das italienische Ultimatum übermittelt hatte. Der Sultan wirft der Pforte vor, daß sie ihn über den Gang der Ereignisse ungenügend unterrichtete, während er vor dem Volk und der Geschichte die Verantwortung trage und sein Name unzertrennlich mit dem Verlust einer türkischen Provinz verknüpft werde.
Tokio, 4. Okt. Japan hat heute seine Neutralität im italienisch-türkischen Kriege erklärt.
An Streitmitteln zur See verfügen nach den Angaben des „Nauücus" die beiden Parteien.- Italien: 8 Linienschiffe, 10 Panzerkreuzer, 4 geschützte Kreuzer, 55 Torpedoboote über 200 Tonnen, 88 von 80—200 Tonnen, 39 kleinere, 7 Unterseeboote. Türkei: 2 Linenschiffe, 20 120 Tonnengehalt, keine Panzerkreuzer, 2 geschützte Kreuzer, 7000 Tonnengehalt, 12 Torpedoboote über 200 Tonnen, 15 von 80—200 Tonnen, 15 kleinere, keine Unterseeboote. Die einzigen beiden im Besitz der Türkei befindlichen Linienschiffe sind übrigens die seinerzeit von Deutschland käuflich erworbenen der Brandenburg- Klasse, jetzt Hairedin Barbarossa und Torgud Reiß mit Namen. An Geschützen stehen einander ungefähr gegenüber auf italienischer Seite 571, darunter 105 schweren Kalibers, auf türkischer 96, darunter 12 schweren Kalibers.
«unlkcbau.
Stuttgart, 4. Okt. Der König hat sich gestern von Bebenhausen nach Friedrichshafen begeben, wo der Kgl. Hof noch einige Wochen verbleiben wird.
Stuttgart, 2. Okt. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker ist aus dem Urlaub hieher zurückgekehrt und hat sein Amt wieder übernommen.
Stuttgart, 2. Okt. Gestern vormittag '/slO Uhr fand in der St. Eberhardskirche anläßlich ihres 100jährigen Bestehens eine kirchliche Feier statt.
Stuttgart, 2. Okt. Ein junger Stuttgarter: ist neuerdings ins Auswärtige Amt berufen. Es ist dies der bisherige Attache bei der deutschen Botschaft in London, Eberhard v. Stohrer, ein Sohn des Generals der Inf. a. D. v. Stohrer.
— Die diesjährigen Rekrutrn-Einstellungen in die verschiedenen Truppenteile finden vom 2. bis einschließlich 14. Oktober statt und zwar: Einjährige am 2. Oktober, Kavallerie, reitende Artillerie, Train-Bataillon und Oekonomiehandwerker am 3. Oktober, Fußartillerie, Telegraph en-Bataillon und Infanterie am 11. Oktober. Die zur Marine eingeteilten Rekruten werden am 4. und 14. Okt. eingezogen.
Der Tarifausschuß deutscher Buchdrucker hat den Einigungsvorschlag der Einigungskommission, in dem bezüglich Lohn und Arbeitszeit und auch bezüglich der Sonderbestimmungen für Maschinensetzer und Drucker, soweit es sich um die Hauptfragen handelt, die berechtigten Wünsche beider Parteien soweit als möglich Berücksichtigung gefunden haben, mit 32 gegen 2 Stimmen angenommen. Damit erscheint die Gefahr eines Lohnkampfes mit Streik oder Aussperrung, die im Buchdrucker- und Zeitungsgewerbe bestand, beseitigt.
Freuden st adt, 3. Okt. Der Temperatur- stürz der letzte« Tage hat uns recht ungutes Wetter gebracht. Auf dem Zwieselberg, dem Kniebis und dem Ruhestein gab es gestern die ersten weißen Flocken. Im Riesengebirge und im Harz dauerte gestern der Schneefall stundenlang an.
Bietigheim, 2. Okt. Gestern früh 6 Uhr wurde ein von der Richtung Löchgau kommendes leeres Weinfuhrwerk ohne Fuhrmann aufgegriffen. Es ist von Eßlingen. Näheres über den Verbleib
„Gut. Nun sehen Sie: Ich bin gar kein Gesellschastsmensch und weiß nicht recht, wie ich die Sache angreifen soll. Ich glaube, in meiner abgelegenen Wohnung mit ihren unkomfortablen Räumen geht es nicht und ich möchte die ganze Veranstaltung in einem Hotel stattfinden lassen."
„Ja, das ist auch meine geringste Sorge. Aber — ich habe keine Gäste."
„Ach so", lachte Caree, „die soll ich Ihnen nun schaffen?"
„Ganz recht. Sie brauchen sich dann um nichts zu kümmern, sondern nur die Honneurs zu machen."
Strakeau lächelte ein wenig — es paßte jedoch nicht zu seinem finsteren, verkniffenen Gesicht.
„Ich würde mich freuen, wenn einige Herrschaften aus Ihrem Bekanntenkreis uns die Ehre geben wollten — wenn es nicht gar so absonderlich ist, sie darum zu bitten."
Merkwürdig und originell ist es ja, — aber es ist ausführbar. Warten Sie — Sie werden sehen, daß wir eine hübsche Gesellschaft zusammen bekommen."
„Ich habe mir gedacht, fünfzehn bis zwanzig Personen zu laden."
des Fuhrmanns ist noch unbekannt. Der Fuhrmann führte sich wahrscheinlich den „Neuen" so zu Munde, daß er den Abgang seines Fuhrwerks nicht bemerkte.
Tübingen, 4. Okt. Bei den hiesigen Neckarkorrektionsarbeiten und dem Bahnhofumbau sind zahlreiche italienische Erdarbeiter beschäftigt. Einige Leute reisten in die Heimat ab, ohne erst den Gestellungsbefehl abzuwarten. Im übrigen erhielten aber nur wenige der Leute den Gestellungsbefehl, nur die vom Jahrgang 1888, die weitaus meisten Arbeiter sind also noch da und werden "wohl auch kaum einberufen werden. Ein größeres Ausscheiden dieser Arbeiter wäre für die Firma Baresel, die die Arbeiten ausführt, eine schwere Beeinträchtigung.
Vom unteren Neckar, 4. Okt. Im Weinhandel ist noch kein rechter Zug. Die Käufer kommen, sehen sich die Weinberge an und gehen wieder. Die Preise wollen ihnen zu hoch sein. Verstellt ist zwar vieles, aber meist auf Mittelpreis. Feste Preise sind bis jetzt verhältnismäßig wenig notiert. Das unbeständige Wetter drängt zum Herbsten und in vielen Lagen kann der Heil- bronner Termin, der 5. Oktober, nicht abgewartet werden. Im Zabergäu geht der Handel etwas lebhafter.
Mergentheim, 4. Okt. Als der in dem Kalkwerk von I. Weigand und Cie. beschäftigte Arbeiter Ditter aus Steinbach Kalksteinmassen in den fast ausgebrannten Kalkofen hinabstoßen wollte, verlor er das Uebergewicht und stürzte in den Schacht. Die auf seine Hilferufe herbeigeeilten Arbeiter konnten ihn nicht mehr retten. Er wurde von der glühenden Gesteinsmasse förmlich begraben. Das Gericht, das alsbald zur Stelle war, konnte nur noch die Ueberreste des Bedauernswerten bergen.
Friedrichshafen, 4. Oktbr. Der für die Militärbehörde bestimmte Luftkrenzer iE 2. IX ist heute nachmittag 3 Uhr unter Führung des Grafen Zeppelin zu seiner ersten Probefahrt aufgestiegen. Nach verschiedenen Uebungen unv Manövern über dem See ist das Luftschiff nach dreiviertelstündiger wohlgelungener Fahrt um 4 Uhr 15 wieder gelandet. Die als Uebernahmekommission hierher beorderten Offiziere haben an der Fahrt noch nicht teilgenommen. — Der gestrige Sonntag brachte Regen und Sturm und der See ging hoch. Seine Fluten schadeten den ziemlich vorangeschrittenen Vorarbeiten des Gondelhafens und der Uferstraße nicht unbedeutend.
Pforzheim, 3. Okt. Bei dem gestern abend in der Stadtkirche stattgehabten Kirchenkonzert des Leipziger Soloquartetts sank der das Konzert mit einer Bach'schen Toccata einleitende Reallehrer Epp plötzlich vom Schlag getroffen tot zusammen. Epp war ein geschätzter Lehrer und Musiker.
Herbolzheim, 4. Okt. Auf einem abgeernteten Tabakfelde kann man bald die zweite Ernte einheimsen; die Blätter sind nahezu so groß, wie die der ersten Ernte.
Weinheim, 4. Okt. Dem Gendarmeriewachtmeister Wilhelm aus Birkenau war es gelungen, einen gefährlichen Fahrradmarder zu verhaften. Dem kräftig gebauten Mann gelang es jedoch auf dem Transport, sich freizumachen, er ergriff den Gendarmen und warf ihn mit solcher Wucht zu Boden, daß der Beamte mit einer schweren Gehirnerschütterung bewußtlos liegen blieb.
Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete sich in dem Fabrikdorf Gutach bei Waldkirch. Der Arbeiter Severin Schätzte, etwa 25 Jahre alt, kam in das Getriebe und wurde völlig zerrissen, sodaß die Stücke des Körpers nach allen Seiten geschleudert wurden.
„Sehr gut. Vor allen Dingen möchte ich Ihnen raten, den Marquis Tarleton zu laden. Er ist ein tadelloser Kavalier — und ja mit Ihnen bereits bekannt."
„Denken Sie, er wird kommen ?" fragte Strakeau.
Er wollte nicht sagen, daß er eine starke Antipathie gegen den Marquis empfand, eine Antipathie, die an Furcht grenzte.
„Freilich wird er. Er ist für Sie und für Ihre Kunst interessiert."
Strakeau nickte und schrieb den Namen in sein Taschenbuch.
„Dann empfehle ich Ihnen meinen Freund und Kollegen von der Feder, den deutschen Schriftsteller Doktor Kurt Goldschmidt. Er ist ein gediegener Mann — ein vollkommener Gentleman. — Haben Sie ihn notiert? Schön. Ferner laden Sie Herrn Professor Paul Bobberton mit Frau und Tochter. Es sind prächtige Leute, die Ihnen gefallen werden."
Strakeau notierte die Namen.
„Da fällt mir etwas ein", sprach Caree und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Strakeau, der seinen Gewohnheiten gemäß vor sich hinblickte,
Singen, 3. Okt. In den Tagen vom 27. bis 29. Sept. wurde hier die Hauptversammlung des Vereins Schwarzwälder Gasthofbesitzer abgehalten. Nach einer Norftandssitzung und Abendunterhaltung im Gasthof zur Krone am Mittwoch ! begannen gestern in der Aula der Realschule unter jdem Vorsitz von Diesel-Hornberg die geschäftlichen ^ Verhandlungen. Es wurden u. a. 6500 Mark bewilligt für eine wirksame Reklame für den Schwarzwald. An den König von Württemberg und Großherzog von Baden wurden Begrüßungstelegramme gesandt. Nach dem Festmahl im Zentralhotel wurde ein Ausflug auf den Hohentwiel und abends ein Ball im Hotel Adler veranstaltet. Heute früh besichtigten die Vereinsmitglieder die Maggi-Werke und nachmittags bildete ein Ausflug nach Konstanz-Mainau den Abschluß der Tagung.
Aus demAllgäu, 2. Okt. Mit dem heutigen Tage werden die Alpenvereinshäuser der Jmmen- städter und Kemptener Sektionen geschlossen; bis tief hinunter sind die Berge heute verschneit und die Höhenwege für den Wanderer unpassierbar geworden. Die Frequenz der Hütten war heute die beste seit vielen Jahren. — Im betrunkenen Zu- stand geriet der Taglöhner Salzeder bei Sonthofen sin einen Tobel und ertrank.
München, 3. Okt. Unter traurigen Umständen ist hier die Frau aus dem Leben geschieden, die vor fast einem halben Jahrhundert die verhängnisvolle Rolle im Schicksal Ferdinand Lassalles gespielt hat: Helene v. Schletwitsch, geb. v. Dünniges. Wegen seiner Beziehungen zu ihr hat bekanntlich Ferdinand Lassalle sein Leben lassen müssen in dem Zweikampf mit Helenens Bräutigam, Herrn v. Rokowitza. Helene v. Dünniges ist in ihrem bewegten Leben wiederholt verheiratet gewesen, zuletzt mit dem Privatier Sergei v. Schletwitsch, der vor einigen Tagen hier gestorben ist. In der letzten Zeit soll es dem Ehepaar nicht zum Besten gegangen sein, und so mögen neben dem Schmerz über den Verlust des Gatten auch diese Sorgen noch mitgewirkt haben, daß die schon seit längerer Zeit kränkliche Frau zum Gift griff und sich selbst den Tod gab. Heute wird sie an der Seite ihres Gatten beerdigt. Vor einiger Zeit hat sie bekanntlich ihre Lebenserinnerungen veröffentlicht, in der insbesonders ihre Beziehungen zu Lassalle eingehend behandelt werden.
Magdeburg, 3. Okt. Der Oberlehrer Jsmer vom hiesigen Realgymnasium wurde heute nachmittag in seiner Wohnung von einem Obertertianer derselben Schule durch Revolverschüsse schwer verletzt. Der Täter verübte einen Selbstmordversuch, verletzte sich aber nur. Er wurde verhaftet und vorläufig in ein Krankenhaus gebracht. Der Schüler fühlte sich durch das Zeugnis des Lehrers benachteiligt.
Hamburg, 2. Okt. Der Dampfer „König Friedrich" von der Hamburg-Amerika-Linie, der gestern bei Boulogne auf Grund geraten ist, ist heute früh ohne Schaden wieder flott geworden.
Köln, 3. Okt. Mit dem heutigen ersten Truppentransport wurde eine ganze Menge italienischer Reservisten, die in Deutschland in Stellung standen, in die Heimat zucückbefördert. Die italienische Regierung bestellte in den letzten Tagen in deutschen und belgischen Waffenfabriken große Posten Munition. Des weiteren gehen unaufhaltsam große Kohlensendungen, vornehmlich von belgischen Zechen, mit beschleunigter Lieferung nach Italien ab.
Amsterdam, 3. Okt. Die infolge der Unterbrechung der Verbindung mit einem Teil der Provinz Zeeland verspätet eingetroffenen Meldungen besagen, daß von 130 Booten der Muschelfchiffer- flotte des Dorfes Bruimisse während des Sturmes
bemerkte nicht, daß sich der freundliche, wohlwollende Zug in dem Antlitz des Journalisten plötzlich veränderte.
„Bei dem Marquis Tarleton wohnt seit einigen Tagen ein intimer Freund, der ihn auf der Durchreise durch London besuchte. Sie können bei einer Einladung des Marquis dessen Freund nicht gut übergehen."
„Wenn es ein anständiger Mensch ist, mag er willkommen sein."
„Ich bürge für ihn in jeder Beziehung."
„Gut, ich werde ihn notieren", sprach Strakeau und griff zum Bleistift.
„Er heißt Edelhagen."
„Es war, als ginge durch den Körper Strakeaus ein Ruck. Sein Kopf hob sich und seine Augen wandten sich auf das Gesicht Carees mit einem Blick, der war, wie das Aufschreien einer erschreckten Seele.
„Wie — war — der Name?"
„Edelhagen. Kennen Sie ihn?"
„Ich weiß nicht — ich meine — wie sieht der Mann aus?"
(Fortsetzung folgt.)