wegen der Senkungen der Turmfundamente als nötig erwiesen haben. Die Stadtverwaltung erklärte übrigens die in der Stadt umlaufenden Gerüchte über die Gefährlichkeit der zutage ge­tretenen Veränderungen für grundlos.

Leipzig. Der Rat der Stadt Leipzig hat in seiner Vorlage über die Einführung der Wertzuwachssteuer, die inzwischen angenommen worden ist, zur Unterstützung seiner Vorschläge einige Fälle von Wertsteigerungcn angeführt, die in den letzten Jahren in Leipzig bei Gcund- stücksverkäufen beobachtet worden sind. Die Fälle sind, wie der Rat bemerkt, rein zufällig herausgegriffen:Ein HauSgrundstück, das im Jahr 1907 für 75 000 M!. einen Käufer fand, hatte seit 1876 den Besitzer dreimal gewechselt, ohne daß wesentliche bauliche Aenderungen da> ran vorgenommen worden wären; es hatte 1876 21000 Mk. gekostet, 1897 schon 38000 Mk., noch in demselben Jahre war es nach nur fünf Monaten für 45000 Mk. in andere Hände übergegangen, 1899 hatte eS der Eigentümer wieder für 60000 MI. veräußert, und der Erwerber hatte es nach acht Jahren mit einem Gewinn von 25 Proz. wieder verkauft; hier war also in 21 Jahren eine Wertsteigerung von 21000 auf 75 0000 Mk., als» um mehr als 350 Proz. zu verzeichnen. Ein anderes Grundstück, an dem seit 1875 etwa für 9000 Mk. bauliche Erneuerangen vorgenommen wor­den sind, hatte im genannten Jahre 46 500 Mk. gekostet, wurde 1898 für 65 000 Mk., 1906 für 74 500 Mk., 1907 für SO 500 Mk. verkauft. Ein Feldgrundstück war im Jahre 1902 für 29 000 Mk. erworben worden und fand 1907 einen Käufer für 69 000 Mk. Ein anderes in derselben Flur kostete 1902 55 296 Mk. und 1905 120 750 Mk. In einer anderen Gegend erwarb ein Grundstückshändler vier Bauplätze für 41910 Mk. und verkaufte sie innerhalb Jahresfrist für 72 500 Mk. In einem anderen Falle verkaufte jemand einen 1905 für 25 000 Mk. erworbenen Bauplatz im nächsten Jahre für 40 000 Mk."

Anläßlich des kürzlich beendeten Prefse- konflikts führte derR e i ch s a n z e i g e r" u. a. auS: Die Presse ist eine große geistige Macht zum Guten wie zum Bösen. Das ganze Kulturleben der Nation reflektiert in der Presse und wird von ihr als einem der mäch­tigsten Faktoren beeinflußt. Alles, was in den Parlamenten vorkommt, ist vorher in der Presst behandelt worden, und die ParlamentSvrrhand- lungen sind vielfach ein Echo der vorauSgegange- nen Debatte in der Presse. Die Presse ver­dient also in jedem Fall eine sehr ernste Be­achtung, und zwar eine ebenso ernste gegenüber der schlechten wie gegenüber der guten Presse, der einen gegenüber durch ernste Be­kämpfung und der anderen durch ebenso ernste Unterstützung, damit durck die gute Presse, wieder gut gemacht werden kann, was die schlechte Presse verdorben hat, indem die gute Presse den staatserhaltenden, positiv bauenden Potenzen im Volksleben zu der ihnen gebüh­renden Macht in der öffentlichen Meinung ver­helfen kann. Leider fehlt es aber daran sehr oft: man schimpft über die schlechte Presse, un- terstützt sie aber, indem man sie liest nnd ver­nachlässigt die gute Presse, die sich in hartem Existenzkampf quälen muß. Das ist in keinem Land so wie in Deutschland, und unser Volk muß noch lernen, eine ernste Stellung zur Presse als der größten öffentlichen Geistesmacht zu nehmm; jeder muß eS als seine Pflicht er­kennen, die Presse, welche nach seiner Ucber- zeugung das Gute vertritt, tatkräftig zu unter­stützen. Wie es jetzt ist findet nur die Presse Unterstützung, welche die auflösende, zersetzende naturalistische Weltanschauung vertritt. jDa- durch beherrscht sie die öffentliche Meinung und treibt so unsere Volksentwickelung zweifellos zum Verderben. Dos wird nicht besser durch Schimpfen, sondern dadurch, daß man der po­sitiven, bauenden Presse zu dem ihr gebühren­den Einfluß verhilft. Eine Sache, und wenn es auch die beste wäre, die heutzutage keine wirksame Vertretung in der Presse hat, wird in die Ecke gedrückt und einflußlos gemacht. Deshalb kann man nur dringend wünschen, daß dieser Pressekonflikt im Reichstag das Gute haben möchte, daß der Presse im öffentlichen

Leben die ihr gebührende Ehre und Würdigung zuteil wird, einerseits durch einen ehrenhaften, aber ernsten Kampf gegen die schlechte und zum andern durch eine ebenso ernste Unterstützung der guten Presse. Das ist dringend nötig.

Es existieren in verschiedenen Groß­städten Deutschlands sog. Wäsche-Versand­häuser, die ihre Waren durch eine große Zahl von Provisionsreisenden auf dem Lande ver­treiben lassen. Die Reisenden führen ihre Waren, Hemden und Beinkleider aus baum­wollenen Trikotstoffen, unter dem fremdklingen­den Namenägyptische Pflanzenfaser" ein, rühmen an diesen Stoffen alles Mögliche und Unmögliche und bearbeiten den meist uner­fahrenen Kunden derart, baß dieser, schon um den ausdringlichen Anreißer loszuwerden, einen Auftrag auf Wäsche erteilt. Damit ist er der Geprellte, denn die sogenannten Pflanzenfaser- Hemden und -Hosen sind ein baumwollenes, ganz leichtes, durchbrochenes Gewebe. Ein Hemd daraus kostet 9 Mk., während jedes reelle Geschäft es für 4,75 bis 5 Mk. bequem liefern kann. Hauptsächlich seien die Käufer davor gewarnt, Bestellscheine, die ihnen von Provisionsreisenden zur Unterschrift vorgelegt werden, zu unterzeichnen, denn durch diese Hand­lung gibt sich der Käufer jedes Recht aus der Hand und verzichtet in Streitfällen sogar auf das zuständige Gericht seines Wohnortes.

Ueber tue Marmorfunde in Deutsch- dwesta frika bringt die Wmdhuker Zeitung Mitteilungen, von denen wir hoffen wollen, daß sie mehr als Zukunftsmusik find. Zur Ausbeutung derriesigen" Lager von weißem nnd farbigem Marmor soll eine Gesellschaft mit etwa 2 Mill. Mk. Kapital gegründet wer­den.Die Aussichten des neuen Unternehmens sind recht günstig, da eine Ausfuhr nach Deutsch­land, Nord- und Südamerika wohl möglich ist. Die nach Deutschland und Südamerika schon früher gesandten Proben sind glänzend begutachtet worden. Die großen Vorzüge un­seres kolonialen Marmors beruhen in seiner Wetterbcständigkeit, die größer sein soll als die des italienischen Steins und in der erlesenen Schönheit seiner Proben und Muster. Die Wetterbeständigkeit ist daraus zurückzusühren, daß der südwestafrikanische Marmor in die Reihe der Dolomitkalke gehört, die nur schwer verwittern."

Genf, 24. April. Luccheni, der am 13. September 1898 in Genf die Kaiserin Elisabeth ermordete und seit Dezember 1898 im Zucht­haus in Einzelhaft sitzt, ist seit kurzem unheil­bar geisteskrank (Gehirnerweichung) geworden. Er wird jedoch, wie derMil.-pol. Korresp." auS der Schweiz berichtet wird, bis an sein Lebensende in der Strafanstalt bleiben und nicht etwa in ein Irrenhaus übergeführt wer­den.

Als Chirurg für das Wilhelms-Hospital in Bro oklyn wurde eine erst 23jährige junge Dame gewählt, Miß Marie Crawford. Ihr standen 34 männliche Bewerber gegenüber. Alle Bewerber mußten sich einer äußerst strengen mündlichen und schriftlichen Prüfung vor der Prüfungskommission des Eornel Medical College unterziehen, aus welcher die junge Dame glän­zend als Siegerin hervprging. 600 000 Frauen find in Frankreich im Banksach und Handel beschäftigt. Da die Gesamtzahl der hier Tätigen auf 1?/e Millionen angegeben wird, so beträgt das weibliche Clement schon weit über ein Drittel.

St. Petersburg, 24. April. Die Nachrichten über die Ueberschwemmungen ver­schiedener Städte im Lande lauten fortgesetzt ernst. In Kaluka ist der Okafluß 4,7 Meter gestiegen. Das Militärlazarett, die Kathedrale und das Polizeiveiwaltungsgebäude stehen unter Wasser. Die Eisenbahnverbindungen zwischen einigen Städten des Gouvernements Kaluga ist unterbrochen. Der Telegraph ist stellen­weise beschädigt; dieDämme sind sortgeschwemmt. Im Gouvernement Orel wurde die Bahnstrecke zwischen den Städten Bolwa und BrjanSk be­schädigt und der Verkehr unterbrochen. In Moskau ist infolge Ueberschwemmung des Ma­schinenraums des Elektrizitätswerks die Stadt söhne Beleuchtung. Der ganze Aremel-Quai -ist durch Austritt des Moskwaflusses über­

schwemmt und die niedrig gelegenen Stadtteile völlig unter Wasser. Das Wasser erreicht stellenweise das zweite Stockwerk der Häuser und ist höher als bei der Ueberschwemmung von 1856. Einige Dörfer des Gouvernements Moskau stehen gleichfalls unter Wasser. In Brjansk ist besonders da» Arsenal von der Hochflut bedroht, die Bahnlinie unterspült und gegen 500 Häuser unter Wasser. Auch in Bjely(Gouv. Smolensk) sind durch das Steigen des Obschafluffes viele Häuser überschwemmt.

Newyork, 25. April. Durch den Zyklon der gestern die Staaten Alabama und Loui­siana heimsuchte, sind mehrere Ortschaften fast völlig zerstört worden. Andere wurden furcht« uar verwüstet. Viele hundert Menschen, be­sonders Neger, sind ums Leben gekommen. Aus Alabama wurden um Mitternacht 250 Tote und 400 Verletzte gemeldet. Der Schaden ist unberechenbar, da nähere Angaben über den Umfang der Verheerungen wegen der Unter­brechung des Nachrichtenverkehrs noch ausste- hen. Nach den von dem Zyklon am meisten betroffenen Ortschaften sind Hilfsexpeditionen abgegangen.

Lokales.

Wildbad, 27. April. Bei der gestrigen KorpS-Versammlung der Freiwilligen Feuerwehr wurden an nachstehende Mitglieder Diplome verteilt, welche denselben vom Württemb. Lan- desfeuerwehrverband anläßlich ihrer 25jährigen Dienstzeit zuerkannt wurden:

1. Schmid Gustav Kommandant,

2. Güthler Karl, sau., Fiaschnermeister,

3. Schmid Albert, Bäckermeister,

4. Treiber Christof z. Rosenau,

5. Eisele Karl, Baddiener,

6. Funk Robert,

7. Krimmel Julius, Gastwirt,

8. Schmid Wilhelm, Baddiener,

9. Mössinger, Wilh., Maurer,

10. Schmid Christian, Zimmermeister,

11. Größmann Hermann, Flaschnermeister,

12. Trippner Gottlob,

13. Bott, Wilhelm, Gipsermeister,

14. Luz Ludwig, Malermeister,

15. Bechtle Fritz, Maurer,

16. Kappelmann Christ., Holzhauer, Joh. Sohn

17. Rapp Johann, Taglöhner,

18. Hammer Wilhelm, Zimmerman»,

IS. Rayher Christ., Kübler,

20. Koppelmann Karl, Holzhauer, Friedr. Sohn,

21. Rath Christian, Vorarbeiter,

22. Waidelich Johann, Taglöhner.

Wildb ad, 27. April. Die Villa Schmid in der Olgastraße wurde bei der gestrigen zwei­ten Versteigerung von Fräulein Ulm er hier um Mk. 51000., ohne Inventar, angekauft.

Bei dem am letzten Sonntag stattgehab­ten S ch l u ß - und N a ch b a r s ch i e ß e n des hiesigen .Schützen-Vereins erhielt den ersten Preis aus die Meisterscheibe Herr I. Kl aus er, Neuenbürg, den 2. Hr. Bäckermstr. Rometsch hier, den 3. Herr Großkopf, Neuenbürg. Auf der Ehrenscheibe erhielt Hr. K. Blumen thal, Kgl. Hof-Photograph den 1-, Hr. Fr. Kloß den 2. und Hr. Robert Krauß den 3. Preis.

Unterhaltendes.

Aünf Apfeljinenkerne.

Von Conan Doyle.

Autorisiert. Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

So sprich. Wer ist dieser L. L. L. und warum verfolgt er die unglückliche Familie?"

Sherlock Holmes schloß die Augen, stützte die Ellenbogen a f die Sehnen seines Stuhles und legte die Fingerspitzen aneinander.Der vollendete Denker", sagte er,müßte eigent­lich imstande sein an der Hand einer einzigen Tatsache, welche ihm in allen ihren Bezieh­ungen klar geworden ist, sowohl die Begeben­heiten. die daraus folgten, als auch diejenigen welche oorausgingen, zu ermitteln. Genau so, wie Cuvier den Bau eines ganzen Tieres bei der Betrachtung eines einzigen Knochen festzustellen vermochte. Wir sind uns noch viel zu wenig bewußt, was wir aller durch