833 des Bürgerlichen Gesetzbuchs Schadenersatz. Das Lar.dgericht Karlsruhe erklärte die Ansprüche der Klägerin für völlig gerechtfertigt. Hierauf erkannte daS OberlandeSgericht unter Abweisung der Mehrforderung aus 1000 Mk. Schmerzensgeld, Ersatz der HcilungSkosten mit 72 Mk. und als Entgelt für die Verminderung der Erwerbsfähigkeit eine monatliche Geldrente von 18 Mk. bis zum 60. Lebensjahr. Für weitere 10 Jahre wurde eine Monatsreute von 9 Mk. zugesprochen. An diesem Fall können viele Imker etwas lernen; es empfiehlt sich für sie der Beitritt zu einer Haftpflichversicherung.
Freiburg, 15. März. Zwischen unserer Stadt und dem schönen uralten Städtchen Endingen am Kaiserstuhl bewegen sich zurzeit täglich mächtige Lierspännerfuhren, um die Weine der Kuenzer'schen Kellerei nach der Kellerei de» Nachfolgers L. Bastian zu verbringen.
— Prinz Joachim Al brecht von Preußen, ein Sohn deS früheren Regenten von Braunschweig, hat nach der Berliner Zeitung vom Kaiser den Abschied aus der Armee erhalten, angeblich ohne die Erlaubnis zum Tra- gen der Uniform. Der Grund soll in den fortgesetzten Beziehungen des Prinzen zu der Baronin Liebenberg-Sulzer zu suchen sein, die sich bisher vergeblich um Scheidung ihrer Ehe bemüht.
Berlin, 19. März. In der Vereinskommission des Reichstags wurde der Kompromißantrag zum Sprachenparagraphen mit 16 gegen 12 Stimmen angenommen. Der Rest des Gesetze» mit den Vorschlägen der Blockparteien wurde ebenfalls angenommen. In der Gesamtabstimmuug stimmten die Block- Parteien für, das Zentrum, die Sozialdemokraten und die Polen gegen das Gesetz. — Die Vereinsgesetzkommission nahm mit dem Gesetz auch den § 10 a gegen Sozialdemokraten, Polen und Zentrum an. Er bestimmt, daß Personen vor Vollendung des 18. Lebensjahres nicht Mitglieder von politischen Vereinen sein und auch nicht an Versammlungen solcher Vereine, noch an öffentlichen politischen Versammlungen teilnehmen dürfen.
Berlin. 19. März. Im Reichstag verlas heute Staatssekretär Dcrnburg eine Depesche, wonach am 16. ds. Mts. »in Gefecht gegen Simon Köpper in der Kalahariwüste stattgesniiden hat. Auf deutscher Seite sind gefallen: Hauptmann v. Eckert. Leutnant Ebin- ger und 12 Mann; 9 Mann sind verwundet. 58 Hottentotten wurden getötet. Simon Köpper selbst ist entkommen; der Rest seiner Werft wurde zerstreut.
— Das Expeditionskorps war in zwei Kolonnen von GochaS am 6. ds. und von Ara- haob, 8. ds. in der Gesamtstärke von 430 Weißen mit vier Maschinengewehren und 700 Kamelen aufgebrochen. Am 11. ds. vereinigte sich das Korps bei Geinab. Nach vier Tagen wurde zum erstenmal abgekocht. Die tägliche Wafserration für den Mann betrug bei heißer und trockener Witterung zuerst zwei, dann einen Liter. Bei Geinab war das letzte Vleywasser gefunden worden; eS reichte aber nicht zum Tränken der Kamele. Hauptmann v. Eck rt hatte auf der Spur Simon KopperS am Abend des 15. März dessen Werft erkundet. Am 16. März mit Tagesanbruch griff er die Werft mit zwei Detachements unter den Hauptleuten Grüner und Willcke an v. Eckert fiel gleich bei Beginn der Gefechts. Hauptmann Grüner übernahm das Kommando und befahl dem im Halbkreis um die Werft liegenden Expeditionskorps den ununterbrochenen Anlauf gegen den Feind. Dieser wurde zwei Stunden lang von Stellung zu Stellung geworfen, bis er vormittag»'/,8 Uhrseinen verzweifelten Widerstand «ufgab und in regelloser Flucht nach Süden und Südwesten auseinanderlief. Erbeutet wurden 29 Gewehre, zahlreiche Munition, eine kleine Herde Vieh, sowie einige Pferde.
— Simon Köpper ist schwer geschädigt, aber noch nicht entgültig beseitigt. Weitere Grenzbewachung und erneute Expedition bleiben nötig. Nach der Meldung des Oberstleutnants o. Estorff kann die Leitung de» Expeditionskorps als ganz hervorragende Waffentat bezeichnet werden. Mit dem tapferen und bewährten Führer Hauptmann v. Eckert ver
liert die Schutztruppe einen ihrer besten Offiziere.
Zürich, 13. März. Der Architekt Koch aus St. Moritz, einer der besten schweizerr- schen Schützen, der in diesem Jahre Schützenkönig auf dem eidgenössischen Schützenfest in Zürich war, wurde gestern auf einer Schitour mit seinem Führer von einer Lawine überrascht und in die Tiefe geschleudert. Koch war sofort tot, der Führer wurde gerettet
,— Aus Paris wird gemeldet: Die Tage des Kabinetts Clemenceau sind gezählt. ES kommt eines zum anderen: Der Mißerfolg mit dem Marokko-Abenteuer, da» den Franzosen im allgemeinen und der parlamentarischen Gefolgschaft deS Ministerpräsidenten im Besonderen immer bedenklicher erscheint, vor allem aber die Geschichte von der verschwundenen Milliarde bei dem Verkauf der Ordensgüter. Es ist in der Tat eine fast unglaubliche Affäre: Der Staat hat die Ordensgüter, die tatsächlich unter Brüdern einen Wert von einer Milliarde Franks repräsentieren, für seine Rechnung verkaufen lassen, und er hat dabei nicht uur keinen Sou gewonnen, sondern noch erkleckliches Geld zugesetzt. Die Milliarde ist an den Fingern der Herren Liquidatoren - zu solchen wurden natürlich nur Günstlinge der Kabrnettsmitglieder bestellt, — kleben geblieben, und einzelne dieser Herren hatten die edle Dreistigkeit, für ihre Bemühungen nicht nur den Erlös der von ihnen verkauften Güter in die Tasche zu stecken, sondern auch noch da- rüb«r hinaus vom Staate Zehntausende von Franks als Honorar zu fordern. Und sie haben es bekommen. Herr Millerand, der frühere sozialistische Handelsminister, hat mit seinen Sekretären allein 300 000 Franks profitiert. Herr CombeS hat es nun, nach Monaten, plötzlich mit der moralischen Entrüstung bekommen, er hat sichzum Vorsitzenden des zur Nachprüfung der Ordensgüterverkäufe eingesetzten Se- natsausschusse» wählen lassen, und kündigt jetzt in dem von seinen Freunden erworbenen .Rappell" einen großen Enthüllungs- und Vernichtungs-Feldzug gegen Clemenceau und Konsorten an. Den Combisten haben sich nun auch die Sozialisten angejchlossen, die sehr traurig sind, daß die Kloster-Milliarde sich svurlos verflüchtigt hat. Sie hatten ihren Wählern versprochen, diese Milliarde sollte zurAitersversicherung dienen und jetzt sitzen sie auf dem Ofen. So haben sie denn ebenfalls Herrn Clemenceau den Krieg erklärt.
— Der junge König von Spanien, der jetzt nach Barcelona gefahren ist, ist der Monarch, der von allen gekrönte» Häuptern wohl am meisten photographiert wurde. I» allen möglichen spanischen und fremdländischen Uniformen und Landtrachten hat man ihn ausgenommen. Aber es scheint, so erzählt der Gil Bla», daß manche Gewänder ihn nicht kleiden, wie seine Umgebung es wohl wünscht Insbesondere die Chauffeurtracht steht ihm nicht zum Besten. Während einer Auto- mobilfahrt stieg der König au», um mit einer alten Frau, die an der Landstraße stand, ein Gespräch zu beginnen. Die Fragen der neugierigen Alten brachten den jungen Chauffeur schließlich dazu, ihr zu sagen, daß er der König sei. Aber die Alte musterte ihn mißtrauisch vom Kopf bis zu den Füßen, betrachtete sich die große Automobil-Fellmütze, die das schmale Haupt des Königs krönte, und schließlich meinte sie mit überlegenem Achselzucken : „Der König ? Das' stimmt wohl kaum. Dazu sind Sie doch zu häßlich."
Zlnte r Ha l'tenöes.
Dir Geschichte des bleue» Kuksuukels.
Von Conan Doyle.
Autorisiert. Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
„Bitte um Entschuldigung, ich weiß alles. Sie möchten gerne eine paar Gänse ausfindig machen, die von Mrs. Oakshott in Brix lon Road an den Händler Namens Breckin- ridge, von ihm wiederum an den Wirt Windigste zum Alpha, und von diesem an seine
Stammgäste, zu denen ein Mr. Henry Baker gehört, verkauft worden sind."
„O, Herr, Sie kommen mir wie gerufen," rief der kleine Bursche mit ausgestreckten Händen und zitternden Fingern. „Sie glauben gar nicht, wie viel mir an der Sache liegt."
Holmes rief einen Vvrüberfahrenden Zweispänner heran.
„In diesem Fall wird es besser sein, wir sprechen darüber im gemütlichen Zimmer, als auf diesem windigen Marktplatz," meinte er. „Aber, bitte, sagen Sie mir zuvor, wem ich das Vergnügen habe, meinen Beistand zu leihen."
Der Bursche zögerte einen Augenblick. „Ich heiße John Robertson," antwortete er dann, indem er dabei auf die Seite blickte.
„Nein, nein, den richtigen Namen," sagte Holmes freundlich. „Mit zweierle Namen macht man nie gute Geschäfte."
Eine plötzliche Röte übergoß die weißen Wangen des Burschen. „Nun denn" sagte er, „mein richtiger Name ist James Ryder."
„So ist es; erster Hausdiener im Hotel Eosmopolitan. Bitte, stci»en Sie nur rin, und ich werde Ihnen jede Auskunft «geben können, die Sie wünschen-"
Der kleine Mann blieb stehen und schaute einen um den andern von uns mit halb ängstlichem, halb hoffnungsvollem Blicke an, als wisse er nicht recht, gehe er einem unerwarteten Glücksfall oder einer Katastrophe entgegen. Dann stieg er in deu Wagen ein, und eine halbe Stunde darauf befanden wir uns in der Wohnung meines Freundes. Kein Wort war während der Fahrt gewechselt worden, nur die scharfe», kurzen Atemzüge unseres Begleiters und bas nervöse Auf- und Zuklappen seiner Hände gaben Kunde von der Erregung seines Innern.
„Da wären wir," sagte Holmes heiter, während wir in das Zimmer traten.
„Das Feuer mutet einen recht angenehm an bei diesem Wetter. Sie sehen erfroren aus, Mr. Ryder, bitte, setzen Sie fick in den Armstuhl. Ich will nur meine Pantoffeln anziehen, ehe wir diese kleine Sache abmachen; nun also, Sie möchten gerue wissen, was aus den Gänsen geworden ist?"
„Jawohl, Herr."
„Oder besser gesagt aus der GanS, eS war doch wohl eine GanS. an der ihnen gelegen war — weiß, mit schwarzen Streifen aus dem Schwanz."
Ryder zitterte vor Erregung. „Ach, Herr," rief er, „können Sie mir sagen, wo die hm- kam?"
„Kam hierher."
„Hierher?"
„Jawohl. Und sie entpuppte sich als ein höchst merkwürdiger Vogel. Es wundert mich gar nicht, daß Sie Interesse für denselben zeigen. Er hat nach seinem Tod ein blauer Ei gelegt, das niedlichste, prächtigste kleine Ei, da» je zu sehen war. Ich habe es hier in meiner Sammlung."
Unser Gast richtete sich unsicher auf und klammerte sich mit der rechten Hand am Kaminrand an.
Holmes schloß seine Kassette auf und hielt den blauen Karfunkel empor, der wie ein Stern in kaltem, glänzendem, blitzendem Feuer strahlte.
Ryder stand mit langem Gesichte da, unschlüssig, ob er den Stein als sein Eigentum ansprechen, oder verleugnen sollte.
„Das Spiel ist aus, Ryder." sagte Holmes ruhig. „Jetzt nicht gefackelt, Mann — oder Sie kommen in des Teufels Küche. Hilf ihm wieder in seinen Stuhl, Watson, er hat nicht Nerv genug zum Spitzbuben. Gieb ihm einen Schluck Cognac. So! Nun sieht er ein wenig menschlicher aus. Wahrhaftig, ein rechter Held!"
Einen Augenblick hatte Ryder gewankt und wäre fast gefallen, aber der Branntwein brachte wieder eine Spur von Farbe in seine Wangen, und angstvoll heftete er nun von seinem Stuhle aus di» Blicke auf seinen Ankläger.
Ich habe so ziemlich alle Trümpfe in der Hand und bin im Besitz aller Beweise, die ich