Pforzheim, 5. April. In der Ketten­fabrik von A. Kümmerte hier in der Duclacher­straße vergiftete sich gestern früh mit einer Cyankalilösung das erst 15jährige Polisseusen- lehrmädchen Lina Walz hier aus Furcht vor der Strafe, als ihm nachgewiesen wurde, daß es am Freitag einem andern Mädchen im Ge­schäft iMk. entwendet hatte. Ein 17jähriger Kettenmacherlehrling, der gestern abend nach Huchenfeld heimging, wurde im Wald, aber nicht mehr weit vom Ort weg, von zwei Strol­chen, die ihn erst augebettelt und denen er je 10 Pfg. geschenkt hatte anzefallen, seiner Bar­schaft mit 11 Mk. beraubt und den Rain hinab- gestoßen. Auf sofort erhobene Anzeige gelang es noch gestern abend den einen Täter in der Person des ehemaligen Goldarbciters, Frem- denlegionärS, jetzt etwa 32 Jahre alten Tag­löhners Karl Rau von Beinberg zu ermitteln und festzunehmen. Auch dem Mittäter ist man auf der Spur.

Landau, 3. April. Die Strafkammer verurteilte den Weinhändler Rößler aus St. Martin wegen Weinfälschung zu drei Monaten Gefängnis und den Kosten. 80000 Liter Wein wurden eingezogen. Sein Sohn E. wurde freigesprcchen.

München. Der Platinklumpen, der aus der mineralogischen Sammlung gestohlen wurde hat einen Metallwert von über 12 000 Mark. Der ideale Wert ist aber noch höher, da solche große Platinstücke überhaupt nicht mehr gefun­den werden. Das Stück stammt aus den 40er Jahren und war das größte und schönste seiner Art in allen deutschen Sammlungen. Merk­würdig ist, daß das Stück schon einmal vor 3 Jahren gestohlen wurde. Eine Münchner Bank erwarb das Stück zu verhältnismäßig geringe­rem Preis, mußte es aber wieder herausgeben, als die Abstammung bekannt wurde. Der Dieb erhielt 2Vs Jahre Zuchthaus, die er seit kurzem verbüßt hat.

Der Herzog Karl Theodor von Bayern erwarb das zwangsweise versteigerte bekannte Hotel«Guggenmos" amTegernseefür209510Mk.

Die Fernphotographie in natürlichru Farben ist Professor Korn in München nach unsäglichen Versuchen endgültig gelungen. Seine Uebertragungen von Bildern, zunächst Porträten, auf weite Entfernungen, haben schon vor Mo­naten ungeheures Aufsehen erregt. Jetzt hat er die empfindliche Selenzelle mit einem Film­streifen kombiniert, der für natürliche Farben­aufnahme eingerichtet ist. Er hat die Drei- Platten-Manier der Brüder Luwisre in Lyon als überwundenen Standpunkt betrachtet und ging gleich zu dem bekannten deutschen Ver­fahren System Grain über, dessen sich auch die Berliner Photopraphische Geiellschaft bedient. In mikroskopisch, unendlich feiner Verteilung find die Farben in einem Zelluloidblock als Blättchen enthalten. Dieser wird sinnreich ge- spalten und enthält nun gelb, rot blau als Punkte von winziger Feinheit. Noch vor Mo­naten erforderte die Uebertragung 18, später nur 6 Minuten. Heute arbeitet Korn mit Momentaufnahmen in natürlicher Farbenüber- tragung. Vor einem erlesenen Kreis von wissen­schaftlichen Fachleuten gab er der Zuversicht Ausdruck, daß man in kurzem kinematographische Momentaufnahmen in alle Welt wird versenden können.

Ueber das Vermögen der Firma Karl Friedrich u. Co., G. m. b. H. in Ludwigs­hafen, die die Bearbeitung von Holz und den Handel mit Holz und Holzwaren betreibt, wurde das Konkursverfahren eröffnet.

Ein Bauer aus Wagenfeld in der Han­noverschen Heide bot am Sonnabend den Teli- kateßwarevgeschäflen in Hannover Kibitzeier zum Kauf an. Er hatte mit seinem Soh» in zwei Tagen 173 Kibitzeier gesunde,,. Er brachte diese Soisondelikateffe mit 2,50 Mk. für das Stück an den Mann und hatte die Ware in kaum einer halben Stunde abgesetzt, in dieser kurzen Zeit also 432,60 Mk. verdient.

Berlin, 2 April. Die Budgetkommission des Reichstags bewilligte 15 Millionen zum Ankauf von Anteilscheinen der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft, ferner 8 Millionen erste Rate als Darlehen an die Ostafrikaniscke Ei- scnbahngesellschaft zur Fortführung der Eisen- bahn Dar-es-Salaam-Morogora bis Tabora

und 7 800000 Mk. dritte Rate zur Fortführung der Eisenbahn LüderitzbuchtKubub nach Kcet- manshoop.

Berlin. Die Errichtung einer sozialdemo­kratischen Genossenschaflsbäckerei großen Stils in Berlin ist für den Herbst in Aussicht genom­men, nachdem die Verschmelzung der bisherigen zwei Konsumvereine:Berliner Konsumverein" undKonsumgesellschaft" vollendet sein wird. Der Errichtung der Genossenschaftsbäckerei sol­len später Genossenschafts-Schlächterei, -Webe­reien, Tabakfabriken usw. folgen.

(Neuerungen im Eisenbahnver­kehrs.) Vom 1. Mai ab werden einem Be­schluß der ständigen Tariskommission der deut­schen Eisenbahnverwaltungen zufolge nachstehen- de, z. T. sehr wichtige Aenderungen im Per­sonenverkehr eintreten. So wird durch Aenderung der Zusatzbestimmungen 13 zu § 32 der Eis.Verk.Ord. die Abfertigung von Reisegepäck ohne Lösung von Fahrkarten, sowie über die Bestimmungsstation der Fahrkarte hinaus zu- gelafsen. Die vielfach angestrebte Beseitigung der Verdoppelung des 200 Kilogr. übersteigen­den Gepäckgewichts wird ebenfalls und zwar im Zusammenhang mit Aenderungen der 30 (Begriff des Reisegepäcks) und 39 (Begriff des Expreßguts) der Eis.Verk.Ord. erfolgen. An Stelle der beweglichen, nach der fahrplan­mäßigen Dauer der Fahrt sich regelnden Gel­tungsdauer der Fahrkarten tritt eins feste vier­tägige Gültigkeit. Durch letztere Neuerung erhalten die Dienststellen einen bestimmten An­halt bei Nachprüfung der Gültigkeit der Fahr­karten, während die Rechte des Publikums in­sofern erweitert wurden, als ihm innerhalb der Geltungsdauer der Reiseantritt freigestellt ist. Die gesetzlichen Bestimmungen des Z 25 (^) der E>se»b.-Berk-Ord. über die Zulässigkeit der Fahrtunterbrechung und deren Dauer wird hierdurch nicht berührt. Künftig werden unter gewissen Bedingungen SchnellzugSzuschlagkarten auch über oie Bestimmungsstation der Fahr­karten hinaus verabfolgt. Die betr. neue Zu­satzbestimmung (7 zu § 12 der Eis.Verk.Ordn.) lautet: Schuellzugszuschlagkarten werden nur zugleich mit einer Fahrkarte oder gegen Vor­lage einer solchen ausgegeben. Nach einer über die Bestimmungsstation hinausgelegenen Station werden Zuschlagskarten verabfolgt, wenn der Reisende bis zu dieser Station eine Fahrkarte nicht erhalten kann und er eine Fahrkarte nach der zur Lösung neuer Fahrkarten geeignete», weitestgelegenen Station löst. Die Zuschlags­karte wird in diesem Fall ausdrücklich bis zur über die Bestimmungsstation hinausgelegenen Station gültig geschrieben. Die Zuschlagskarte ist nur für die Person gültig, die damit die Reise begonnen hat. Für das Geltungsgebiet der deutschen Bahnen ist auch die Verausgabung von Fahrscheinheften für Reisen, die nicht zum Ausgangsort zurückführen, zugelassen worden. Die Heft« sind am violetten Umschlag kenntlich, haben eine Geltungsdauer von 45 Tagen und werden unter Verwendung der Fahrscheine des Vereinsreiseverkehrs erstellt; sie können bei den Ausgabestellen der deutschen Eisenbahnverwal­tungen und, wo sich solche nicht befinden, bei den FahrkartenauLgabestellen bestellt werden. Mit Einführung der neuen Verkehrsordnung im Sommer ds. I. werden nach dem künftigen Wortlaut der Zusatzbestimmung 2 zu Z 17 der Eis.Verk.Ord. in den V-Zügen den Reisenden bestimmte Plätze zugewiesen. Auf den ZugS- auSgangstationen dieser Züge ist auch die No- rausbestellung bestimmter Plätze zulässig.

Lissabon, 1. April. Der junge König Manuel hat Anordnungen getroffen, den über­aus luxuriösen Haushalt den sein Vater führte, auf das Aeußerste einzuschränken. Er hat be­reits einen großen Teil der überflüssigen Pferde des Marstalls verkaufen lassen und wird wei­ter eine große Anzahl der Besitztümer des Königs, deren Unterhaltung das Land schwer belastet, verkaufen lassen. Er hat ferner ange­ordnet, jdaß ein Inventar aller Kronjuwelen, darunter auch der dem Prinzen Braganza ge­hörigen, angcsertigt werde und will, daß die, die dem früheren Königshaus gehlst ten, dem Land und der Nation zurückgegeben werden. Die von seinem Vater wiederholt geforderte Erhöhung der Zivilliste, die ihm sitzt bewilligt werden sollte hat er abgelehnt.

Rom, 3. April. Anläßlich der Beerdigung eine- Arbeiters war es gestern zu einem Zu­sammenstoß mit der Polizei gekommen, die Menge schleuderte Steine gegen die Polizisten. Diese gaben auf die Menge einige scharfe Schüsse ab, wobei 2 Personen getötet und 12 schwer verletzt wurden. Von den Polizeibeamten wur­den 21 schwer verwundet. Infolge dieser Vor­gänge wurde der Allgemeine Ausstand erklärt. In der Stadt ruht alle Arbeit. In den Gast­häusern und Bäckereien sind Soldaten mit den notwendigsten Arbeiten beschäftigt. Die Läden sind geschlossen, die Zeitungen erscheinen nicht.

WnterHattsnöes.

Der geheimisnolle Mild im T«lc »o« ömmlie.

Von Co »an Doyle.

Autorisiert. Nachdruck ve.boien.

(Fortsetzung.)

Ganz stichhaltig war es freilich nicht, denn der Alte konnte sich auch u,n- gedreht haben, ehe der Hieb fiel. Dennoch lohnte eS sich vielleicht, Holmes da­rauf aufmerksam zu machen. Dazu kam die sonderbare Hinweisung des Sterbenden auf eine Ratte. Was mochte das bedeuten? De­lirium war eS nicht. Ein Mann, ^der einen plötzlichen Tod erleidet, spricht nicht leicht irre. Nein wahrscheinlicher ist's, daß er damit angeben wollte, wie ihn das Schicksal ereilt habe. Aber worauf konnte es sich beziehen? Ich zerbrach mir den Kops hierüber; und nun noch das graue Tuch, das der junge Mc. Carthy gesehen haben wollte. Beruhte das nicht aus Täuschung, so mußte der Mör­der auf der Flucht ein Kleidungsstück, wahr­scheinlich den Ueberzieher, verloren und die Frechheit gehabt haben umzukehren, um das Vermißte zu holen, in dem Augenblick, wo der Sohn kaum zwölf Schritte entfernt am Boden kniete und ihm den Rücken zuwandte. Welch ein geheimnisvolle- Gewebe von Un­wahrscheinlichkeiten bot die ganze Geschichte! Lestrades Auffassung wunderte mich nicht und doch traute ich so fest auf meines Freundes Einsicht, daß ich die Hoffnung nicht aufgab; schien doch jeder neue Nebenumstand ihn in seiner Ueberzeugung von der Unschuld des jungen Mannes zu bestärken.

Sherlock Holmes kehrte erst spät zurück; er kam allein, denn Lestrade hatte sein Quar­tier in der Siadt genommen.

Der Barometer steht noch sehr hoch," be­merkte er, sich niederlassend.Es ist wichtig, das wir den Schauplatz besuchen, ehe es regnet; andererseits ist es aber auch vonnölen, daß sich der Mensch frisch und gestärkt an eine io peinliche Arbeit macht. Von langer Fahrt ermüdet, mochte ich sie nicht unterneh­men. Ich habe indessen den jungen Mc. Car- thy gesehen."

Und was erfuhrst du von ihm? '

Nichts."

Vermochte er nichts aufzuklären?"

Gar nichts. Erft neigte ich zu der An­nahme, er kenne den Täter und wolle ihn oder sie nur schonen, jetzt aber bin ich überzeugt, er weiß so wenig davon, wie die andern. Er scheint nicht gerade sehr aufgeweckt zu sein, macht aber einen angenehmen nnd gut­herzigen Eindruck."

Sein Geschmack aber imponiert mir wenig," warf ich ein, wenn ec wirklich nicht geneigt sein sollte, ein so reizendes Geschöpf wie Fräulein Turner zu heiraten."

Das hängt freilich mit einer mißlichen Geschichte zusammen. Der junge Mensch ist bis über die Ohren in sie verliebt, aber vor zwei Jahren, noch ehe er das junge Mädchen recht kannte, welches fünf Jahr in der Pen­sion war, fiel das Bürschchen (das damals kaum die Kinderschule ausgetreten hatte) in die Netze einer Kellnerin in Bristol und hei­ratete diese vor dem Standesamt. Kein Mensch weiß davon, und nun begreifst du, in welcher heillosen Lage der junge Mann steckte. Es ge­schah aus reiner Verzweiflung, daß er seine Hände ge» Himmel erhob, als ihn sein Vater bei ihrer letzten Begegnung drängte, um Fräu-