh', der schweren Sünd'l So hast du hinter Vaters Rücken Gebuhlt, du ungerat'nes Kind?

So höre denn mein Wort:

Dein Liebster, wenn er dort Vermag auf hohem Roß Den Fels hinab vom Schloß

Zu reiten bis zum Grund des Tales,

Dann mag er kommen und dich frei'n;

Er rühmte sich nun soll er's weisen Als Reiter sehr geschickt zu sein."

Da weint' das Fräulein sehr.

Doch weinte sie noch mehr.

Als er sich keck erbot.

Zu reiten in den Tod.

Sie flehte:Wag' es nicht, Geliebter,

Denn nimmer kehrest du zurück;

Und, darf ich dich auch nie besitzen.

Dein Leben ist mein einzig Glück!"

Er sprach:O holde Braut,

Mein' Lieb' hat Gott vertraut!

Auf diesen Hoffnungsstern Setz' ich mein Leben gern.

Und sterbe ich! für dich zu sterben Ist mir ein süßer Himmelslohn!"

Cr spricht's, schwingt sich aufs Roß behende Und rasch geht's im Galopp davon.

Dort an der Felsenwand Winkt er noch mit der Hand;

Das stolze Pferd setzt an-

Da stürzet Roß und Mann

Zerschmettert in die Tiefe nieder!

Kein Auge sah sie lebend mehr.

Das Fräulein rang voll Schmerz die Hände, Und weinte lang und weinte sehr.

Sie betete allein Nachts in dem Kämmerlein Für seiner Seele Ruh',

Bis ihr die Augen fielen zu.

Und sieh', es kam ihr vor im Traume,

Als lebt' er noch, als käme er Von einer langen, weiten Reise Zu ihr, zu seiner Braut daher.

Sie steht vom Bette auf.

Schließt Schloß und Riegel auf, Nachtwandelt durch den Hain Beim Hellen Mondenschein.

Dem Liebsten gehet sie entgegen,

Schon steht sie an der Felsenwand,

Vom Tal herauf sieht sie ihn kommen Und reicht ihm froh zum Gruß die Hand. Auf einmal horch! erschallt Des Wächters Ruf; ... sie fallt Erschrocken in die Tiefe nieder; . . .

Auch sie schaut nie ein Auge wieder.

»UZ i ooo Mark IM Was kleidet diese vanrenl

Ivttv Mark als Preise für guten Geschmack!

So kann man das neueste Preisausschreiben der Deutschen Moden-Zeitung nennen. Die Aufgabe besteht darin, für fünf verschieden gewachsene Frauenfiguren die vorteilhaftesten Modelle auszuwählen, so daß die Dicke schlank erscheint, die Lange in ihrer Größe nicht auffällt und bei den andern die Mängel ausgeglichen werden. Es ist dieses eine amüsante und den Geschmack bildende Aufgabe, an der sich alle unsere Leserinnen beteiligen können. Die deutsche Moden-Zeitung, Leipzig, versendet das Heft mit diesem Preisausschreiben gratis.