Durand nimmt, zu Pferde und in großer Uniform, an der Seite des kommandierenden Generats an den Manövern teil, er hält ein offenes gastliches Haus, in dem alle Honoratioren von Granville verkehren, einschließlich des Pfarrers. Es scheint wirklich, als ob niemand in.dem Städtchen auch nur einen Augenblick an Herrn Durand gezweifelt hat. Die Posten präsentierten vor ihm, die Post­beamten lieferten ihm die Korrespondenz der Ministerien, die gar nicht für ihn bestimmt war, ohne weiteres aus, und diese Dokumente benutzte er, um allen unbequemen Nachforschungen aus dem Wege zu gehen. Dann aber vollführte er seinen Hauptstreich. Es wird die Ankunft zweier Waggons mit Pulver für die Garnison gemeldet. Herr Durand, der die Meldung entgegen nimmt, als hätte er zeitlebens nichts anderes getan, geht selbst zu dem Obersten, dem er auseinandersetzt, daß dieses Pulver für Brest bestimmt ist. Er über­nimmt es, die Weiterbeförderung zu besorgen und läßt sich zu diesem Zwecke eine Mache geben. Die Waggons werden nach Brest dirigiert, wo der Direktor der Kolonialschule von Granville selbst ein Schiff chartert, das er von oben bis unten besichtigt und auf dem er einen Blitzableiter an­bringen läßt. Aber schließlich mußte der schlaue Hochstapler doch straucheln. Und zwar über die Ehrenlegion. Er hatte offenbar gedacht, eine Dekoration mehr oder weniger würde unter so vielen anderen und bei einer so glänzenden Uniform nichts ausmachen und hatte sich die Ehrenlegion verliehen. Da ereilte ihn das Verhängnis, denn ein kleinlicher Polizei-Inspektor wollte durchaus sein Diplom sehen, und als Durand es nicht vor­zeigen konnte, da wurde enblich der Arg­wohn geweckt. - Die Lieferanten erinnerten sich, daß er ja weder Möbel, noch Uniformen, noch Pferde und Wagen bezahlt hatte; man sah sich seine Uniform näher an und mußte eigentlich ,sagen, daß es eine solche Uniform, wie er sie trug, gar nicht gibtl Endlich wurde ein Polizeibeamter aus Cherbourg beordert, der den falschen Direktor der Kolonialschule verhaften sollte. So endete die ruhmreiche Karriere dieses genialen Betrügers. Die Untersuchung ist im Gange und immer neue verblüffende Einzelheiten kommen zutage. Alles wälzt sich vor Lachen über diesen köstlichen Streich und nur die betrogenen Leute von Granville machen lange Gesichter und kommen sich etwas lächerlich vor. Belustigt schreibt eine Zeitung: Der Scherz hatte einen Monat gedauert. Er würde noch weiter dauern, wenn der Kolonial­beamte sich mit dem Nichamorden begnügt hätte. Lachen wir nicht mehr über Köpenick und seinen Hauptmann."

keiten sind augenscheinlich nicht mehr vorhanden/ und wenn nicht die redaktionelle Fassung ganz unerwarteter Weise noch zu Anstößen und Weiterungen führt, so hofft man bis zum Ende dieser Woche mit den Verhandlungen fertig zu werden.

Paris, 25. Okt. Die dem Quai d'Orsay nahestehenden Blätter glauben, in bestimmtester Form versichern zu können, daß die deutsch­französischen Verhandlungen in längstens 8 Tagen beendet sein werden.

Wien, 25. Okt. Das Auswärtige Amt wurde von der deutschen und von- der französischen Re­gierung vom prinzipiellen Abschluß der Marokko- Verhandlungen verständigt.

Marokko.

Berlin, 25. Okt. Die Pariser Meldungen, wonach der Stand der Kompensationsverhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich als günstig bezeichnet werden könne, werden an hiesiger zu­ständiger Stelle bestätigt. Prinzipielle Schwierig-

Die Revolution in China.

Die Revolution in China dehnt sich immer noch weiter aus, und zwar auch im Norden Chinas, der als besonders zuverlässig galt. Der Führer der Regierungstruppen, General Mntschang, beeilt sich auch nicht allzusehr, an den Feind zu kommen. Seine Hauptmacht stehtnoch immer bei Sinjang- schangt.

Berlin, 25. Okt. Der Chef des Kreuzerge­schwaders hat gemeldet, daß das Flußkanonenboot Vaterland" nach Jschangscha, der Hauptstadt der Provinz Huna am Siangfluß, gefahren ist, das die Aufständischen ohne Kampf besetzt haben. In Hankau ist alles ruhig.

Kanton, 25. Okt. Während vorgestern der neue Tartarengeneral, der am Morgen gelandet war, in der Tschongtschingstraße am Admiralitäts­gebäude vorüberging, wurden von den Dächern be­nachbarter Häuser Bomben herabgeworfen, durch die einige Soldaten getötet wurden. Infolge der Explosion brach in mehreren Häusern Feuer aus, das jedoch bereits gelöscht ist.

Schanghai, 24. Okt Kiukiang ist in die Hände der Aufständischen gefallen. Sie haben den Aamen niedergebrannt. Die Ordnung ist anscheinend sonst nicht gestört worden.

Berlin, 25. Okt. Mit etwa vierhundert Millionen Mark ist Deutschland an den chinesischen auswärtigen Anleihen beteiligt. Die deutschen In­haber solcher Papiere brauchen sich aber keinerlei Besorgnissen angesichts der herrschenden Unruhen hinzugeben, denn die Anleihen sind durch die Zoll­einnahmen Chinas gesichert. Die an den Börsen herrschende Nervosität und Geschäftsunlust entspricht der Unsicherheit wegen der Zukunft.

Park, von keines Menschen Auge zu erreichen. Dieses Haus ist mein eigen. Es hat seit Jahren seinen Herrn nicht in seinen Mauern gesehen. Fremde Hände halten das Besitztum imstand. Alles harrt des Augenblicks, da der Herr ein­ziehen wird. Nun, ick) bin des Wandern? müde, denn ich habe ja das ungewisse Ziel meiner Fahrten gefunden. Melitta, kommen Sie mit mir! Nehmen Sie mein Haus als Ihre Heimat, mein Herz und meinen Namen."

Und als sie schweigend vor sich hinblickte, fuhr er noch eindringlicher fort:

Melitta, ich weiß, Sie haben mich geliebt. Es ist seit jener Zeit nichts geschehen, das diese Liebe hätte aus Ihrem Herzen reißen können. Melitta ich bitte Sie sehen Sie mich doch an!"

Der alte Eigensinn hob noch einmal sein Haupt empor, es war eine müde, kraftlose Bewegung Doch die Seele sprang auf und warf über den finsteren Feind ihren leuchtenden Purpurmantel. Da sank er in sich zusammen und mit glück­lichem Lächeln schwebte die Siegerin segnend zur Höhe.

* -i-

Das Schiff war abgefahren.

Am Pier stand Edelhagen und blickte gedanken­verloren über das schimmernde Wasser,' bis die Abendnebel das ferne Fahrzeug in ihre graue Hülle einschlossen.

Dann wandte er sich um ein tiefer, erleich­ternder Seufzer hob seine Brust.

Nun kommt meines Lebens besserer Teil", murmelte er vor sich hin.

Und mit einem tiefen Glanz in den Augen und einem glücklichen Lächeln in den ernsten Zü­gen schritt er langsam der Stadt zu.

Ende.

Ms Ziattt unü Umgebung.

Wildbad, 26. Okt. (Postalisches.) Vom 1. November d. I. an haben die Absender auch den Packeten des inneren württembergischen Ver­kehrs P acketad ressen beizugeben, sodaß nun­mehr zu jedem Postpacket eine Packetadresse nötig ist.

Di^ Gewerbliche Fortbildungs­schule beginnt mit dem Winterunterricht am Mon­tag den 30. Oktober, abends 7 Uhr, in den Sälen des Realschulgebäudes; die weibliche Fortbil­dungsschule am Dienstag den 31. Oktober, nach­mittags 4 Uhr, daselbst.

(Für Reservisten und Landwehr­leute.) In einzelnen Zeitungen wird mitgeteilt, daß die Versäumnis einer Kontrollversammlung nicht mehr mit Arrest bestraft wird, und daß der Kontrollpflichtige, der kurz vor einer Kontrollver- sammlung eine Uebung abgeleistet hat, von dem Besuch der Kontrollversammlung befreit ist. Beides -trifft nicht zu. Die bisherigen Paßbestimmungen 'bleiben bestehen. Befreiung von der Kontrollver­sammlung kann nur durch das Bezirkskommando verfügt werden.

Wildbad,'26. Okt. (Vorsicht mit In­valid en marken!) Fortgesetzt wird bei den Ortsbehörden wahrgenommen, daß solche Personen, die ihre Quittungskarten in eigener Verwahrung haben, diese nicht rechtzeitig, d. h. innerhalb zweier Jahre nach dem Ausstellungstag, Umtauschen und somit ihren Rechtsanspruch (die Anwartschaft) an die Kaffe der Invalidenversicherung verlieren. Nun ! bringt die am 1. Januar 1912 in Kraft tretende ! Invaliden- und Hinterbliebenennersicherung viele 'neue Rechte und Pflichten, es werden z. B. die Wochenbeiträge erhöht, andererseits auch die An­sprüche der Versicherten so wesentlich erweitert, daß die Quittungskarte für den Inhaber künftig eine größere Bedeutung haben wird, wie seither. So- ! dann aber werden die Bestimmungen über Wieder- l aufleben einer erloschenen Anwartschaft für Ver- ! sicherte, die das 40. Lebensjahr vollendet haben, l so verschärft, daß ein rechtzeitiges Einkleben der j Beitragsmarken und ein Umtauschen der Quittungs- > karten innerhalb der gesetzlichen Frist von 2 Jahren /dringend nötig ist. Nähere Auskunft wird von der Behörde solchen Personen gerne erteilt, die abge- ^ laufene Quittungskarten in eigener Verwahrung und die Erneuerung der Invalidenversicherung seit­her versäumt haben.

Wild ad, 26. Okt. (Handwerkskammer Reutlingen!) Der Vorstand der Kammer befaßte sich in seiner am 20. ds. Mts. abgehaltenen Sitzung u. a. mit folgenden Fragen: Eine Eingabe der Deutschen Müllerbundes an den Bundesrat betr. Erlassung eines Getreideausfuhrverbots, Aufhebung der Einfuhrscheine etc, wird in Anbetracht der Bedeutung dieser Fragen der demnächst stattfindenden Vollversammlung zur weiteren Behandlung über­wiesen. Anläßlich der Behandlung dieser Eingabe, deren Tendenz der Vorstand im allgemeinen zu­stimmt, soll dann auch die Frage der Fleisch­teuerung behandelt werden. Der Verein der Industriellen des Regierungsbezirks Köln hat an den Reichstag eine Eingabe gerichtet, welche sich gegen die im Entwurf eines Versicherungsgesetzes für Privatangestellte vorgesehene Regelung der i Sonderkassen richtet. Ueber diese Eingabe, die zur Unterstützung unterbreitet worden ist, wird zur Tagesordnung übergegangen. Eine Reihe Gesuche , von Bäckermeistern des Kammerbezirks um Dis­pensation von den Vorschriften der §8 1 und 2 der Min.-Verf. betr. die Einrichtung und den Betrieb von Bäckereien vom 12. März 1909 werden den zuständigen Oberämtern befürwortend vorgelegt.

An die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel werden mehrere Gutachten erstattet. Zum Zwecke der Regelung des weiblichen Lehrlings­wesens wird eine besondere Kommission eingesetzt, welche diese Frage weiter behandeln wird, sodaß die nächste Vollversammlung Stellung zur ganzen Frage nehmen kann. Weiter werden die Stellen der Vorsitzenden der Gesellenprüfungsausschüsse der Handwerkskammer in Lchramberg und Ebingen für den Rest des Jahres neu besetzt. Einige Ge­suche um Abkürzung der Lehrzeit werden angesichts

, der besonderen Umstände (Konkurs des Lehrherrn)

^ genehmigt. Der geschäftsführende Ausschuß des Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertags beschäftigt sich in seiner am 25. d> M. stattfindenden l Sitzung mit der Frage der Besserung des privaten Submissionswesens und hat die Handwerkskammer Reutlingen um Erstattung des Referats ersucht. Handwerkskammersekretär Hermann wird mit der Erstattung des Referats beauftragt, gleichzeitig wird eine aus fünf Bauhandwerkern und zwei Baugewerbetreibenden bestehende Kommission für ' diesen wichtigen Gegenstand unter dem Vorsitz von , Schreinermeister Vollmer-Rottenburg eingesetzt.

§ Lasset die Handwerksleute nicht

'warten auf ihren Lohn! Diese Worte sind ! jetzt mehr als je angebracht in Anbetracht der vor dem Winter nötigen Anschaffungen für den Haushalt und der allgemein hohen Preise für alle Bedürfnisse des Lebens I Auch hier gibt es Einzelne,

. die über alles Herkommen lange dem Handwerker und Geschäftsmann die Zahlung vorenthalten, ob- ' wohl die geleistete Arbeit mit allen Selbstauslagen ^ prompt verlangt und auch geliefert wurde, ein rücksichtsloses Gebaren, gegen das ernstlich Front gemacht werden muß. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, Besserung zu schaffen!

Neuenbürg, 25. Okt. (Schwerer Sturz).

- Am Samstag nachmittag fiel der Maurer Schüßler aus Schwann hier von einem Neubau herab und außerdem fiel ein Haufen Dielen auf den Abge­stürzten. Er erlitt so schwere Verletzungen, daß wenig Hoffnung auf Erhaltung des Lebens ist.

Marktberichte.

Heilbronn, 24. Okt. (Obstmarkt.) Most­obst 57 Mk.. Tafelobst: Birnen 913 Mark, Aepfel 1220 Mk., Quitten 1213 Mk. pro 50 Kilo. Zufuhr läßt allmählich nach.

Maulbronn. Königl. Weingut Elfinger Berg, 24. Okt. Heute letzter Verkauf mit außerordent­lich hohen Preisen: 11 Hektoliter weißer Riesling 240280 Mk., 50 Hektoliter Trollinger 230240 Mark, 8 Hektoliter Nachlese 200 Mark, je pro 1 Hektoliter.

Getränke, die Reizstoffe enthalten, greifen Magen und Nerven an und sind deshalb zum täglichen Genuß nicht geeignet. Ein Getränk dagegen, das nach dem Urteil ärztlicher Autoritäten keinen einzigen schädlichen Stoff ent­hält und jedermann immer gut bekommt, ist Kathreiners Malzkaffee. Seiner großen Bekömmlichkeit und seinem aromatischen Wohlgeschmack verdankt Kathreiners Malz­kaffee seine immer wachsende enorme Verbreitung in allen Kulturländern der Erde. Rechnet man noch seine große Billigkeit hinzu, so wird es jedem klar, daß Kathreiners Malzkaffee das beste und empfehlenswerteste tägliche Ge­tränk ist.

Nachschrift.

Petersburg, 24. Okt. In hiesigen diplo­matischen Kreisen verlautet, daß die Mächte jegliche Vermittlungsvorschläge endgültig aufgegeben haben und solche in absehbarer Zeit nicht erneuern werden, weil die Forderungen Italiens und die der Türkei gerade entgegengesetzt find. Man sieht hier die politische Weltlage als sehr ernst an.