WaderMonik

Amtsblatt

für die Stadt Wildbad.

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Hiezu: Illustriertes Sonnlagsbla kt und während der Saison: Amtliche Fremdenlist

Nr. 49.

Dienstag, den 28. April 1908.

44. Jahrgang

Wrrnöschau.

Stuttgart. Wie verlautet, ist eine Verfügung der K. Staatsrcgjerung in Vorbe­reitung, wonach bei neuen Konzessionen für Wasserkrastanlagen der Staat als Bewerber für diejenigen Wasserkräfte in Betracht kommt, welche für staatliche Zwecke, z. B. die Elektri­sierung der Staatsbahnen usw., eignen könnten. So sollen am Neckar keine Konzessionen mehr erteilt werden und diese Wasserkräfte, welche ja zum größten Teil durch dieNeckarkanalisterung bis Stuttgart auSgebaut würden, für den Staat reserviert werden.

Stuttgart, 23. April. Ein 'drastisches Beispiel für die Verteuerung der Lebensmittel und insbesondere des Fleisches durch den Zwischenhandel ist folgender Fall: Ein Metzger kaufte für 16b Mk. eine zweijährige Kalbin. Nach 8 Tagen verkauft er das Tier auf einem Viehmarkt um 190 Mk. Der Käufer löst für dasselbe Tier eine Stunde später von einem Nürnberger Händler 21b Mk. Dieser hat Reise­spesen, Frachtkosten, Futtergeld und Marktge- bühr in Nürnberg und möchte natürlich auch etwas verdienen.

Stuttgart, 23. April. Im Sommer vo­rigen Jahres wurde bei 37 Wirten im Ober­amt Leonberg durch die Landjägermannschaft, der ZigarrenautomatFortuna" beschlagnahmt teilweise mit Inhalt. Am 7. September fand dann vor dem Leouberger Schöffengerichte eine Verhandlung gegen die Wirte statt, die mit der Freisprechung endete. Die Spielautomaten wurden dagegen beschlagnahmt. Auf die ein­gelegte Revision war nun für heute vor dem Landgericht Stuttgart eine weitere Verhandlung anberaumt. Der Staatsanwalt beantragte ge­gen die Wirte, denen die Automaten teilweise selbst gehörten, wegen unerlaubten AusspielenS eine Geldstrafe von 3 Mk. Das Urteil lautete nach diesem Antrag. Die Kästchen wurden freigegeben mit dem Vermerk, daß sie so abge­ändert werden müssen, daß sie in Wirklichkeit Geschicklichkeitsspiele und keine Glücksspiele sind.

Stuttgart, 27. April. Der heutige Pferde« markt litt schwer unter der Ungunst der Witterung. Es war kalt und regnete unausgesetzt. Damit mochte eS auch wohl Zusammenhängen, daß di» Zufuhr von Pferden eine geringere war, als in früheren Jahren. Während in den letzten Jahren der Zutried von Pferden nie unter 1300 herunterging, waren Heuer nur etwa 1000 Pferde aus dem Markt. Für die Lotterie waren im Laus des Vormittags 25 Pferde an­gekauft worden. Nachmittags war die Frequenz aus dem Markt wesentlich lebhafter als in den Vormittagsstunden und das Geschäft nahm einen flotteren Verlaus. Auf dem Hundemarkt, der Heuer rn die Militärstraße verlegt war, fehlte es vollständig an Rassehunden; die Mehrzahl der zum Verkauf ausgestellten Tiere waren Wachhunde. Das übliche Pferdemarktessen war mittags im Hotel Marquardt.

Cal w. 26. April. Der Verein zur Hebung deS Fremdenverkehrs hielt gestern Samstag abend unter dem Vorsitz von Stadtschultheiß Conz im Gasthaus z. Rößle seine alljährliche Hauptversammlung. Geschäft»- und Kassenbe­

richt legten Zeugnis ab von der Tätigkeit des Vereins. Die Stadtgemeinde unterstützt den Verein durch einen jährlichen Beitrag von 1000 Mark. Ueber den Zusammenschluß der württ. Verkehrsvereine berichtet« der Vorsitzende; auch der hies. Verein wird sich ^dieser Vereinigung anschließen.

Tübingen, 24. April. Der Bäcker Gu- stav Frey von Aichelberg hat auf der Straße SimmerSfeld-Ettmannsweiler, während die Leute vom Gottesdienst nach Hause gingen, die Herr­schaft über sein Fahrrad verloren und ist auf der Straße dahingerast. Ter 7bjährige Bauer Kirn wurde überfahren und getötet. Heute sprach das Gericht den Radfahrer frei, da ihm eine Schuld an dem Unglück nicht zu be­weisen war.

Nürtingen, 24. April. Bei der heutigen Landtagsersatzwahl für den freiwillig zurückge­tretenen sozialdemokratischen Abgeordneten See- ger erhielt der Kandidat der vereinigten Libe­ralen, Werkmeister Gabler-Nürtingen, der schon früher den Bezirk vertreten hat, 1389 Stimmen, der Kandidat des Bauernbundes, Kulturmeisier Knapp-Reutlingen, 1710 Stimmen nnd der sozialdemokratische Kandidat Verwalter Kenn­gott-Eßlingen 1552 Stimmen. Von 6711 Wahlberechtigten haben 4684 abgestimmt. Es ist somit ein zweiter Wahlgang nötig.

Münsingen, 20. April. Bei einer in letzter Zeit stattgefundenen Vergebung von Schreinerai beiten ergab sich eine Differenz von 50 bis 70 Prozent. Ein Uracher Schreiner bemerkte auf einen Vorhalt noch:Wenn ich an der Arbeit nichts verdiene, verkaufe ich ein­fach ein Stück Vieh." Wirklich eintüchtiger" Handwerksmeister.

Die vom württ. LandeSverb and des Flottenvereins in diesem Jahre geplante Schülerfahrt nach Hamburg, Helgoland und Kiel, die den Zweck hat, die Heranwachsende Jugend mit den Einrichtungen der Kriegs- und Handelsmarine bekannt zu machen, und da» Interesse für Deutschlands Aufgaben zur See zu wecken, findet vom 1. bis 7. August statt. Der erste Tag führt bi» nach Hamburg, der zweite Tag gilt der Besichtigung von Hamburg, des Hafens und eines ReichSpostdampferS. Am dritten Tag Abfahrt mit Dampfer nach Hel­goland, wo ein ganzer Tag angenommen wird am vierten Tag Besuch des Biologischen In­stitute, Fahrt nach Cuxhaven und Brunsbüt- telkoog, Bahnfahrt nach Kiel. Am 5. Tag Besichtigung der kaiserlichen Werft, Besuch der Marineakademie rc. Am 6. Tag Fahrt mit Dampfer nach dem Kaiser Wilhelm-Kanal, Ost­seebad Labö, Besichtigung eines Kriegsschiffes, der 7. Tag führt nach Stuttgart zurück. Zur Teilnahme an der Fahrt find nur Schüler von Gymnasien, Latein- und Realschulen im Alter von 15 Jahren und darüber zugelasscn.

Bon der Hornisgrinde, 26. April. Nach Pfingsten wird der Grundstein zum neuen Hornisgrindeturm gelegt, der sich 430 Meter südlich vom alten, seit 1871 der europäischen Gradmeffung dienenden Signalturme erheben wird. Der Fahrweg wird bis Ende Mai fer­tig, die Voranschläge sind gemacht und gegen 25000 Mk. zu den Maurer- und Steinhauer­

arbeiten liegen bereit. Tue im Turmbau der letzten Jahrzehnte gemachten Erfahrungen werden Verwendung finden; als Baumaterial dient der auf der Höhe, besonders gegen den Dreifürstenstein zu reichlich vorhandene quarz­haltige Sandstein. Mit dem Turm ist ein heizbarer UnterkunftSraum mit Steinveranda und eine Wächterstube verbunden. Er fehlen auch die erforderlichen Nebengelaffe, sowie ein kühler Keller und geräumiger Speicher nicht. Der Turm, der im Laufe dieses «nd deS näch­sten Jahres fertiggestellt wird, bietet einen schö­nen Blick auf das Wäldermeer zu seinen Fü­ßen und auf den Mummelsee, sowie eine groß­artige Aussicht in die Ferne. M ist ein künstlerisch durchdachtes Bauwerk nach den Plänen des im engeren Wettbewerb siegekrön- ten Architekten Hermann Wälder in Karls­ruhe.

Baden-Baden, 25. April. Der hie- sige Stadtrat beschloß, zur Vermeidung von Störungen de» LandschaftSbildeS Reklametafeln, soweit sich solche auf städtischem Eigentum be­finden, entfernen zu lassen und künftig städtische Grundstücke zur Aufstellung von Reklameschil­dern grundsätzlich nicht mehr zur Verfügung zu stellen. Gegenwärtig find zwischen Reichs­bank und Stadtrat Verhandlungen im Gange wegen Errichtung einer ReichSbank-Nebensrelle hier. Der Stadtrat hat sich einmütig bereit erklärt, falls die Verhandlungen zu einem Ziele führen, der Reichsbank für die ersten drei Jahre Umlagefreiheit zu gewähren und ein Kassenlokal nebst Dienerwohnung für die gleiche Zeit zur Verfügung zu stellen. Dabei wird erwartet, daß die Reichsbank einen Teil der MielSkosten übernimmt, fall» die Anfor­derungen an die Sladtkasse zu hoch werden. Die Herstellung einer elektrischen Bahn Baden-Licktental ist vom Ministerium im Prinzip genehmigt worden.

Vom badischen Schwarzwald, 25. April. Ans dem Feldberg uno anderen Höhen ist abermals Schneefall eingetreten. Auf dem Feldberg mißt man 170 em Schneehöhe. Wintersport und Maienwonne werden so Hand in Hand gehen.

München, 25. April. An den hiesigen katholischen Kirchen ist eine Bekanntmachung angeschlagen, wonach e» jedem katholischen Christen streng verboten ist, einem Feuerbe- stattungSverein als Mitglied beizutreten, oder Verfügungen für die Verbrennung des eigenen Leichnams zu treffen, oder den Leichnam eine» anderen verbrennen zu lassen. Katholiken, die auS irgend welchem Grunde eine solche Verfügung getroffen haben, werden die heiligen Sakramente nicht gespendet erhalten.

M-Gladbach, 24. April. In einer Ver­sammlungteilte der Reichstagsabgeocdnete Sittart mit, in einer letzter Tage im ReichSamt deS Innern erfolgten Besprechung sei erklärt wor­den, daß die Regierung dieses Jahrzehnt nicht vorüöergehen lassen werde, ohne dem Reichstag einen Gesetzentwurf über die PensionSoersicherung der Privatbeamten vorzulegen.

Der Straßburger Gemeinderat be­willigte einen Kredit von 50 000 Mk. für die Münster-Bauarbeiter,, die sich in letzter Zeit