Wader Mimik

Amtsblatt

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Rr. LI.

Dienstag, den 7. April 1908.

4L- Jahrgang

Hlunöfchcrrr.

Stuttgart, 2. April. Die erste Dienst- Prüfung für evangelische Volksschullehrer haben an den Seminaren zu Eßlingen, KünzelSau und Nagold 112 Kandidaten bestanden, die für be­fähigt zur Versehung von unständigen Lehrstel­len an Volksschulen erklärt worden find.

Stuttgart. (Banausstellung). Soeben ge­langt das Plakat der Bauansstellung zum Aushang, eine von Max Seeger-Stuttgart nach einem Entwurf der Beratungsstelle für das Baugewerbe gefertigte Lithographie in 8 Far. ben. Dieser malerische Häuserwinkel in echt schwäbischem Charakter, mit dem roten Giebel­dach, dem vorspringenden Erker und HauStor, will aber mehr als ein reizvolles Bild sein, es enthält zugleich ein Stück Programm. ES will an eine Zeit erinnern, für die eS selbstverständ­lich war, daß alle Gegenstände, seien eS Ein­zelobjekte, Einzelgebäude oder gar ganze Ort­schaften und Städte sachlich und doch gefällig durchgebildet wurden. Und diese Sachlichkeit nun, diese äußere und innere Gediegenheit, die unter dem Einfluß der gewaltigen Fort­schritte auf dem Gebiete der Technik und In­dustrie verloren gegangen sind, dem Schaffen­den und dem Genießenden innerhalb des wei­ten Gebiets der bürgerlichen Baukunst wieder zu gewinnen, bezweckt eben die Bauaus­stellung Stuttgart 1908 verbunden mit einer Ausstellung von künstlerischen Wohnräumen. Di« Gewerbehalle mit dem großen Platz davor und der malerische Stadtgarten geben das Ausstellungsbereich ab, in dem bereits tüchtig geschafft wird, sollen doch abgesehen von kleineren Pavillons bis zur Eröffnung im Juni 15 größere Sonderbauten erstehen. Die große Gewerbehalle wird außer den Plänen und Modellen unserer heimischen Architekten nur einen Teil der Firmenstände resp. der Zimmereinrichtungen auinehmen kön­nen. Die Stuttgarter Möbelindustrie wird in einem eigenen größeren Gebäude susstcllen, verschiedene Eisrnbetonbauteu, eine Ziegelei und Rohbau werden Gelegenheit zur Vorführung von Materialneuheiten, Materialprüfungen, Arbetterschutzvorkehrungen und dergleichen bie­ten. Besonderer Interesse werden ferner voll­ständig eingerichtete Häuser beanspruchen, so die Arbeiterhäuser, zwei Sommerhäuser und ein Einfamilienhaus, sowie ein ganzes Gemein­dehaus und ein für Calw bestimmtes HandelS- schulgebäude. Rechnet man dann noch zwei WirtschaflSbauten, ein Cafe und ein Weinre­staurant hinzu, die außer dem Stodtgarlenre staurant dem Besucher Erholung bieten wollen, so ergibt sich bei rund 400 Ausstellern ein stattliches AusstellungSunternehmen, das hoffent­lich im ganzen Lande lebhaften Widerhall finden wird.

Stuttgart, 3. April. (Strafkammer.) In der Nr. 20. des SimplizisfimuS vom 12. Aug. 1907 erschien eine Zeichnnung von E. Thöny. die zwei Seekadctten im Gespräch dar­stellte. Unter dem Bild stand'folgender Text: Mein Vetter Haus wollte auch mal Wechsel ausstellen. Aber er war schon zehn Jahre bei den Deutzer Kürassieren, und da konnte er natür­

lich seinen Namen nicht mehr schreiben.* Hierin erblickte der Kommandeur des Kürassierregi- mcntS, Graf Geßler, (Rheinisches) Nr. 8, daS in Deutz liegt, eine Beleidigung des Offiziers­korps des Regiments und stellte Strafantrag. Dem Antrag wurde stattgegeben und die Staats­anwaltschaft erhob öffentliche Klage gegen den verantw. Redakteur Hans Kaspar Gulbranffon. Die Verhandlung fand heute hier statt. Ter Vertreter der Anklage beantragte eine Geld- strafe von 100 Mk. Er halte gleich dem Sach­verständigen die politische Satire für zweckmä­ßig und gesund, sie müsse aber vor einem Punkt Halt machen und das sei die persönliche Ehre. Die Offiziere des Kürasfierregiments wurden ungebildeten Menschen gleichgestellt. Der Ver­teidiger beantragte Freisprechung. Die Straf­kammer verurteilte den Angeklagten nach länge­rer Beratung zuIOOMk.Geldstrafe und denKosten. Dem Kommandeur des Kürasfierregiments, Graf Geßler, wurde außerdem Publikationsbefugnis zugesprochen.

Wie derSchw. Merk." hört, steht der Rücktritt deS FmanzministerS vr. v. Zeyer nunmehr unmittelbar bevor. AIS dessen Nach­folger wird Hoikammerpräsident v. Geßler ge­nannt. Der Wechsel im Finanzministerium dürfte sich noch vor Ostern vollziehen. Für den Posten des Hofkammerpräsidenten ist dem Ver­nehmen nach Staatsrat v. Scharpff auser­sehen.

Calmbach. Die nachstehenden Arbeiten für die Wasserversorgung und Kanalisation werden zur Bewerbung ausgeschrieben. 1) Die Maurer-, Steinhauer- und BetonierungSarbei- ten für Herstellung des Hochbehälters. 2) DaS Verlegen und Dichten der Mannesmannstahl- röhreu für die Hauptleitung und dieHausanschlüsse nekstdrnZubehörden.3)dieGcabarbelt für dieWas- serversorgung und für die Kanalisation. 4) Das Verlegen von Steinzeugröhren, die Herstellung des Kanalgemäuers für die gemauerten Kanäle, die Betonierung der Einsteigschachte für Kanalisation und Wasserversorgung und das Versetzen der Eisenteile Kostenvoranschlag, Pläne und Bau­bedingungen liegen auf dem Rathaus in Calm­bach zur Einsichtnahme auf. Die Bewerber haben ihre Angebote auf Ziff. 1 in Prozenten der Uebecschlagspreise ausgedrückt einzureichen. Für Ziff. 24 sind Einheitspreise in die vom Schultheißenamt erhältliche» Preislisten einzu­setzen. Die dem Ausschreiben zu Grunde lie­genden Bestimmungen über die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen sind im Gewerbe- blatt Nr. 8 und 9 Jahrgang 1903 abgedruckt Die Angebote sind mit entsprechender Auf­schrift versehen bis spätestens Samstag den 11. April ds. Js. vormittags 10 Uhr dem Schultheißenamt Calmbach einzureichen. Die Eröffnung der Angebote findet zu der genann­ten Zeit statt nud können die Bewerber dersel­ben anwohnen. Zahlungsfrist 2 Wochen.

Calw, 2. April. Mit einem Kostenauf­wand von 30000 Mk. wird das hiesige Was­serwerk erweitert. Die Nagoldbrücke muß der neuen Wasserleitung wegen verbreitert w^ den.

Tübingen, 2. April. Heule ist der immer seltener gewordene Fall eingetreten, daß der Beteranenverein über dem Grabe einer Frau

eine Ehrensalve abzugeben halte. Die Wirts­witwe Kreuth ist 1870 als Krankenpflegerin mit ins Feld gezogen und hat den Krieg mit- gemacht. Sie wnrde mit dem eisernen Kreuz am weißen Bande dekoriert. Manche Jahre war die Wirtschaft Kreuth das Stammlokal der aktiven Soldaten, die der wackeren Frau treue Kameradschaft hielten.

Backnang, 2. April. AuS Ulm kommt hierher die Nachricht, daß der seit mehreren Tagen vermißte Lederfabrikant Ehmann in Ulm einen Selbstmord begangen hat, indem er einen Schuß auf sich abgab.

Ulm, 2. April. Die Errichtung einer Maschinengewehrabteilung ist auch für die hie­sige Garnison geplant. Die Abteilung soll an das auf dem Kienlesberg liegende Bataillon des Gren.-Reg.König Karl" angegliedert werden. Auch die Garnison Ludwigsburg hat seit langer Zeit eine Maschinengewehrabteilung, die an eines der Bataillone des dortigen Jnf.- Reg. 121 angegliedert wurde.

Ulm, 3. April. Rechtsanwalt Oßwald I von hier, der nach schwerer Krankheit vor 14 Tagen nach Rapallo zur Erholung reiste, ist dort gestern einem erneuten Schlagallfall er­legen.

Der erhöhte Orts- und NachbarortS- Porto-Tarif ist seit 1. April in Kraft getreten. Briefe bis 250 8 kosten jetzt im Orts- und Nachbarortsverkehr statt 3 Pfg. nun 5 Pfg. und Postkarten statt 2 Pfg. jetzt 3 Pfg. Druck­sachen bis 50 A kosten ebenfalls 3 Pfg. Die 2 Pfg.-Taxe fällt forthin ganz weg.

Mil Rücksicht auf die zu Ostern erfol­gende Einstellung von Lehrlingen sei auf die nachstehend eingeführten, besonders zu beachtende» Vorschriften aufmerksam gemacht: Die Annahme eines Lehrlings darf nur durch Abschluß eines schriftlichen Lehrvertrags erfol­gen. Die Ausfertigung deS Vertrags muß binnen vier Wochen nach Beginn der Lehre in drei Exemplaren geschehen (§ 126 b G. O.) Je ein Exemplar erhält der Lehrherr und der gesetzliche Vertreter deS Lehrlings, während das dritte Exemplar, sofern der Lehrherr einer Innung angchört, bei dem Vorstände desselben oder wenn der Lehrherr nicht Jnnungsmitglied ist, bei dem Vorstände der betreffenden Hand­werkskammer niedcrzulegen ist. Die Einsendung muß innerhalb 14 Tagen nach Abschluß des Vertrags 'erfolgen. ES empfiehlt sich, falls eine Anmeldepflicht bei der Handwerkskammer vorliegt, alle drei Exemplare einzureichen, zwei derselben erhält der Lehrherr mit einem Stem­pel versehen zurück, so daß er jederzeit die er­folgte Anmeldung den Beauftragten der Hand­werkskammer, sowie dem gesetzlichen Vertreter des Lehrlings Nachweisen kann. Zum Ab­schluß von Lehrverträgen und zur Ausfertigung von Lehrverpflichtigungsscheinen dürfen nur die von den Handwerkskammern aufgestellten For­mulare benutzt werden.

Pforzheim, 3. April. Die hiesige Orts­krankenkasse, deren Inanspruchnahme feit Ein­tritt der flauen Geschäftszeit auffällig gestiegen ist, beschloß gestern eine Herabsetzung ihrer Leistungen, um den zu großen Ausgaben vor- znbeugen.