Wald durchaus unschädlich, für die Landwirtschaft durchaus nützlich ist. In Württemberg werde von dem Augenblick an der Ruf „Streunot" verstummen, wo die überall stets und reichlich von der Forstverwaltung angebotene Nadelreisstreu allgemein ihren Einzug in die Stallungen gehalten haben werde.
Calw, 20. Okt. Ein unwillkommenes HochzeitS- geschenk erhielt in letzter Woche ein Brautpaar, als es mit den Hochzeitsgästen an der Tafel saß. Als die Hochzeitssträuße verteilt wurden, trat ein Mädchen herein und legte dem Bräutigam ein kleines Kind vor mit dem Bemerken, es wolle ihm zu seinem Hochzeitstag auch ein Geschenk überreichen. Die Verblüffung des Bräutigams und der ganzen Hochzeitsgesellschaft kann man sich denken.
Freudenstadt, 20. Okt. Am Montag weilten Minister v. Pischek und Stadtschultheiß Lautenschlager von Stuttgart mit weiteren Sachverständigen hier, um Augenschein von einigen Plätzen zur Erbauung eines Bramtenerholungsheims zu nehmen. Es kommt ein Bauplatz in der Nähe vom Waldhotel Stokinger beim Lauterbad in Betracht, auch ist ein Platz auf der Rodter Höhe (Station Loßburg-Rndt) angeboten, und, wie man hört, auch ein solcher in Alpirsbach. Eine endgültige Entscheidung ist jedoch noch nicht getroffen.
Schramberg, 20. Okt. Im Seedorfer Wald stießen jüngst Waidmänner auf das Lager eines Unbekannten, der eben auf einem Feuer kochen wollte. Da sich an dem Platz verschiedene Einbruchwerkzeuge vorfanden, nahmen sie den Verdächtigen fest und übergaben ihn der Polizei in Seedorf. Bald stellte es sich heraus, daß der Verhaftete von der Gendarmerie schon lange gesucht ist und die Gegend durch Diebstähle unsicher gemacht hat.
Tübingen, 20. Okt. Der Burschenschaft Germania, die das Uhlandshaus erworben hat, wurde der Lehnstuhl UhlandS, den er am Schreibtisch täglich benützte, geschenkt.
Marbach, 18. Okt. Bei der Brücke zwischen Murr und Marbach ist heute der frühere hiesige Stationskommandant, jetzige Kaufmann Karl Eckstein, an der Murrmündung, mit dem Kopf im Wasser stehend, tot im Neckar aufgefunden worden. Die GerichtSkommission stellte zwar am Kopf des Toten eine Schnittwunde fest, doch wird angenommen, daß ein Unglücksfall vorliegt. Eckstein war auf dem Heimweg begriffen, ist anscheinend vom Wege abgekommen und in den Neckar geraten. Die umlaufenden Gerüchte über einen Raubmord scheinen sich demnach nicht zu zu bestätigen.
Neckarsulm, 19. Okt. Ueber das Befinden des bei einer Automobilfahrt verunglückten Direktors der hiesigen Fahrradwerke, Hardt in Berlin, sowie seines Chauffeurs Wöhr liegen günstige Nachrichten vor. Bei beiden besteht keine Lebensgefahr und sie dürften bald aus dem Krankenhaus entlassen werden können, namentlich der Chauffeur, der nur Schürfungen am Kopfe erlitten hat.
Göppingen, 18. Okt. Als gestern abend der Schutzmann Wolf den 18jährigen Fuhrknecht Lang in der GeiSlingerstraße zur Rede stellte, weil er seinen Wagen nicht beleuchtet hatte, schlug Lang den Schutzmann mit der Peitsche nieder und verletzte ihn so schwer, daß er von der Sanitätskolonne weggeschafft werden mußte. Als ein zweiter Schutzmann zu Hilfe eilte, wandte sich Lang auch gegen diesen mit der Peitsche, kam aber diesmal an den Unrichtigen, denn im Handumdrehen war ihm die Peitsche entwunden und der gewalttätige Bursche gefesselt, worauf er zur Wache geschafft wurde. Er sieht nunmehr einer hoffentlich exemplarischen Bestrafung entgegen.
Kirchheim u. T., 18. Okt. Bei Einbruch der Dunkelheit stellte der Sägmühlebesitzer Goll
wegen einer Reparaturvornahme das Wehr ab. Auf dem Rückweg glitt er auf dem schmalen Uferrand aus und stürzte in das 5 m tiefer gelegene Bett der Lindach. Sein Sohn vermißte und suchte ihn. Er fand den Vater auf dem Gesicht liegend tot in der Lindach auf.
Saulgau, 20. Okt. In der Nähe der Stadt fuhr ein Monteur den 63 Jahre alten Joseph Schirmer mit dem Rad zu Tode. Der Täter, der weder ein Glockenzeichen gegeben, noch sein Rad vorschriftsmäßig beleuchtet hatte, suchte zu entwischen, konnte aber alsbald ermittelt werden.
In Appen dorf O.-A. Waldsee, wurde einem 36 Jahre alten Zimmermann in der Mühle ein losgerissenes Stück Holz derart an den Kopf geschleudert, daß er bald darauf den erlittenen Verletzungen erlag,
Nom Rodensee, 19. Okt. Der Fischer Martin Bruderhofer von Staad hat mit einem einzigen Zug 18 Zentner Brachsen gefangen. Ein so guter Fang ist seit vielen Jahren nicht mehr gemacht worden. — Zwischen Radolfzell und Markelfingen ist Dr. Bader mit seinem Automobil in einen Straßengraben gefahren. Das Auto wurde völlig zertrümmert. Dr. Bader und eine Dame, die bei ihm saß, erlitten lebensgefährliche Verletzungen.
Pforzheim, 20. Okt. Der Stadtrat beabsichtigt, während des Winters den Kindern bedürftiger Eltern warmes Frühstück, bestehend aus Milch und Brot, gegebenenfalls auch Mittagessen, bestehend aus Suppe und Brot, verabreichen zu lassen.
Pforzheim, 20. Okt. Einen seltsamen Fund machte der Hausknecht einer hiesigen Goldwarenfabrik. Als er im Keller ein Rattennest suchte, entdeckte er unter einem Haufen Ziegelsteine einen emgeschmolzenen Goldklumpen von 200 Gramm Gewicht (Wert ca. 500 Mk.) sowie 25 durchschnittene halbe Zwanzigmarkstücke, wie man solche inBijouterie- fabriken zur Herstellung von Goldwaren einschmelzt. Wahrscheinlich hat ein diebischer Arbeiter das Gold, das er zur Fabrikation erhalten hatte, einstweilen im Keller versteckt.
Baden-Baden, 20. Okt. (Fahrt des Militärluftschiffs U. 2. 9.) Als das Luftschiff zwischen Koblenz und Metz fuhr, machte sich ein äußerst starker Nebel bemerkbar. Es bestand die Gefahr, daß das Luftschiff der französischeu Grenze zu nahe komme, weshalb der Kurs geändert und Metz nicht überflogen wurde. Bereits zwischen 6 und 10 Uhr wurde von dem Luftschiff aus die Baden-Badener Luftschiffhalle gesichtet, in deren Umgebung I-. 2. 9 bis zur Ausfüllung der insgesamt 20 Stunden langen Fahrt kreuzte, endlich über Baden-Baden eine Schleifenfahrt ausführte und um 3 Uhr 18 Minuten vor der Halle landete. Die Fahrt verlief ausgezeichnet. Propeller und Steuer arbeiteten tadellos. In der Gondel befanden sich Graf Zeppelin, Oberst Messing, Major Groß, Oberingenieur Glund, der künftig die Führung der „Schwaben" übernehmen wird. Die Abnahme der Luftkreuzers durch die Militärbehörde ist gestern erfolgt. Eine der Hauptbedingungen für die Abnahme war eine achtstündige Fahrt in 1200 m Höhe. Am Samstag wird U. 2. 9 nach Friedrichshafen zurückkehren. Die Gräfin Zeppelin war nach Baden-Baden gekommen, um ihren Gatten zu seinem neuesten großen Erfolg zu beglückwünschen. Die Stadtverwaltung hatte dem gräflichen Paar einen prächtigen Blumenstrauß überreichen lassen.
Berlin. In der Bundesratssitzung am Donnerstag wurde u. a. folgenden Vorlagen die Zustimmung erteilt: Aenderungen und Ergänzungen des Warenverzeichnisses zum Zolltarif und Anleitung für die Zollabfertigung; Schenkungsabgabe für Zuwendungen an Kirchen und juristische Personen, die aus
dunklen Himmel, um nicht die Gespenster sehen zu müssen, die in den Winkeln der Zelle umherkrochen.
Und vor seinen Augen verwandelte sich das Millbank - Gefängnis plötzlich in Wandsworth - Gaol, den berüchtigten Ort, zu dem schwere Verbrecher am Tage vor ihrer Hinrichtung geschleppt werden. Und wirklich — durch die Stille der Nacht tönte das klägliche Gewimmer eines Armesünderglöckchens.
Der einsame Mensch warf sich von der Mauer zurück und entfloh.
Am Fuße der Vauxhall-Road-Pier, wo die schwarzen, trüben Wellen der Themse in trägem Laufe dunkelgrünen Schlamm an die Steinquadern heften, hing eine Jolle. Ein Mensch saß darin, ein alter, rauher Schiffsknecht, er hatte eine blakende Laterne neben sich stehen und hämmerte brummend und fluchend auf einem zerbrochenen Ruder herum.
Er wußte nicht, warum er plötzlich den Kopf hob und an der Piermauer hinaufblickte. Aber er tat es — und er sprang erschrocken auf seine Füße, warf seinen Hammer zur Seite und riß!
die Laterne in die Höhe. Ueber die Kaimauer beugte sich eine Gestalt zum Wasser hinab, ein Mensch mit einer Teufelsfratze. Beide glotzten sich an, beide, wie es schien, gleich entsetzt. Und plötzlich, wie er gekommen war, wandte der Spuk sich um und verschwand in der finsteren Nacht. Der Schiffsknecht aber setzte sich wieder auf seine Bootsbank und starrte nachdenklich vor sich nieder in das dunkle, schleichende Element, und dachte dabei über die Erscheinung nach. Noch vor wenigen Stunden hatte sein Weib ihm prophezeit, daß ihn der Teufel lebendig holen werde. Hatte er sich nun angemeldet?
Und tiefer senkte sich die Nacht über London herab. Dort, wo in engen, winkligen Gassen die Nacht finsterer ist als anderswo und die Sonne sich scheut, mit ihren reinen Füßen zwischen die niedrigen, windschiefen Häuser zu treten, in diesen Labyrinten irrte ein Mensch umher. Grausige, öde Einsamkeit lief vor ihm her — geheimnisvolles, gespenstisches Flüstern folgte seinen Spuren. Aus tiefen Winkeln und verborgenen Höhlen wiesen unsichtbare Finger auf ihn. Er merkte es nicht. Er merkte nicht, daß eine Gestalt ihm folgte wie
schließlich kirchliche, mildtätige oder gemeinnützige Zwecke verfolgen; Vereinbarung mit Japan über das Konsulatwesen; Vertrag mit Großbritannien über die gegenseitige Auslieferung von Verbrechern zwischen Deutschland und gewissen britischen Protektoraten.
— Der Reichstag hat gestern und vorgestern über die Handhabung des Vereins- und Versammlungsgesetzes debattiert und ist dann in die ersten Lesungen betr. das Privatbeamten-Versicherungs- gesetz eingetrelen.
Berlin, 20. Okt. Wie der Blumenauer Urwaldbote telegraphiert, ist der durch die Ueber- schwemmungen in der deutschen Kolonie Blumenau (Amerika) angerichtete Gesamtschaden unberechenbar. Der Privatschaden wird auf Millionen geschützt.
Berlin, 19. Okt. Das Luftschiff Schwaben ist gegen 3.35 Uhr über Berlin eingelroffen. Es näherte sich längs der Lehrter Bahn, flog über Charlottenburg nach dem Brandenburger Tor, die Straße Unter den Linden entlang nach dem königlichen Schloß und machte über dem Alexanderplatz eine Wendung gegen Johannistal, wo es um 4 Uhr ankam. Um 4 40 Uhr ging das Luftschiff etwa 100 Meter vor der Ballonhalle glatt nieder.
— Am 11. Oktober hat der Reichs- und Staatsanzeiger in seinem amtlichen Teil folgende Notiz gebracht: „Schaumburg-Lippe. Se. Hochfürstliche Durchlaucht, der Fürst Georg, hat gestern sein 67. Lebensjahr vollendet. Der Geburtstag des Landesherrn wurde in Stadt und Land festlich begangen." Zu dieser Notiz bemerkt das Berliner Tageblatt: Fürst Georg ist am 29. April 1911 gestorben, was eigentlich das offizielle Organ des Deutschen Reiches und des Königreichs Preußen inzwischen in Erfahrung gebracht haben sollte. Köstlich ist der Zusatz, daß der Geburtstag des Landesherrn m Stadt und Land festlich begangen wurde. Doch dürfte gerade diese Bemerkung in dem kleinen Bundesstaat deshalb um so peinlicher berührt haben, als der Geburtstag des verstorbenen Landesherrn durch eine Trauerfeier in der Hauptstadt und in den meisten Kirchen deS Ländchens begangen wurde.
Aachen, 20. Okt. Der Kaiser hat dem Schöpfer des Kaiser Friedrich-Denkmals, Professor Lederer, die große goldene Medaille für Kunst verliehen.
Aachen, 20. Okt. Auf der Kleinbahn Aachen- Stollberg schlug ein Wagen an einer Weiche um. Sechs Personen wurden schwer, 12 leichter verletzt. Die Schwerverletzten wurden nach dem Spital von Forst gebracht.
Saarbrücken, 18. Okt. Von den 144 000 Mark, die von dem in London verhafteten Banklehrling bei der Firma Röchling in Saarbrücken veruntreut wurden, sind bei der Durchsuchung der Wohnung des Verhafteten in der Londoner Vorstadt Hamstaed 100 000 Mk. in deutschen Banknoten beschlagnahmt worden.
Reichend erg i. B., 18. Okt. In verflossener Nacht wurde die ausgebreitete Kurhausanlage in Bad Liebenwerda im Jsergebirge ein Raub der Flammen. Durch den Sturm war der ganze Ort bedroht.
Hamburg, 19. Ott. Die Bürgerschaft nahm den Gesetzentwurf auf Erhebung einer Lustbarkeitssteuer an. Die Steuer soll 1 100000 Mark ertragen.
Nürnberg, 18. Okt. Heute ist hier ein Denkmal Schuckerts, des bekannten Elektrotechnikers und Gründers der Firma, enthüllt worden.
Wien, 20. Okt. Die italienische Regierung bereitet ein neues Ultimatum an die Türkei vor,, um diese zur Annahme der italienischen Friedensbedingungen zu nötigen. Italien wird darin drohen,
ein Schatten. Diese Gestalt näherte sich ihm. Nun war sie an seiner Seite und schob ihren Arm unter den seinigen.
Er zuckle auf — da sprach die Gestalt leise Worte zu ihm.
Diese ganze Gegend schien aus einer Versammlung dicker, unförmiger, plumper Ungeheuer zu bestehen, die in großen, wirren Reihen nebeneinander hockten und vor sich hinbrüteten.
Hierher wurde der willenlos einherstolpernde Mann geschleppt. Als sie in den Schein einer trüben Laterne kamen, hörte man einen gellenden Schrei.
„Hu — hu — der SatanI"
Stimmen wurden laut. Eine Tür knirschte in ihren Angeln. Unter der Laterne erschienen dunkle Gestalten.
„WaS gibt's da?" schrie eine brutale Stimme.
„Da, da ist Night-owII Was schreist du, alte Schlange?"
„Da — der Satan!"
Wieherndes, tolles Gelächter antwortete.
„Wo ist er? Zeig ihn mir. Black Tom wird ihm beweisen, daß er sich vor dein Satan nicht fürchtet." (Fortsetzung folgt.)