des Königs von Württemberg unter anderem auSgesührt: „Man darf sagen, daß die Regierung Wilhelms II. von Württemberg in mancher Hinsicht eine vorbildliche für unsere deutschen BundeSsmsten war, insbesondere daß dies beispielsweise auf dem Gebiete der Rechtspflege der Fall war. Wie König Wilhelm einige male während seiner Regierungszeit Gnaden, alte vollzog, die im Verhältnis zur Größe Württembergs und seiner Bewohnerschaft außer- ordentlich umfassend genannt werden müssen, was doch der allerpersönlichsten Entschließung des Königs zuzuschreiben ist, so sind auch von Württemberg andere aus humanem Geist heraus- gewachsene Neuerungen hervorgcgangen, wie die bedingte Verurteilung Minderjähriger u. s. w- Auch mannigfache Anregungen des künstlerischen Lebens Württembergs und der Pflege der Wissenschaft sind dem Monarchen zu danken. Dem Andenken des großen Sohnes des Schwaben- landes Friedrich Schiller zollte er seinen Tribut, indem er den Wunsch anssprach, daß der Mar- bacher Schilleroerein sich in einen Schwäbischen umwandle, und er selbst wurde das erste Mitglied des Vereins. Auch anderen nützlichen Bestrebungen widmete König Wilhelm Ü. materielle Opfer und persönliches Interesse. Es sei nur an taS lebhafte Interesse erinnert, das König Wilhelm an den Versuchen des Grafen Zeppelin mit dessen Luftballon oimmt. Er ist in seinem Lande ungemein beliebt. Und jenes innige Band, das schon vor Jahrhunderten im Württemberger Land zwischen Fürsten und Volk bestand, so daß Justinus Kerner seinen Eberhard mit dem Barte sich rühmen lassen kann, daß er „sein Haupt kann kühnlich legen jedem Untertan in Schoß," dieses Band verknüpft auch heute noch Wilhelm II. m>t den Schwaben. Nicht selten kommt es vor, daß König Wilhelm ganz allein auf einem Spaziergang sich mit Personen aus dem Volke unter- hält und eingehend sich nach ihrer Tätigkeit und wirtschaftlichen Lage erkundigt, und so ist er mit vielen einfachen Leuten aus dem Volke persönlich bekannt. Mit dem deutscher, Kaiserhause verbindet den Monarchen eine festgegründete Freundschaft." „Seit mehr als 16 Jahren waltet König Wilhelm seines Herrscheramtes und genießt bei seinem Volk Liebe und Ver- ehrung, die in diesen Tagen zu besonders warmem Ausdruck gelangen werden. Dem bun bestreuen deutschen Fürsten aber bringt die Nation zu diesem frohen Gedenktag ihre aufrichtigen Segenswünsche dar. Möge sich das württembergische Land noch eine lange Reche von Jahren der glücklichen Regierung seines gütigen und wohlwollenden Königs erfreuen!"
Berlin, 25. Febr. Der amerikanische Botschafter Charlemagne Tower erhielt gestern von Andrew Carnegie ein Schreiben, in welchem dieser mitteilt, daß er die zweite halbe Mrllion Mark der zur Ergänzung für die Robert Koch- Stiftung erforderlichen Million beitragen will und die Verwendung dem Ermessen der Direktoren anheimstelle. Carnegie schreibt dem Bot- schafter, daß sein Entschluß mit seinem Besuch im vergangenen Sommer in Kiel Zusammenhänge, wo er durch eine Unterredung mit dem Leibarzt des Kaisers vr. v. Jlberg für die Kochstislung interessiert worden sei. Carnegie sagt, daß er Koch, Lord Lister, Pasteur und Männer wie diese als Führer der Zivilisation ansehc, die es als ihre Aufgabe betrachten, ihren Mitmenschen zu dienen und zu helfen. Der'Botschafter brachte das Geschenk Carnegies zur Kenntnis deS Kaisers. Soweit bekannt, ist diese Schenkung die erste, die Carnegie für öffentliche Wohlfahrtszwccke in irgend einem Lande außerhalb der Bereinigten Staaten und Großbritanniens gemacht hat.
— Aus Berlin wird weiter berichtet: Die Influenza scheint sich noch immer weiter auszubreiten und einen immer bösartigeren Charakter anzunehmen. Die Zahl der Todesfälle an Influenza ist ungewöhnlich groß und übersteigt schon jetzt diejenige der Vorjahre. Leider ist bei dem gegenwärtigen Wetter keine Hoffnung vorhanden, daß die Zaql der Er- krarkungcn zurückgeht.
München, 24. Febr. Ein schreckliches Schicksal hat einen jungen Münchener Künstler
betroffen, der sich in Petersburg gegen ein fürstliches Honorar dazu verleiten ließ, eine Karrikatur des Zaren für ein nihilistisches Flugblatt anzufertigen. Er wurde ermittelt und zn 15 Jahren Zwangsarbeit in den sibirischen Silberminen verurteilt. Er war Karrikaturen- zeichner von Ruf, hatte in den deutschen Kolonien von Petersburg und Moskau die glänzendste Aufnahme gefunden und war mit Aufträgen überhäuft worden.
Hamburg, 25. Febr. Nach Veruntreuung von 150000 Mk. ist der Kassier einer hiesigen Firma flüchtig geworden; mit ihm ist auch sein Bruder verschwunden.
— Aus Wien schreibt man: Anläßlich des AltherrenfesteS des preußischen Grenudierregi- ments zu Pferde Freiherr v. Derflinger war auch der österreichische Hauptman» im 26. Landwehrinfanterieregiment (Marburg) Anton Derflinger eingeladen, welcher in verwandschafl- kichern Verhältnis zu dem berühmten Feld, marschall steht, der bekanntlich aus Neuhofen an der Krems in Oberösterreich gebürtig war. Au» diesem Anlaß bringt nun ein Wiener Blatt den Nachweis, daß auch Fürst Bismarck in gerader Linie von Derflinger und damit also von einem Oberösterreicher abstammt. Der Feldmärschall starb am 4. Febr. 1695 zu Gusow und hinterlies zwei Söhne und vier Töchter, von denen sich eine, Luise, mit dem Generalleutnant Joachim Baltzer v. Dewitz auf Hof- selbe vermählte. Eine Tochter dieses Baltzer heiratete später den Freiherr« August Friedrich v. Bismarck aus Kniphof und wurde so die Urgroßmutter de» Altreichskanzlers. Ihr Sohn Alexander v. BiSmarck-Schönhausen hatte nämlich sieben Kinder, deren jüngstes Karl Karl Wilhelm Vater des großen Kanzler» war. Somit ist der Schmied deS neuen deutschen Reichs ein direkter Nachkomme des oberöster- reichischen Emigranten Georg v. Derflinger.
— Der frühere italienische Minister Nasi wurde wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder zu 11 Monaten 20 Tagen Gefängnis verurteilt.
Pari», 24. Febr. Die 8tägigen Kämpfe um Casablanca haben den Franzosen 33 Tote und 130 Verwundete gekostet.
Monte Carlo, 20. Febr. Ter ungarische Maler Julius Kardos hat sich im Spielsaale von Monte Carlo angesichts zahlreicher Gäste erschossen. In den letzten Tagen vor Verübung der Tat hatte ihm die Bank 1000 Franks angeboten, wenn er abreisc und das Versprechen gebe, daß er nicht mehr wiederkomme. Dies Anerbieten wies aber der Maler brüsk zurück. Von einem dort lebendenden ungarischen Magnaten lieh er sich 2000 Frs. und wollte damit einen letzten Versuch am grünen Tische machen. Links von ihm saß eine Pariser Kokotte, rechts die Tochter eines amerikanischen Arztes, eines Millionärs. Kardos setzte und verlor ein Goldstück nach dem andern. Als er auch das letzte verlor, griff er in seine Tasche und schoß sich in den Mund. Die um den Roulettetisch Sitzenden fuhren erschreckt von ihren Plätzen auf, die Damen schrieen und eilten davon. Die Pariser Dame siel ohnmächtig auf ihren Platz zurück, der Maler war ihr nämlich nach dem Selbstmorde auf den Schoß gefallen. Das alles spielte sich innerhalb zweier Minuten ab. Dann eilten Diener herbei, entfernten die Leiche und nach einer Stunde — wurde lustig wei- tergespielt. Eine förmliche Ironie des Schicksals wollte es, daß ein Mitspieler, ein reicher Mann, auf dem Platze des Selbstmörders in einer Tour 500 000 Frs. gewann
— Dem Londoner Daily Expreß zufolge ist in Japan eine ernste finanzielle Panik ausgebrochen. In der letzten Zeit haben 12 japanische Firmen in Osaka, Kyoto und Kobe, die in der Mehrzahl der Metallindustrie ange- hören, ihre Zahlungen eingestellt; die Passiva betragen annähernd 500 000 Pf. St. Drei kleinere Banke» in Tokio seien fallit geworden; auf andere Banken werden Runs veranstaltet.
— Der Sturm, der am 22. Februar mit einer elementaren Gewalt über die britischen Inseln hmwegging, riß große Häuser nieder, die Dächer von Kirchen und Schulen würben
abgedeckt, viele Bäume wurden entwurzelt Bei Mersy kenterte ein Schoner, dessen acht Mann starke Besatzung ertrunken sein dürfte. Bei Donegal wurde ein Eisenbahnzug aus den Schienen geworfen, ohne daß die Reisenden Schaden erlitten. In Manchester und Liverpool mußte der Straßenbahnverkehr zeitweise eingestellt werden. In mehreren Städten wurden einzelne Menschen durch herabstürzende Trümmer erschlagen; viele Leute wurden verletzt.
Lokales.
Wildbad, 26. Febr. Reichlicher Schneefall und unangenehmes Tnuwetter haben die Schönheit der Feier des G ebu r ts se sie s Seiner Majestät deS König« in keiner Weise beeinträchtigt. Freudig wehten die Flaggen, als die Tagwache den Festgruß spielte. Die Spitzen der Bürgerschaft, Veteranen- und Militärverein zogen in alter Treue festlich geschmückt zum Gottesdienst. Bei dem Essen im Hotel „Post" schilderte Herr Stadtschultheiß Bätzner mit begeisterten Worten die königliche Fürsorge, deren das ganze Land und unsere Stadt insbesondere sich >m vergangenen Jahr erfreuen durften, und die Dankbarkeit, Verehrung und Liebe, die uns seit alten Zeiten mit unserem hohen Königshause verbindet. Herr Siadt- pfarrer Auch brachte einen Toast aus auf Ihre Majestät die Königin, die in edler Weiblichkeit durch Werke der Wohltätigkeit ihrem landesmütterlichen Walten die schönsten Denkmale setze. Die Musik der StadtkapeUe unter Leitung von Musikdir. Wörner tat ihr Bestes zum Gelingen der Feier. Die Gesänge, welche die Würze des abendlichen Festbanketts bildeten, waren ein beredter Ausdruck der vaterlandsfrohen Stimmung, die alle Teilnehmer beseelte.
Unterhaltendes.
Späte Rache.
Von Conan Doyle Autorisiert. Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
„Er starrte mich eine Weile mit ausdruckslosen Blicken an, plötzlich aber zuckte es krampf- Haft in seinen Zügen und das Entsetzen, welches sich darin spiegelte, sagte deutlicher als Worte, daß er seinen Feind erkannt habe. Sein Gesicht ward erdfahl, der Angstschweiß trat Ihm auf die Stirn und er bebte wie Espenlaub.
„Ich lehnte ihm gegenüber an der Tür und betrachtete ihn mit Wollust; so süß hatte ich mir die Rache kaum vorgestellt.
„Ihr erbärmlicher Mensch," rief ich, „vom Salzsee her bin ich Eurer Spur gefolgt und stets seid Ihr mir entgangen. Aber jetzt sind wir am Ende unserer Wanderung, denn einer von uns beiden wird die Sonne des morgenden Tage» nicht mehr aufgehen sehen.
„Er schreckte noch weiter vor mir zurück; sicherlich glnuble er, daß ich im Wahnsinn spräche. Ich war auch nahe daran, vor maßloser Erregung den Verstand zu verlieren, meine Pulse pochten wild und wer weiß, wa» mir zugestoßen wäre, Hütte mir nicht ein Blutstcom, der mir aus der Nase quoll, plötzlich Erleichterung gebracht.
„Denkt an Lucy Ferrier," nes ich und hob drohend den Schlüssel empor, mit dem ich die Tür hinter uns abgeschlossen Hirte. „Die Strafe für Eure Missetat hat sich lange ver- zögert, aber endlich ereilt sie Euch doch." Mit bebenden Lippen stand der Feigling vor mir; er hätte wohl gern um sein Leben gefleht, doch wußte er nur zu gut, daß ich kein Erbarmen üben würde.
„Sie wollen mich ermorden?" stammelte er.
„Von Mord ist hier keine Rede. Wer einen tollen Hund tötet, mordet nicht. Habt Ihr etwa Mitleid gefühlt für dir Geliebt» meines Herzens, als Ihr sie von der Seite ihres erschlagenen Vaters risset, um sie in Euern verruchten Harem zu schleppen?"