Waller Moni
Amtsblatt
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Anzeiger
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Hiezu: Illustriertes Sonntagsblatt und während der Saison: Amtliche Fremdenlistq.
Nr. 31
Dienstag, den 14. März 1911
47. Jahrgang.
Wlitkcbau.
Stuttgart, 9. März. Generalleutnant und General ä In Luits des Königs, Freiherr Hermann v. Matter, ist im Aller von 63 Jahren hier gestorben. Freiherr v. Matter, der den Feldzug 1870 als Oberleutnant mitgemacht hat, war von 1892—1900 Militärbevollmächtigter in Berlin.
Stuttgart. (Blumentag.) Die vom Komitee herausgegebene offizielle Postkarte ist nunmehr erschienen. Dieselbe ist nach dem Entwurf von Kunstmaler Schnorr in der Hofkunstanstalt von Eckstein und Stähle mittelst Steindrucks in 12 Farben hergestellt und zeigt das wohlgelungene, ausschließlich für diesen Zweck zur Verfügung gestellte neueste Bild des Königspaars in Porträtform mit demWürttembergischen und Schaumburg-Lippe'schen Wappen, umrahmt von Nelken in verschiedenen Farben, wie solche beim Blumentag zum Verkauf kommen. Die Bestellung auf diese Postkarte ist so lebhaft, daß die Auflage von einer Million, wovon 80 000 Exemplare mit aufgedruckter 5 Pfg.-Marke, nahezu vergriffen ist. Auch die Nachfrage nach den Nelken steigert sich von Tag zu Tag und erreicht jetzt schon öie Zahl von 2 Millionen.
Stuttgart, 10. März. Die Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl ist aus Freitag den 12. Mai anberaumt.
Stuttgart, 9. März. (Wasserversorgung). Zu dieser wichtigen Frage ist ein neuer Vorschlag bezw. ein früherer wieder zur Geltung gebracht worden. Es handelt sich um die Gewinnung des Wassers zwischen Goßenzugen und der Wimsener Höhle bei Zwiefalten. Die Ergiebigkeit dieser Wassergewinnungsstelle mit den beizuziehenden weiteren Quellen, deren Wasser aus dem weißen Jura stammen, soll minimal (im Tiefstand) zirka zusammen 700—800 Sekundsnliter des besten Trinkwassers betragen. Es ist, wie versichert wird, nach dem Ergebnis der chemischen Untersuchung des Regierungschemikers eines der besten Trinkwasser in Württemberg und hat nur 10—14 Härtegrade. Die Pumpstation würde bei Goßenzugen mit elektr. Antrieb auf ca. 555,0 Meereshöhe gestellt und das Wasser mittelst kurzer Druckleitung in ca. 6—8 Kilometer Entfernung in einen großen Hauptsammelbehälter auf ca. 720—730 Meter Meereshöhe gedruckt. Von hier aus als Verteilungsleitung mit großem hydrostatischen und hydraulischem Druck wirkend, würde das Wasser in der Richtung Klein- engstingen OA. Reutlingen dem Honauer Tale folgend, der Stadt Stuttgart nach allen Richtungen zugeleitet. Die Entfernung der Wassergewinnungsstelle, sowie der projektierten Pumpstation beträgt, in der Luftlinie gemessen, von Stuttgart ca. 60—65 Klm. Im Honauer Tale bei der Zahnradbahn kann das überschüssige Gefäll der Wasserleitung für eine Wasserkraftanlage gut ausgenützt werden.
— In einer vorgestern im Hotel Marquardt abgehaltenen konstituierenden Versammlung wurde ein Württ. Hotelbesitzerverein gegründet; zum 1. Vorsitzenden wurde Hotelbesitzer August Banzhaf (Hotel Royal), zum 2. Vorsitzenden wurde Herr Häußer zum Bahnhof gewählt. Zu Ehrenmitgliedern wurden die Inhaber des Hotel Marquardt, Herren H. und O. Marquardt, und Herr Reiniger zum Bahnhof ernannt. Der Verein besteht nur aus Mitgliedern, die dem Internationalen Hotelbesitzerverein (mit dem Sitz in Köln) angehören.
Stuttgart. Im vergangenen Jahre wurden bei D. beim Graben zwei bronzene Feldschlangen aufgefunden, die die Jahreszahl 1420 und das Waffenzeichen Eberhard des Greiners trugen. Die beiden seltenen Stücke wurden dem württ. Staat zum Kauf angeboten, aber das Geschäft soll sich zerschlagen haben und jetzt sind die beiden Feldschlangen, wie es heißt nach Berlin und Nürnberg,
an das Zeughaus bezw- das Germanische Museum verkauft. Vorausgesetzt, daß es sich dabei nicht um übertriebene Forderungen handelte, wäre es doch sehr bedauerlich, daß man Gegenstände altertümlicher Heimatkunst außer Landes gehen läßt.
Tübingen, 10. März. (Strafkammer.) In der winters unbewohnten Villa Margerita an der Dobler Landstraße in Herrenalb wurde vor einiger Zeit ein schwerer Einbruchsdiebstähl verübt. Gleich darauf gelang die Verhaftung des gefährlichen Einbrechers Paul Bruschke aus Wilkau. Er wurde gestern von der Strafkammer neben 3jähr. Ehrverlust zu 1'/- Jahren Gefängnis verurteilt.
Calw, 8. März. Infolge der milden Witterung der letzten Tage ist die Krokusblüte am Zavelstein zur Entfaltung gekommen.
Bad Liebenzell, 10. März. Seit einem Jahr hat hier eine äußerst rege Bautätigkeit eingesetzt. Nicht weniger als 40 Baugesuche wurden im vorigen Jahr durch den Gemeinderat behandelt und Heuer sind schon wieder 21 angefallen. Die neuerstellten bezw. umgebauten und im Bau begriffenen Gebäulichkeiten repräsentieren einen Wert von über 500000 Mk.
Altensteig,'9. März. In einigen benachbarten Orten macht sich gegenwärtig eine auffallende Auswanderungslust bemerkbar und zwar ist Posen das erstrebte Ziel. Es sind schon früher von unserer Gegend Leute dorthin gezogen und jetzt wollen einige Familien und zwar von Berneck und Simmersfeld folgen. Die Auswanderungslustigen glauben in Posen leichter vorwärts kommen zu können, als in ihrer Heimat. Jedenfalls würde eine Auswanderung für weniger bemittelte Leute bei uns nicht in Betracht kommen, wenn wir in unserer Gegend mehr Industrie, Handel und Verkehr und damit bessere Erwerbsverhältnisse hätten.
Freudenstadt, 9. März. Am Zahnrad der Lokomotive des Murgtalzuges (Baiersbronn ab 5.13 abends, Freudenstadt Stadtbahnhof an 5.36) brachen heute etwa 500 Meter oberhalb des Christophtaler Viadukts Zähne aus, infolgedessen die Weiterfahrt nach Freudenstadt nicht mehr fortgesetzt werden konnte. Die zahlreichen Mitreisenden mußten aussteigen und den Weg nach dem Stadtbahnhof zu Fuß fortsetzen. Der Zugsverkehr wird eine mehrstündige Unterbrechung erleiden.
Heidenheim, 11. März. Privatier Georg Staudenmaier in Giengen kann am Dienstag in verhältnismäßiger Rüstigkeit seinen 100. Geburtstag begehen.
Rottenburg, 8. März. Auf einer Anhöhe bei Obernau stieß man bei Nachgrabungen, die auf Veranlassung von Bahnhofverwalter Mönch und Prof. Dr. Paradeis vorgenommen worden waren, aus gewaltige Grundmauern. Es handelt sich um eine römische Niederlassung. An Altertums- sunden wurden und a. geborgen: Verschiedene bearbeitete Knochen und Steine und ein dreikantig geschliffener Steindolch aus der jüngeren Steinzeit, eine eiserne Waffe anscheinend aus der Hallstattzeit, sowie eine Menge größerer und kleinerer Bruchstücke von Urnen und Tongefässen aus der Romerzeit und der nachrömischen Zeit. Der Verlauf der alten römischen Wasserleitung, deren Entdeckung Bahnhofverwalter Mönch zu danken ist, ist nunmehr genau festgestellt. Die Römerleitung zieht sich am Abhang der Höhen des linken Neckartals hin; sie ist an manchen Stellen noch sehr gut erhalten als viereckige Dohle. Einige gut erhaltene Stücke der Leitung sollen Museen einverleibt werden. — Auf der Markung Obernau wurden auf der linken Neckarseite von einer Firma Bohrungen auf Kohlensäure unternommen mit dem Ergebnis, daß ein Sprudel gefaßt werden konnte. Da der Besitzer des Kohlensäurewerks „Löwensprudel", der eine Schädigung seiner Quelle befürchtet, Beschwerde
erhob, mußten die Bohrungen wieder eingestellt werden, bis die Beschwerde entschieden ist.
Kirchheim u. T., 9. März. Auf der internationalen Ausstellung für Reise- und Fremdenverkehr in Berlin wird auch unser von der Touristenwelt bevorzugter Bezirk vertreten sein. Außer verschiedenen interessanten bildlichen Darstellungen der hiesigen Gegend, die von Privaten bereitwilligst zur Verfügung gestellt wurden, wird die Ausstellungsbesucher ein Prachtexemplar eines Jchthiosaurus aus den berühmten Holzmader Schieferbrüchen auf unsere reichen geologischen Fundstätten Hinweisen, den das paläontologische Atelier von Bernhard Hauff in Holzmaden auf Veranlassung der hiesigen Ortsgruppe des Schwäb. Albvereins ausstellen wird.
Ulm, 7. März. Die Strafkammer verurteilte nach fünftägiger Verhandlung den Bezirksnotar a. D. Ernst Müller von Kirchheim u. T. wegen eines Vergehens des Betrugs und zweier Vergehen der Untreue zu 1 Jahr Gefängnis und Aberkennung der Fähigkeit zur Begleitung öffentlicher Aemter auf die Dauer von 2 Jahren. Müller hatte ein Vermögen von über 200000 Mark, ließ sich dann zu sehr in industrielle Unternehmungen ein, die schlecht rentierten und schließlich in Konkurs gerieten. Um für die Unternehmungen Geld flüssig zu bekommen, verwendete er höhere Beträge, die ihm zur Verwaltung anvertraut waren, ohne Wissen der Eigentümer, oder ließ sich größere Summen von anderen Personen gegen das Versprechen geben, sie hypothekarisch sicher anzulegen, während er das Geld in seine Unternehmungen steckte, wo es verloren ging. Der Kaufmann Dreyfus, der Geschäftsführer einer dieser Unternehmungen war, wurde wegen einfachen BankerottsZund Unterlassung der Konkursanmeldung zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt.
Karlsruhe, 13. März. Die 83. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte wird in der Zeit vom 24. bis 30. Sept. hier stattfinden.
— Die Automobilgesellschaft Gernsbach, die einen rentablen Automobilbetrieb zwischen Baden- Baden—Gernsbach—Wildbad betreibt, will vom 1. oder 15. Juni ab bis Ende September zweimalige tägliche Automobilfahrten hin und zurück zwischen Baden-Baden — Gernsbach — Forbach — Freudenstadt zur Ausführung bringen. Am Dienstag wurde zu diesem Zwecke eine Probefahrt ausgeführt, an der ca. 20 Herren teilnahmen. Der Fahrpreis von Freudenstadt nach Baden-Baden wird etwa 4 Mark betragen.
Frankfurt a. O., 7. März. Wie die „Franks. Oderzeitung" meldet, hat der Aufsichtsrat der Vereinsbank in Frankfurt a. O. in Liquidation in einer gestern abgehaltenen fünfstündigen Sitzung beschlossen, den Konkurs der Bank anzumelden, nachdem sie bei der weiteren Prüfung der Bücher und der Verbindlichkeiten besonders auf dem Gebiete des Berliner Grundstückmarktes weitere bedeutende Ausfälle herausgestellt haben. Nach Schätzung des Auffichtsrats beläuft sich die Unterbilanz auf ungefähr sechs Millionen, sodaß das gesamte Aktienkapital und von den Depositen 50—60 Prozent verloren gehen.
Kolmar, 10. März. Gestern vormittag wurde von einer alten, Kresse suchenden Frau 50 Meter von der Sennerei Glashütte in der Nähe von Rimbach die Leiche des seit 18. Febr. vermißten Skiläufers Steuerpraklikant Backert nahezu unversehrt aufgefunden. Die Leiche lag im Gebüsch auf dem Rücken, leicht zur Seite geneigt. Die Schneeschuhe waren lose angeschnallt.
Basel, 9. März. Wohl das Großartigste, was bisher an Saccharinschmuggel hier geleistet wurde, hat man dieser Tage unternommen; nicht weniger als 19 Zentner Saccharin, verpackt in 12 Kisten, wurden auf dem hiesigen Bahnhof aufgegeben. Die Sendung war als Bücher deklariert