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mädchenhaft aus, hatte aber doch noch immer trotz der kecken Husarenuniform etwas Weichliches, Weibliches, das ihn manchmal bestrickend liebenswürdig erscheinen lieh. Als ich ihn zum erstenmal nach so langer Zeii wieder entgegentrat und ihn so vor mir sah, kam plötzlich eine Verwirrung über mich, wie ich sie nie gefühlt, und als er sich mit einer flotten Bewegung verbeugte, mit den Sporen klirrte und meine Hand mit den Worten ergriff: „Wie schön bist du geworden, eliörs eousins!" da schoß mir das Blut so heftig zu Kopf, daß ich feuerrot gewesen sein mutz. Er lächelte, zog meine Hand an seine Lippen und deutete dann auf Norbert, der still daneben stand: „Da ist auch einer, der sich freut dich wiederzusehen. Wir haben oft von dir gesprochen." Ich reichte Norbert mechanisch die Hand und sah ihn kaum. Meine Augen waren wie geblendet, in meinem Kopf summte es und mein Herz schlugt zum Zerspringen. Dann, eine Weile fpä-! ter, als ich mich ihnen entziehen konnte,! eilte ich auf mein Zimmer und nahm den! Spiegel zur Hand. Und zum erstenmal in meinem Leben fand ich Gefallen an dem, was ich da in dem blanken Glase sah, und ich sagte mir, datz Gerhardt recht hatte. Ich war wirklich eine andre geworden — ein Blick auf die Photographie, die unter dem Spiegel hing, bestätigte den Ausspruch meines Vetters. Datz mir das auch nie ausgefallen war, und doch lag es so nahe! Das Gesicht war noch dasselbe, aber alles war weich und rund geworden, das spitze Kinn, die schmalen Wangen, die eckigen Schultern, das war verschwunden und eine Gestalt, so gefällig und wohlgeformt wie die meiner Tante, blickte mir aus oem Spiegel entgegen. Und plötzlich ' chlug mir das Herz wieder heftiger, dunkles Rot flog über Stirn und Wangen und ine seltsame Bangigkeit, halb Schmerz, halb Freude, kam über mich. Ich setzte mich vor das Tischchen am Fenster und nahm ein Buch — aber die Worte zitterten mir vor den Augen — ich lehnte mich zurück in meinen Stuhl und träumte. Ich sah Gerhardt — die elegante Gestalt und den bewundernden Blick — und dann wieder sah ich auf einmal das Auge Norberts, dessen seltsamer Ausdruck mich so tief getroffen hatte in all meiner Verwirrung, daß ich ihm dann plötzlich ohne Anlaß die Hand reichte, als wollte ich Verzeihung erbitten, für die Gleichgültigkeit, mit der ich ihn im ersten Augenblick behandelte. Ich machte mir keine Gedanken über das alles, ja ich vermute, daß ich gar nicht fähig gewesen wäre, einigermaßen klar zu denken. Ich geriet in einen fiebcrartigen Zustand, alles vor mir und in mir war Nebel, aber ein glänzender, leuchtender Nebel, und plötzlich ertappte ich mich darüber — daß ich lächelte. Ich sprang auf und sah erschrocken, daß es schon dämmerte
Nun eilte ich in den Garten und dann wieder, ohne recht zu wissen, was ich wollte, in unser Gesellschaftszimmer. Hier fand ich alles beisammen — man hatte schon nach mir gefragt — und nun gelang es mir auch, mich zu bezwingen. Ich war doch ein recht thörichtes, eitles Mädchen — über ein Kompliment, eine Alltagsmünze der gewöhnlichsten Art, so in Aufregung zu geraten! Oder war ich verliebt ? Ich hatte Romane genug gelesen, daß ich mir nach dem wohl eine Frage vorlegen mutzte. Die Antwort war ein rasches „Nein" und mit einer mutwilligen Aufwallung hob ich keck meine Augen und ließ sie von Gerhardt zu Norbert gleiten. Beide blickten mich an und erschrocken wendete ich mich ab und machte mir an dem Piano etwas zu schaffen, vor dem
roten Stempel sind bei den Fälschungen etwas kleiner und stehen etwa 3 Millimeter dichter an einander als bei den echten Noten. Die Rückseite bietet einen rauheren Anblick und läßt in ihrem Eindruck die Fälschung leichter erkennen. Es fehlen ihr alle Feinheiten des Stiches.
— Vergoldete Rahmen, Gardinenstangen rc. reinigt man vom Fliegenschmutz mittelst durchgeschnittener Zwiebel, spülte mit kaltem Wasser, trocknet bei mäßiger Ofenwärme.
— Eine anspruchslose dankbare Blume für Gartenausschmückung ist der Fingerhut, dessen stattliche Blütenstiele mit den weißen, gelben oder verschieden rotgefärbten Glocken man jetzt hier oder dort in den Gärten sieht. Der praktische Ratgeber bringt in seiner Nummer vom 18.
eben Jenny Platz genommen hatte, um Juni die Abbildung einiger Fingerhutbeete
uns ihren neuen Strauß vorzuspielen. (Fortsetzung folgt.)
Aus Stadt und Umgebung.
Wildbad, 13. Juli. Gestern Nachmittag geriet der 4jähr. Knabe des Ma- lermstc. Hiller in Calmbach unterhalb der Kepplerschen Sägmühle in die an dieser Stelle ziemlich reißende Enz. Vize- feldwebel Bräuning aus Stuttgart, welcher gegenwärtig zur Kur hier weilt unv sich zufällig in der Nähe der Unfallstelle befand, sprang dem Knaben sofort nach nnd rettete ihn vom Tode des Ertrinkens. Da sich sonst niemand in der Nähe befand wäre das Kind ohne diese mutige Tat sicher verloreu gewesen.
i und eine Kuluranleitung. Man sät jetzt iw Juli, über Winter deckt man den Boden mit kurzem Dünger. Es ist gut, wenn der Standort etwas sonnig ist. Wenn einmal ein Fingerhut vorhanden ist, säet er sich leicht selbst wieder aus. Man hat mit der Pflanze gar keine weitere Mühe. Die Nummer, welche diese Mitteilung enthält wird auf Verlangen kostenfrei an jeden Gartenfreund geschickt durch das Geschäftsamt des „praktischen Ratgebers" in Frankfurt a. Oder.
Vermischtes.
(Falsche Hundertmarkscheine.) Bis zu 3000 Mark Belohnung hat das Reichsbankdirektorium auf die Ermittelung von Reichsbanknoten-Fälschern ausgesetzt. Wie die genannte Behörde bekannt gibt, sind in letzter Zeit bei aufmerksamer Betrachtung als Nachbildungen unschwer erkennbare Hundertmarkscheine in Umlauf gebracht worden. Die bisher angehaltenen Scheine sind sämtlich von gleichartiger Ausführung, Nachbildungen der Ausgabe vom 1. Juli 1898, nnd haben ebenso wie diese linksseitige rote Fasern, dasselbe Ausstellungsdatum und die gleichen Kon- trollbuchstaben. Die sämtlichen Fälschungen, soweit sie bisher beobachtet sind, tragen die Zahlen 0 788904, jedoch in verschiedenen Zusammenstellungen. Auf der Vorderseite, ist die Farbe in den Worten „Reichsbank-! note Ein Hundert Mark" und in der^ Zahl .,100" dick aufgetragen und die' Schrist dadurch erhaben und glänzend. Der große Adler im Untergrund der Vorderseite hat in der Nachahmung zum Teil Kreuzschraffierung, während bei den eckten Scheinen nur Querschraffierung vorhanden ist. Die beiden übereinanderstehenden
Letzte Nachrichten
Essen, a. d. R., 12. Juli. Von den
auf der Zeche „Borussia" Verunglückten sind bis heute 6 Leichen geborgen worden. Alle aufgefundenen Leichen sind bis auf j etne durch Brandwunden gänzlich unkenntlich. Die Leichen lagen südlich vor dem l Hauptschacht, während die Mehrzahl der Bergleute westlich und südlich vermutet f werden.
London, 12. Juti. In der Kohlengrube bei Wattstown in Glamorganshire fand eine Explosion statt. Bisher sind 69 Leichen geborgen, darunter diejenige des Generaldirektors der Grube. Man befürchtet, daß die Gesamtzahl der Toten 126 beträgt.
Minsk, 12. Juli. Gestern Abend versuchte eine nach Tausenden zählende Menschenmenge eine Kundgebung z„ veranstalten. Die Kosaken feuerten auf die Menge, die mit Revolverschüssen anwortete. Die Zahl der Verwundeten ist noch nicht ermittelt.
beim Linkatik von I'sdrrLclern
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Wildbad.
WekannLnrachung.
Am nächsten
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öen 15 . Juli ös Is-,
abends 6 Uhr,
findet die Publikation der Orlsarmenpflegerechnung pro 1902/03 in öffentl. Sitzung der bürgerlichen Kollegien statt.
Den 11. Juli 1005.
Stadtschultheißenamt:
Baetzner.
Sand u Holz-Verkauf.
Morgen Freitag, vorm. 11 Uhr,
werden auf dem Rathaus hier ca. 3 obw Sand im Hochwiesenweg, ca. 3 ebm desgl. am Stichweg öffentlich versteigert.
. Desgl. nachmittags 1 Uhr ca. 1 Rm alirs Bauholz auf dem Sägmühlplatz und eine Partie Neste tünter der Klein- kinderschule.
Zusammenkunft bei der städt. Sägmühle.
Die Stadtpflege.