bloße Geistesarbeit erreichen können. Mit Hilfe des Studiums vermag man Probleme zu lösen, an welchen diejenigen verzweifeln, die die Lösung nur vermittelst ihrer fünf Sinne zu finden trachten. Der Höhepunkt der Kunst läßt sich jedoch nur erreichen, wenn der Forscher es versteht, alle Fakta zu benutzen, die zu seiner Kenntnis gelangen. Das hat aber ein so universelles Wissen zur Voraussetzung, wie eS selbst in unserer Zen freier und allgemeiner Bildung nur wenigen zugänglich ist. Dagegen scheint es mir nicht so ganz unmöglich, daß ein Mensch alles Wissen besitzt, das ihm in seinem Fach nützlich werden kann, und dies zu erwerben habe ich mich redlich bemüht. Entsinne ich mich recht, so hast du einmal in den Tagen unserer frühesten Freundschaft die Grenzen meiner Fähigkeiten sehr genau verzeichnet."
„Jawohl," erwiderte ich lachend, „es war eine gelungene Liste. Philosophie, Astronomie und Politik waren darin — wenn ich mich recht erinnere — mit einer Null versehen. In Botanik warst du ungleich, in Geologie dagegen sehr gründlich, namentlich im Bezug aus Dreckspuren aus jeder beliebigen Gegend im Umkreis von London; mit Chemie stands brillant; Kenntnissein Anatomie unsystematisch; in Kriminalliteratur ein hervorragender Kenner. Im übrigen guter Boxer, Fechter, Jurist. So lauteten wohl die Hauptpunkte meiner Analyse."
Holmes lachte. „Und ich sage heute wie damals: Der Mensch soll seine kleinen Gehirnkammern mit dem füllen, was er voraussichtlich brauchen wird, das übrige kann er in den dunkelsten Winkel seiner Bibliothek stecken, wo er es im Notfall findet. In einem Fall, wie der uns heute abend vorgelegte, gilt es eine Musterung von allem, was uns nur irgend zu Gebote steht. Bitte, reiche mir den Buchstaben L der Amerikanischen Euch- klopädie, die auf dem Regal hinter dir steht. — Danke. — Nun laß uns die Sache näher betrachten und sehen, was man daraus folgern kann. Vor allem ist mit ziemlicher Gewißheit anzunehmen, daß Oberst Openshaw einen sehr triftigen Grund hatte, Amerika zu verlassen. Männer seines Alters ändern nicht leicht ihre Gewohnheiten und vertauschen nicht gern das liebliche Klima Floridas gegen das einsame
Leben einer englischen Provinzialstadt. Seine übergroße Zurückgezogenheit in England läßt uns vermuten, daß er sich vor jemand oder vor etwas fürchtete, und daß ihn diese Furcht aus Amerika vertrieben hat. Was dies Befürchtete war können wir nur aus den schrecklichen Briefen folgern, die er und seine Familie erhielten. Hast du die Postzeichen auf den Briefen bemerkt?"
„Der erste kam aus Pondicherry, der zweite aus Dundee und der dritte aus London."
„Aus Ost-Löndon. Was folgerst du daraus?"
„Es find drei Seehäfen. Also war der Schreiber an Bord."
„Vortrefflich. Da halten wir schon einen Faden. Es ist unbedingt anzunehmen — jo, fast zweifellos, daß der Schreiber an Bord eines Schiffes ist. Und nun ein zweiter Punkt: Nach dem Brief aus Pondicherry verstrichen sieben Wochen zwischen Warnung und Ausführung, nach dem aus Dundee nur drei bis vier Tage. Giebt uns das keinen Anhalt?"
„Im elfteren Fall war eine größere Entfernung zurückzuiegen."
„Aber dies gilt auch von dem Brief."
„Dann werde ich nicht klug daraus."
„ES liegt wenigstens die Bermntung nahe daß der Mann oder die Männer an Bord eines Seglers sind. Fast scheint es, sie schicken ihr» eigentümliche Warnung oder ihr Zeichen voraus, sobald sie sich auf den Weg machen um ihre Absicht auszuführen. Du siehst, wie rasch die Tat auf den Brief aus Dundee folgte. Wären die Leute aus einem Dampfer von Pondicherry gekommen, so würden sie fast zugleich mit ihrem Brief angelangt sein. ES steht aber fest, daß sieben Wochen dazwischen verstrichen. Mir scheint, diese sieben Wochen bilden den Unterschied in der Zeit zwischen der Fahrt des PostdampferS, der den Brief beförderte, und dem Segler, der den oder die Schreiber brachte."
„Das ist möglich."
„Mehr als das — es ist wahrscheinlich. Und nun begreifst du die Dringlichkeit dieses neuen Falles und weshalb ich den jungen Openshaw zur Vorsicht ermahnte. Der Schlag fiel stets, wenn di» Zeit um war, deren der
Absender bedurfte, um selbst die Entfernung zurückzulegen. Der letzte Brief kommt aus London, und so ist nicht auf Aufschub zu rechnen."
„Großer Gott!" rief ich aus, „was mag diese erbarmungslose Verfolgung bedeuten?"
„Sichtlich sind die Papiere, welche Openshaw besaß, der Person oder den Personen auf dem Segler von größter Wichtigkeit. Offenbar sind es ihrer mehrere. Lin Mann allein hätte schwerlich zwei derartige Mordtaten auszuführen vermocht. Es sind ihrer mehrere, und sie müssen entschlossene, verwegene Leute sein. Sie wollen ihre Papiere — mag sie haben wer da will. Wie mir scheint sind diese drei L nicht sowohl- die Anfangsbuchstaben eines Einzelnen, als das Kennzeichen einer Verbindung — aber welcher Verbindung?. — Hast du nie," fragte Shcr- lock Holmes, sich vorbeugend und leiser spre- chend, vom Lu-LIux-Llair reden hören?"
„Niemals."
Holmes blätterte in dem Buche auf seinem Knie, „Da ist's," sagte er: „Lu-Llux-LIan. Das Wort kommt von der sonderbaren Aehn- lichkeit seines Lautes mit dem Spannen einer Feuerwaffe. Dieser schreckliche Geheimbund wurde von einigen exkonföderierten Soldaten in den Südstaaten nach dem Bürgerkrieg geschloffen, und schnell verzweigte er sich in verschiedenen Gegenden, besonders am Tenneffe- in Louisiana, Carolina,! Georgia und Florida. Seine Macht diente politischen Zwecken, hauptsächlich dazu, die Neger-Wähler, welche für die Stimmberechtigung der Neger eintraten, zu terrorisieren und diejenigen zu morden oder auS dem Lande zu treiben, die sich den Prinzipien der geheimen Gesellschaft widersetzten. Ihren Gewalttaten ging meist eine Warnung an das auserseheae Opfer voraus, ein phantastisches, leicht zu erkennendes Zeichen — ein Büschel Eichenlaub in manchen Gegenden, in anderen Melonen- und Npfel- finenkerne. Nach Empfang solcher Warnung mußte der Betreffende entweder seine Gesinnung ändern oder die Gegend schleunigst verlassen. Bot er Trotz, so war er unrettbar verloren und der Tod ereilte ihn meist auf sonderbare, unerwartete Weise."
(Fortsetzung folgt.)
Stadtgemeinde Wildbad
Was m MtzttslM
Der seitherige Metzgersleg samt Treppe und Belag kommt am
Mittwoch, den 29. April 1908
Bormittags 11/, Uhr
auf dem Rathaus im öffentlichen Aufstreich auf den Abbruch zum Verkauf. Nicht im Verkauf inbegriffen sind: Der Brunnen samt Geländer und Construktion, die Leitungsröhren und die Widerlager.
Die Arbeiten find sogleich nach Zuschlag in Angriff zu nehmen und innerhalb einer Woche zu vollenden.
Stadtbanamt:
Munk.
»odmoolr.
H ULF»» verbessert »oASodlivkIlok sobvevbs
Lopxsu, öeneso, Osmüse uoä xibt ibiisii überresebeoäsil IVbkl^s- lo eil«» Vlesebsoxrvsseo LogslegsotUobst ewpkoblso von
Sari bei 6 er I-iväs.
Große Stuttgarter Geld-
und Pferde-Loürrie.
(Zur Hebung der Württemb Pferdezucht)
3011 Geldgewinne «nd 25 Pferdegewinne
im Gesamtbetrag von Mark 100 OVO —
llMptßeMii dlark 40000 Imr
ferner Ml. 10000, Mk. 2000, 2 Gewinne L Mk. 1000, 6 Ge
Winne L Mk. 500 u. s. w.
Sreknnsk nnok 2. McrL /S0S.
Lose ä 2 Mark sind zu haben bci
VLr. ^Vilctdrstt.
Stadtgemeinde Wildbad.
Jahres-^ccor- für 19lM909
Mittwoch, den 29. April
werden die Jahresbauarbeite», Fuhren und die Kehrichtab- fnhr im öffentl. Abstreich vergeben
Die Verhandlung findet um 10 Uhr vormittags im I. Stock der unteren Rathauses statt.
Die Preisliste samt Bedingungen liegt auf dem Stadtbauamt zur Einsicht auf.
Stadtbauamt:
Munk.
Llgvue kadrtLatlon
Kellen
Federkissen . . 3 90, 4 5V, 5.50, 7.50, 9 Mk. Deckbetten ..... 12, 15. 18, 22, 2« „ Bettsedern und Daunen 1, 1.35, 1.40, 2.40, 3,
3.50, 4.50 Mk per Pfund. Bettbarchent und Federleinen in allen Breiten Matratzen, Sprungrahmen, Patentmatratzen, Bettstellen in Holz und Eisen.
--------------- ksbsltmsrksn.
Anfertigung von Matratzen und Federbetten nach Maß Federbetten können im Beisein des Käufers genäht und gefüllt werden.
Ecke Markt u. Schloßberg, Pforzheim.