Wiener Hofs, der erneut bekundete, in wie! inniger? Beziehungen die Kaiserhäuser verbunden sind. Mit besonderer Freude verfolgte Deutschland, mit welch warmen Sympatien der Kronprinz überall ausgenommen wurde und wie einmütig und aner­kennend das Urteil des Auslands über seine Person und sein Auftreten gelautet hat. So ist die Reise ein voller Erfolg für den Kronprinzen und ein Gewinn für Deutschland.

Der deutschen Postbehörde liegt jetzt, wie aus Berlin berichtet wird, eine interessante Erfin­dung zur Prüfung vor. Durch Anwendung einer beliebigen gekürzten Druckschrift soll man durch sie imstande sein, auf dem augenblicklich im Verkehr stehenden telegraphischen Hugesapparat ohne Systemänderung die fünffache Arbeitsgeschwin­digkeit zu erreichen, das heißt der Geschwindigkeit einer frei gesprochenen Rede auf telegraphischem Wege zu folgen. Der Erfindung jist bereits der deutsche Patentschutz bewilligt worden.

Pest, 7. April. In dem reichsten und größten fiskalischen Bergwerk Ungarns, dem Veresviser- bergwerk bei Nagybanya erschienen gestern am späten Nachmittag, als nicht mehr gearbeitet wurde und nur noch Wachen anwesend waren, fünf fremde Männer. Die Wächter wollten die Ein­dringlinge Hinausweisen. Die Räuber jedoch schleuderten kleine Dynamitbomben gegen sie und trieben so die Wächter in die Flucht. Die Bomben »explodierten kurz hinter ihnen, trafen jedoch keinen der Wächter, die sich in einem Seitengang in Sicherheit gebracht hatten und sich nicht aus ihrem Versteck hervorwagten, da der eine der Räuber mit einer Bombe in der Hand Wache vor dem Stollen hielt. Inzwischen konnten seine Spieß­gesellen große Goldvorräte wegschqffen, was bis Mitternacht dauerte. Als die Räuber sich entfernt hatten, durchsuchten die Wächter das ganze Berg­werk, fanden aber keine Spur von den Dieben. Sie erstatteten Anzeige bei der Direktion und es wurde festgestellt, daß die Räuber sich mit Stricken in einen außer Betrieb gewesenen Schacht hinab­gelassen hatten, wo sich die Goldvorräte befanden. Dabei mußten sie mehrere eiserne Türen mit Dynamit sprengen. Im ganzen sind ihnen Gold­erze im Werte von mehreren hunderttausend Kroneu in die Hände gefallen. Man glaubt, daß sie ihre Beute mit Stricken in die Höhe gezogen und dann auf Wagen fortgefahren haben. Wahrscheinlich war ein entlassener Arbeiter des Werks der Führer der Bande, auf deren Festnahme man geringe Hoffnung setzt.

Lokales

Am Sonntag den 16> und Montag den 17. April ds. Js. werden auf der Enzbahn nachstehende Sonderzüge ansgeführt:

1. Vorzug 971 Pforzheim Wildbad:

Pforzheim ab . . 2.16 nachm.

Wildbad an . . 3.14

2. Vorzug 978 WildbadPforzheim:

Wildbad ab . . 5.48 nachm.

Pforzheim an . . 6.36

3. Vorzug 9ß2 Wildbad - Pforzheim:

Wildbad ab . . 7.58 abends

Pforzheim an . . 8.45

Diese Sonderzüge halten auf sämtlichen Unterweg­stationen an.

Am Ostersonntag Nachmittag 5 Uhr findet in Calmbach ein Kirchen-Concert des er­blindeten Orgelvirtuosen Heinrich Hartung unter Mitwirkung seiner Tochter der Kirchensängerin Frau Pluschkell-Hartung statt, worauf wir hiemit beson­ders aufmerksam machen.

Zm Stuttgarter WusseruersUWig.

Aus dem Enztal geht derWürttemb. Ztg." folgender Brief zu:

Grosses Aufsehen hat im Enztal die in der letzten Woche durch die Presse verbreitete Nachricht gefunden, daß die bürgerlichen Kollegien von Stutt­gart in geheimer Sitzung in Anwesenheit von zwei norddeutschen und zwei einheimischen geologischen Sachverständigen sich mit der Wasserversorgung der Stadt besaßt haben und daß durch den Hin­weis auf erhebliche Bedenken, die auch gegen das Langenauer Projekt vorliegen, das Schwarzwald­wasserprojekt wieder in den Vordergrund gerückt wird. Im Enztal war man nach dem bisherigen Gang der Dinge allgemein der Ueberzeugung, daß das Schwarzwaldwasserprojekt abgetan sei, und nun diese Wendung. Die Ableitung des Quell­wassers aus dem Enztal nach dem Stuttgarter Projekt gefährdet die Interessen der Gemeinden und Werkbesitzer des Tales, namentlich aber der Stadt Wildbad in so eminenter Weise, daß schon im jetzigen Stadium der Verhandlungen wieder energisch Protest dagegen erhoben werden muß, daß auf das Schwarzwaldprojekt zurückgegriffen

wird. Abgesehen von den vielen sonstigen Nach­teilen und Bedenken sei nur darauf hingewiesen, daß die Industrie des Enztales, die sich auf die Wasserkräfte stützt, aufs schwerste beeinträchtigt wird, und daß die Thermen von Wildbad durch die geplante Anlegung des Stauweihers bedroht sind.

Durch dis Anziehung, welche die Pforzheimer Industrie auf die Arbeitskräfte des Tales ausübt, ist die Industrie des Tales schon jetzt in einer wenig günstigen Lage. Viele Gemeinden des Tales und der zugehörigen Umgebung bilden schon jetzt für einen erheblichen Teil der Einwohner nur die Wohnsitzgemeinden, woraus sich für die Gemeinden schwierige wirtschaftliche Verhältnisse ergeben. Eine Beeinträchtigung oder Vertreibung der Industrie aus dem Tal, eine Beschränkung in ihrer Weiter­entwicklung wäre deshalb doppelt bedenklich und politisch und wirtschaftlich von großem Schaden. Sodann halten wir es für ausgeschlossen, daß insolange auch nur die Möglichkeit einer Beein­flussung und Benachteiligung derWildbader Thermen durch den von Stuttgart geplanten Stauweiher besteht, das Enztalprojekt angesichts der Bedeutung der Wildbader Thermen ausgeführt werden darf. Von all den gehörten Sachverständigen war bisher keiner in der Lage, die Möglichkeit zu verneinen. Sollten die beiden auswärtigen Sachverständigen das tun können, so muß entschiedener Zweifel an ihrer Kenntnis der örtlichen Verhältnisse erhoben werden. Die in neuester Zeit angestellten Unter­suchungen über die Geeignetheit des Geländes für einen Stauweiher wegen der Durchlässigkeit des Grundes bezw. der Wände sollen ferner ein recht ungünstig Resultat ergeben haben.

Die Regierung hat gerade und doch nur wegen der Bedenken gegen das Enztalprojekt einen anderen Weg für die Lösung der Stuttgarter Wasser­versorgungsfrage gesucht. Auf Grund des überein­stimmenden Gutachtens der einheimischen Sach­verständigen, hat sie nach eingehender Prüfung der Verhältnisse das Langenauer Projekt aus- arbeitsn lassen, das eine großzügige Wasserver­sorgung der Stadt Stuttgart ermöglicht. Irgend welche erworbene Rechte oder Interessen von Privaten oder Gemeinden werden dadurch nicht geschädigt. Das Projekt ist aufgebaut auf Hydro logischen Untersuchungen, die auf etwa iDs Jahre ausgedehnt worden sind, und ist von dem Kgl. Bauamt des Staatstechnikers für das öffentliche Wasserversorgungswesen, dessen guter Ruf über Württemberg hinausreicht, auf das gründlichste und sorgfältigste bearbeitet worden. Es rst völlig unerklärlich, wie dis Stadt Stuttgart trotzdem noch immer das Schwarzwaldwasserversorgungs­projekt verfolgen will, und welche Motive hier Mitwirken, und es darf nicht verwundern, wenn es bei den Interessenten im Enztal den Anschein erweckt, als sei es Stuttgart lediglich darum zu tun, am Schwarzwaldwafferversorgungsprojekt fest- halten und dieses unter allen Umständen durch­führen zu können, trotzdem die einheimischen Sachverständigen in dieser Richtung versagt haben. Letztere dürften aber den Schwarzwald und dessen Verhältnisse (Unbeständigkeit der Quellen usw.) besser kennen, als norddeutsche Geologen, die ihre Gutachten nach flüchtiger Bereisung und Besichtigung des Enztals abgegeben haben.

Die Interessenten des Enztals werden sich mit allen Mitteln dagegen wehren, daß das Schwarz­waldprojekt zur Ausführung kommt. Einen Vor­geschmack von dem Verhalten der Stadt Stuttgart haben sie schon dadurch bekommen, daß letztere gleich zu Beginn gegen mehrere unbedeutende Aenderungen von Stauanlagen an bestehenden Werken Einsprache erhoben und daß sie sogar den Anschluß von 5 Gemeinden an den Gemeinde­verband der Schwarzwaldwasserversorgung erschwert hat, obwohl diese Gemeinden sonst nirgendsher ihren Wasserbedarf zweckmäßig decken konnten und zum Teil unter bitterer Wassernot zu leiden hatten. Solange noch ein Weg gangbar ist, auf dem die Stadt Stuttgart ohne ganz verhältnismäßig große Opfer zu einer großzügigen Wasserversorgung kommen kann, muß das Schwarzwaldprojekt aus- scheiden. Daß die Regierung dies angesichts des Langenauer Projekts endlich der Stadt Stuttgart mit aller Deutlichkeit zu erkennen gibt, dies hoffen die Interessenten des Enztals, wie, daß die Re­gierung dem Grundsatz nicht zum Rechte verhilft, daß der Schwächere die Beute des Stärkeren wird".

Unterhaltendes

Der Jall Welshofen.

Kriminalroman von M. Kossak.

(Forts.) (Nachdruck verboten)

Na ja, das wohl, aber daß sie sich den Gra­fen gekapert, hat, ist doch bloß Berechnung. So'n alter Mann!"

Vielleicht liebt sie ihn doch und"

Lieben? Die?" unterbrach sie Louison, in ein höhnisches Gelächter ausbrechend.Du bist doch wirklich manchmal noch zu dumm. Er, der alte Narr, der Welshofen ist bis in die Ohren in sie vernarrt gewiß aber sie? Ne, so was gibts nicht! Hast du das schöne Bukett gesehen, das er ihr zuwarf? Wahrscheinlich steckt wieder ein Bril­lantarmband oder so etwas drin. Ist doch eine komische Manier, dergleichen auf die Bühne zu werfen! Das läßt man doch sonst aus dem Souff­leurkasten reichen! Aber er tuts bloß, damit alle sehen, daß er die Anita liebt."

Das ist nett von ihm", gegenredete die Blonde Und da die Hochzeit doch bald sein wird."

Noch ist sie nicht gewesen," unterbrach sie Louison giftig.Bis dahin kann noch viel Wasser über den Berg laufen In sechs Wochen lieber Gott, was kann da geschehen!"

Daß er dich heiratet, geschieht ganz gewiß nicht," sagte höhnisch ein Clown mit kreideweiß an­gestrichenem Haar und fuchsroter Perücke, der eben an den Mädchen vorüberstrich.Vor deinen Zäh­nen fürchtet sich ja doch jeder."

Die letztere Bemerkung galt dem auffällig star­ken Gebiß Louisons, der Quelle ihrer Erfolge und Einnahmen, denn diese wie aus Eisen gemachten großen Zähne waren es, mit denen sie zum Stau­nen des Publikums die schwersten Lasten aufhob. Leider nur konnte man nicht sagen, daß sie den Reiz ihrer Persönlichkeit erhöhten sie wäre ein sehr hübsches Mädchen gewesen, hätte der Kon­trast zwischen ihrer zarten Erscheinung und den großen Zähnen nicht jeden gestört. Anbeter hatte sie dessenungeachtet genug, und wie alle wußten, war Gras Welshofen, bevor er der schönen Anita Brusio begegnete und unrettbar ihrem Zauber ver­sieg einer von chnen gewesen. Dies war auch der Grund, warum Louison die Italienerin so bitter haßte. Man sagte dem alten Lebemann nach, daß nur die brünetten Frauen Charme für ihn besä­ßen, denn auch Louison hatte schwarzes Haar, dunkle Augen und bräunlichen Teint. Ihrem Typus zuliebe hatte sie sich auch einen französischen Künst­lernamen beigelegt, obgleich sie eine Berlinerin durch Geburt und Erziehung war. Dank mehr­jährigen Engagements in Frankreich sprach sie je­doch ein perfektes Französisch, woher denn wirklich viele glaubten, daß sie jenseits des Rheins ihr Vater­land hatte. Mit der blonden Frieda Sassa ver­band sie eine enge Freundschaft, die im Hinblick auf die Verschiedenheit beider eigentlich verwunder­lich erschien. Denn Frieda war ein völlig unver­dorbenes, gutherziges Kind, von einer Unschuld und holden Mädchenhaftigkeit, wie man sie in dem Maße in dem Kreise ihrer Kolleginnen doch nicht oft findet. Aber das Sprichwort von den Gegen­sätzen, die sich anziehen, bewährte sich auch hier, die beiden Mädchen wohnten sogar zusammen und vertrugen sich ausgezeichnet. Eine wie die andere war eine Waise ohne Verwandte und irgendwel­chen Anhang, und der Umstand, daß sie ganz al­lein ans der Welt standen, trug wohl auch noch dazu bei, daß ssie sich um so enger aneinander anschlossen. Uebrigens war auch Louisons Ruf, streng genommen, makellos, da sie viel zu berechnend war, um sich ihre Zukunft zu ver­derben. Sie hatte wohl Anbeter, aber alle ihre Beziehungen bewegten sich in erlaubten Formen. Daß der Graf Welshofen ffie wahrscheinlich zu seiner Frau gemacht haben würde, wenn Anita Brusio nicht dazwischen getreten wär, stand in ihrer Ueberzeugung fest, obgleich dieselbe von niemand sonst geteilt wurde. Wie sie jetzt während der Pause durch das Loch im Vorhang zu der Pros­zeniumsloge hinaufblickte, erschienen ihre Züge förm­lich wie von Wut verzerrt. Ein Abglanz davon war auch noch in ihnen zurückgeblieben, als der Inspizient die Mädchen von der Bühne fortrief, um das Zeichen zu Wiederbeginn der Vorstellung zu qeben.

Louisons Nummer war die nächstfolgende, dann kam Frida an die Reihe. Sie besaß eine sehr schöne, auch leidlich gut ausgebildete Sopranstimme, und ihre Spezialität bestand darin, daß sie sich im Verein mit dem Orchester selbst auf der Geige be­gleitete. Im Grunde boten ihre Leistungen nichts gerade Außerordentliches, aber sie sang und spielte mit viel Ausdruck und vor allem sah sie gar zu lieblich und reizend aus, wenn sie in ihrer ele­ganten aber backfischmäßigen Gesellschaftstoilette, auf der Bühne stand und geigte. Sie erntete stets reizenden Beifall, und ihre Nummer war denn auch in wenigen Wochen vom Anfang des Programms inimer mehr nach dessen Ende gerückt.

Während sie hinter der Szene des Augenblicks harrte, in dem sie auftretcn sollte, lag ein trüber Ernst auf ihrem süßen Kindergesicht, der auch nicht wich, als ein junger Mann im Frackanzug mit weißer Halsbinde zu ihr trat und mit scherzender Vertraulichkeit ihren Arm berührte.Was hat

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