und an verschiedene deutsche Firmen adressiert; die Aufgeber sind nicht bekannt. Die Zollbehörde hat das Saccharin beschlagnahmt und nach dem Haupt­zollamt in St. Ludwig verbringen lassen.

München, 13. März. Der Prinzregent hat bestimmt, daß das Erträgnis der Landesversamm­lung, welche zu seinem SO. Geburtsfest veran­staltet worden ist, in folgender Weise verwendet werden soll: 1. 500000 Mk. zur Errichtung einer Landesheilstätte für tuberkulöse Kinder; 2. 500000 Mark alsLuitpold-Jubiläumsspende für Jugend­fürsorge", auf dem Gebiete der Jugendfürsorge; 3. 300000 Mk. zur Unterstützung hilfsbedürftiger Kriegsteilnehmer aus dem Kriege 1870/71 sowie aus den Feldzügen und Kämpfen früherer und späterer Jahre; 4. über den Restbetrag behält sich der Regent die Verfügung zugunsten von wohl­tätigen oder gemeinnützigen, dem ganzen Lande zu gute kommenden Zwecken vor.

Eine 24jährige Dame in Friedenau- Berlin erhielt von der Polizei die Erlaubnis, Männerkleidung tragen zu dürfen. Die Dame gleicht im Aeußern so sehr einem Mann, daß sie wiederholt in Verdacht geriet, sich verkleidet zu haben. Es wurde ihr nahegelegt, dafür zu sorgen, daß das Tragen männlicher Kleidung zu keiner Mißhelligkeit führt und die öffentliche Ordnung dadurch nicht gestört wird.

Berlin, 12. März. Zu Ehren des 90jährigen Prinzregenten von Bayern fand heute mittag im kgl. Schlosse Festtafel statt. Während der Tafel erhob sich der Kaiser und trank auf das Wohl des Prinzregenten als des Sinn- und Vorbilds aller Fürstentugenden. Der Kaiser verglich die kernige, mannhafte Persönlichkeit des Regenten mit einer tief im Boden wurzelnden deutschen Eiche. Während die Jugendtage des Herrschers in die Anfänge des vorigen Jahrhunderts zurückreichten, habe ihm die Mittagshöhe des Lebens die aktive Teilnahme an dem großen Aufschwung des deutschen Volks gebracht und ihm gestattet, sich gleich hervor­ragend im Kriege wie im Frieden zu bewähren. Als Förderer der Kunst und aller kulturellen Interessen werde er getragen von der Liebe seines Bayernvolks, und von der Verehrung jedes echten Deutschen. Treu zu seinem Volke, treu zum deutschen Vaterland habe er sich alle Zeit erwiesen, und ebenso habe sich um ihn und die drei deutschen Kaiser allezeit das Band gegenseitiger Treue ge­schlungen. Zum Schluffe bat der Kaiser den bayrischen Gesandten doch seinem (Souverän der Dolmetsch der Gefühle zu sein, die den Kaiser und sein Volk an diesem Tage bewegten. Von allen königlichen und allen reichs- und preußischen Staatsgebäuden weht zu Ehren des Gebnrtstages des Prinzregenten Flaggenschmuck.

Durch die Annahme des Reichswertzuwachs­steuergesetzes ist die Möglichkeit gegeben, weiteren 40000 Veteranen die Ehrengabe von 120 Mark jährlich zuzuwenden. Es werden dann von den noch lebenden 400000 Kriegsteilnehmern 240000 diese Ehrengabe erhalten.

London, 10. Mäez. Mr. Fred C. Whitney, der kürzlich Vas Londoner Strandtheater kaufte, hat von Richard Strauß das Aufführungsrecht des Rosenkavaliers" für ein Jahr und zwar für Eng­lang und Amerika erworben. Die Bedingungen des Vertrags sind aller Wahrscheinlichkeit nach die höchsten, die jemals für ein musikalisches Werk gefordert oder gegeben worden sind. Der Kon­trakt lautet vom 1. Juni ds. Js. auf ein Jahr, aber das Vorrecht auf eine weitere Periode ist eingeräumt worden, und es wird höchstwahrschein­lich ebenfalls Gebrauch davon gemacht werden. Als Anzahlung hat Mr. Whitney 90 000 Mk. zu leisten, den Rest von 160000 Mk. innerhalb vier Wochen. Dieses ist das Minimum, das Strauß für das Aufführungsrecht erhält, hat die Oper aber in England und Amerika großen Erfolg, so erhöht sich der Betrag noch um ein beträchtliches.

Bei einer gerichtlichen Verhandlung in Dublin stellte es sich heraus, daß ein alter Mann Namens Edwin Corcoran eine amerikanische Erb­schaft von fünf Millionen Mark für 24 000 Mk. an amerikanische Anwälte und andere gewissenlose Menschen, die sein Vertrauen mißbrauchten über­tragen hat. Die sünf Millionen waren Corcoran von seinem Vetter Sulivan, der s. Zeit in der Enstehung von Seattle eine große Rolle gespielt hatte, zugefallen. Corcoran, der gar nicht begreifen, konnte, daß es überhaupt soviel Geld auf der Welt gab er war nur ein armer Sattelflicker wurde von seinem amerikanischen Anwalt fortwährend im Rausche gehalten, bis er alle Dokumente unter­zeichnet hatte, durch die sich der amerikanische Betrüger und seine irischen Spießgesellen in den Besitz der Erbschaft setzen konnten. Die 24000 Mark, die man ihm dann auszahlte, hatte Corcoran bald in den Schnapskneipen ausgebeben, und in den letzten drei Monaten lebte er in äußerster Dürftigkeit und mußte alle seine Kleider und Hab­

seligkeiten verpfänden um nicht Durst zu leiden. Das Gericht wird einen Sachverwalter ernennen, um für den alten Mann so viel als möglich zu retten.

Washington, 8. März. Die mexikanische Regierung erklärt, das Gerücht, Mexiko habe ersucht oder versuche um eine Intervention der Vereinigten Staaten zur Lösung der internen Schwierigkeiten, sei lächerlich. Mexiko habe die Macht, um die Revolution unterdrücken zu können, und die öffentliche Meinung stehe der Regierung zur Seite. Die Gefangennahme einer Anzahl Amerikaner, die sich an der Revolution beteiligt hätten, sei auf mexi­kanischem, nicht amerikanischem Boden erfolgt.

Hlni -r sicilterröes

Zur Köl-c.

Erzählung von Elsbeth Borchart.

(Forts ) (Nachdruck verboten.)

Ein leiser Freudenschrei entrang sich ihren Lip­pen und ihr Herz begann zu klopfen. Da war er heil und gesund in seiner ganzen stattlichen Größe und jetzt er hatte sie wohl soeben erkannt

es gab seinem Körper einen ordentlichen Ruck, und mit schnellen Schritten eilte er ihr entgegen:

Signorina Jsabella!"

Er nahm ihre Hände preßte sie an seine Brust und an seine Lippen.

Das war ein böser Streich, Signor Bardini," erwiderte sie zürnend, doch ihre Augen straften den Ton ihrer Stimme Lügen.

Er reichte ihr ein Sträußchen Edelweiß hin.

Hier ist, was ich versprach, nur diese eine Blüte behalte ich; ich habe sie heiß erkämpft."

Jsa warf einen Blick auf die leuchtend weißen Blüten, die aus den Eisregionen stammten, und ihre Hand zitterte, als sie sie abnahw.

Ich danke Ihnen, Signore. Doch was sehe ich? Ihre Hände sind verbunden Sie haben doch nicht

Er lächelte.Leichte Hautabschürfungen, die bald heilen werden."

Wie kamen Sie zu ihnen?"

O, ich strauchelte einmal und riß mich an den spitzen Eiszacken."

Sie verhehlen mir die Wahrheit mein Gott

was ist Ihnen? Sie wanken?"

O nichts es geht schon vorüber."

Dort steht eine Bank setzen wir uns."

»Ja setzen wir uns."

Sie gingen langsam bis zur Bank, die an der Seite neben dem Felsen stand, und ließen sich da­rauf nieder. Jsa betrachtete ihn mit Besorgnis.

Sagen Sie mir, was ist geschehen?"

Es ist nicht der Rede wert nur eine kleine Schwäche, die bereits überwunden ist. Wir haben uns heute früh aufgemacht, um noch den ersten Danipfer zu erreichen, und kamen erst kurz vor acht hier an."

Und warum legten Sie sich nicht sogleich nieder, als Sie ankamen?"

Seine matten Zügen belebten sich plötzlich, und in seinen Augen flammte es auf.

Es trieb mich Sie zu sehen Ihnen das Edelweiß zu bringe,.

Und deshalb deshalb gingen Sie hierher auf die Axenstcaße?"

»Ja, nicht in Gegenwart anderer, nicht einmal in der Ihrer Mutter, wollte ich Sie das erste Mal Wiedersehen. Ich gehe seit einer Stunde umher und warte und die Hoffnung:Sie wird kommen" verließ mich nicht. Darum über­wand ich jede Mattigkeit. Und sie kam. Signorina Sie haben gewußt, wo ich war haben Sie einmal den Gedanken gehegt: Ob er wiederkommen wird?"

Gewiß habe ich das," antwortete Jsa,und ich habe Ihnen ernstlich gezürnt, daß Sie den toll­kühnen Plan doch ausgeführt hatten."

Glauben Sie an eine Fernwirkung, Signorina Jsabella?"

Wie meinen Sie?"

Ich meine, ob Sie um eine bestimmte Stunde intensiv an mich gedacht, ob Sie den Wunsch gehabt haben: Könnte ich jetzt auf der Gletscher­höhe stehen und ihn vor Gefahr bewahren?"

Ich weiß nicht," sagte Jsa leise; ihre Wangen färbten sich rot, und ihre Blicke wichen den seinen aus.

Ich habe etwas Merkwürdiges erlebt ich möchte es Ihnen erzählen."

»Erzählen Sie."

Vorgestern unternahmen wir den Aufstieg," begann Bardmi nach kurzer Pause." Zuerst ging es glatt vorwärts, dann mit Beschwerden und Fährnissen über Schnee und Eis immer bergauf der Höhe zu. Nach vierstündiger Wanderung gönnten wir uns eine Rast und stärkten uns an dem mitgenommenen Imbiß. Dann machten wir

uns auf den Weitermarsch. So sehr ich auch spähte, ein Edelweiß konnte ich nicht entdecken. Ich fing schon an ungeduldig zu werden, als ich plötz­lich an einem vorspringenden Fels, hoch über uns, am Rande des Abgrunds, die Blüten, die in ihrem blendenden Weiß kaum von der Schneedecke des Bodens abstachen, entdeckte.

Dort müssen wir hinauf, Arnegger," fragte ich. Er wehrte jedoch erschrocken ab, es könnte das Leben kosten, sich bis zu jener abschüssigen Höhe zu versteigen. Aber ich wollte das Edel­weiß, das vielleicht das einzige war, das uns be­gegnete, besitzen um jeden Preis, und keine Ge­fahr, keine Anstrengung sollte mir hinderlich sein. Ich hatte einen harten Kampf mit dem braven Manne zu bestehen, ehe er es zuließ, daß ich allein mich auf den Weg machte; denn er sollte mir nicht folgen mich auch nicht, wie er es durchaus tun wollte, an sich anseilen. Das einzige, was ich zu­ließ, war, daß er das Seil um meinen Leib schlang und es so fest in der Hand behaltend, mir in weitem Abstande folgte.

So stiegen wir an der steilen Gletscherwand auf. Nichts regte sich umher, kein Laut wurde hörbar, als ab und zu das Ausstößen unserer Eis­pickel. Der Weg wurde immer gefährlicher die Nerven wurden aufs höchste angespannt, denn ein Fehltritt nur, und wir stürzten in den grausigen Gletscherspalt, der zu unserer Linken gähnte.

Meine Kraft wuchs mit der Gefahr, und ich hatte nur das Ziel vor Augen. Schon hatte ich das Ziel erreicht Arnegger war weit hinter mir zurückgeblieben"

Bardini stockte hier plötzlich (u. atmete schwerauf.

Was geschah^ weiter?" fragte Jsa mit selt­samer Erregung.

Das Edelweiß stand vor mir, und ich konnte es nicht fassen, wenn ich nicht niederkniete und mich über den Abgrund beugte. Ich tat es. Vor­sichtig legte ich mich nieder beugte mich vor

streckte meine Haud aus da ging plötz­ein Ruck durch meinen Körper ich verlor das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe."

O Gott,/ rief Jsa erschauernd und ihr Gesicht wurde totenbleich.

Ueber seine Züge ging ein Leuchten.

Ich lebe, Signora, wie Sie sehen, doch ich bin mit meiner Erzählung noch nicht zu Ende:

Natürlich hatte ich das Bewußtsein ver­loren. Nach kurzer Zeit erwachte ich und gewahrte mit Schrecken meine Lage. Ich war an der spitzen Zacke eines Felsens mit dem Seil, das Arnegger um meinen Leib geschlungen hatte, hängen ge­blieben. Bei dem jähen Ruck war es wohl Arneg- gers Händen entrissen worden. Dieses Seil hatte mich vor dem Sturz in die endlose Tiefe bewahrt, aber meine gegenwärtige Lage war noch gräßlicher als der Tod. Ich hing zwischen Himmel und Erde, der Strick konnte jeden Augenblick reißen und ich sah diesen furchtbaren Zeitpunkt vor meinen Augen und war machtlos, ja, die geringste Bewegung meinerseits mußte mein Schicksal besiegeln.

Signorina, was ich in jenen Augenblicken der Todesangst und Verzweiflung durchgemacht habe, wie ich in einer einzigen Sekunde mein ganzes Leben an mir vorüberziehen sah wie ich mich schaudernd selbst erkannte, davon will ich schweigen. Nur eins sollen Sie erfahren: Sie sagten einmal, in jedes Menschen Leben käme eine Stunde, wo sein Vertrauen in die eigene Kraft erschüttert wird, wo er sich hilfeflehend nach einem Stärkeren, Höheren umsieht. Diese Stunde war für mich gekommen Meine Kraft hatte mich verlassen, jede Möglich­keit, mich aus dieser schauerlichen Lage zu befreien, war geschwunden. Da suchten meine Gedanken Gott, an den Sie so felsenfest glauben und ich fühlte es mit einemmale, daß bei ihm allein Leben oder Tod war. Ich weiß jetzt nicht mehr, ob ich ihn um das erstere oder den letzteren anflehte ich weiß nur, daß ich betete.

Obgleich ich über dem Abgrund an dem Fel­sen hing, war mein Gesicht dem Himmel zugekehrt. Ich sah ein Stück des leuchtenden blauen Aether- meeres und dort hineinragen jene Felswand, auf der daS Edelweiß, das ich habe brechen wollen, nun unangefochten und rein weiterblühte. -

Da geschah etwas Wunderbares. Ob meine Augen durch das beständige Schauen auf die weißen Flächen der Gletscher geblendet waren, ob mich schon die Delirien als Todesvorboten um­fangen, ich sah plötzlich auf der Höhe über mir dicht an den Edelweißblüten eine weiße Gestalt stehen und mit der Hand winken. Meine Ohren vernahmen eine Stimme:Verzage nicht arbeite dich empor ich reiche dir meine Hand und ziehe dich hinauf zu meiner Höhe ich rette dich!" 'Da strafften sich meine Sehnen ich tastete vorsichtig umher - setzte den Fuß an, gewann eine Stütze ergriff eine ' vorspringende Felszacke richtete mich an ihr ein wenig empor und besah das Terrain. Steile, ab-