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sblatt Anzeiger

Amtsblatt

für die Stadt Wit'dbad

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: Illustriertes Sonntagsblalt und während der Saison. Amtliche Fremdenlisttz.

Nr- 15 I

Ostern.

Ostern bringt eine Botschaft, die den Ohren der Menschheit zuerstimmer befremdlich und staunens­wert erschienen ist. Es ist die Kunde von dem lebendigen Christus, der, aus dem Grabe erstanden, lebt und weiterwirkt. Jedes neue Osterfest er­neuert diese Botschaft und wird ein Zeuge des Lebens, das von dem Auferstandenen ausgeht. Das Fest hat nur Sinn, wenn es nicht ein Spiel mit Worten und schönen Bildern ist, sondern eine Wirklichkeit. Alle Vergleiche und Bilder aus dem Naturleben von Vergehen und Auferstehen der ganzen Natur im Lauf des Jahres, alle Reden vom Fortleben im Gedächtnis der Menschen reichen nicht heran an die Osterbotschaft des Christentums: Jesus lebt!

Nicht nur eine neue Bewegung der Geister ist durch das Osterfest angefacht, sondern von dem Lebenden und Gegenwärtigen gehen stetig neue Lebenskräfte in die Menschheit aus. Was gibt uns den Beweis, daß dies nicht nur eine Behaupt­ung, sondern eine Wahrheit ist? Fragen wir dagegen: Was gibt unk den Beweis, daß das Leben eines Baumes nicht erstorben ist? Ist es nicht die Kraft des Lebens, die in ihm wirkt und schafft, die Knospen, Blätter und Blüten treibt? Wodurch zeigt das in die Erde gesenkte, dort ersterbende Weizenkorn seine Lebenskraft? Ist nicht der Halm, der emporschießt, die Aehre, die ansetzt, und das Korn in ihm ein Beweis seines Lebens? Leben drängt und treibt vorwärts, Leben wirkt und schafft Lebendiges.

So hat auch der Auferstandene seine Lebens­wirkungen hineingewoben in die Geschichte. Nicht nur jene elf Männer, die bei seiner Kreuzigung sich zerstreuten, haben diesen Strom des Lebens gespürt und ihn als den Lebendigen erfahren. Bis zur Gegenwart unserer Tage gehen diese Lebens­wirkungen fort. Sie sind nichts eigen Erdachtes und Gemachtes, dies Leben kommt wie Frühlings­wehen und Sturmesbrausen. Paulus hat e» erlebt, als er aus einem Saulus zum Apostel wurde. Wo ein Verlorener gerettet wird durch die Kraft seiner Liebe, wo ein Gefallener sich aufrichtet durch seine Macht, wo ein Schwacher stark wird zu Opfern der Selbstverleugnung und Liebe, kurz, wo aus verlorenem, vergänglichem, hinfälligem Leben eine Kraft geboren wird, die mit neuem, ewigen Leben erfüllt, da zeigen sich die Lebenswirkungen des Auferstandenen I Die es erfahren haben, haben es immer bezeugt:Nicht ich lebe, Christus lebt in mir l"

Lebenswirkungen können nur im Leben gespürt werden. Es gibt einen sicheren Beweis des Oster­lebens, das ist der, daß man sich selbst hineinziehen läßt in den Kreis dieses Lebens, daß man sich selbst unter die Lebenswirkungen des Auferstandenen im Glauben stellt. Die Schar derer ist groß dies­seits und jenseits, die das Wort Jesu in seiner Wahrheit gespürt haben:Ich lebe, und ihr sollt auch leben".

kmitkcbau.

Stuttgart, 12. April. DerStaatsanzeiger" veröffentlicht heute folgende Danksagung des Königspaars:Nachdem der Festjubel verrauscht ist, möchten die Königin und ich auch noch einmal öffentlich und vor dem ganzen Lande bezeugen, wie sehr wir uns durch die allgemeine Teilnahme an unserer silbernen Hochzeit und durch all die rühren­den Kundgebungen treuer Liebe und Verehrung im Innersten ergriffen und zu unauslöschlichem Danke verpflichtet fühlen; ist uns diese Teilnahme doch ein neuer erhebender Beweis dafür, wie fest und unzerreißbar das Band ist, das im Schwabenlande Volk und Fürstenhaus verbindet. Noch unter dem

Samstag, den 15 April 1911

überwältigenden Eindruck dieser Feier stehend, dursten wir heute das alle unsere Erwartungen übersteigende reiche Erträgnis der im ganzen Lande veranstalteten Blumentage aus den Händen des hiefür gebildeten Hauptausschusses entgegennehmen. Mt tiefer und aufrichtiger Rührung haben wir aus mündlichen und schriftlichen Berichten entnom­men, wie beinahe alle Kreise der Bevölkerung, Stadt und Land, Reich und Arm, Alt und Jung, Ein­heimische und auswärts lebende Württemberger in edlem Wetteifer zur allgemeinen Spende beigesteuert und auf diese schöne, unseren Herzen so wohltuende Weise ihre Anhänglichkeit an uns und die alte Heimat bekundet haben. Eine größere Freude hätte uns an diesem Tage nicht wohl bereitet werden können, und da wir jedem Einzelnen nicht zu danken vermögen, so sei auch hiefür allen freund­lichen Gebern und Helfern auf diesem Wege unser innigster- und herzlichster Dank kund getan. Ueber die Verwendung der Spende selbst, welche nach Abzug aller Unkosten den Betrag von rund einer halben Million Mark erreicht hat und von uns selbst noch auf 530 000 Mark erhöht werden wird, behalten wir uns weitere demnächst zu veröffent­lichende Bestimmungen vor."

Stuttgart, 12. April. Zur silbernen Hoch­zeit des Königspaars ist am 8. April aus Schloß Achilleion folgendes Telegramm des Kaisers einge­gangen :Der Kaiserin und meine Gedanken weilen heute bei Euch mit besonders herzlichen Wünschen, Gott schütze und segne Euren Ehebund auch ferner­hin!" Außerdem sind Telegramme eingelaufen vom Kaiser von Oesterreich, Kaiser von Rußland, König von Italien, König von Rumänien, König von Sachsen, vom Prinzregenten von Bayern und den meisten deutschen Bundesfürsten.

Anläßlich der Feier der silbernen Hochzeit der Majestäten fand auf städt. Kosten eine Spei­sung der Armen der Stadt aus der Küche des Bürgerhospitals statt. An dem Essen nahmen ins- samt 739 Personen teil und zwar im Bürgerhos­pital 315, von der Armenbeschäftigungsanstalt 70, vom Armenhaus 36 Familien mit 174 Köpfen, 2 Familien des Asyls für Obdachlose mit 7 Köp­fen, drei stadtarme Familien mit 5 Köpfen, 7 Be­sucher der Wanderarbeitstätte, vom Kinderasyl 8 und von den öffentlichen Volksküchen 153 Personen.

Stuttgart, 11. April. Der 20 Jahre alte Sohn Ernst der Familie Josef Arnstein ist in der Nähe des Comersees am Palmsonntag bei einem Skiausflug in die Berge abgestürzt und war sofort tot. Die Leiche wird hieher übergeführt.

Stuttgart, 4. April. Im Verkehr mit umgeld­pflichtigen Getränken sind in letzter Zeit durch Einschränkung der Einlage und Achsverkaufskontrolle erhebliche Erleichterungen gewährt worden. Durch einen Erlaß des Steuerkollegiums wurde angeordnet, daß der Ortssteuerbeamte, falls kein Anlaß vor­lieg, die Einkellerung von umgeldpflichtigem Wein oder Obstmost ohne vorherige Kontrolle durch Erteilung eines Einlagescheins schriftlich zu ge­nehmigen hat, wenn in dem Ladschein die Angaben über den Inhalt der Fässer und über den Eich­gehalt übereinstimmen, die Fässer also spundvoll sind, und wenn der Wirt das Vertrauen der Steuerverwaltung genießt, keinesfalls aber in den letzten 5 Jahren wegen Umgeldshinterziehung bestraft worden ist. Vor der Uebergabe des Lad­scheins an den Ortssteuerbeamten hat der Wirt den Ausschankpreis, den er für das Getränke in Aussicht genommen hat, auf dem Ladschein zu vermerken. Diese Angabe kann bei Wein unter­bleiben, wenn der Wirt auf dem Kellerregister zum voraus einen Durchschnittspreis von 1 Mk. für das Liter anerkannt hat. Bei nichtladschein­pflichtigen Ausverkäufen hat der Ortssteuerbeamte die Versendung des Getränks ohne vorherige

47. Jahrgang-

> Kontrolle durch Erteilung eines Achsverkaufsscheins schriftlich zu genehmigen. In diesem Falle hat der Wirt den Achsverkaufschein vom Empfänger be­scheinigen zu lassen und ihn dann binnen einer Woche demOrtssteuerbeamten zurückzugeben.Solchen Wirten, die eine geordnete Buchführung haben und^das Vertrauen der Steuerverwaltung genießen, hat das Bezirkssteueramt auf ihr Ansuchen in stets widerruflicher Weise die Erleichterung zu erteilen, daß von der persönlichen Kontrollierung, wie von der schriftlichen Genehmigung ihrer nicht ladscheinpflichtigen Ausverkäufe durch den Orts­steuerbeamten abgesehen wird. Zum Ausgleich für die Geschäftsentlastung, welche die berufsmäßigen Ortssteuerbeamten durch diese Einschränkungen der Kontrolle erfahren, sind sie zu anderen geeigneten Arbeiten heranzuziehen.

Wangen, 11. April. Das Gasthaus zum Bären", das vor vier Wochen um 48000 Mk. verkauft worden war, ist gestern um 60 000 Mk. wieder verkauft worden. (Die neue Wertzuwachs­steuer dürste da gleich praktische Anwendung finden).

Bad Teinach, 10.April. Unter dem Protektorat des Großherzogs von Baden fand vom 1. bis 1<fl April in Mannheim die I. große Kochkunst-, Wirte- und Hotelfachausstellung statt. Die Brunuen- verwaltung Teinach, welche ihr Produkt Teinacher Hirschquelle und Teinacher Sprudel ausstellte, wurde laut soeben eingetroffener Nachricht mit der Goldenen Medaille und Ehrendiplom" aus­gezeichnet.

Pforzheim, 11. April. Herr Fritz Zorn, unser früherer Mitbürger, welcher in hiesiger Stadt durch seine Tüchtigkeit im Exportbetrieb es zur Wohlhabenheit gebracht hat, vermachte letztwillig aus dankbarer Anhänglichkeit unserer Stadt zu wohltätigen Zwecken eine Stiftung von 80 000 Mk.

Pforzheim, 10 . April. Im benachbarten Hamberg siel der 53jührige Zimmermann Sickinger, Vater von fünf Kindern, beim Nachhausegehen von der Arbeit im Liebenecker Berg in der Dunkelheit von einem Waldpfad in eine Schlucht und zer­trümmerte sich den Schädel, so daß er furchtbar entstellt, tot liegen blieb. Vergeblich suchten ihn Männer von Hamberg und eine Schulklasse im Wald. Erst nach zwei Tagen fand man seine Leiche.

Mannheim, 12. April. Der vorgestern hier verstorbene Privatmann Friedrich Trauwann hat von seinem nahezu 2 Millionen Mark betragenden Vermögen etwa eine Million der Stadt zur Er­richtung einer Wohltätigkeitsstiftung unter dem Namen Eduard und Rosalie Traumanns-Stiftung hinterlaffen. Das Vermächtnis soll für Bedürftige ohne Unterschied der Konfession Verwendung finden. Verschiedenen Wohltätigkeitsinstituten fallen außer­dem 500000 Mark zu.

DieNordd. Mg. Zeitg." schreibt: Das Kronprinzenpaar traf am 11 April nach fünf­monatiger Abwesenheit in Potsdam ein. Der Kron­prinz bringt Erfahrungen und Eindrücke heim, die von dauerndem Wert für ihn sein werden. Neben eingehenden Studien wichtiger Kultur- und Wirt­schaftsgebiete hatte der Thronfolger reiche Gelegen­heit, mit seinen Landsleuten in der Fremde und Vertretern anderer Nationen in vielfache Beziehung zu treten. Leider mußte er darauf verzichten, seine Reise nach Siam, China und Japan auszudehnen. Dafür konnte er eine um so genauere Kenntnis Indiens gewinnen, wo er dank der entgegenkommend­sten Aufnahme durch die englischen Behörden und Private erinuerungsreiche Monate verlebte. Die gleiche herzliche Gastfreundschaft genoß das kron- prinzliche Paar in Egypten bei dem Khedive und den anglo-egyptischen Behörden. Der glücklich ver­laufenen hohen Mission, mit der der Kaiser den Kronprinzen und seine Gemahlin beim italienischen Königspaar betraut hat, folgte der Besuch des