Makler Monik
Amtsblatt
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Nr- 5.
Dienstag, den 14. Januar 1908.
I 44- Jahrgang
Hlundschcru.
Gestorben: 11. Jan. zu Langenau Stadtschultheiß und k. öff. Notar Gotrlieb Haug, vorm. Stadtpfleger in Langenau, seit 1900 Landlagsabg. für Ulm Amt, 63 I. a.
Stuttgart, 13. Jan. Die Landesver- sammlung der Deutschen Partei fand gestern im Festsaal der Liederholle statt. Professor Dr. Hieber teilte mit, daß Parteisekretär Kei- nath, der in den Staatsdienst zurückkehrt, sein Amt niederlraen werde. Weiler führte Redner aus, daß der Block eine politische Notwendigkeit sei. Man müsse darauf bedacht sein, Schwierigkeiten und Hindernisse zu beseitigen, damit nicht die früheren Zustände mit der Vorherrschaft von Zentrum und Sozialdemokratie in verschlimmerter Auflage wicderkehren. Die Deutsche Partei fühle sich verpflichtet, für die gemeinsame Wohlfahrt im nationalen Interesse zu wirken. Landtagsabg. Kübel, der über Landesfragen referierte, sprach sich für Einführung der Wertzuwachssteurr au», bemängelte die Haltung der Konservativen in dieser Frage und bezüglich de» Genossenschaftswesen» und forderte auf dem Gebiet der Schule die Schaffung einer selbständigen Oberschulbehörde und Einführung der fachmännischen Schulaufsicht. ReichstagSabg. Landgerichttdi- rektor Dr. Heinze-Dresden sprach über „Reichs- Politik". Zum Schluß versicherte Redner, daß die Nationalliberalen für den Zusammenschluß der Blockparteien wirken und für eine deutsche und nationale Politik eintieten werden. (Lebhafter Beifall). Darauf nahm die Versammlung einstimmiz eine Resolution an, worin den Abgeordneten im Landtag und Reichstag der Dank für ihre Tätigkeit und volle Ueberein- stimmung mit derselben ausgesprochen wird und der Erwartung Ausdruck gegeben wird, daß die Fraktion unter Zurückstellung der Trennungs- Punkte alles daran setzen werde, um die Durch, sührung der Blockpolitik als einer politischen Notwendigkeit zu ermöglichen.
Stuttgart, 10. Jan. Bei der Arbeiterschaft Stuttgart» haben die in Aursicht genommenen Arbeiterunterrichtslurse die von Studierenden der Technischen Hochschule zu leiten sein werden, großen Anklang gefunden. Bi» heute haben sich bereits über 500 Arbeiter zu den Kursen (Deutsch, Rechnen, Geometrie und Algebra und Buchführung) angemeldet. Etwa d>e Hälfte der Teilnehmer wird zwei Fächer besuchen, sodaß mit 750 Lernbegierigen zu rechnen ist. E» müssen etwa 30 Kurse eingerichtet werden, zu denen 80 Studierende als Kur»leit«r oder Assistenten erforderlich sind. Soviel verlautet ist dte Zahl der erforderlichen Studierenden noch nicht ganz erreicht, da man von Anfang an mit einer so hohen KurSteil- nehmerzahl nicht gerechnet hat.
Neuenbürg, 12. Jan. Heute nachmittag fand hier im Saale zum Bären eine Gauversammlung der Gewerbevereine de» nördliche» SchwarzwaldgaueS statt, welche von Vertretern der Vereine aus den Bezirken Calw, Freudenstadt, Herrenberg, Nagold (Altenstcig und Hai- terbach) und Neuenbürg (WiIdbad)in erfreu
licher Zahl? beschickt war. Gewerbevcreinsvor- stand Gollmer, der bisherige Gauvorsitzende begrüßte die Versammlung unb teilte mit, daß nun der Sitz des Gauverbands auf Freudenstadt übergehe, wo Stadtjchulthech Harlranfi als Vorsitzender, Prof. Henninger Schriftführer, Kaufmann Bühlcr Gaukassier, den Vorstand bilden. Die durch Kaufmann Lutz-Altensteig und Amtspfleger Vetter-Herrenberg geprüfte, von dem Gaukassier E. Mahler vorgetragene Rechnung der Gaukasse ergab, als in bester Ordnung befindlich kein rlei Anstand. Der folgende Punkt der T. O. betraf die Frage wie sich dir einzelnen Gewerbeveretne z» der mit Rundschreiben von der K. Württ. Zentralstelle für Gewerbe und Handel angeregten Erweiterung der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe stellen, da stattderbiSh.zugelassenenSGe- schäftkstupden künftig für gewöhnlich nur 3 Stunden mit Schluß um 2 Uhr nachmittags zugelassen werden sollen. Nach den Aeußerun- gen der Vertreter von Altensteig, Calw, Freu denstadt, Herrrnberg, Nagold, Neuenbürg und Wildbad, wo dir nicht unwichtige Frage meist schon zu lebhaften Aussprachen in den Vereinen geführt hat, einigte sich die Versammlung dahin, daß das Offenhalten der Geschäfte im Handelsgewerbe nicht unter 4 Stunden beschränkt wcrd-n soll, ebenso fei an dem bisher a» den 3 Sonntagen vor Weihnachten zugr- lassenen erweiterten Geschäftsbetrieb festzuhalten. E» könne ja den einzelnen Orten, welche davon nicht vollen Gebrauch machen wollen, anheimgestellt werden, wie sie iS halten wollen. Mit diesem Beschluß wird ollen Wünschen und Verhältnissen Rechnung getragen und eS konnte zu dem weiteren Gegenstand der Tagesordnung geschritten werde.-., nämlich zur Besprechung der am 28. ds. stattfindenden Neuwahl zur Handelskammer Calw. An die Einleitung dieser Besprechung durch den Vorsitzenden Goll- mcr schloß sich eine lebhafte Aussprache, besonders auch von Seiten des Vertreters von Altensteig (C. W. Lutz, Mitglied der Handelskammer), wobei zum Ausdruck kam, daß die bisherigen Vertreter A. Koch in Rohrdorf, OA. Nagold und Wilh. Jul. Münster von Freuden« stadt gewählt werden mögen, während für den verst. Fabrikanten Stöffler von Herrenberg Kaufm. Rüdinger daselbst und für das im Jahr 1905 aus 3 Jahre gewählte Mitglied Eugen Dreiß ein Vertreter der Eisenindustrie in der Person deS Sensenfabrikanten A. Schmidt hier vorgeschlagen wird. Der den letztgen. Herrn bctr. Vorschlag wurde damit begründet, daß die Eisenindustrie, welche eine sehr beachtenswerte Stelle in dem Kammerbezirk einnimmt, seit dem Austritt des Hrn. Kommerzienrat Schmidt au» der Handelskammer krme Vertretung mehr gehabt haue, da durch die Uneinigkeit bei der Wahl vor 3 Jahren die Stadt Calw 4 Vertreter in der aus 10 Mitgliedern bestehenden Kammer erhielt; eine Zahl, die »och unverhältnismäßig groß sei, wenn berücksichtigt werde, daß der Bezirk Neuenbürg vermöge seiner umfassenderen Industrie weitaus den größten Beitrag zur Handelskammer zu leisten Hobe. Weiter wurde wohl mit Recht geltend gemacht, daß bisher neben der Holzindustrie in der Kammer beson
ders stack die Textilindustrie vertreten ist, und es entspreche somit dem Recht und der Billigkeit, wenn Neuenburg mit seiner Sensenfabrik wieder wie früher gebührende Berücksichtigung finde. WaS die Vertretung des Kaufmannk- standeS (der kleineren Gewerbetreibenden), betreffe, so würde dieselbe nach dem Vorschlag mit 3 Mitgliedern wie bisher eine entsprechende sein.Ditse Ausführungen zum Wahlvorichlagfanden denn auch in der Gauversammlung Anklaiig, nachdem sich auch die Vertreter von Calw und Wildbad mit dem Wahlvorschlag einver- standen erklärt hatten und betont worden war, daß durch ein einmütiges Zusammengehen die Wahl zustande kommen möge. Handwerkskammersekretär Freytag von Reutlingen hielt hierauf einen 1*/r ständigen Voitrag über Mit- telstandSpolink, dem die Versammlung mit großem Interesse folgte und mit lebhaftem Beifall begleitete. Nach einem Schlußwort des Vorsitzenden und dem durch Oberlehrer Köbele« Nagold dem bisherigen Gauvorstand darge- brachteu Dank war für die zahlreichen Gäste au» dem Nagoldtal die Zbit des Zugabgangs herangekommen. Gewiß kann gesagt werden: die Versammlung, der auch Oberamtmann Hornung anwohnte, nahm einen allseitig befriedigen, den und in jeder Hinsicht schönen Verlauf.
(Enzt.)
Neuenbürg, 10. Jan. Da» Wetter wechselt rasch. Große Kälte, Wärme und nun wieder Kälte. Eine auffallend» Erscheinung war die völlige Vereisung des Enzbetts und endlos schienen die EiSmassen beim Eisgang, welche die Enz mit sich führte. Große Mühe und Aufwand verursachte die Weiterbeförderung de» Eises bei dem niederen Wafferstsnd, da da» Eis sich aufstaute, das Wasser auf die Ufer trieb und Wehre, Ufer und Wiesen schä- digte. Diese Erscheinung wird von Leuten die alljährlich mit dem Eisgang zu tun haben, seit Jahren in zunehmendem Maß beobachtet und dem Umstand zugeschricben, daß durch die Gemeindewasserversorgung immer mehr Quellen gefaßt und abgeleitet werden, wodurch die natürliche Wärme dem Wasser entzogen und die Eisbildung gefördert wird. Diese nachteilige Folge wird gegen früher auch an dem Staude unserer Wässcrwiesen im Frühjahr beobachtet. So bildet diese auffallende Erscheinung auch ein Kapitel zu der von Stuttgart in großem Maßstab geplanten Quellenableitung aus dem Enzzebiet.
Herrenalb 10. Jan. Wegen gegenseitigen Schabernacks gerieten drei Kaminfeger in Streit, in eine ernste Schlägerei und Messerstecherei die in der Villa Herbster ausartete. Ein Nachbar, der Ruhe stiften wollte, wurde in den Kopf gestochen und liegt krank darnieder. Der Haupttäter mußte in» Krankenhaus geschafft werden, da man fürchtete, er möchte sich verbluten.
Reutlingen, 7. Jan. Mit Genehmigung de» Gemeinderats wurde auch Heuer wieder über die Dauer der strengeren Kälte an unbemitteltere Familien Koak» in Mengen bi» zu 2 Zentnern um 1 Mk. für den Zentner vom städtNchen Gaswerk abgegeben.