war mit dem Ausladen von Briketts beschäftigt, als er von einer Rangierabteilung unversehens einen so heftigen Stoß erlitt, daß er schwer verletzt vom Platz getragen wurde und bald daraus seinen Geist aufgab.
Spaichingen, 27. Okt. Durch die in den letzten Taoen angestellten Erhebungen ist einwandfrei festgeslellt worden, daß das am verflossenen Freitag während einer Treibjagd aufgefundene Skelett der Ueberreft des vermißten Waldschützen Karl Schuhmacher von Spaichingen ist. Etwaige Zweifel an der Person sind durch ein Taschenmesser und den grünen, gut erhaltenen Filzhut, welche Gegenstände von den Angehörigen bestimmt als da- Eigentum deS Vermißten erkannt wurden, beseitigt worden. Die Todesursache des unter so rätselhaften Umständen aus dem Leben geschiedenen, allgemein beliebten Mannes, der nach 24jähriger treuer Pflichterfüllung ein besseres Ende verdient hätte, kann nicht mehr festgestellt werden.
Vom Bodensee 37. Okt. (Die Pfänderbahn.) Bereits seit 1b Jahren beschäftigte man sich in Bregenz mit einem Bahnprojekte auf den aussichtsreichen Pfändergipfel (1060 Meter), ohne jedoch zu einem positiven Ergebnis zu gelangen. Da das Kapital nunmehr gesichert ist, hat man sich jetzt für eine Schwebebahn entschlossen. Im Frühjahr wird mit dem Bau auf den Pfänder begonnen werden. Bauzeit: 9 Monate.
Pforzheim, 26 Okt. Der Zirkus Charles trifft „.argen Freitag früh mit Sonderzug von Km mhe aus hier ein. Noch ai. demselben Abend 8ff ihr beginnt die Vorstellung. Wie ein Bonner Blar. schreibt, bietet der Zirkus so ziemlich das höchste, was überhaupt von einem Wanderzirkus geleistet werden könne.
Berlin, 27. Okt. Bei dem gestrigen Empfang der Brandenburgischen Generalsynode durch den Kaiser kam dieser auch auf die kirchlichen Vorgänge, insbesondere den Fall Jatho zu sprechen und äußerte sich dabei wie folgt: So bedauerlich an sich die Tatsache sei, daß Geistliche wegen Irrlehre von ihrem Amt entfernt werden müssen, so sei doch die Sache nicht tragisch zu nehmen. Männer wie Jatho habe es zu allen Zeiten gegeben und werde es auch in Zukunft geben. Die Kirche Christi überwinde diese Widersacher. Gegen diese Irrlehren gebe es ein vorzügliches Mittel, sich immer tiefer in die bcilige Schrift zu versenken und die Person Jesu Christi mit gläubiger Liebe zu umfassen.
Der Bundesrat stimmte in seiner gestrigen Sitzung der Vorlage betreffend den Entwurf eines neuen statistischen Warenverzeichnisses usw-, der Vorlage betreffend die Vereinbarung eines einheitlichen Gebührensatzes für Weinuntersuchungen und die Festlegung des Begriffs „hochwertiger Wein" und der Vorlage betreffend den börsenmäßigen Zeithandel in Getreide an der Produktenbörse in Danzig zu.
— Der Reichstag hat die Debatten zu den Teuerungs-Interpellationen erledigt und ist jetzt mit der Interpellation betr. die Maul- und Klauenseuche beschäftigt.
Berlin, 27. Okt. Im Seniorenkonvent brachten die Nationalliberalen folgenden Antrag ein: Der Reichstag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler um eine Erklärung zu ersuchen: 1. daß das Abkommen über Marokko in allen seinen Teilen nicht zum Abschluß gebracht werden wird, ehe der Reichstag als der berufene Vertreter des deutschen Volkes darüber gebürt worden ist; 2. daß ohne Genehmigung des Reichstags weder deutsches Schutzgebiet abgegeben, noch deutsches Kolonialland erworben werden soll. Nach Besprechung des Antrags im Senioreukonvent zogen die Nationalliberalen den Antrag zurück, da fick die Konservativen und das Zentrum dagegen erklärten.
Berlin, 26. Okt. Die ReichSoersicherungs- kommission hat den § 1 des Pensionsgesetzes für Privatbeamte, der den Umfang der Versicherung festlegt, mit einem sozialdemokratischen Antrag, der auch die Bureauangestellten in das Gesetz einbezieht, angenommen.
Berlin, 26. Okt. Die formelle Abnahme des Luftschiffs „U 2 IX" ist noch nicht erfolgt. Da der Luftschiffbau auf eine bedingungslose Abnahme des Luftschiffs Wert legt und eine der Ab- nahmebedingungen wegen Nebels während der Zwanzigstundenfahrt nicht voll erfüllt werden konnte, findet in den nächsten Tagen noch eine Fahrt statt, an der 2 Offiziere der Abnahmekommission teilnehmen. Es handelt sich um eine Höhensahrt, die in 1200 m Höhe 8 Stunden dauern soll.
Bei einem Wohnungsbrand im Norden Berlins wurde die Schlossersfrau Sitte, nachdem sie drei ihrer Kinder gerettet hatte, mit ihrem jüngsten Kind durch die Flammen von der Treppe abgeschnitten und lief zum Fenster, ivo 'sie um Hilfe ries. Ein aus dein Dach beschäftigter Schornsteinfeger verständigte sich mit der Frau und nahm das Kind zu sich auf das Dach. Die Mutter eilte nun durch die Flammen auf den Balkon, sprang hinab und wurde auf dem Balkon im 1. Stock, an dem sie hängen blieb, unverletzt geborgen.
Berlin, 27. Okt. Als der kleine Kreuzer „München" gestern abend 10.20 Uhr in den Kieler Hafen einlaufend, in der üblichen Weise mit Hilfe eines zu Wasser gebrachten Seitenboots an der Boje festmachen wollte, kippte das vordere Haltetau des KutterS auf bisher unaufgeklärte Weise. Das Boot stürzte ab und die aus Bootssteuerer und 14 Mann bestehende Besatzung stürzte ins Wasser. 9 Mann konnten gerettet werden. Ertrunken sind 5 Mann.
Geestemünde, 25. Okt. Als der hiesige Fischdampfer „Nymphe" die Fahrt in See antrat, sprangen aus der Reede die drei Matrosen Janssen, Hellwig und Ebert über Bord und versuchten schwimmend das nahe Ufer zu erreichen. Janssen und Hellwig ertranken trotz der sofort vorgenommenen Rettungsmaßregeln, während Ebert an Bord geholt werden konnte. Die drei Leute hatten vor der Abfahrt vom Kapitän verlangt, er solle den Steuernrann entlassen und, als dies abgeschlagen wurde, auf diese unglaublich leichtfertige Weise versucht, sich von der Fahrt zu befreien.
— EineSreuerfürLedigehatder Landtag des Fürstentums Reuß ä. L. beschlossen. Darnach haben solche steuerpflichtige Personen männlichen oder weiblichen Geschlechtes, die das 30- Lebensjahr überschritten haben, ohne verheiratet zu sein, bei einem Einkommen von 3000 bis 6000 Mk. einen Steuerzuschlag von 5 Prozent, bei einem Einkommen über 6000 Mk. einen solchen von 10 Prozent zu zahlen.
Danzig, 26. Okt. Der aus Stettin zugereiste Monteur Mielenz stürzte sich mit seiner Geliebten, nachdem beide sich zusammengebuuden und mit Steinen beschwert hatten, in dem Badeort Westerplatte in die See. Der Strick riß und Mielenz schwamm ans Land. Seme Geliebte ertrank. Mielenz wurde verhaftet.
Wiener Blättern zufolge beabsichtigt Erzherzog Ferdinand Karl, der Bruder des Erzherzog- Thronfolgers, demnächst aus alle seine Würden und Stellen, also auch auf den Erzherzograng, zu verzichten, um den Namen eines Barons Burg anzunehmen und Frl. Czuber, die Tochter eines Professors am Wiener Technikum, zu heiraten. Nachdem sich die Nachricht bestätigt, ist dies seit 25 Jahren der dritte Fall, daß ein österreichischer Erzherzog auf Rang und Würden verzichtet.
Wien, 26. Okt. Aufsehen erregende Aeußer« ungen soll König Karl von Rumänien gegenüber der Generalität bei der Universitätsfeier in Jaffy
gemacht haben. Danach sagte er: „Trachten Sie danach, die unter Ihrem Kommando stehenden Truppen auf der Höhe zu halten, so daß diese im kommenden Frühjahr, wo kriegerische Ereignisse zu erwarten sind, allen Anforderungen entsprechen," (?)
Wien, 27. Okt. Als am Montag in Mähren zwischen den Orten Robec und Radiskowiesch die entsetzlich verstümmelte Leiche eines 35 Jahre alten Mannes gefunden wurde, hieß es, der Tote sei der Chauffeur Toman, der früher bei dem Fürsten Salm bedienstet war und sich erst vor kurzem in eine Lebensversicherung hatte aufnehmen lassen. Neuere Erhebungen ergaben aber, daß der Ermordete kleiner als Toman war. Seine Person konnte bisher nicht sestgestellt werden. Er hatte Toman auf einer streife begleitet und Toman hat wie angenommen wird, den Mord ausgeführt, um einen äußerst raffinierten Betrug auszuführen. Er zog der Leiche seine eigenen Kleider an und steckte ihr an ihn gerichtete Briefe in die Tasche, aus denen hervorgehen sollte, daß es sich um Toman handle, um auf diese Weise eine amtliche Bescheinigung seines Todes, sowie die Lebensversicherung von 93 000 Kronen zu erlangen. Er hatte schon früher wiederholt sei» Leben hoch zu versichern gesucht, war aber immer mit Rücksicht auf sein Vorleben abgewiesen worden. Die jetzige Versicherung erlangte er durch die Mithilfe seines Freundes, der unter dem Verdachte der Teilnahme an dem Verbrechen in Brünn verhaftet wurde. Toman ist spurlos verschwunden.
Pest, 27. Okt. Der hiesige Arzt Dr. von Szendeffy will ein Heilmittel gegen die Tuberkulose gefunden haben. Das von ihm neuhergestellte Mittel enthält die Verbindung eines löslichen Radiumsalzes mit Jodmentol. Die bis jetzt angestellten Versuche sollen gute Ergebnisse gezeitigt haben. Trotzdem ist die Nachricht mit aller Vorsicht aufzunehmen.
Paris, 27. Okt. Das gestern in der französischen Hauptstadt verbreitete Gerücht von einein Attentat auf den Zaren war ein plumpes Börsenmanöver, das von Paris seinen Ausgang nahm.
Toulon, 26. Okt. Als das Linienschiff „Suffren" die Anker lichten wollte, wurde die Wand zweier Kammern durch ausströmenden Dampf erhitzt. Der Kommandant ließ schnell die vordere Pulverkammer und die Kohlenkammer, wo sich bereits ein Brand zu entwickeln begann, unter Wasser setzen. Die Pulvervorräte wurden alsbald an Land geschafft.
Lyon, 26. Okt. Infolge Versagens der Bremsestürztedas Automobildes in Paris wohnenden brasilianischen Millionärs Silva in die Rhone. Die fünf Insassen, darunter der Besitzer des Wagens, wurden schwer verletzt.
Mailand, 26. Okt. Die an der Riviera gelegenen Orte Rapallo, Santa Margherita und Chiavari wurden durch einen starken Wolkenbruch schwer heimgesucht. Wtldbäche wälzten vier Meter hohe Wassermassen heran und rissen Häuser, Brücken und Dämme mit sich fort. Der Schaden beträgt mindestens anderthalb Millionen Lire.
Turin, 27. Okt. Der Bürgermeister von Rom, Nathan, kam bei einem Besuch des hiesigen Elektrizitätswerks aus Versehen einem Leitungs- draht zu nahe. Er fiel mit einem Aufschrei zu Boden und wurde von einer schweren Ohnmacht befallen. Seine linke Hand wies schwere Brandwunden auf.
(Von den Tosellis.) Maestro Toselli, der sich vor kurzem scheinbar mit Luise von Sachsen in Brüssel ausgesöhnt hatte, hat seine Frau in Florenz abermals verlassen und sein Kind heimlich mitgenommen. Er erklärte, daß die Versöhnung nur eine Komödie gewesen sei, um Luise zu düpieren
Sie war in der Tat vom Tanzen und von der Hitze durstig und bat um etwas Selterwasser.
An einem der unter Bäumen stehenden primitiven Holztische nahmen sie Platz. Es dauerte eine geraume Zeit, bis es gelang, eines Kellners habhaft zu werden. Als endlich das Getränk ge- gebracht worden und Else Wollmar in langen Zügen ein Glas geleert hatte, warf ihr Gesellschafter plötzlich die Bemerkung hin:
„Wissen Sre, gnädiges Fräulein, daß das der letzte Walzer war, den wir miteinander getanzt haben?"
Sie setzte rasch das Glas hin, das sie noch in der Hand gehalten, und sah ihn ungläubig an.
„Sie scherzen doch nur, Herr Lehnhard", gab sie lächelnd zurück. „Oder sollten Sie etwa dem Tanze abgeschworen haben?"
Er schüttelte mit dem Kopfe.
„Das nicht, aber —", er atmete tief wie jemand, dem da.- Sprechen schwer wird —, „ich werde künftig uch-t mehr Gelegenheit haben, mit Ihnen zu tanzen."
Sie war vornübergeneigtgesessen und hatte den Arm auf die Tischplatte gelegt. Jetzt richtete sie ihren
Oberkörper mit einer unwillkürlichen Bewegung in die Höhe und saß starr mit im Nu ernst werdenden: Gesicht da.
„Ich verstehe Sie nicht, Herr Lehnhard. Warum sollten Sie denn nicht mehr Gelegenheit haben, mit mir zu tanzen?"
Er sah sie mit einem allsdrucksvollen Blick an, vor dem sie errötete.
„Weil ich in einigen Wochen nach Berlin übersiedle", sagte er.
Sie schrak zusammen, ihre Augen öffneten sich weit.
„Nach Brftin? Aber treten Sie denn aus der Firma Meinardus aus?"
„Nein. Meinardus errichtet in Berlin ein Musterlager, und ich werde als sein Vertreter in Berlin tätig sein."
„Und Sie bleiben lange fort?"
„Vielleicht für immer, mindestens einige Jahre."
Sie erwiderte nichts. Aber als Viktor Lehnhard seinen Blick erbob, sah er, daß ihre Züge schmerzlich verzerrt und daß ihre Augen mit Tränen gefüllt waren. Und nun rollten langsam zwei Helle Tropfen über die blaß gewordenen Wangen.
Den jungen Mann durchschauerte es heiß. Dieser ungewollte impulsive Ausdruck eines tiefen Gefühls, an dessen Vorhandensein er nicht zu glauben gewagt, dessen Stärke er jedenfalls nicht geahnt, beseligte ihn und erschütterte ihn zugleich.
"„Fräulein Else", flüsterte er, sich über den Tisch beugend, der sie von einander trennte, ihr eindringlich zu. „Sie weinen? Ich bitte Sie, weinen Sie doch nicht, Ihre Tränen brennen mir in der Seele- Ich wollte ja nur fort um Ihretwillen, weil ich fühlte, daß rch in Ihrer Nähe nicht leben konnte, ohne heiße Wünsche zu empfinden, — weil ich Sie liebe, Fräulein Else, und weil ich doch nicht wagte, um Ihre Gegenliebe zu werben, weil ich mir sagte, ich sei nicht wert, die Augen zu Ihnen zu erheben. — Und nun, Fräulein Else, nun sehe ich —" Er stockte, als fei er zu verwegen. seine Gedanken auszusprechen. Er griff zitternd nach ihren Händen, die sie vor ihr Gesicht geschlagen hatte.
„Fräulein Else", fuhr er bebenden Tones fort, „sagen Sie, bitte, weinen Sie, weil ich die Stadt verlassen will?"
(Fortsetzung folgt.)