Konstantinopel, 9. Okt. Einer Meldung der Blätter zufolge haben die in Benghazi ansässigen Stämme der Braasa, Avakir uno Derse freiwillige Kolonnen zum Kampf gegen die Italiener gebildet.
K o n st a n t i n o p e l, 10. Okt. Es verlautet, daß die deutschen Vermittlungsvorschläge große Chancen haben sollen, von der Türkei angenommen zu werden. Man svricht auch von angeblich stärkerer Annäherung der Türkei an den Dreibund.
Petersburg, 10. Okt. Infolge des Krieges haben sich auf der Reede von Taganrog und in den anliegenden,Häfen gegen 25 000 000 Pud Waren angehäust, darunter 70 "/o Weizen, der hauptsächlich für Italien bereit gestellt ist.
WMcbsii.
— Seine Majestät der König hat die im Hauptamt zu versehenden evangelischen Bezirksschulämter Neuenbürg dem Hauptlehrer Baumaun an der Mittelschule in Eßlingen, und Nagold dem Pfarrer und Bezirksschulinspektor Schott in Alten- steig-Dorf, Oberamts Nagold, übertragen.
Stuttgart, 10. Okt. Der gestrige „Staats- anzeiger" enthält die Ernennung der neuen hauptamtlichen Bezirksschulinspektoren; es sind also die im Etat 1911/13 für das erste Etatsjahr vorgesehenen 7 hauptamtlichen Bezirksschulämter, nämlich
5 auf evangelischer und 2 auf katholischer Seite, nunmehr besetzt. Auf 2 von den 5 evangelischen Stellen (Tübingen und Nagold) sind Geistliche, auf 3 (Reutlingen, Heidenheim und Neuenbürg) Lehrer ernannt worden. Von den beiden katholischen Aemtern wurde je eines mit einem Geistlichen (Saulgau) und einem Lehrer (Ehingen a. D.) besetzt. Von den neuen Hauptämtern, die nach dem Volksschulgesetz von 1909 zu errichten sind, sind nun auf evangelischer Seite 15, auf katholischer
6 errichtet. Dazu kommen im nächsten Etatsjahr weitere 5 evangelische und 2 katholische, sodaß für die nächste Etatsperiode noch 9 evangelische und 5 katholische Aemter zu errichten bleiben. In wenigen Jahren also, voraussichtlich schon 1914, wird die neue Organisation der Bezirksschulaufsicht im ganzen Lande durchgeführt fein. Es werden dann, wie schon im Nachtragsetat zum neuen Volksschulgesetz 1910 in Aussicht genommen war, 42 hauptamtliche Bezirksschulämter, auf evangelischer Seite 29, auf katholischer t3, geschaffen sein.
— Am Geburtsfest der Königin wurden aus der Küche des Bürgerhospitals 574 Arme auf Rechnung der Stadtpflege gespeist.
— Ministerpräsident vr. v. Weizsäcker hat sich vorgestern abend zur Teilnahme an der Sitzung des Bundesratsausschusses für die auswärtigen Angelegenheiten nach Berlin begeben'
— Kammervirtuos Anton Schoch, der langjährige 1. Kontrabassist unsererHofkapelle, ist gestern, 68 I. alt, gestorben. Er hat dem K. Hoftheater fast 40 Jahre angehört und ihm dabei treue, hervorragende Dienste geleistet.
Stuttgart, 9. Okt. Hier hat sich am Samstag eine Ortsgruppe des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie gebildet. Sie will Ende Oktober ihre Tätigkeit mit einer Versammlung beginnen, in der General v. Liebert über das Thema „Warum bekämpfen wir die Sozialdemokratie?" sprechen wird.
Stuttgart, 10. Okt. Die Herbstversammlung der Nationalliberalen Partei Württembergs findet am Sonntag 15. Oktober in Böblingen statt, wobei Landtagsabgeordneter Mühlberger (Eßlingen) über Landespolitik und der Geschäftsführer der Partei, Keinath, über die Reichspolitik sprechen wird.
Stuttgart, 11. Okt. (Schwäb. Ueberland- flug.) Der Flieger Jeannin hat den gegen die
„Wie soll ich's wissen? Wohl eine Ihrer zweifelhaften Straßenbekanntschaften."
Langley stieß ein leises wieherndes Gelächter aus.
„Diesmal täuschen Sie sich, mein Guter. Es ist die Frau des Geigers Strakeau."
„Bah, Sie sind nicht gescheit."
„Zum Kuckuck, ja, sie ist es. Verdammt — Goldschmidt, sie ist eine schöne Frau. Was meinen Sie —"
Goldschmidt warf einen verächtlichen Seitenblick auf den kleinen Mann mit den blöden Augen.
„Noch einmal, ich bin überzeugt, daß Sie sich täuschen," sprach er kalt. „Nach alledem, waS ich über die von Ihnen genannte Dame gehört habe, ist es unmöglich, daß sie sich in diesem Aufzuge in später Nachtstunde allein auf den Straßen Londons umhertreibt. Sehen Sie, jene Person ist mit einem Theatermantel bekleidet, steckt aber mit den Füßen in Hausschuhen. Und durch das dünne Kopftuch können Sie die Unordnung der Haare erkennen. Es wird eine Bänkelsängerin sein. Sehen Sie nur, sie trägt etwas unter dem Mantel — vielleicht eine Mandoline oder so was."
Entscheidung des Preisgerichts im Schwäbischen j Ueberlandflug eingelegten Protest wieder zurückgezogen. Es bleibt somit bei der Teilung des 1. und 2. Preises von 20 000 Mk. und 8000 Mk. unter Vollmöller und Jeannin.
— Dem Württ. Verein für Luftschifffahrt wurde vom Ministerium des Innern zur Förderung des Flugwesens, zur Anschaffung und Instandhaltung von Ballonmaterial usw. die Veranstaltung einer Lotterie genehmigt. Die Ziehung findet am 16. Nov. statt.
Stuttgart, 11. Okt. Freiherr von Münch, der in der letzten Zeit verschiedentlich von sich reden machte, ist nunmehr in eine Irrenanstalt gebracht worden.
— Die nächste Stuttgarter Ledermesse findet am 18. Okt. in der Gewerbehalle statt.
Der „Verein zurZüchtung reiner Jagdhunderassen für Württemberg" (unter dem Protektorat des Königs) veranstaltete am Montag im Solitudepark ein Schliefen und eine Schweißsuche für Dachshunde. Zu der Veranstaltung, die Oberjägermeister Frhr. v. Gaisberg leitete, waren 38 Meldungen eingelaufen.
Feuerbach, 10. Okt. Der seit fünf Wochen vermißte frühere Werkführer Brack ist gestern im Walde bei Weilimdorf erhängt aufgefunden worden.
Ein Taglöhner von Schwann, Vater von 10 Kindern, entwendete auf Veranlassung des wohlhabenden Metallhändlers Schöntaler in Schwann beim Bau des elektrischen Werks nach und nach Kupferabfälle für ca. 1600 Mk., die ihm Schöntaler um billiges Geld abkaufte. Die Tübinger Strafkammer verurteilte den Dieb unter Zubilligung mildernder Umstände zu Iff- Monaten Gefängnis, den Veranlasser aber mit Rücksicht auf seine verwerfliche und gemeine Handlungsweise zu einem Jahr Zuchthaus.
Reutlingen, 9. Okt. Der gute Preis für das heurige Erzeugnis der heute beginnenden allgemeinen Weinlese zeitigt sprudelnden Humor. Ein Tübinger Wengerter ruft auf dem Bahnhof einem Reutlinger Kollegen zu: „Du feiner Handelswengerter — hent er d'Stroßewalz schau b'stellt zum Trauba-Austrucka?" — Darauf die treffende Antwort: „Noe, Du nobelhäftiger Studente-Raupa — Heuer wurd net mit der Stroßewalz' truckt, mer hent em Hagebeck uf Hamburg g'fchrieba, er soll Elefanta schicka, jetzt Hot er aber retur g'fchrieba, er könn' koine schicka, se häbet no offene Füaß von fernd von Tübenga."
Gmünd, 10. Okt. Heute mittag geriet das Sjährige Knäbchen des Bezirksnotars Karg unter ein Lastfuhrwerk und konnte nur als Leiche hervorgezogen werden.
Aalen, 9. Okt. (Explosion.) In der Werkstätte des verheirateten Mechanikers Höß explodierte ein Karbidfaß auf unaufgeklärte Weise. Höß wurde in schwerverletztem Zustande nach Anlegung eines Notverbandes in seine Wohnung übergeführt.
Göppingen, 9. Okt. Das Programm für das Anfang August n. I. hier stattfindende Kreisturnfest des Turnkreises Schwaben ist jetzt in großen Zügen festgelegt. Es lautet wie folgt: Allgemeine Freiübungen, aus geführt von 8000—10000 Turnern, Vereinswettturnen, Ringen, Wettfechten, Wettschwimmen, allgemeines Turnen der Frauenriegen, allgemeines Turnen der Männerabteilungen, Endspiele um die schwäbische Meisterschaft im Eilbotenlauf und Faustball (die Ausscheidungsspiele werden in den Gauen ausgetragen), allgemeines Spielen der 28 schwäb. Gaue, wobei sämtliche Turnspiele vorgeführt werden. Hierzu stellt jeder Gau eine Spielriege. Der Festausschuß unter dem Vorsitz von O.B.M. Dr. Keck hat seine Arbeit ausgenommen.
Am 9., 10. und 11. November ds. Js. findet
Langley ließ sein unangenehmes Lachen ertönen.
„Kennen Sie Frau Strakeau?"
„Nein."
^ „Nun, dann verlassen Sie sich gefälligst auf meine Augen. Wollen Sie einen Korb Champagner verwetten, daß ich Recht habe? Da — sehen Sie nur, — sie hat wahrhaftig einen Rausch — einen veritablen Rausch — hihihihi. Sie schwankt hin und her.
! In der Tat, ihr Schritt war recht unsicher — so konstatierte Doktor Goldschmidt, während er sich halb unwillkürlich seinem Gesellschafter anschloß, der sich der Dame an die Fersen geheftet hatte.
„Machen Sie keine Dummheiten," warnte Goldschmidt.
„Bah — Dummheiten! Eine Frau, die um Mitternacht allein durch London promeniert, muß auf Abenteuer gefaßt sein."
Damit eilte er vorwärts, erreichte die hastig Vorwärtsstrebende und schob mit dreister Vertraulichkeit seinen Arm unter den der Frau.
Diese wich bebend zur Seite.
„Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?"
in Schwäbisch Hall ein Fischerei-Lehrkurs über Salmoniden, Karpfen, Schleihen und Teichwirtschaft statt. Vorträge werden hiebei halten die Herren: Dr. Maier, K. Bayer, Landesfischereiinspektor aus München, Oberstudienrat Dr. Lampert und Oberverwaltungsgerichtsrat Dr. Haller aus Stuttgart. Der Besuch des Lehrkurses ist jedermann unentgeltlich gestattet und die Zahl der Teilnehmer unbeschränkt.
Ein Eisenbahnunterbeamter in Crailsheim erzählte seiner Familie beim Mittagessen das Neueste vom Krieg zwischen Italien und der Türkei. Das kleineFritzchen, ein dreijähriger, aufgeweckter Knabe, hörte besonders aufmerksam zu. Nach dem Essen suchte er schleunigst das Weite und eilte zu seinem Freund Hans, dem er von dem Gehörten Mitteilung machte. Nach kurzer Beratung wanderten beide schnurstracks nach der „Türkei" (dem im Volksmund so benannten südlichen Stadtteil), um sich das kriegerische Treiben näher anzusehen. Doch nirgends konnten sie davon etwas entdecken — ermüdet und enttäuscht zogen sie wieder heimwärts. Zu Hause empfing Fritzchen den vom Dienst heimkommenden Vater mit folgenden Worten: „Vater, du haß heut mittag arg delogen vom Krieg, wir sind in der Türkei d'wesen, haben aber keine Kanonen und keine Soldaten besehen."
Ulm, 11. Okt. (Eine Riesenflugmaschine.) Der Maschinenbauer Rül hat mit Unterstützung des Grafen Zeppelin eine Flugmaschine erbaut, deren Körper je 22 Meter lang und breit ist. Die Maschine ist als Doppeldecker gebaut und die Tragflächen sind 125 Quadratmeter groß. Zwei je 4 Meter hohe Schrauben, die mit Kettenantrieb in Umdrehung versetzt werden, sollen in Verbindung mit einem starken Motor dem Apparat die nötige Geschwindigkeit geben.
Riedlingen, 11. Okt. In Ummendorf stürzte eine 73jährige Frau bei eintretender Dunkelheit im Hause des Bäckers K. kopfüber die Kellertreppe hinunter und war sofort tot.
Friedrichshafen, 10. Okt. Das Geburtsfest der Königin wurde im kgl. Schloß in der herkömmlichen Weise begangen. Nach dem Abendessen brachten Mitglieder des kgl. Hoftheaters den Einakter „Veilchen" von Maria v. Ebner-Eschenbach zur Aufführung.
Friedrichshafen, 9. Okt. Württemberg erhält einen neuen Bodenseedampfer, der den 'Namen „Hohentwiel" führen wird. Der Dampfer erhält genau gleiche Konstruktion und Größenverhältnifse wie die neue „Friedrichshafen". Die Ausführung des Salondampfers ist der Firma Escher und Wyß in Zürich übertragen, die im April 1910 mit der Montage auf der hiesigen Werft beginnen wird. Im Sommer 1913 kommt das neue Schiff in den Dienst. Es kostet ohne Saloneinrichtung 325000 Mark.
Friedrichshafen, 10. Okt. Gestern abend ging noch ein starkes Gewitter nieder; es blitzte und donnerte wie im Hochsommer und ein heftiger Regen setzte ein. Die Bauarbeiten an der Uferstraße wurden durch die immer erneuten Regengüsse und namentlich durch das Steigen des Bodensees, das besonders durch Schneewasser verursacht wird, empfindlich gestört: die stark heranflutenden Wellen überschwemmen den aus Lehm errichteten Damm, zerreißen ihn und brechen in das Arbeitsgebiet ein. Es will den Pumpen nicht gelingen, das Wasser zu entfernen.
Bad. Schwarzwald, 11. Okt. Das Turmhotel aus dem Feldberg ist jetzt geschloffen. Auch die Hüttenbewohner der Wilhelmer-, Baldinger- und Zastler-Hütte sind abgezogen. — Von der Wutachmühle wird berichtet: Als am 8. ds. mehrere Wanderer über den Wutachsteg gingen, brach der Steg zusammen. Zwei der Wanderer fielen ins
Langley zog mit spöttischer Höflichkeit seinen Hut.
„Ich habe die Ehre, mich Ihnen als Sir Ashton Langley, Baronet, vorzustellen. Und was ich will? Ja nun, es würde mir ein ungeheures Vergnügen bereiten, wenn ich ein Stündchen mit der reizenden Gattin unseres berühmten Geigers Strakeau promenieren dürfte."
Ohne ihren schnellen unsicheren Gang zu hemmen und ohne ihren starren Blick vom Boden zu erheben, fragte sie:
„Kennen Sie mich?"
„Gewiß, Mylady."
„Wollen Sie mich zum Hause des Marquis of Tarleton bringen?"
Der Halbtrunkene blickte auf. Der Ton, mit dem diese merkwürdige Frau ihre Frage wiederholte, frappierte ihn.
„Dann, wenn es sein muß, dann ja. Aber es ist ein weiter Weg."
„Ich bin nicht müde."
„Dort ist gerade ein Droschkenstand. Erlauben Sie, daß ich einen Wagen miete."
(Fortsetzung folgt.)
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