alsdann gleichzeitig den Krieg mit den Amerikanern und mit den Rebellen im eigenen Lande zu führen. Nach einer Meldung aus London bezweifelt aller­dings der dortige mexikanische Gesandte, daß sich die Union zu einer militärischen Intervention in Mexiko entschließen könnte.

Lokales.

Wildbad, 14. März. Letzten Samstag fand in einer Sitzung der bürgerlichen Kollegien in Anwesenheit des Herrn Oberamtmanns Hornung, des Bezirksschulinspektors Herrn Stadtpfarrers Rößler und der beiden Herren Schulvorstände die Beratung über die Erbauung eines neuen Schul­gebäudes statt. Aus dem vom Stadtvorstand erstatteten Bericht ist folgendes zu erwähnen: Die Schullokale im Realschulgebäude wurden bei den Medizinalvisitationen in den Jahren 1903 und 1909 und bei der Gemeindevisitation im Jahre 1907 als unzulänglich und für die Gesundheit der Schüler bedenklich bezeichnet und die Notwendig­keit des Neubaues eines Realschulgebäudes aus­gesprochen. Eine gleiche Beanstandung erfolgte 1909 bezüglich des Volksschulgebäudes; zuerst durch das Bezirksschulinspektorat und dann bei der Medizinalvisitation im Jahre 1909. Eine auf Antrag der Gemeindekollegien, welche die Unzulänglichkeit des Volksschulgebäudes zunächst bestritten, vorgenommene technische Untersuchung des Volksschulgebäudes durch den bautechnischen Berater des Kgl. ev. Oberschulrats, Hrn. Baurats Knoblauch, im Frühjahr 1910 bestätigte die Richtigkeit dieser Beanstandungen. Die Stadt­gemeinde wäre demnach vor die Notwendigkeit gestellt gewesen, sowohl für die Volksschule als auch für die Realschule Neubauten zu erstellen. Der von der Stadt gemachte Vorschlag, die Schul­lokale der Realschule und der Gewerbeschule in das seitherige Bolksschulgebäude, das für diese Zwecke noch auf Jahrzehnte hinaus ausreicht, zu verlegen und für die Volksschule einen Neubau zu errichten, fand aber die Billigung des bautechnischen Beraters der Oberschulbehörde, so daß es sich jetzt für die Stadt nur um die Erstellung eines Volks- schulqebüudes handelt. Die Notwendigkeit des letzteren ist aber nicht zu bestreiten, so sehr auch die«Gemeindekollegien vor dem ganz beträchtlichen Aufwand für ein neues Schulhaus bei den sonstigen neuerdings hervortretenden großen Anforderungen an die Stadtkassc zurückschrecken. Es handelt sich eben um die Erfüllung einer der wichtigsten Auf­gaben der Gemeinde, um dis Fürsorge für die Heranwachsende Jugend und um die Schulen, die richtig auszustatten eine Ehrensache für jede Ge­meinde ist; abgesehen davon, daß den höheren Behörden Mittel und Wege zu Gebot stehen, die Ausführung nötiger Schulhausbauten in den Ge­meinden im Weigerungsfall anzuordnen. Als Bauplatz für den Neubau kommt vor Allem der von der Stadt für diesen Zweck um 9000 Mk. erworbene Weber'sche Platz beim alten Friedhof in Betracht. Dieser Platz in seiner erhöhten, ruhigen und doch ziemlich zentralen Lage hat den Vorzug, daß der Neubau auf 2 Seiten (gegen Osten und Westen) für alle Zeiten frei bleibt, ihm also die Aussicht und das Licht nie verbaut werden kann, daß ein bequemer Zugang vom Volksschulhof (ohne Staffeln) mit etwa 1012 °/o Steigung hergestellt werden kann, später die vom Fuhrwerks­verkehr wenig berührte Bismarckstraße vorbeiführt und daß das zweite Schulgebäude und die Turnhalle in seiner unmittelbaren Nähe liegen. Außerdem stehen der Stadt noch zwei weitere eigene Plätze für den Neubau zur Verfügung: Die Wiese zwischen Turnhalle und Elektrizitätswerk auf der Ostseite des Turnplatzes und der Platz des seit­herigen Realschulgebäudes unter Hinzunahme des Areals des Armenhauses und der Farrenhaltung. Gegen ersteren Platz sprechen die Nähe des Elektrizitätswerks und die Steilheit des dortigen Geländes, die umfangreiche Grabarbeiten und Stützmauern im Gefolge hätte, durch welche der Neubau auf seiner Rückseite zu wenig Licht erhalten würde. Beim zweiten Platze wäre der Abbruch des Realschulgebäudes, des Armenhauses und Farrenhaltungsgebäudes notwendig, die für Wohn­zwecke noch auf Jahrzehnte hinaus benützbar und für den Abbruch noch zu gut erhalten sind. Dieser Platz käme, da auch ein Ersatz für die abzubrechenden Gebäude geschaffen werden müßte, für die Stadt- gemeinde also viel zu teuer und muß deshalb von vornherein ausscheiden. Des Weiteren wird noch der Wetzel'sche Garten im Eiberg als ein für den Schulhausbau geeigneter Bauplatz vorgeschlagen. Gegen diesen Platz, der die freie sonnige Lage, das Entferntsein vom Straßenverkehr für sich hätte, wird geltend gemacht, daß er für die Schüler namentlich der jüngeren Jahrgänge, zu entfernt liege, daß die Nähe des Bahnhofes für den Schul­betrieb störend sei und die Herstellung eines be­

quemen Zugangs durch Ueberbrückung des Renn­bachs zu hohe Kosten verursachen würde, sowie daß der ausgedehnte Langholzfuhrverkehr auf der Renn­bachstraße und der Verkehr zum Schlachthaus für die Schüler gefährlich werden könnte. Außerdem sei auch der Preis des Platzes für die Stadt ein zu hoher. (Ein vorläufiges Angebot von 25 000 Mark für den Platz wurde von der Besitzerin in­zwischen abgelehnt.) Nach Erstattung einesseingehenden Referats durch Gemeinderat Brachhold, der sich eben­falls für Erstellung eines Volksschulgebäudes und die Verlegung der Realschule in das jetzige Volksschul­gebäude ausspricht und in der Sache einige beach­tenswerte Vorschläge macht u. nachdem die Gemeinde- kollegiendieverschiedenenBauplätzeeinerBesichtigung an Ort und Stelle unterworfen hatten, traten diesel­ben in eine längere Beratung über den Gegenstand ein, bei der auch Herr Oberamtmann Hornung mehrmals das Wort ergriff und seine Rat­schläge erteilte. Nach erschöpfender Debatte be­schließen die Kollegien hierauf dem Antrag des Vorsitzenden entsprechend beinahe einstimmig, auf dem Weber'schen Platze beim alten Fried­hof ein Schulgebäude für die Volksschule mit einem durch Schuldaufnahme zu beschaffenden Auf­wands von ca. 200000 Mk. zu erstellen und dir Realschule und Gewerbeschule in das seitherige Volksschulgebäude zu verlegen, das für diesen Zweck renoviert werden soll. Die Beschaffung der Baupläne für den Neubau soll durch ein Preis­ausschreiben mit engerem Wettbewerb erfolgen. Zu diesem Zweck werden Preise von 1200 Mk., 800 Mk. und 600 Mk. ausgesetzt und dir Namen der einzuladenden Preisrichter und der zum Wettbewerb zuzulaffenden Architekten festgesetzt. Die Bestimmung über die innere Einteilung und Ausstattung des neuen Schulgebäudes im Einvernehmen mit den Oberschulbehörden wird einer Kommission bestehend aus den Herren Stadt­schultheiß Bätzner, Gemeinderäten Aberle und Brachhold und Bürgerausschußmitgliedern Güthler, Schwerdtle und W. Krauß übertragen. Wir geben der Hoffnung Ausdruck, daß dieser Beschluß unserer bürgerlichen Kollegien in einer so hochwichtigen Angelegenheit das Richtige getroffen hat und unserer Stadt und ihren Schulen zum Segen gereichen wird.

Neuenbürg. (Aus der Bezirksratsitzung vom 13. März 1911). Das Gesuch des Philipp Amlung, Oberlokomotivführer in Gamertingen um die Er­laubnis zum Betrieb der Gastwirtschaft zumAdler" in Calmbach wird, da ein Bedürfnis für das Fort­bestehen dieser Wirtschaft nicht anerkannt werden kann, abgewiesen. Die Uebernahme folg, bestehen­der Wirtschaften wird genehmigt: der Gastwirt­schaft zumgrünen Hof" in Wildbad durch den Fuhrmann Karl Mehr daselbst, des Hotel zum goldenen Ochsen" und des Cafös Schmid in Wild­bad durch Adam Dörig, Restaurateur in München.

Ilntertzaltenöes

Zur Köye.

Erzählung von Elsbeth Borchart.

(Forts.) (Nachdruck verboten.)

Hier hielt Bardini inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Als ich endlich die Augen aufschlug," fuhr er nach einer Weile fort,sah ich Arnegger neben mir knieend, mit angstvollen Blicken über mich ge­beugt. Ich lag ein gutes Stück von der gefähr­lichen Stelle entfernt, wohin er mich wahrscheinlich gezogen hatte. Doch ich lag auf dem Gletscher und mein Körper war erstarrt.--- Arnegger hatte mir Wein eingeslößt und davon war ich erwacht. Wie traumbefangen sah ich mich nach der weißen Gestalt um; sie war verschwunden, nur in meiner erstarrten Hand hielt ich einige Blüten Edelweiß.

Arnegger, dem noch die wahnsinnige Anst um mich auf dem Gesicht geschrieben stand, versuchte jetzt, mich aufzurichten. Ich durfte hier auf dem kalten Gletscher nicht liegen bleiben. Die Knies schlotterten mir, ich konnte kaum aufrecht stehen. Von Arnegger mehr getragen als geführt, erreich­ten wir dennoch im langsamsten Tempo mit un­zähligen Ruhepausen endlich eine Schutzhütte. Es war schon Nacht und ich sank erschöpft und be­wußtlos auf das harte Lager. Erst andern Tages zu Mittag erwachte ich aus dem bleiernen Schlaf. Arnegger, der treue Mensch, hatte sich in Angst um mich verzehrt und die ganze Nacht bis jetzt an meinem Lager gesessen. Wir nahmen schnell von den Resten unseres mitgenommenen Vorrats eine Mahlzeit zu uns und machten uns auf den Heimweg, trotz Arncggers Abraten. Ich war tatsächlich noch so schwach, daß wir sehr lang-, sam, erst gegen Abend, Engelberg erreichten. Zr^ der Rückkehr nach Brunnen war es zu spät ge­worden. Wir mußten uns bis morgen gedulden

und ein Nachtquartier suchen. Ich fand diesmal keinen Schlaf, mich trieben Unruhe und Sehnsucht heim. Um vier Uhr standen wir wieder auf, fuhren mit der Bahn bis Stanz und von hier aus mit einem Wagen bis Beckenried. Wir erreichten glück­lich noch den ersten Dampfer, der nach Brunnen abging. Beständig sah ich es vor mir, dieses einzig schöne Brunnen, und je näher wir kamen, desto verzehrender wurde meine Ungeduld. Die Vision, die ich aus der Gletscherhöhe geschqut, verfolgte mich im Wachen, wie im Schlaf. So greifbar deutlich stand sie vor mir, daß ich sie hätte malen können. Aber ich sehnte mich darnach, sie in Wirklichkeit zu sehen, ja, ich fieberte nach ihrem Anblick. In Brunnen angekommen, gönnte ich mir keine Ruhe es zog mich gewaltsam hinaus zur Axenstraße. Meine Ahnung täuschte mich nicht mein Sehnen wurde erfüllt. Und jetzt sehe ich sie vor mir nicht die Vision, leibhaftig vor mir sehe ich sie meine Retterin! Jsabella"

Mit leidenschaftlicher Bewegung ergriff er ihre Hand und preßte sie an sein Herz.

Zitternd vor Aufregung und Spannung hatte Jsa seiner Erzählung gelauscht bei seinem letz­ten Ausruf starrte sie ihn entgeistert an, als fasse sie das Ganze nicht. Sie bemerkte kaum, daß er ihre Hand hielt ,und entzog sie ihm nur instinktiv

Nein," sagte er und hielt sie festent­ziehen Sie mir diese Hand nichc; sie hat mich zur Höhe gezogen und nun stehe ich auf der Höhe und breche mir das Edelweiß."

Mein Gott was war das? Hörten Sie nichts?" rief sie erschrocken und bestürzt dazwischen und machte ihre Hand jetzt mit einem Ruck frei. Was ist das für ein Grollen in den Lüften?"

Ein Seufzen kam aus seiner Brust.

Es ist der Föhn ein Wetter ist im An­zuge," antwortete er.

Aber der Himmel ist klarblau, kein Wölkchen trübt ihn."

Der Föhn überfällt die Uferbewohner des Vierwaldstättersees zumeist bei heiterem Himmel und schönstem Sonnenschein," erwiderte Bardini mit schmerzlich bewegter Stimme.

Wir wollen doch lieber heimgehen."

Ja, kommen Sie." Es wird nicht mehr lange dauern, bis er seine Gewalt ausübt, dann schont er weder Pflanzen, Tiere noch Menschen. Die Fluten des Sees werden rebellisch, kein Schiff ge­traut sich hinaus und die Dampfer können nicht anlegen. Hier auf der Axenstraße werden wir vor Staub bald nicht mehr atmen können und der Staub ist nichts für uns, die wir noch soeben reine Gletscherluft kosteten.

Und das Unwetter kommt näher," sagte Jsa bange.

Das Unwetter folgt langsam, vielleicht erst morgen."

Und dann werden die schönen Tage vorüber sein?"

Sie werden es."

Ueber Jsas Körper ging ein Schauer. Das Brausen des Föhns wurde stärker, der weiße Staub der Axenstraße wirbelte hoch auf. .Sie hielt ihren Hut fest und kämpfte tapfer gegen den Sturm und auch Bardini kämpfte. Die beiden starken Men­schen konnten sich gegen die Naturgewalt kaum auf­recht halten.

Es ist besser, wir gehen zusammen, so bieten wir dem Sturm ein stärkeres Bollwerk," sagte Bardini und bot ihr den Arm.

Sie legte ihre Hand fest auf seinen Arm und so gingen sie eng Seite an Seite. Dabei kamen sie in der Tat schneller zum Ziele.

Vor dem Hotel blieb er stehen.

Grüßen Sie Ihre Frau Mutter und sagen Sie ihr, daß ich zurückgekehrt bin. Wenn der Sturm ausgetobt hat, sehen wir uns wieder. A rivederci."

Im Hotel war es lebendig; man hörte eilende Schritte, Türenzuschlaqeu und Stimmengewirr.

Der Föhn ist ein Schrecken für die Bewohner des Sees. Schon wenn er im Anzüge ist und der RufDer Föhn kommt" erschallt, rennt alles wie besessen nach Haus. Vom Keller bis zum Dach­boden werden alle Fenster geschlossen und andere Vorsichtsmaßregeln gegen den mächtigen Feind ge­troffen. Zieht er dan ins Land, so hält er sich selten länger als eine halbe Stunde auf, aber er hinterläßt traurige Spuren. Manche hoffnungs­volle Blüte hat er geknickt, manche Frucht vom Baume geschleudert und der Himmel wird trübe, ein lange anhaltendes Regenwetter folgte dem König der Lüfte.

Bardini war nach seinem Hotel, dem Wald- stätterhof, gegangen, um jetzt die versäumte Nacht­ruhe nachzuholen und sich von den Anstrengungen der letzten Tage geistiger und körperlicher Art aus- zuruhcn und zu stärken. Eigentlich spürt er jetzt noch kaum eine Schwäche. Sein ganzes Innere