des Bedarfs an reinen Seifen vollständig zur Verfügung stesserk, und daß zurzeit absolut keine Bedenken bestehen, daß die Seifen innerhalb der vorgesehenen Zeit, d. h. bis Ende September zur Ablieferung gelangen.
Die Göppinger Gewerkschaften
und die Kohlennot.
SCB. Göppingen, 23. August. Gestem Nachmittag 4 Uhr fand auf dem Marktplatz eine von den vereinigten Gewerkschaften einbe- rufene Demonstrationsversammlung statt, die sich mit der herrschenden Kohlcnnot beschäftigte. Paul Rehbach-Göppingen führte aus, daß die Kohlenversorgung nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Industrie und die gesamte Bürgerschaft interessiere. Die Schuld am Kohlenmangel den Streiks der Bergarbeiter und Eisenbahner in die Schuhe zu schieben, gehe nicht an, denn in den Gebieten, aus denen wir unsere Kohlen beziehen, seien schon monatelang keine Streiks zu verzeichnen. Er glaube ja, daß unsere Industrie alles versuche, Kohlen herbeizuschafsen, doch sei dies von heute auf morgen nicht möglich Es müsse zugegeben werden, daß die Förderung bedeutend nachgelassen habe, doch sei dies nicht auf die Faulheit der Berg- ' arbeiter zurückzusühren, sondern eine Folge der Profitgier der Kohlenbarone, die aus kapitalistischen Interessen viele Schächte stillgelegt hätten. Er glaube nicht, daß auch jetzt die Schwerindustrie, wie viele Arbeiter vermuten, die Lage auszunützen suche, um die Arbeitszeit hinauf- und die Löhne herunterzuschrauben, doch müsse die Arbeiterschaft die Augen offen halten. In absehbarer Zeit werde eine Besserung in der Kohlenfrage nicht eintreten. Die größte Schuld trage die Regierung mit ihrem Mangel an Einsicht. Schon längst hätte ' eine Beschleunigung der Reparaturen in den Eisenbahnwerkstätten herbeigcführt werden können, um dem Kohlenmangel abzuhelfen; eS seien ja arbeitslose Facharbeiter genug vorhanden. Aber eS fehle der Regierung am nötigen Ernst. Die Behörden hätten jetzt die dringende Aufgabe, mit allen Mitteln für den Hausbrand zu sorgen. Wenn keine Kohlen zu haben seien, dann müsse einfach Holz herbeigeschafft werden, gleich, wo man es herhole. Im anderen Fall müßten die Behörden bei einer eintretenden Katastrophe die Verantwortung tragen. Die Arbeiterschaft protestiere auch aus Gesundheits-
rsicksichknt gegen die fnsolge der stromlosen Tag« elngeriflene Nachtarbeit. Desgleichen seien die Arbeiter nicht gewillt, sich durch ström- lose Tage ihr Einkommen schmälern zu lassen; sie verlangten vom Arbeitgeber volle Bezahlung. Letzteere sollten sehen, wie sie von der Negierung Ersatz für diese Lohnzahlungen bekommen. Nur die Geschlossenheit der gesamten organisierten Arbeiterchaft könne eine weitere Verschlechterung der Lebenshaltung der Arbeiter verhindern. Es würde eine Kommission gewählt, um die Kohlenfrage weiter zu behandeln. Hierauf wurde folgende Entschließung einimmig angenommen: Die gesamte aufgebotene Arbeiterschaft deS Jndustriebezirks Göppingen protestiert in einer am 22. August 1919 auf dem Marktplatz stattgefundenen Massenversammlung gegen die ungenügende Kohlenversorgung des Bezirks und stellt folgende Forderungen an die Stadtgemeinde, Oberamt und Regierung: 1. Gleichmäßige Versorgung deS Jndustriebezirks Göppingen mit Kohlen wie in den übrigen Jndustriebezirken in Land und Reich. 2. Gleichmäßige Versorgung der Einwohnerschaft des Bezirks mit Kohle für dev Hausbrand. 3. Sollten trotzdem stromlose Tage eingeführt werden müssen, so verlangen wir den vollen Lohnausfall vom Arbeitgeber ersetzt. 4 Verbot der Nachtarbeit. 5. Unbedingte Einhaltung deS Achtstundentages.
Mutmaßliches Wetter am Dienstag «. Mittwoch.
Die Störungen nehmen weiter überhand. Am Dienstag und Mittwoch ist meist bedecktes, strichweise regnerisches und etwas kühleres Wetter zu erwarten.
SCB. Frcudenstadt, 24. August. Die Zimmerleute,' Gipser, Maurer und Hilfsarbeiter haben am Freitag früh die Arbeit niedergelegt. Sie verlangen eine Teuerungszulage usw. Mt den Arbeitgebern wird gegenwärtig verhandelt.
(LTV) Stuttgart» 24. Aug. Rach den neuesten Veröffentlichungen des städt. Statist. Amtes hat, wie im Mai, auch im Juni der Geburtenüberschuß über die Sterbefnlle angedauert, und zwar mit 4,6 Prozent pro Mille. Damit war der Geburtenüberschuß etwa halb so groß wie in der Zeit vor dem Kriege, aber die Eheziffer war um die Hälfte großer als da
mals. — Die Guthaben bei der Städk. Sparkasse sind um 8 Millionen gestiegen.
SCB. Schwaigern, 2V. August. Gestern abend mit Anbruch der Nacht wurde der letzte Wagen der gut eingebrachten Ernte des Guts. Pächters Funck auf Schloß Neipperg in die große, über Kriegszeit erbaute, etwa 560 Meter vom Schlosse entfernt liegende Feldscheu« eingefahren und damit das Erntegeschäft beendet. Gegen 9 Uhr schlugen plötzlich, wie der .Leintalbote* berichtet, die Flammen haushoch empor. Das Feuer griff so schnell um sich, daß nicht einmal der zuletzt eingcfahrene Erntewagen mehr gerettet werden konnte Die ganze Ernte.— viele hundert Zenter Brotgetreide — ist reichtet. Brandstiftung wird vermutet, doch konnte näheres nicht fest- gestellt werden.
SCB. Waiblingen, 24. August. Die Milchgenoffeuschast H,y. »veiler hat seit einiger Ziet anscheinend gewässerte Milch nach Stuttgart geliefert. Die Untersuchungen ergaben erhebliche Zusätze von Wasser. Zur Feststellung der Milchpantscher waren Probeentnahmen i bei der Uebergabe der Milch durch die Erzeuger an die Genossen- > schast notwendig. Diese sogenannten Nebergabcproben erfolgten an; 19. August. Davon mutzten 7 als verdächtig beanstandet Zur Ueberführung der sieben Beschuldigten waren weitere Eillinien, sogenannte Stallproben, rw'wendig. Schon bei der w, August erfolgten Entnahme der Uebergabeproben zeigte die BeWe- ! rung eine drohende Haltung. Anläßlich der Stallproben an» 20. Auz. > kam eS zu tätlichem Widerstand. Die Beamten mußten, ohne ihn > Amtshandlung durch geführt zu haben, den mit Stangen und Mist- I gabeln bewaffneten Bauern weichen. Am 22. August abends und am 23. August früh wurden nun die Stallproben durch Beamte dn Nahrungsmittelpolizei und des Landespolizeiamtes unter militärischer Bedeckung bei den sieben Beschuldigten nachgeholt und einige i an dem Aufruhr vom 19. August beteiligte Personen vorläufig fest- s genominen. Diese und die Milchfälscher sehen ihrer Aburteilung ent- ! gegen und werden die nicht unerheblichen Kosten der durch das Ver- ! halten der Bevölkerung erforderlich gewordenen Maßnahmen zu tragen habe»».
Für die Schrift!, verantwortlich: Otto Seltmann, Talw.
Druck und Verlag der A. Ölschläger'schen Buchdruckerei, Talw.
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Allen Berivandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht, daß mein lieber, unvergeßlicher Mann, unser lieber Pater, Schwiege» und Großvater
Michael Mutschler,
Bauer und Kirchengemeinderat
im Alter von 74 Jahren nach kurzem, schweren Leiden sanft in dem Herrn entschlafen ist.
3m Namen der trauernden Hinterbliebenen: die Gattin: Maria Katharina Rentschler, mit ihren Töchtern.
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