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Im kommenden Frühjahr wird wieder ein Unterrichtskurs über Obstbaumzucht an der K. landwirtschaftl. Anstalt in Hohenheim und a« der K. Weinbauschule in Weins berg, sowie erforderlichenfalls noch an andern geeigneten Orten gehalten. Der Unterricht ist unentgelt­lich; für Kost und Wohnung aber haben die Teilnehmer selbst zu sorgen. Außerdem haben dieselben das etwa bei dem Unterricht notwendige Lehrbuch, die erforderlichen Hefte, sowie ein Veredlungsmesser, ein Gartenmesser und eine Baumsäge anzuschaffen, was am Ort des Kurses selbst geschehen kann. Die Gesamtkosten für den Besuch des Kurses mögen nach Abzug der ArbeitSvergütung noch etwa ISO Mk. be­tragen. Unbemittelten Teilnehmern kann ein Staatsbeitrag bis zu 80 Mk. in Aussicht ge­stellt werden. Für ihre Albert erhalten di» Teilnehmer nach Ablauf der ersten 14 Tage eine tägliche Vergütung von 35 Pfg. Be­dingungen der Zulassung find: zurückgelegtes 17. Lebensjahr, »rdentliche Schulbildung, guter Leumund, Hebung im ländl. Arbeiten, Vor- kenulnisse in der Obstbaumzucht begründen einen Vorzug. Gesuche um Zulassung zu diesem Unterrichtskursus sind bis längstens 20. Febr. d. I. an das »Sekretariat der K. Zentralstelle für di« Landwirtschaft in Stuttgart" einzu­senden.

Göppingen, 8. Jan. In vergangener Nacht ist Kommerzienrat L« pold A. Gutmann unerwartet rasch an einem Schlaganfall ge­storben. Gutmann war als früherer Teilhaber der Firma A. Gutmann u. Co., mechanische Weberei und Baumwollspinnerei, weithin be­kannt. Er gehört u. a. auch der Handelskammer Reutlingen und dem hiesigen Gemeinderats- kollegium als Mitglied seit Jahren an.

Gmünd, 7. Jan. Die amtlichen AuS- schreiben über den Einbcuchsdiebstahl bei der Firma Böhm u. Cie. geben nunmehr einen sicheren Anhaltspunkt über die Wertsumme der gestohlenen Bijouteriewaren. In dem Aus­schreiben der Staatsanwaltschait Ellwangen wird die Wertsumme auf 80100 000 M. beziffert. In dem Steckbrief gegen den ver­dächtigen Wilhelm Friedrich. Kaufmann heißt es, daß sich in seiner Begleitung möglicherweise die zuletzt in Münster in Westfalen wohnhafte Elisabeth Däneke von Berlin befinde.

Gmünd, 8, Jan. Der bedauernswerten Familie der Lehrers Kaufmann in Gmünd, dessen Sohn die Hauptrolle bei dem Einbruch bei der Firma Hugo Böhm u. Co. gespielt zu haben scheint, wendet sich die allgemeine Teil nähme zu. Nachdem der Sohn im November d. I. seine Gefängnisstrafe für die erste Unter­schlagung bei der Firma Böhm verbüßt hatte, wandte er sich an seine Eltern um Mittel zur Begründung einer neuen Existenz. Diese fand- ten ihm 700 Mark in der Hoffnung, daß der Sohn nunmehr neue Bahnen einschlagen würde; aber sie hatten sich getäuscht. Der Vater de» Einbrechers hat an seine Vorgesetzte Behörde ein Gesuch um Versetzung eingercicht. Die Ge­schwister derselben befinden sich in Gmünder Geschäften in achtbaren Stellungen. Es ist übrigens noch nicht gelungen, des Einbrecher» habhaft zu werden.

Gmünd, 10. Jan. Ein schlimme» Aben­teuer passierte kürzlich dem Schultheiß Stieg, litz von Eschach, der auf der Straße vom Bahn­hof Untergröningen nach Eschach zur Nachtzeit von zwei Unbekannten überfallen und übel zugerichtet wurde. Die Täter schienen dem Schultheiß aufgelanert zu haben; sie riefen ihm beim Näherkommen zu:So kommst Schulte», auf Dich warten wir grad." Nach dem Ueber- fall entflohen die Täter, die bis jetzt noch nicht festgestellt werden konnten. Die Verletzungen, die der Uebcrfallene davongetragen hat, sind ziemlich schwer.

Mannheim, 12. Jan. Der Direktor der Mannheimer Darleihkaffr, C. Mayer, ist nach Unterschlagungen in Höhe von Mark 60000 flüchtig gegangen. Verunglückte Spekulationen führten Mayer auf die Bahn des Verbrechens. Die Engagements sollen in letzter Zeit sehr bedeutende gewesen sein. Das Aktivvermögen der Darleihkasse beträgt gegenwärtig etwa eine Million Mark. Der GeschäftSgewinn betrug im letzten Jahr 4550000 Mk. ES dürfte

also möglich sein, den Verlust aus dem Ge- schäftSgewinn zu decken. Mayer war schon 25 Jahre bei der Bank tätig und hat sich durch großen Fleiß vom einfachen Angestellten zum Geschäftsleiter emporgearbritet. Er stand auch bei der Bürgerschaft in Ansehen.

Mannheim 13. Jan. Direktor Mayer von der Mannheimer Darleihkasfe, welcher seit Freitag morgen wegen Unterschlagungen verschwunden war, wurde gestern mittag im Neckarauer Wald erschossen aufgefunden. Er hatte sich durch einen Schuß ins Herz getötet.

(Soden i. Taunus 13. Jan. Beim Ro­deln hat sich gestern aus der Strecke König- stein-Koden ein schwerer Unglücksfall ereignet. Ein mit sechs Personen besetzter Schlitten rannte ,e,en einen Baum. Zwei Insassen r.awenS Bockenheimer und Christ, junge Leute aus Soden, wurden aus der Stelle getötet. Der dritte starb auf dem Weg zum Spital, der vierte wurde schwer, der fünfte und der sechste leicht verletzt.

In Görlitz erzählt man sich, nach der B. Z." am Mittag: Frau von Schönebeck nahm als Toni LüderS in Görlitz eine sehr bevorzugte Stellung ein. Sie war die Tochter deS Patentanwalts und Majors a. D. LüderS und galt im Jahre 1896, als der Kaiser und der Zar in Görlitz weilten, als da» schönste Mädchen der Stadt. Darum wurde sie auch ausgewählt, da» Herrscherpaar an der Spitze der Ehrenjungfrauen zu begrüßen und der Kaiserin einen Strauß zu überreichen. In diesem Augenblick lernte sie der damalige junge Ritt­meister von Schönebeck kennen und lieben. Welch ein Gegensatz zwischen einst und jetzt!

Berlin, 9. Jan. Graf Zeppelin beabsich­tigt, wie Professor Hergestell kürzlich in einem Vortrage mitteilte, nach Fertigstellung seines im Bau befindlichen Fahrzeug» einen Lenkballon für 100 Personen herzustellen.

Berlin, 10. Jan. DieNordd. Allg. Ztg." schreibt: Entgegen wiederholten anders lauten­den Pressemeldungen sind wir zur Mitteilung ermächtigt, daß im Falle de» Verbleibens des Generals Keim in der Stellung al» gcschäfts- führender Vorsitzender des Floltenvereins Prinz Heinrich von Preußen im Einvernehmen mit dem Kaiser das Protektorat über den Verein niederlegen wird.

Berlin 10. Jan. Im preußischen Abge­ordnetenhaus stand heute die freisinnige Wahl­rechts-Interpellation auf der Tagesordnung. Begründet wurde sie durch den Abg. Träger. Darauf verlas Fürst Bülow namens der preußischen Staatsregierung eine Erklärung, wonach dieselbe schon seil Tagen bemüht sei, das Wahlrecht zu verbessern. Jetzt, nachdem die Wahlbewegung in Gang gekommen sei, müsse sie die Erklärung abgeben, daß sie die Forderung einer Ausdehnung deS Reichstags- Wahlrechts auf das preußische Wahlrecht ab­lehnen müsse. Es schwebten jedoch Erwägungen, in welcher Form das jetzige Wahlrecht geändert werden könnte und man sei sich nicht darüber schlüssig, ob Steuerleistung, Alter, Bildung. Besitz rc. Berücksichtigung finden solle. Diese Erwägungen seien jedoch noch nicht abgeschlossen und in der laufenden Tagung könne daher eine entsprechende Vorlage nicht eingebracht werden. In der Debatte beteiligten sich die Abgeordneten Malkewttz (kons.,) der den Antrag al» absolut unannehmbar bezeichnet, Porsch (Zenir.,) der dem Antrag zustimmt, Krause (natl.,) der er­klärt, daß seine Partei gegen die Ausdehnung des ReichstagSwahlrechts in Preußen sei und Abg. Fischbeck, welcher nochmals den Stand­punkt der freisinnigen Volk-Partei darlegt. Hierauf nahm Fürst Bülow noch einmal das Wort zu folgender Erklärung: Meine Herren! Von verschiedenen Seiten ist auf die Demon­stration hingewiescn worden, die heute vor dieiem Hause stattgefunden hat. Ich brauche wohl kaum zu sagen, daß die königliche Slaats- regierung durch Demonstration jedweder Art sich nicht um Haaresbreite von dem Wege ab­bringen lassen wirb, den ihr das Staatsinteresse vorschreibt (lebhafter Beifall,) und ich bin über­zeugt, dasselbe gilt für dieses Hau», ohne Unterschied der Partei. (Lebhafter Beifall auf allen Seiten des Hauses.) Die Abgeordneten Fischbeck und Kranse haben auch den Wunsch

ausgesprochen, daß die Königliche Staatsre­gierung beiden Wahlen Lichtund Schatten gleich­mäßig verteilen und eine durchaus objektive Halt­ung einnehmen mögen. ESbedarfnochkaumderVer- sicherung, ich will es aber trotzdem ausdrücklich er­klären, daß ich eSfür die Pflicht der Regierüng halte, bei den Wahlen eine ganz unparteiische Haltung zu beobachten. (Lebhafter Beifall.) Ich habe meinerseits in Uebereinstimmung mit allen meinen Kollegen von jeher dafür Sorge ge­tragen, daß Steser Pflicht auch stet» genügt wird. (Lebhafter Beifall.) An der weiteren Debatte beteiligten sich noch die Abg. Freiherr von Zedlitz (freikons.,) Korfanty (Pole,) Pachnicke (fr. Vg.). Bei der Abstimmung wurde der erste Teil des Antrags auf Einführung des direkten Wahlrechts gegen Freisinnige, Polen und Zentrum, der zweite Teil auf Neueinteilung der Wahlkreise gegen Freisinnige, Polen und einen Teil der Nativ,lalliberulen abgelehnt.

In einigen Blättern wird befürwortend mitgeteilt, es solle ein Gnadengesuch an den Kaiser eingereicht werden, in dem um Umwand- lung der Gefängnisstrafe Hardens in Festungs­haft gebeten werden solle. Dazu bemerkt der Rhein. Kurier":Diese Krankheit de» Ange­klagten Harden geht die Gerechtigkeit nichts an. Wenn Herr Harden bei seinem Aufenthalt hin­ter den schwedischen Gardinen krank ist, so kommt er in die Krankenabteilung und wird dort nach den Grundsätzen gefängnismäßiger Huckanität behandelt wie alle anderen Menschen auch, vornehmlich wie alle anderen Redakteure, die wegen viel weniger schlimmen Vergehen Buße tun müssen. ES gibt kein Sonderrecht für Herrn Harden für ihn schon gar nicht denn er ist ein Schädling der deutschen Pub­lizistik."

All enstein, 7. Jan. Wie die Königs- beraerHartuugsche Zeitung" berichtet, hat Frau von Schönebeck im Untersuchungsgefäng­nis einen Selbstmordversuch unternommen, indem sie sich an der Türklinke ihrer Zelle mittels einer Unterrockschnnr erhängen wollte. Der Selbstmordversuch wurde von Geiängnis- aussehern vereitelt.

Petersburg, 10. Jan. Durch die an­dauernd strenge Kälte, welche 30° erreicht, kommen die Wölfe rudelweise zu tausenden in di» Nähe der Städte, die am Ladogasee liegen. Zahlreiche Bauernschlitten sind von Wölfen überfallen und die Insassen von den Bestien gefressen worden.

VarnSley (England, Grafschaft Jork) 11 Jan. Bei einer kinematographischen Vorstellung entstand hier auf noch nicht aufgeklärte Weise eine Panik, bei dcr 16 Kinder zu Tode gedrückt und eine greße Anzahl mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Das Unglück ist, wie ein späteres Telegramm besagt, dadurch ent­standen, daß eine große Anzahl Kinder, die auf der Galerie gesessen hatten, plötzlich eine steile Treppe herunterstürmte, um unten im Saal bessere Plätze zu bekommen. Hiebei kamen die vordersten zu Fall und wurden von den Nachstürmenden niedergetretcn.

Tanger, 11. Jan. Es wird amtlich be­stätigt, daß dort der Sultan Abdul AsiS abge­setzt und Mulay Hafid am 4. ds. Mls. in der Moschee zu Fez zum Sultan auSgerufen wurde. Der Grund der Absetzung Abdul Asis ist seine Haltung gegenüber den Europäern und Frank­reich. Abdul Asis wird beschuldigt, das Ein­dringen der Christen in das marokkanische Ge­biet geduldet zu haben und Mit ihnen wegen der Organisation Ser Polizei, die den marok­kanischen Ueberlieferungen und Gebräuchen wi­derspreche, 'm Einvernkhmcn zu stehen. Der heilige Krieg" ist erklärt worden. In Fez ist ein Kalifat Mulay Hafids errichtet worden.

Unterhaltendes.

Späte Rache.

Bon Conan Doyle Autorisiert. Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

Haben Sie sckon etwas von dem rätsel­haften Tode des Herrn Drebber aus Cleveland gehört, der bei Ihnen gewohnt hat?" fragte ich.