Klilttkcbau.
Stuttgart, 13. Okt. Die Amtsbezeichnung „Seminaroberlehrer" ist vom Kultministerium für die Oberlehrer an den Lehrer- und Lehrerinnenseminaren für die Volksschulen festgesetzt worden.
Stuttgart, 15. Okt. Rechtsanwalt Kahn und Fabrikant Eitle unternahmen gestern abend im Ballon eine Fernfahrt, die 14 Stunden dauerte und bei Appenweier endete.
Eßlingen, 15. Okt. Die Kollegien haben sich um das im Jahre 1913 abzuhaltende schwäbische Liederfest beworben und die jeweils verlangte Garantiesumme von 20 000 Mk. gezeichnet.
Waiblingen, 15. Okt. Ein hiesiger Bürger bemerkte, als er seine zwei Eimer haltende Mostbütte abfüllte, daß der Most einen üblen Geruch an sich hatte und kaum genießbar war. Die chemische Untersuchung ergab, daß dem Most Kampfer zugesetzt wurde. Man vermutet einen Racheakt.
Walddorf, 14. Okt. Hier blüht gegenwärtig ein Apfelbäumchen mit ca. 50 Sträußchen.
Altensteig, 16. Okt. Wie wir hören, beabsichtigt der hies. Schwarzwaldbezirksverein am Sonntag den 22. Oktober abends im Saale des Gasthofs zum „grünen Baum" hier eine große Lichtbilder-Vorführung: „Der Schwarzwald und sein Leben" zu veranstalten. Die Darstellung erfolgt durch den als vortrefflicher Landschaftskenner und packender Erzähler rühmlichst bekannten Hof- Photographen Blumenthal in Wildbad, der seinen begleitenden Vortrag mit sprudelndem Humor auszugestalten versteht.
Calw, 14. Okt. Der allgemein unter dem Namen „Peter von Emberg" bekannte Fuhrmann und Landwirt Peter Rentschler von Emberg führte gestern einen Wagen Kraut nach Pforzheim. Auf der Heimfahrt heute früh kam zwischen Oberreichenbach und Rötenbach den Zettelberg herunter der Wagen ins Rollen. Beim Versuch, denselben aufzuhalten, geriet ein Begleiter Rentschler's unter die Räder und wurde zur Seite geschleudert, eine Strecke weiter unten muß der Wagen umgeschlagen sein, Rentschler unter sich begrabend. Tot wurde er neben der Straße liegend von seinem Begleiter, der sich inzwischen wieder aufgerafft hatte, gefunden. Der Verstorbene hinterläßt eine Witwe und 2 erwachsene Söhne, denen sich allgemeine Teilnahme zuwendet.
Auf dem Bahnhof in H orb wäre infolge einer Verwechslung mit einem gesuchten Saarbrückener Bankdefraudanten, der 144000 Mark unterschlagen hat, beinahe der Münchener Charakterdarsteller Spannagel verhaftet worden; er konnte sich durch einwandfreie Papiere sofort legitimieren.
Schramberg, 15. Okt. Beim Graben eines Brunnens ist in Lauterbach der ledige Küfer Wendelin von einstürzenden Erdmussen verschüttet worden. Er konnte nur noch als Leiche geborgen werden.
Bei der gestrigen zweiten Schultheißenwahl in Bieringen wurde mit 64 von 94 abgegebenen Stimmen Schreiner Josef Schorp zum Ortsvorsteher gewählt.
Gündelbach, O-A. Maulbronn, 13. Okt. Während der Mühlenbesitzer Krumm gestern mittag auf dem Felde arbeitete, drang ein Einbrecher in seine Wohnung ein. erbrach eine Kommode und entwendete daraus 500 Mk. Vor vier Wochen wurden auf die gleiche Weise 800 Mk. gestohlen.
Tübingen. 16. Okt. (.Beschlagnahme.) In einer hiesigen Wirtschaft wurden 1700 Liter Wein beschlagnahmt, weil sie gegen das Weingesetz verstoßen.
Böblingen, 15. Okt. Die Herbst-Wander- versammlung der Nationalliberalen Partei fand heute, begünstigt vom prächtigsten Wetter, hier statt.
Im Oberamt Heidenheim wurde ein Schwarm
„Du bist noch auf 2"
„Ja — was gibt's denn?"
„Etwas ganz Merkwürdiges. Ich glaube, es war zwecklos, daß ich Wield nach Oesterreich schickte."
„Wieso?" rief Edelhagen erregt.
„Soehen brachte dein Landsmann Doktor Goldschmidt mir einen seltsamen Besuch ins Haus — Melitta Strakeau."
„Was — sagst du da?"
„Ja, die Gattin Strakeaus. Goldschmidt und der Baronet Langley sahen sie in der Nähe des Dorset-Square, in einem Zustande, wie Goldschmidt mir schilderte, der an den Schlafwandel einer Somnambule erinnerte. Du weißt, daß Langley sie kannte, und in seiner vor nichts zurückschreckenden Schuftigkeit machte er Jagd aus sie. Gold- schmidl indes vereitelte Langleys Absichten auf die halb Bewußtlose und brachte sie hierher —"
„Brachte sie hierher?"
„Ja, sie äußerte sich zu Langley, der sich als ein Freund von dir vorstellte, sie wollte zu dir. Uebrigens mag Goldschmidt dir gelegentlich die interessanten Details dieser Szene erzählen. Komme
Schneegänse, etwa 50 Stück, gesehen, welche dem, Süden zuzogen.
In Brackenheim ist ein schweres Schwein, das kürzlich verkauft worden ist, aus dem Stalle seines neuen Besitzers ausgebrochen, hat im eiligsten Schweinegalopp den weiten Weg zu dem Stalle seines früheren Besitzers zurückgelegt und behaglrch grunzend dort Einlaß begehrt. Es giebt also auch ein Schweine-Heimwehl —
Reute, OA. Gaildorf, 13. Okt. Ein Jägerstücklein und zwar ein buchstäblich wahres! Kam da kürzlich — vermutlich von einem Nimrod oder seinem Jagdhund ausgescheucht — ein Feldhase zur oberen Tür des zum Kloster gehörigen Hauses St. Elisabeth in gestrecktem Galopp hereingerast — die Treppe hinunter und flugs in die Küche hinein! Zitternd schlüpfte das Tier in einen Winkel der Küche. Nach dem Vorbild des hl. Franziskus suchten die Schwestern das arme Häslein zu beruhigen, öffneten dann die Tür ins Freie und dankbaren Herzens nahm der Hase seinen eiligen Lauf ins Freie hinaus. Hoffentlich hat ihm nicht alsbald wieder der feindliche Jagdhund die goldene Freiheit vergällt.
Buchau, 15. Okt. Gestern früh wurde unser Federseestädtchen durch eine schlimme Tat nachbarlicher Zwistigkeit in Aufregung versetzt. Ein junger Müller verübte aus einen Gärtner ein Revolveraltentat. Der erste Schuß ging fehl, der zweite traf den ruhig arbeitenden Alaun in den Rücken.) Die Kugel wurde in der Bauchhöhle gefunden.! Der Täter wurde verhaftet. An dem Aufkommen des schwer Verletzten wird gezweifelt.
Schloß Mainau, 13. Okt. Das Groß- herzogSpaar fuhr heute nachmittag zu Besuch des Königs und der Königin von Württemberg von Mainau mit Sonderschiff nach Friedrichshafen, nahmen dort an der Frühstückstafel teil und kehrten im Laufe des Nachmittags nach Schloß Mainau zurück.
Kempten, 14. Okt. Die Dienstmagd des Schmiedmeisters Roller in Fellheim wurde gestern nachmittag von einem Einbrecher angefallen und durch Schläge mit einer Feile schwer verletzt. Als Roller mit einem Revolver in das Zimmer zur Hilfe eilte, erhielt auch er bedeutende Verletzungen. In der Notwehr schoß der Schmied auf den Einbrecher, der getötet wurde. Er ist ein Kaufmann Grimmer aus Deiting bei Donauwörth.
Säckingen, 13. Okt. Ueber ein heiteres Stückchen berichtet die „Volkswacht": Hier wurde der Frauentag des Bad. Fraueuvereins gehalten, bei welchem Anlaß auch der Besuch der Großherzogin erwartet wurde. Wie üblich, stellte sich zur Begrüßung des fürstlichen Besuchs die Stadtkapelle in der Nähe des Triumphbogens auf, um eine Probe ihrer Kunst zum Besten zu geben. Das gesamte Musikkorps hatte echte Hotzenwälder Tracht angelegt. Die Großherzogin, sichtlich erfreut über den hübschen Anblick der landsmännischen Kostüme, dankte dem Kapellmeister und zog ihn in ein kurzes Gespräch. „Nicht wahr", fragte sie u. a., „Sie sind gewiß ein gebürtiger Säckinger?" Worauf der also Angeredete mit etwas verlegenem Lächeln antwortete: „Ach nein, ich bin leider ä Sachse!" Dann wandte sich die Fürstin an den nächststehenden Jünger Chopins in Landestracht: „Nicht wahr, aber Sie sind doch ein Säckinger?" „Nein, K. Hoheit, ich bin ein Oestereicherl" Aller guten Dinge sind drei, dachte offenbar die Fürstin, und fragte nun noch einen weiteren, ebenfalls in hübscher Hotzenwälder Tracht gekleideten Musiker: „Ach nei — ich bin a Schweizer!" lautete die mit heroischem Mut gegebene Antwort. Die Großher- in soll auf weitere Fragen gern verzichtet haben.
Berlin, 13. Okt. Aus dem üblichen
nun mit in den Salon, sie sitzt dort und wartet auf dich, und zwar in einem seelischen Zustand, der mich veranlaßte, sofort «ach Doktor Stanhope zu telephonieren."
Beide schritten die Treppe hinab. Edelhagen wechselte mit Goldschmidt einen stummen Händedruck. Dann trat er in den Salon. Die beiden anderen Herren blieben auf der Schwelle stehen.
Melitta kauerte noch in derselben Haltung in dem Sessel, bewegungslos, ohne jede Teilnahme. Erst als Edelhagen zu ihr trat, sie leise bei der Schulter berührte und ihren Namen nannte, hob sie den Kopf.
Dann aber, als sie ihn erkannte, schrie sie jäh auf und erhob sich mit einer hastigen schwankenden Bewegung. Sie schlug ihren Mantel auseinander und hielt mit abgewandtem Haupte einen Gegen-! stand vor Edelhagen hin, bei dessen Anblick ein mehrstimmiger erstaunter Ausruf ertönte.
Dann hielt Edelhagen das kostbare Familienerbstück, die geliebte alte Amatigeige, in 'seinen Händen. Mit zitternden Fingern strich er über daS schlichte brärkne Holz, über die Saiten, beitastete das Griffbrett und versicherte sich, daß in
, Rechenschaftsbericht, den die Zentralstelle der sozialdemokratischen Gewerkschaften über die Streiks und Aussperrungen abgelegt, ist zu ersehen, daß kein anderes Jahr der Streikkasse so tiefe Wunden geschlagen hat, wie daS Jahr 1910. 18st- Millionen Mark hat sie an die Streikenden ausbezahlt, und davon sind 12 Millionen durch die Maßnahmen der Arbeitgeber „verschuldet", die die Arbeiter gegen ihren Willen zum Feiern nötigten. Wenn man nun zu dieser Summe den den Arbeitern entgangenen Verdienst rechnet, so ergibt sich ein Gesamtaufwand von 45ff- Millionen Mark für Streiks und Aussperrungen. Wenn der Arbeiter daraus nicht erkennen lernt, daß diese oft aussichtslosen Machtproben zu einer abscheulichen Auspowerung seines Standes führen müssen, ist ihm nicht mehr zu helfen.
Berlin, 14. Okt. Die Arbeiterschaft von Groß-Berlin veranstaltet am Dienstag einen Protest gegen die immense Steigerung der Lebensmittelpreise. In 78 Volksversammlungen sollen am Abend des Zusammentritts des Reichstages die Forderungen gegenüber der wirtschaftlichen Not formuliert werden.
Köln, 14. Okt. Das Verfahren gegen den Pfarrer Traub wird am nächsten Montag seinen Anfang nehmen. Traub ist auf diesen Tag zur Vernehmung nach Münster geladen. Dem Pfarrer Jatho ist vom Oberkirchenrat der Titel Pfarrer aberkannt worden.
Der Leipziger Universitätsprofessor Gg. Heinrici teilte in einer Sitzung der evangelischen Landessynode Sachsens mit, daß ein reicher, in Holland lebender deutscher Monist im Anschluß an eine Universität oder wissenschaftliche Gesellschaft eine mit mehreren Millionen dotierte Stiftung ins Leben zu rufen beabsichtige, die der Pflege des Atheismus (Unglaubens) dienen soll. Die Universität Leipzig lehnte das Anerbieten ab. (Bravo!)
Budapest, 13. Okt. Aus Großwardein wird gemeldet: Die seit einigen Wochen in der Ortschaft Hoczuaeza wütende Geslügelpest brachte die Einwohner auf den Gedanken, daß eine alte Kartenschlägerin mit ihren Kartenkunststücken die Schuld daran trage. Sie drangen in das Haus der Alten ein, banden sie fest und zündeten die Hütte über ihr an, die mit dem Opfer vollständig in Flammen aufaing.
London, 14. Okt. Das neue Schlachtschiff König Georg V. kollidierte gestern beim Einlaufen in das Dock bei Portsmouth mit den Wänden des Docks und erlitt ziemlich schwere Beschädigungen.
New-Jork, 14. Okt. Aus Mexiko wird gemeldet, daß ein Erdbeben die Städte San Jost, De Guayamas, Empalmo und Ortitz in Mexikanisch Kalifornien zerstört habe. Nachdem der Erdstoß vorüber war, brach vom Meere eine furchtbare Flutwelle über die unglücklichen Städte herüber, die die flüchtenden Einwohner, noch bevor sie die rettenden Berge erreichen konnten, ereilte. Nach den bisher vorliegenden Nachrichten sind über 500 Menschen dem Elementarereignis zu Opfer gefallen.
— Bei einem Erdbeben in Südkalifornien und Mexiko fanden nach Newyorker Depeschen an 700 Personen teils iu den Fluten, teils in den Trümmern den Tod. Vier Städte sollen zerstört sein. Viele Bewohner wurden von den zurücktretenden Gewässern lebend ins Meer geschwemmt, wo sie von den Haifischen aufgefresfen wurden. Tausende sind obdachlos und leiden große Not infolge Mangels an Nahrungsmitteln.
Tokio, 15. Okt. Amtlich wird mitgeteilt, daß bei dem letzten Taifun auf Formosa 675 Personen getötet und 677 verletzt wurden. 62 048 Häuser wurden zerstört und 35 700 beschädigt. Ueber 20 000 Hektar Felder sind verwüstet worden. —
dem Gehäuse neben dem G-Wirbel das vom Großvater oder Urgroßvater eingeschnittene kleine Kreuz stand.
„Ja, es ist meine Geige," sprach er dann erschüttert.
Melitta, die wieder in ihre vorige apathische Haltung versunken war, richtete sich beim Klang der Stimme plötzlich empor. Jeder Nerv ihres Körpers bebte. Mit einem schnellen Schritt trat sie dicht an die Seite Edelhagens heran und umklammerte seinen Arm.
Nun sahen die im Zimmer Versammelten, wie in den Augen des Weibes die Fieberglut leuchtete.
„Richard," stammelte sie heiser, erregt, „laß mich nicht ermorden — er ist hinter mir her l Beschütze mich vor seinen Händen!"
! Edelhagen legte die Violine auf den Tisch und nahm ihre Hände in die seinen.
„Wer will dir etwas tun?" fragte er.
Sie öffnete ihre Augen — überweit — Schauer über Schauer durchrüttelte ihren Leib.
„Er — Strakeau" flüsterte sie fast unhörbar — dann plötzlich stieß sie einen gellenden Schrei aus, (Fortsetzung folgt.)