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tvs, in dem Bienenwachs gelöst wurde, ei» und glätte es mit reiner, weicher Bürste oder Flanelllappen. 3—4 Wochen reibe man das Linoleum täglich trocken ab. Erst dann wiederhole man dieses Verfahren und man har stets reine und glänzende Teppiche und Läufer.
(Gebrauchte Schwämme zu reinigen.) Durch längeren Gebrauch nehmen die Schwämme allmählich fettige Substanzen auf und werden schmierig. Einen in dieser Weise stark verunreinigten Schwamm zu säubern, ist sehr schwer man läßt es am besten daher nicht so weit kommen, sondern reinigt in gewissen Zeitabschnitten regelmäßig die im Gebrauche befindlichen Schwämme. Dies geschieht, indem man die Fettsubstanzen entfernt durch wiederholtes Einweichen der Schwämme in 1—2pro- zentige Natriumcarbonat-Lösung von etwa 50 Grad C. Anwendung konzentrierter, forme kochender Lösungen ist ausgeschlossen, weil die Schwammsubstanzen (Spongin) dadurch tiefgreifende Aenderung erleidet. Die Entfettung eines Schwammes kann man in schwierigen Fällen durch wässeriges oder alkoholisches Ammoniak unterstützen.
— Um Bürsten zu reinigen, besonders fette Haarbürsten, taucht mau die Bürste mit den Borsten vollständig in ein Eigelb und reibt dieses, sobald es getrocknet ist, wieder ab. Nachher werden die Bürsten noch in heißes Wasser gesteckt und in die Luft (Borsten nach unten) zum Trocknen gelegt.
Unter Hcrk'teriöes.
Meine offizielle Frau.
Von Col. Richard Henry Savage.
(Forts.) (Nachdruck verboten.)
„Zehn, was nötigenfalls innerhalb einer Stunde zu wiederholen ist."
Ich bezahlte und verschluckte sofort eines der Pulver. Dann begab ich mich wieder nach dem Gasthof und nahm, in mein einsames Zimmer zurückgekehrt, ein zweites Pulver. Einmal im Bett, verlor ich die Empfindung für meine Lage — ich schlief ein.
Am andern Morgen schien die Sonne in mein Gemach, als ich erwachte und ich fühlte mich nahezu glücklich und fürchtete weder die geheime Polizei, noch den Zaren, ja, das gräßliche Gequike einer Drehorgel klang mir wie die schönste Musik in der italienischen Oper. O Opium, welch lieblicher Tröster der leidenden Menschheit bist du!
Ich stand auf, kleidete mich an und ging ins Wohnzimmer, wo ich einen verlassenen Frühstückstisch vorfand; die gnädige Frau hatte schon gefrühstückt und war ausgegangen, wie mir der Kellner mitteilte.
Rasch nahm ich eine Tasse Kaffee und ein weiches Ei zu mir, tröstete mich über meine Mißempfindungen mit dem Gedanken, daß ich in aller Bälde meine offizielle Frau von hier fortbringe» und dadurch Saschas Herz brechen würde und verfügte mich sofort zu meinem Anwalt, mit dem ich fast den ganzen Tag verbrachte. Die nötigen Papiere zur Abwickelung der Angelegenheiten meiner Tochter lagen zur Unterschrift bereit und ich setzte als ihr Vertreter meinen Namen darunter, so daß ich, soweit diese Angelegenheit in Betracht kam, St. Petersburg verlassen konnte.
Ich schleuderte nun nach dem Gasthof zurück, um Helene ihre Koffer packen zu
heißen. Vor der Tür unsres Empfangszimmers stieß ich auf Fräulein de Launay.
„Die gnädige Frau ist nicht zu Hause; ich sprach im Aufträge Frau von Wclets- kys hier vor, die um die Adresse der Pariser Putzmacherin Ihrer Frau Gemahlin bitten läßt," erwiderte die junge Dame auf meine fragenden Blicke.
„Meine Frau wird die Adresse schicken, sobald sie heim kommt," sagte ich, „da wir morgen von hier abreisen."
„Morgen?" rief die Erzieherin erleichtert aus.
„Gewiß! Meine Empfehlungen an Frau von Weletsky und teilen Sie ihr, bitte, dies mit."
„Morgen," wiederholte die Französin leise, als wäre die Neuigkeit zu gut, um sie glauben zn können und entfernte sich mit glänzenden Angen und leichten Schritten.
Da Helene nicht da war, verfügte ich mich ins Bureau des Gasthofes, gab meine Aufenthaltskarte ab und bat, für Herrn und Frau Oberst Lenox Pässe zur Reise ins Ausland besorgen zu lassen.
„Gewiß," sagte der Sekretär, „und mit welchem Zug werden die Herrschaften abreisen?"
„Mit dem Einuhrzug mittags," cnt- gegnete ich, via Eydlkuhnen direkt nach Berlin."
„Sie reisen früher ab, als Sie beabsichtigt hatten — der gnädige Herr scheinen sich anders besonnen zu haben," sagte der Kerl grinsend; dabei blickte er nach dem Eingang des Hauses, wo soeben Helene in höchst kleidsamem Besuchsanzng erschien, während sich der hübsche Sascha zu ihr herabbeugte und mit Mund und Augen auf sie einzureven schien.
Schamröte bedeckte meine Stirne — selbst die Dienerschaft bemerkte diese Liebelei der Dame, die meinen Namen trug uud dieser Kerl, der Sekretär, dachte, ich verlasse Rußland nur so schnell, um mein Weib aus der Gesellschaft eines Mannes zu entfernen, dessen Anziehungskraft gegen« über ich mich ohnmächtig fühlte.
Mit einem furchibaren Blick trat ich Helene entgegen, die sich auf die Lippen biß und stehen bl-eb. Rasch nahm ihr Gesicht aber einen andern Ausdruck an und mit lieblichem Lächeln sagte sie: „Arthur, du böser Mensch, du bist heute nicht einmal zum Frühstück aufgestanden! Ich hätte dich geweckt, aber du schliefst so gesund."
„Haha! Zu lange im Jachtklub geblieben gestern nacht, mein lieber Lenox!" rief Sascha mit ausgestreckter Hand und fröhlicher Stimme.
Was diese S aven doch für Komödianten sind! Ich wußte, daß er mich haßte, aber er sollte mich in diplomatischen Künsten nicht überlisten und obgleich ich ih» Nicht ausstehen konnte, drückte ich doch die mir dargebotene Hand und erwiderte: „Nein, Vetter Sascha, ich versuche die Göttin des Glückes nie, wenn sie mir den Abend zuvor gelächelt hat!" Dann aber wollte ich sie beide guis neue quälen und rief in meiner zärtlichste» Weise: „Du bist mir meuien Morgenkuß noch schuldig, kleine Frau — du hast wohl urchts dagegen - - öffentlich.
Aber als ich mich über meinen schönen Quälgeist beugte, um sie zu küssen, traf mich ein so hifloser, flehender Blick aus ihren wunderbaren '-»ugen, daß ich mch begnügte, mit dem Schnurrbart über ihre schöne Stirne zu fagren, anstatt ihn auf
die süßen roten Lippen zu drücken, die mir zuflüsterten: „Danke!"
„Eben habe ich mit Olga Weletsky meine Besuche gemacht," sagte sie mit dankbarem Lächeln; „Vetter Sascha hat die Liebenswürdigkeit, mich zur Fürstin Palitzin zu begleiten," dabei warf sie ihm einen vertrauensvollen Blick zu, der mich furchtbar ärgerte und fuhr fort: „Du weißt ja, daß ich versprochen habe, den Rest des Nachmittags bei ihr zuzubringen; zum Diner heute abend erwartet sie auch dich. Im Vocübergehen wollte ich mir nur einen schweren Pelz mitnehmen, weil es beträchtlich kälter geworden ist und dir eine Bestellung von Constantin Weletsky ausrichten: er möchte dich heute nachmittag noch sprechen."
„Ich bin im Begriff, zu ihm zu gehen," erwiderte ich; „da die Angelegenheiten unsrer Tochter soweit erledigt sind, können wir abreisen."
„Wir reisen ab?" fragte sie lebhaft.
„Morgen um ein Uhr."
„Sie gehen so — so bald wieder fort?" s seufzte Sascha mit lebhaftem Bedauern in seinem Ton.
„Haha," dachte ich, „das gefällt dir nicht," denn ich sah, wie sein Schnurrbart vor Erregung zitterte, als er ausrief: „Morgen obend ist aber doch der Jgnatief- sche Ball, um den Sie dann kämen — und Sie wären die Ballkönigin gewesen — Sie dürfen nicht fort." l „Ich kann unmöglich länger bleiben," j flüsterte Helene uud suchte durch den Blick iyrer Augen die Worte ihrer Lippen wieder gutzumachen.
„Ja," erwiderte ich, „meine Frau sehnt sich auch wieder nach den Pariser Freuden zurück." Dann suchte ich die Pein meines Nebenbuhlers noch ein wenig zu verschärfen, indem ich spitzig sagte: „Wie entzückt wird Henri de Saint Germaine sein, wenn er dich wieder zu sehen bekommt, min ears, 8 P 08 U. Auf Wiedersehen heute abend." Damit wollte ich eben gehen, als mir plötzlich Mademoiselle de Launays Besuch eirsiel. „Ich muß dir noch ein paar Worte unter vier Augen sagen; Vetter Sascha entschuldigt gewiß einen Augenblick," sagte ich plötzlich.
Offenbar sah sie etwas in meinem Gesicht, was sie veranlaßte, meinem Verlangen unverzüglich zu entsprechen.
„Warten Sie am Wagen einen Augenblick auf mich, Alexander," sagte sie, „mein Mann will mir eine Gardinenpredigt halten — wohl, wie gewöhnlich über unsre Koffer, nicht?"
Im nächsten Augenblick war sie an meiner Seite und flüsterte: „Was gibt's?"
„Komm in unser Zimmer," antwortete ich.
Ohne ein Wort der Widerrede folgte sie mir.
„Nun sehe» Tie Ihre Sachen nach!" sagte ich, sobald wir oben angelangt waren. „Sind sie durchiucht worden?"
„Ja, so lange ich aus war," erwiderte sie, nachdem sie sich flüchtig nwgesehen hatte.
„Es war nichts darunter, was Sie verraten konnte?"
„Nichts, — Sie brauchen keine Angst zu haben. Jedes Stück meiner Wäsche ist gezeichnet worden, ehe ich Paris verließ. Sehen Sie!" Damit hob sie eine Handvoll Leinen und Spitzen in die Höhe, deren Anblick mein Blut rascher fließen machte, und mit Staunen bemerkte ich überall die Buchstaben: N. 8." - die Jnitialien
meiner rechten Frau. (Forts, folgt.)
Telephon Nr. SS.
Vedaknon, Druck und Verlag von A Wildbr-tl in Wilvbad.