bottwar brachte eS die Brüsselle'sche Gutsherrschast l bis zu einem Höchstpreis von 765 M. pro Eimer. I Der Landesdurchschnitt dürfte nach vorläufigem Ueberschlag 80 M. pro Hektoliter betragen. Das Quantum schlägt überall zurück.

— S. M. der König hat am 20. Okt. die ord. Professur für Luftschifffahrt, Flugtechnik und Kraft­fahrzeuge an der Technischen Hochschule in Stutt­gart dem Dozenten Ingenieur Alexander Baumann daselbst übertragen.

Stuttgart, 24. Okt. Gestern vormittag sprang eine ältere Frau in selbstmörderischer Absicht in den Feuersee. Sie wurde von 2 Arbeitern noch rechtzeitig ans Ufer gebracht, mußte aber in be­wußtlosem Zustand nach dem Katharinenhospital verbracht werden.

Zuffenhausen, 24. Okt. Der 26 Jahre alte Fabrikarbeiter August Nicht wurde im Ver­lauf von Streithändeln von einem Erdarbeiter mit einem Dolch in den Unterleib gestochen und so schwer verletzt, daß er gestern starb.

Fellbach, 24. Okt. Der Privatier Fink von Vaihingen a. E., der sich am 28. Oktober wegen versuchten Totschlags seiner Frau verant­worten sollte, hat sich erschossen. Er war Veteran von 1870—71.

Alten steig, 24. Okt. Gestern nachmittag führte der 40jährige Knecht Lehmann des Holz­händlers Braun zwei Wagen Langholz die Steige zwischen Spielberg und Pfalzgrafenweiler hinunter, ohne abzusteigen bezw. zu sperren. Die Wagen gerieten ins Rutschen, sodaß einer umfiel und den Fuhrmann schwer verletzte. Er hat u. a. einen Schädelbruch erlitten. Aerztliche Hilfe war bald zur Stelle. Der Verunglückte wurde ins hiesige Spital verbracht.

Nagold, 23. Okt. In Oberschwandorf feierte das Metzger Ehr. Krauß'sche Ehepaar rüstig und gesund seine goldene Hochzeit. Der König hatte den Tag durch Uebersendung seines Porträts und einer Bibel verschönt. An Kirchgang und Gottesdienst schloß sich eine familiäre Feier, die zu einer freudigen Kundgebung der ganzen Ge­meinde wurde.

O b e r h a u g st e t t, 22. Okt. Gestern wurde unsere mit großem Kostenaufwand renovierte Kirche emgeweiht.

Oetisheim, 25. Okt. Drei Knaben erkletterten den eisernen Mast der elektrischen Leitung beim Ort, wobei der 11 Jahre alte Sohn eines ver­witweten, in Basel arbeitenden Maurers, Ferdinand Kolb, an die Drähte kam. Er stürzte sofort, schwer an den Füßen und Armen verbrannt, herab. Die Füße sind gelähmt und wahrscheinlich hat er auch eine Rückenmarkverletzung erlitten. Er liegt auf den Tod im Spital darnieder.

Schömberg, OA. Rottweil, 24. Okt. Heute wurde die neue Bahn von Balingen hieher feier­lich eingeweiht.

Gmünd, 23. Okt. Die Menagerie Schüßler hat auch hier zu einer Partie 66 im Löwenkäfig Einladungen erlassen. Der Küchenchef Stöcker nahm die Einladung an, spielte inmitten der Löwen mit Schüßler seine Partie nebst Revanche und brach dazu einer Flasche Sekt den Hals, ohne daß die großen Katzen sich in ihrer Ruhe stören ließen. Als er den Käfig wieder verließ, lohnte das Publikum seinen Mut mit lauten Bravorufen.

Tübingen, 24. Okt. Das Stauwehr und die neue Neckarkraftanlage werden in den nächsten Tagen in Betrieb gesetzt. Da der Flutkanal noch nicht ganz fertig ist, wird er durch eine Scheide­wand einstweilen noch abgesperrt werden. In 2,

3 Wochen wird aber die ganze Neckarkorrektions­anlage fertig fein, dann wird die Abnahme des ganzen Werks erfolgen.

Betzingen, 24. Okt. Bahnwärter Fu'oß auf Posten 43 der hiesigen Abteilung wurde heute mit­tag in einer Klinge hinter der neuen Reutlinger

gangenheit eine Zukunft voll leuchtendem, lachen­dem Leben weist?"

„Ich höre nicht die Stimme dieses Glückes — und — tue, was ich muß."

„Nein", entgegnete Edelhagen ruhig, „ Sie müssen keineswegs sich unglücklich machen."

„Wer sagt Ihnen, daß ich unglücklich werde?"

„Das ist meine feste Ueberzeugung. Ich weiß, daß Sie im Begriffe sind, in ein freiwilliges Exil zu gehen. Zu einem solchen Leben sind Sie zu jung, zu schön, zu lebensvoll. Aber wozu gebe ich Ihnen diese Versicherungen! Sie wissen ja selbst, daß Sie gegen Ihr eigenes Gefühl han­deln -"

„Das bestreite ich!"

„Das können Sie nicht — Sie wissen, daß ich Recht habe."

„Meine Würde wahre ich selbst!" begehrte sie auf, mit glühenden Wangen und blitzenden Augen.

Edelhagen -blickte sie lange schweigend an. In seine treuen, guten Augen trat langsam ein Aus­druck tiefen Schmerzes.

„Melitta, geben Sie mir einmal Ihre Hand."

Sie tat es, wenn auch mit Zögern.

Gasfabrik tot aufgefunden. Er war Tag» zuvor bei einer Gerichtsverhandlung, die er gegen seinen Schwiegersohn, einen Fabrikarbeiter von Wannweil, wegen Sachbeschädigung veranlaßt hatte. Er kam dann nach Hause und entfernte sich bald wieder in der Richtung nach Reutlingen. Wie er in die er­wähnte Klinge kam, wird die gerichtliche Unter­suchung ergeben.

Ebingen, 25. Okt. Die schon ziemlich be­jahrte Schreinerswitwe Erhard wurde Augenzeugin, wie ein Automobil zwei Hunde überfuhr. Die schreckhafte Frau geriet durch den Vorfall in,eine solche Aufregung, daß sie einen Schlaganfall erlitt und wenige Stunden darauf tot war..

Berlin, 25. Okt. Im heutigen Senioren­konvent des Reichstags verlautet, daß die Reichs­tagswahlen am 12. Januar 1912 stattfinden sollen.

— Im Reichstag, der die zweite Lesung des Gesetzentwurfes über die Errichtung eines Ko­lonial- und Konsulargerichtshofes am 21. Oktober erledigte, hat der Reichskanzler v. Bethmann-Holl- weg in einstündiger. frei vorgetragener Rede am Montag die Teuerungsinterpellationen beantwortet. Er findet die Ursache der allgemeinen Lebensmittel­teuerung in der übergroßen Dürre des Jahrgangs, in den Preistreibereien der Zwischenhändler und in den unverständigen Zeitungs- und Versammlungs­klagen und trat für das Schutzzollsystem ein. Eine vermehrte Einfuhr von Vieh und Fleisch könne die Regierung im Interesse des heimischen Viehschutzes und der Volksgesundheit nicht zulassen. Die ver­langte Aufhebung des Gemüsezolls sei dadurch von keiner Bedeutung, daß ja schon 93 Prozent aller Gemüsearten zollfrei ins Reich hereingehen dürfen. Nach dieser Rede ist also die Selbsthilfe der Städte gegen die Preistreibereien der Zwischenbändler vor­erst die einzige Rettung! — Die an die Rede des Reichskanzlers anknüpfenden Debatten waren lang­anhaltend und teilweise hitzig.

Königsberg, 24. Okt. Beim Offiziersjagd­rennen des Grenadierregiments Nr. 4 stürzte ge­stern in Rastenbnrg der Leutnant Rinkleben so unglücklich, daß er auf der Stelle tot war.

Gehren (Thüringen), 24. Okt. Durch Groß­feuer wurden hier in der verflossenen Nacht 9 Wohnhäuser mit allen Nebengebäuden in Asche gelegt. Eine Familie entging mit knapper Not dem Verbrennungstode 22 Familien sind obdachlos.

Halle a. d. S., 24. Okt. Heute morgen verübte in der Göbenstraße 27 der Lithograph Pancoce auf die 22jährige Helene Schwarz ein Messer-Attentat. Das Mädchen erhielt mehrere Stiche in Gesicht und Arme. Der Täter stürzte bei dem Versuch, aus dem Fenster zu flüchten, zur Erde und brach die Wirbelsäule. Er war auf der Stelle tot.

Essen. 24. Okt. In den von den Wasser­werken ander unteren Ruhr versehenen Städten und Ortschaften herrscht seit einiger Zeit Typhus. In Essen ereigneten sich im Sept. 38, im Okt. IS Fälle von denen 6 tödlich waren. In Borbeck werden täglich an 20 Neuerkrankungen gemeldet. Die Ge­samtzahl der Erkrankungen ist dort 150, von denen 12 gestorben sind; Bottrop hat 150 Erkrankungen und 8 Tote; Gladbeck 123 Erkrankungen; Obern» Hausen 30; Mülheim a. Ruhr seit dem 1. Juli 175; Hamborn 215 Erkrankungen und seit August 22 Todesfälle, Duisburg 143 Erkrankungen. Etwa 1200 Fälle sind durchgängig verlaufen. Die Er­krankungen sind günstig, denn die Anzahl der Todes­fälle ist durchschnittlich gering. Da seit einigen Tagen Typhusbazillen im Wasser der Ruhr nach­gewiesen wurden, warnen die Behörden überall vor dem Gebrauch ungekochten Wassers.

Straß bürg, 25. Okt. Ergebnisse der Wahlen zur Zweiten Kammer: Zentrum 18, dazu­gerechnet 3 Nationalisten, Liberale 2, Lothringer Block 9, Sozialdemokraten 5, und ein unabhängiger

„Und nun sehen Sie mir ins Auge."

„Nein!" rief in kyr'die eigensinnige, harte Ver­nunft. Doch die Augen gehorchen der Seele — und die Seele wollte „Ja".

Und ihre Augen blickten in die seinen.

„Und nun sagen Sie mir, Melitta, liefie, teure Melitta, ist Ihr Herz ruhig bei dem Gedanken, daß Sie sich von der Welt abschließen wollen für Ihr ganzes Leben?"

„Ja — ganz ruhig."

Sie hatte es wirklich vermocht. Doch ihre Augen, diese verräterischen Seelenspiegel, waren schon beim ersten Laut den seinigen entflohen und irrten nun irgendwo da draußen auf den rauschenden Wassern umher.

Doch fest, ganz fest, hielt Edelhagen ihre Hand in der seinigen. Er drückte sie leise.

„Melitta!" rief er ernst und eindringlich.

Sie zuckte ein wenig zusammen. Und da kam wieder die Seele und goß aus silbernen Schalen eine, weiche, warme Flut über das harte, spröde Land ihrer Gedanken. Viele Tränen schossen plötzlich aus ihren Augen, wie eine langgehemmte, drängende, entfesselte Flut.

Agrarier. Nachwahlen sind in 25 Wahlkreisen erforderlich und am nächsten Sonntag vorzunehmen.

Straßburg, 25. Okt. Gestern abend ist der Großblock für die Stichwahlen beschlossen worden. Auf der Grundlage dieses Abkommens soll die sozialdemokratische Partei in 17 Wahlkreisen ihre Kandidaturen zurückziehen, darunter angeblich zwei, bei denen ihre Stimmenzahl bei der ersten Wahl größer war als die der Liberalen. Die Liberalen und Demokraten ziehen in acht Wahl­kreisen ihre Kandidaturen zurück, darunter befinden sich natürlich die beiden städtischen Straßburger Kreise, in denen die Entscheidung noch aussteht. In zwei Wahlkreisen, Mühlhausen und Vigy, haben die Sozialdemokraten Stimmenenthaltung proklamiert. In allen übrigen Kreisen sollen sie für den Liberalen eintreten.

In Meckenheim sind am 23. Okt. zwei französische Luftschiffer mit einem Ballon gelandet, der im Sturm schweren Schaden gelitten hatte. Auch die Luftschiffer hatten an den Händen und Armen nicht unerhebliche Verletzungen davonge­tragen. Sie waren am Sonntag in Paris aufge- gestiegen. Da nichts Verdächtiges bei ihnen ge­funden wurde, erhielten sie von der Bürgermeisterei alsbald die Erlaubnis zur Abreise. Der Ballon wurde gleichfalls mit der Bahn nach Paris versandt.

Wien, 25. Okt Die Vermählung des Erz­herzogs Karl Franz Josef, des künftigen österreich­ischen Thronerben, mit der Prinzessin Zita von Bourbon-Parma fand am Sonnabend statt. Kaiser Franz Josef wohnte der Feier bei, er war tief bewegt, trocknete wiederholt mit einem Taschen­tuch seine Tränen und wandte den Blick nicht von dem Brautpaar. Als einziger deutscher Bundes­fürst war König Friednch August von Sachsen an­wesend. Im Hochzeitszug siel ein blasser Mann in schlichtem Mönchshabit auf, es war Prinz Max von Sachsen.

Bukarest, 25. Okt. Ein Liebespaar, wel­ches den vornehmsten Kreisen Rumäniens angehört und dem sich Schwierigkeiten bezüglich der Ver­heiratung in den Weg stellten, hat sich vom Kirch­turm der Ortschaft Kraliowa herabgestürzt und blieb mit zerschmetterten Gliedern liegen.

Paris, 22. Okt. Der bekannte Dichter Paul Faure ist gestern abend, als er seine Wohnung aufsuchte, von Apachen überfallen worden. Sie raubten ihn vollständig aus und ergriffen dann die Flucht. Bisher konnten sie nicht ermittelt werden. Nette Zustände!

Paris, 25. Okt. Die Franzosen haben nun ! auch ihren Hauptmann von Köpenick. Herr Durand, ' an dessen Namen sich noch zwei andere durch je ein „de" verbundene anreihen und dem eine lange Reihe von Titeln folgen, kommt eines schönen Tages in Granville an, bestellt sich das beste Zimmer des ersten Hotels, frühstückt reichlich und geht, in eine pompöse Uniform gekleidet, zum Notar, wo er — ein Schloß kauft. Eine Art von großem Rittergut, das dem Bruder des Abgeordneten ge­hört und die Kleinigkeit von 700 000 Frcs. kostet. Vor einem so großen Namen und dem Titel eines Direktors der Kolonialschule für Ostafrika, vor der prächtigen Uniform — die sich aus dem Zweispitz eines Präfekten, der reichbesetzten Uniform eines höheren Offiziers und der Schärpe eines Bürger­meisters zusammensetzt — muß man doch Respekt und Zutrauen haben und kann nicht nach den Papieren fragen. Herr Durand erläßt Inserate in den Zeitungen, er wirbt Schüler an, die auch sich einstellen und sofort eine Kaution bezahlen; er stellt eine Reihe von Lehrern und Beamten ein, die alle eine ähnliche Uniform tragen wie er und mit denen er im Automobil des Notars, das dieser ihm liebenswürdigerweise zur Verfügung stellt, das Land durchreist. Die Lieferanten, Schneider, Schuster, Pferdehändler beeilen sich, dem Direktor der Kolonialschule ihre Ware zu bringen. Herr

Und siehe, wie über die bleichen, verhärmten Wangen die Tränenflut rieselte, da wich aus ihren Zügen alle Härte und alle Bitterkeit

„O, lassen Tie mich — Sie quälen mich", flehte sie.

In diesem Augenblick ertönte das Zeichen, daß alle Nicht-Passagiere das Schiff verlassen müßten.

„Wir müssen uns trennen", sprach sie leise mit gepreßter Stimme.

„Nicht eher verlasse ich das Schiff", rief Edel­hagen dringend, „bis Sie Ihre Gesinnung ge­ändert, haben."

„Aber, was verlangen Sie denn von mir?"

„Sie sollen mir versprechen, jeden Gedanken an da- Kloster fahren zu lassen."

„Was soll ich denn machen? Soll ich mit meinem Gram im Herzen wieder zur Bühne gehen?"

„Nein, Melitta, das sollen Sie nicht."

Er faßte von neuem ihre Hand, und als sie ihn anblickte, da sah sie, wie seine Augen leuchteten mit warniem, herzbezwingendem Schein.

„MeÜtta, ich weiß ein großes, schönes, stilles Hau»« .4Ls liegt mitten in einem prächtigen, alten