unter Hinweis auf die durch die bekannten Dekrete hinsichtlich des Modernisteneides hervorgerufene Bewegung u. a. ausführte: Die Dekrete der Kurie haben eine tiefe Bewegung in Deutschland hervor­gerufen. Den Staat interessieren diese Dekrete insoweit, als sie das Grenzgebiet zwischen kirchlichen und staatlichen Interessen überschreiten. Die Kurie hat es nicht für zweckmäßig gehalten, sich vor dem Erlaß dieser Dekrete mit uns darüber auszusprechen. Das hätte von vornherein der Aufregung und Ver­stimmung die Spitze abgebrochen,die die Atmosphäre auch über das konfessionelle Gebiet hinaus verschlech­tert haben. Wir haben durch unseren Gesandten beim Vatikan, den Kardinal-Staatssekretär auf die Erregung aufmerksam gemacht. Wir haben die Punkte bezeichnet,woKonfliktemitdemStaateintreten können. Ich habe auch der Kurie keinen Zweifel darüber gelassen, daß ihr die Verantwortung für die Kon­flikte, die entstehen sollten, allein zufällt (Beifall) und daß die Kurie Mittel und Wege zu suchen hat, durch die die Folgen der Erregung beschwich­tigt werden können und wie Kollissionen mit dem Staat zu vermeiden sind. Die Kurie antwortete darauf, daß sie weit davon entfernt sei, irgend­welchen Konflikt mit dem Staat zu suchen. Ich fürchte, daß die optimistische Auffassung der Kurie, als ob alle Folgen der Erregung wieder ganz aus­gelöscht werden könnten, zu weit gehen. Der Brief an den Kardinal Kopp ist nicht infolge unserer Vorstellung geschrieben worden. Niemand hat Sehnsucht nach einem Kulturkampf. Die Maß­regeln der Kurie aus letzter Zeit haben aber nicht diejenige Rücksichtnahme auf die preußischen und deutschen Verhältnisse zur Grundlage gehabt, die unentbehrlich ist, um den friedlichen lZustand, in dem wir leben, zu erhalten. Der Papst will friedliche Verhältnisse, aber dieser Wille wird durchkreuzt durch Enunciationen wie dir Bor- romäus-Encyklika. Würden staatliche Inter­essen vorliegend sein, dann hieße es Kampf gegen Kampf. Das trifft aber nicht zu. Daher

vollendet Prinz Luitpold das neunte Jahrzehnt seines ebenso erfolgreichen wie arbeitsvollen Lebens. Pflege der Jugend schafft rüstiges Alter" war sein Wahlspruch, der sich glänzend an ihm be­währt hat. Von Kind auf ein Freund der freien Natur und der erfrischenden Bergluft, die ihm das schneebedeckte Alpenland seiner »Heimat bietet, ist er zwar ein Greis an Jahren geworden, aber an Körper, Geist und Herz ein Jüngling geblieben. Mit Leib und Seele Soldat, wie sein königlicher Vater Ludwig I. von dem damals vierzehnjährigen Knaben schon im Jahre 1835 schrieb, dazu ein eifriger Weidman, der an Behendigkeit und Aus­dauer alle seine Begleiter überflügelte, hat er es ermöglicht, sich den verjüngenden und erhaltenden Einfluß einer andauernden Stählung des Körpers in vollstem Maße zunutze zu machen. Hierdurch wurde er befähigt, seit 25 Jahren bis zum heutigen Tage die schweren Pflichten des Herrscheramts un­ausgesetzt in vorbildlicher Weise zu erfüllen, nach­dem das Geschick ihn in einem Alter 65 Jahre - an die Spitze der Regierung gerufen hatte, in welchem sonst das Lebenswerk des Menschen als abgeschlossen gilt und das Bedürfnis nach Ruhe sich einzustellen pflegt. Alle seine Kräfte stellte er in den Dienst seines Volkes, für dessen Glück und Gedeihen er die segensreichste Tätigkeit entfaltete.

Lokales.

js Wildbad, 11. März. Eine Reihe bunter Bilder zeigt uns morgen Sonntag der Kinemato- graph Union im Gasthaus zur Linde. Für diesmal hat Herr Krimmel, das wunderbare StückOnkel Toms Hütte", ein Bild in dem, herrliche Naturscenen mit dramatischen Darstellungen' wechseln, engagiert. Dieses Stück zeigt uns die! Erlebnisse eines Negersclaven, der durch eine mutige! Tat das Herz der Tochter eines gewissen St. Clair ^

Zweifel und Bangen ein Ende fanden, wenn sie ihn an der bekannten Stelle mit seiner Staffelei sitzen sah. Dann wollte sie beruhigt und, ohne ihn zu stören, wieder umkehren.

So ging sie die Axenstraße in mäßigem Schritt. Einige Menschen, Fremde, die kein Interesse für sie hatten, begegneten ihr, sonst niemand.

An dem Fußweg, der links nach Morschach abzweigt, blieb sie stehen. Man konnte den Aeg nach oben ein Stück verfolgen.

Es kam jemand herab, schnell, mit flinken Füßen; ein Mädchen in Schweizertracht war es Der Weg führte zwar bergab, doch so läuft nur einer, der es eilig hat.

Jsa sah der Näherkommenden entgegen und Röseli" rief sie plötzlich überascht.

Wo wollen Sie denn so eilig hin?" fragte Jsa.

Fräulein o, Fräulein" sie kämpfte mit dem Atem und vergaß ihr gewohntesGrüß Gott" voranzuschicken,zu Ihne wollt' i ja zu Ihne."

Zu mir?"

Ja, und und" Ein Schluchzen er­stickte ihre Stimme; sie kam nicht weiter.

Mein Gott, Röseli, was ist denn geschehen? So antworten Sie mir doch."

O, i weiß ja selber nit aber i fürcht mi so sehr."

Aber warum denn wovor?"

Daß sie uf'n Uriotstock sind."

Auf den Uriotstock wer wer denn?"

Die zwei beide der feine Herr und mei Sepp."

AHI" Eine Eiskälte überlief Jsas Körper. Also doch. Doch kein Phantasiegebilde I" Sie war einem Augenblick wie erstarrt.

Haben Sie es denn nit g'wußt, Fräulein?" Röselis erstaunte Frage riß sie aus ihrer Er-

Wn1evHal.'tenöes

Zur Löß

PrinzregentTmtpold v. Bayern

Zu seinem 90. Geburtstage.

Ein hohes, seltenes Fest, den 90. Geburts tag seines ehrwürdigen Regenten Prinz Luitpold wird Bayern am 12. März dieses Jahres begehen. Allenthalben rüstet sich das Volk, diesen Tag würdig zu feiern, dem greisen Herrscher warm zu huldigen Ist schon alljährlich der 12. März im ganzen Bayernland als weihevoller Festtag begangen worden nicht aus althergebrachter Gewohnheü, sondern aus aufrichtiger Verehrung für die hehre Gestalt des Prinzen Luitpold,des Königreichs Bayern Ver­weser," so bietet dessen diesjähriges Wiegenfest einen ganz besonderen Anlaß zu freudigen und begeisterten Kundgebungen. Es handelt sich um einen Tag, wie er in der mehr als 700jährigen Geschichte des Herrscherhauses Wittelsbach noch niemals gefeiert wurde und wie er selten einem Staatsoberhaupte beschieden ist. Seiner Majestät dem ersten Deut­schen Kaiser aus dem Fürstengeschlecht der Hohen- zollern, Wilhelm dem Siegreichen, hatte des All­mächtigen Güte die gleiche Gnade gewährt; am 22. März 1887 konnte Allerhöchst derselbe die gleiche Feier begehen, die nun dem Regenten Bayerns bevorsteht. In staunenswerter Frische, nicht gebeugt durch die Fülle der Jahre und im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Kräfte

rührt und von diesem seinem vorigen Besitzer ab- starrung.

gekauft wird. Er dankt dies durch große Treue §Nein ich habe es nicht gewußt."

und Anhänglichkeit und erlebt 2 glückliche JahreO, i hält' es mi denken könne, sonscht

muß die Regrerung eine Position mno ira suchen. - auf der Besitzung St. Clairs. Der ganze Film sonscht hätten Sie ihn doch nit gehe lasse."

Den Wert der katholischen Fakultäten soll man hat eine beträchtliche Länge und zeigt uns in 16 In Jsas Wangen kam wieder Farbe,

nicht unterschätzen. Der Staat hat kein Interesse Scenen die Erlebnisse Onkel Toms. Auch dieIch habe über den Herrn nichts zu bestimmen,

daran, diese Institute aufzuheben. Anders verhält anderen Bilder werden den Beifall der Besucher - er kann gehen, wohin, und tun, was er will, aber

es sich mit dem Unterricht an den höheren Schulen.' erringen, z. B. die herrliche Naturaufnahme der j warum haben Sie Ihrem Sepp denn nicht ab- Hier würde eine beklagenswerte Reibungsfläche InselKorfu" sowie die DramenLiebesglück > geredet?"

zwischen Staat und Kirche geschaffen. Wir werden eines Blinden"Bestimmungen des Lebens" und!Ja könnt' i denn? Er hat mi's erscht heut

.. " - - - - ' " ' früh sage lasse durch sei kleine Schwestersohn, nu

sie längscht über alle Berg sind.

Was hat er Ihnen sagen lassen?" fragte Jsa, und ihre Blicke hingen voll Lpannunq an Röselis Munde.

Er hat mir an Zettel geschickt. Gestern abend mit dem letzte Schiff sind sie gefahre, um heute in aller Früh den Aufstieg zu unternehmen. I sollt unterdes für ihn bete, denn wenn er glückli heimkehrt, wär' unser beider Glück g'macht. I versteh nit, was er damit moant, aber i wünscht, er wär' nit g'gange. Eine heiße Angscht verzehrt mi und mir isch's als käm er diesmal nit wieder."

Röseli!" schrie Jsa aus und ergriff der Sen­nerin Hand,wie können Sie dergleichen denken! Sie sagten doch selbst, daß er ein kundiger Früher und daß ihm noch nie ein Unfall zugestoßen ist."

Bis jetzt sreili nit, aber er isch a noch nie bis zu den Edelweiß g'stiege."

Zu den Edelweiß," wiederholte Jsa erschau­ernd.Und was wollen Sie nun bei mir?"

Die Angscht trieb mir, und i Hab g'dacht Sie würde etwas näheres davon wisse."

Nein ich weiß nichts wie sollte ich auch! Aber Röseli, seien Sie nicht so verzagt und mutlos warum sollte er denn gerade tiesmal nicht wiederkehren. Nein weinen Sie nicht." Jsa legte den Arm um die schluchzende Sennerin und zog sie sanft an sich.Er wird er muß wiederkommen.

Wie Sie das sagen als wenn ein Engel es spräche," sagte Röseli und trocknete ihre Tränen.

Wie lange dauert wohl eine solche Partie?"

! fragte Jsa jetzt.

>Vor morgen nachmittag könne sie nit zurück sein, denn hier von Flüelen aus isch der Urirotstock schwer zu besteige und Edelweiß wächst auf der andere Seite. Sie müsse eine weite Umweg über Engelberg mache'"

Morgen nachmittag erst? Das ist eine lange Zeit."

Nil wahr? Und so lange soll ma aushalte in seiner Angscht und in die Ungewißheit. Aber i Hab doch an Troscht g'funde und denk mi, der liebe Gott wird uns beid nit verlasse. Und nu behüt Sie Gott."

Behüt Sie Gott, Röseli."

Sie drückten sich die Hände und sahen sich in die Augen, wie zwei, die sich innerlich nahe stehen. Und in dieser Stunde war jede äußere Schranke gefallen, ihre Seelen hatten sich berührt in einem einzigen gleichen Empfinden.

Geistliche, die den Eid geleistet haben und als die humorvollen StückeNauke studiert eine tragische Lehrer an Gymnasien wirken, nicht beseitigen, aber. Rolle",Der jähzornige Nachbar" und Fritzchen" wir werden Geistlichen, welche den Eid geleistet Ist ein Ehrenmann". In wunderbarer Farben­haben, den Unterricht z. B. im Deutschen und in! Photographie wird uns noch dasFamilienleben der Geschichte nicht mehr übertragen. (Hört, hört!)!der Vögel" vor Augen geführt.

Auch bei (Übertragung anderer Staatsämter an;

Geistliche wird eine gewisse Zurückhaltung geübt werden. Die Gesandtschaft am Vatikan hat uns wiederholt gute Dienste geleistet. Sollte aber eine Reziprozität zwischen dieser Mission und der Kurie in Wegfall kommen, so befürchte ich, daß die Gegner der Gesandtschaft eine nicht zu unterschätzende Unterstützung erfahren werden. Die Vorstellung, daß die Regierung vor einer ernsten Auseinander­setzung mit Rom mit Rücksicht auf die politische Stellung des Zentrums zurückweiche, ist irrig.

Alle Parteien hegen den Wunsch, der preußische Staat möge den Frieden wahren, solang es ohne eine Minderung seiner wesentlichen Interessen und seiner Würde geschehen kann.

Leipzig, 9. März. Wegen Heiratsschwindel ist ein Architekt verhaftet worden, der sich mehr­mals mit vermögenden Damen verlobt und ihnen Beträge bis zu 160000 Mk. entlockt hatte.

Erzählung von Elsbeth Borchart.

(Forts) (Nachdruck verboten.)

Nein, es wurde heute nichts mit dem Arbeiten.

Frau Renatus sah gerade hinüber, als Jsa ihre Hefte zusammenpackte.

Nun, Kind, dir fehlt hier doch wohl die nötige Ruhe und Sammlung?" fragte sie lächelnd,

Ja, Mutti. Ein bekannter Schriftsteller soll zwar einmal geäußert haben, daß zum Romane­schreiben keine Stimmung nötig sei, die brauchten nur die Dichter. Das ist nach meiner Meinung eine irre Annahme. Eine Arbeit, zu der keine Stimmung nötig ist, die ist eben kein Kunstwerk, sondern Maschinenarbeit. Ich jedenfalls brauche Stimmung, und sie fehlt mir heute.'-

Möchtest du nicht lieber einen Spaziergang machen?"

Kommst, du mit, Mutti?"

Nein, mich laß hier, die Ruhe tut mir wohl. Für dich, junges Blut, 'ist Bewegung besser. Wollte Bardini heute nachmittag kommen?"

Er hat nichts gesagt doch du hast recht, Mutti; ich werde mrr ein wenig Bewegung machen, es wird mir gut tun, wenn ich" sie lächelte auch nicht mehr ein so junges Blut bin."

Na, na. Jsa, kommst du dir mit deinen vier­undzwanzig Jahren etwa alt vor?"

Bewahre! Im Herzen könnte ich es mit Acht­zehnjährigen aufnehmen, aber für die Welt'ist man doch beinahe passee."

Das glaubst du selbst nicht. Die Welt hat sich in diesem Punkte gegen früher geändert. Vier­undzwanzig Jahre die vollste Jugendblüte!"

Wem ewig jung das Herz geblieben du kennst den schönen Vers, Mutti, und auf das Herz und das Fühlen kommt es doch schließ­lich an. Also a rivederci ich gehe vielleicht bis an den Weg. der nach Morschach abzweigt. Lange werde ich mich nicht aufhalten."

Meinetwegen beeile dich nicht, ich bin hier wohl aufgehoben. A rivederci."

Jsa hatte ihre anfängliche Unschlüssigkeit nieder- gekämpt. Ja, sie wollte gehen vielleicht, daß